Die Verwendung des Begriffes Inklusion

  • Guten Morgen, ihr Lieben,


    jetzt juckt es mich doch in den Fingern, obwohl ich gerade so ein doofes Gerichtsverfahren vorbereiten muss ... Aber egal - mich regt es halt immer auf, wenn der Begriff Inklusion immer nur so eingeschränkt benutzt wird. Und zwar nur auf den Bereich Pädagogik und auch nur in Bezug auf das Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten (wobei, wer ist schon Nicht-Behindert ...)


    Inklusion ist so viel mehr. Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das große "Wir", bei dem jeder seinen ihm möglichen Beitrag leistet, niemand ausgegrenzt wird, jeder dazugehört. Das haben wir erst richtig geschafft, wenn wir nicht mehr unterscheiden, wenn wir einfach nur Menschen sind, die miteinander leben. Diese "Frau und Mann, einfarbig, kariert, gestreift, gepunktet, bunt oder schwarz-weiß, Inländer, Ausländer, alt oder jung, klein oder groß"-Diskussionen kein Thema mehr sind und jeder Einzelne ein Teil einer Gemeinschaft ist.


    Hier eine Erklärung zu den Unterschieden der Inklusion allgemein und der Inklusion in der Bildung:



    Definition Inklusion
    Der Begriff Inklusion hat seine Wurzeln im Lateinischen. Dort bedeutet das Verb includere einlassen und einschließen, das Sustantiv inclusio bedeutet Einschließung und Einbeziehung.

    Als soziologischer Begriff beschreibt das
    Konzept der Inklusion eine Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert
    wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teilhaben kann –
    unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft, von
    Religionszugehörigkeit oder Bildung, von eventuellen Behinderungen oder
    sonstigen individuellen Merkmalen.


    In der inklusiven Gesellschaft gibt es keine definierte
    Normalität, die jedes Mitglied dieser Gesellschaft anzustreben oder zu
    erfüllen hat. Normal ist allein die Tatsache, dass Unterschiede
    vorhanden sind. Diese Unterschiede werden als Bereicherung aufgefasst
    und haben keine Auswirkungen auf das selbstverständliche Recht der
    Individuen auf Teilhabe. Aufgabe der Gesellschaft ist es, in allen
    Lebensbereichen Strukturen zu schaffen, die es den Mitgliedern dieser
    Gesellschaft ermöglichen, sich barrierefrei darin zu bewegen.


    So auch im Bereich der Bildung. Die inklusive Pädagogik
    beschreibt einen Ansatz, der im Wesentlichen auf der Wertschätzung der
    Vielfalt beruht. In einem inklusiven Bildungssystem lernen Menschen mit
    und ohne Behinderungen von Anfang an gemeinsam. Homogene und damit
    separierende Lerngruppen werden nicht gebildert. Von der
    Kindertagesstätte über die Schulen und Hochschulen bis hin zu
    Einrichtungen der Weiterbildung wird niemand aufgrund einer Behinderung
    vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen. Vielmehr ist es die
    Aufgabe des Bildungssystems, durch Bereitstellen von speziellen Mitteln
    und Methoden einzelne Lernende besonders zu unterstützen und zu fördern.
    Nicht das Individuum muss sich also an ein bestimmtes System anpassen,
    sondern das System muss umgekehrt die Bedürfnisse aller Lernenden
    berücksichtigen und sich gegebenenfalls anpassen.


    Autorin: Andrea Schöb, Juli 2013

    ........................................
    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

    Einmal editiert, zuletzt von Klara ()

  • Inklusion ist so viel mehr. Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das große "Wir", bei dem jeder seinen ihm möglichen Beitrag leistet, niemand ausgegrenzt wird, jeder dazugehört. Das haben wir erst richtig geschafft, wenn wir nicht mehr unterscheiden, wenn wir einfach nur Menschen sind, die miteinander leben. Diese "Frau und Mann, einfarbig, kariert, gestreift, gepunktet, bunt oder schwarz-weiß, Inländer, Ausländer, alt oder jung, klein oder groß"-Diskussionen kein Thema mehr sind und jeder Einzelne ein Teil einer Gemeinschaft ist.


    Ja Klara, da stimme ich dir absolut zu. Werden wir diesen Zustand jemals erreichen?
    Gesellschaftliche Entwicklungen wie z.B. bei den Themen Behinderung, Homosexualität und Gleichstellung der Geschlechter verlaufen über Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte in kleinen Schritten.
    Bis wir diesen Idealzustand erreicht haben, werden wohl weitere Jahrhunderte ins Land gehen.
    Momentan habe ich in manchen Bereichen den Eindruck, die Entwicklung geht eher zurück als vorwärts.


    Das sehe ich ja auch so. Und trotzdem bleibt gerade das Gymnasium eine Schule mit besonderem Lesitungsanspruch, bei dem es immer das Ziel ist, am Ende des Abitur zu erreichen. Wenn wir diesen Abspruch aufgeben, dann wäre das Gymnasium - und schlussendlich das ganze Schulsystem - nicht mehr das, was es heute ist. Gymnasium und Leistungsanspruch für mich absolut untrennbar miteinander verbunden. Das sage ich aus voller Überzeugung, auch wenn ich früher selbst am Gymnasium gescheitert bin.


    Dario, ich bin dafür Gymnasien ganz abzuschaffen und alle Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam zu unterrichten.
    In anderen Ländern wird dies bereits seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert.


  • Ich bin auch sehr dafür, dass niemand ausgregrenzt oder diskriminiert wird, nur weil er anders ist. Speziell was Sonderschulen angeht, kann ich aber aus eigener Erfahrung sagen, dass ich sie nie pauschal als Diskriminierung ode Ausgrenzung empfunden habe, sondern durchaus als Schonraum, den ich eine zeitlang auch brauchte, weil ich den Anforderungen einer Regelschule damals nicht gewachsen war. In einem anderen Forum hatte ich es merhfach geschreiben: Man darf behinderten Kindern (und auch behinderten Erwachsenen) nicht sämtliche Schonräume gnadenlos sreichen. Eine solches Konzept von Inklusion würde ich nicht unterstützen.


    Dass ich das Gymnasium damals in der 11. Klasse wieder verlassen musste (weil ich psychich am Ende war) war seinerzeit zwar bitter für mich, aber schlussendlich - aus heutiger Sicht - doch die richtige Entscheidung. Vom Intellekt her hätte ich das Abitur schaffen können, aber in meinem damaligen psychischen Zustand war das nicht möglich.


    Ich hätte auch sagen können, die Schule musss ich dann nhat an meine Bedürfnisse als behinderter Schüler (Asperger + Sprachbehinderung) anpassen, aber Schule kann sich eben nicht immer zu 100% an jeden Einzelnen anpassen, das ist illusorisch. Also musste ich das Abitur als persönliches Ziel aufgeben. Das sind so Schicksalsschläge, die man akzeptieren muss; den ich inzwischen (nach 27 Jahren) auch gut für mich akzeptiert habe. Ich habe meinen Platz in der Gesellschaft heute einigermaßen gefunden, auch wenn ich nicht immer und überall (im heutigen Verständnis von Inklusion) dabei sein konnte.

  • Hallo zusammen,


    nachdem meine Tochter ja schon 33 Jahre alt ist, stelle ich einfach mal meine Ansichten und Forderungen in Bezug auf erwachsene Menschen hier ein: für jeden Menschen mit Behinderung muss es ein gesetzlich verankertes Anrecht und eine Wahlmöglichkeit für eine geeignete Tagesstruktur und eine geeignete Wohnform mit einem personengebundenen Budget ermöglicht werden.
    Dies kann in den bereits vorhandenen Einrichtungen der Eingliederungshilfe (WfbM oder Tagesförderstätte, Wohnheim oder andere Wohnformen) geschehen oder auch in "der freien Wildbahn", also in Eigenregie. Eine solche Wahlfreiheit würde auch bewirken, dass die Angebote sich entweder nach den Wünschen und den Bedarfen der behinderten Menschen ausrichten oder überflüssig würden.

    Sie ist anders als die andern, und ihre Sprache geht weit an uns vorbei.
    Doch wenn sie lächelt, lächelt sie mit Leichtigkeit dir dein ganzes Herz entzwei.

    'Sommerkind' von Wortfront


    Viele Grüße
    Inge

  • In der inklusiven Gesellschaft gibt es keine definierte
    Normalität, die jedes Mitglied dieser Gesellschaft anzustreben oder zu
    erfüllen hat. Normal ist allein die Tatsache, dass Unterschiede
    vorhanden sind.


    Auch den Verzicht auf jeglichen Normalitätsbegriff sehe ich ehrlich gesagt ein wenig kritisch, weil damit ein wichtiges Koordinatensystem verloren ginge. Woran soll man sich orientieren, wenn es keine Fixpunkte mehr gibt, wenn alles in beliebiger Weise nebeneinander steht?


    Durch meinen Asperger-Autismus und mein Stottern bin ich ja - um es so direkt zu sagen - auch nicht normal, weil beides Besonderheiten sind, die die Mehrheit der Bevölkerung so nicht hat. Als Mensch bin ich deshalb nicht weniger wert, nehme den gleichen Respekt und die gleiche Würde für mich in Anspruch wie alle anderen Menschen auch. Trotzdem bin ich nicht im landläufigen Sinn normal (im Sinne von: der Norm entsprechend) und werde es auch nie sein. Versteht ihr, was ich sagen will?


    Ich weiß, dass solche Aussagen für viele provokativ klingen, aber das heutige Verständnis von Inklusion ist mir noch dermaßen neu, dass ich mir das Thema erst noch erschließen und meinen eigenen Standpunkt erst noch finden muss, das geht nur über kritische Fragen.

  • Dann könnte man ja auch sagen, der Rollstuhlfahrer kommt halt die Treppen im Gymnasium nicht hoch, deshalb kann er kein Abitur machen... das sind halt so Schicksalsschläge, die man akzeptieren muss.
    Nein, muss man nicht!!
    Das würde Nachteilsausgleichen, Schulbegleitern und Barrierefreiheit nämlich jegliche Berechtigung entziehen.


    Sämtliche Schonräume zu streichen, ist kein Konzept der Inklusion.
    Das hat mit Inklusion gar nichts zu tun!

  • Zitat

    Inklusion heißt wörtlich übersetzt Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn jeder Mensch – mit oder ohne Behinderung – überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion.


    Quelle und kompletter Text: Aktion Mensch (Hervorhebungen von mir)

    Sie ist anders als die andern, und ihre Sprache geht weit an uns vorbei.
    Doch wenn sie lächelt, lächelt sie mit Leichtigkeit dir dein ganzes Herz entzwei.

    'Sommerkind' von Wortfront


    Viele Grüße
    Inge

    3 Mal editiert, zuletzt von Inge ()

  • Sämtliche Schonräume zu streichen, ist kein Konzept der Inklusion.
    Das hat mit Inklusion gar nichts zu tun!


    So kommt es mir aber manchmal vor, wenn ich lese, dass sämtliche Sonderschlen (oder Föderschulen, wie sie heute heißen) abgeschafft werden soll.


    Ich war als KInd auf zwei verschiedenen Sonderschulen, einer Sprachheilschule und einer Sonderschule für Verhaltensgestörte. Zumindest die Sprachheilschule habe ich in der ersten Zeit durchaus als Schonraum empfunden, den ich damals für mich brauchte, weil ich ja selbst darunter gelitten hatte, dass ich in der Regelschule absolut nicht mehr klarkam. Das man behinderten Kinder diese Schonräume heute in der Form nicht mehr zugestehen will, verstehe ich nicht. Die Argumentation ist wahrscheinlich, dass die Regelschule heute (im Rahmen der Inklusion) die notwendige Rücksichtnahmen sicherstellen soll.In der Theorie hört sich das ja auch alles gut an, aber ob das in Praxis immer so funktioniert, ist eine ganz andere Frage.

  • Dario, ich bin dafür Gymnasien ganz abzuschaffen und alle Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam zu unterrichten. In anderen Ländern wird dies bereits seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert.


    Die idee ist ja gut gemeint, aber auch hier frage ich mich: Wie soll das in der Praxis funktionieren? Wenn ich mir vorstelle, dass ein Kind mit geistiger Behinderung gemeinsam mit einem hochbegabten Kind (IQ>130) in der selben Klasse unterrichtet wird, dann wird das nicht gehen, ohne das der eine massiv überfordert und der andere massiv unterfordert ist. Davon hat meines Erachtens keiner etwas!


    Man kann natürlich sagen, dann sollen diese beiden Kinder unterschiedliche Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden bekommen, aber das läuft ja am Ende auch wieder auf eine Differezierung nach Lesitungsstand hinaus. Von daher sehe ich den Vorteil einer solchen Zusammenlegung nicht. Wie gesagt, ich kenne das heutige Schulsystem und versuche so unvoreingenommen wie möglich zu sein. Bisher kann ich mir aber wirklich nicht vorstellen, wie die heutige Idee von Inklusion in der Praxis funktionieren soll. Wie schon geschrieben: Ich bin ein Kind der 1980er-Jahre und kann diese Mentalität, die ich damals mit auf den Weg bekommen habe, nicht so einfach wieder ablegen.

  • Die Argumentation ist wahrscheinlich, dass die Regelschule heute (im Rahmen der Inklusion) die notwendige Rücksichtnahmen sicherstellen soll.In der Theorie hört sich das ja auch alles gut an, aber ob das in Praxis immer so funktioniert, ist eine ganz andere Frage.


    In der Praxis funktioniert leider vieles noch nicht, von daher können wir auch nicht von Inklusion, sondern in vielen Bereichen allenfalls nur von Integration sprechen, aber gerade deshalb müssen wir uns FÜR Inklusion stark machen, damit alle Menschen von einer Inklusion profitieren, denn auch Menschen OHNE Behinderung haben Vorteile, wenn Barrieren abgebaut und die Inklusion vorangetrieben werden.


    Ich weiß, dass solche Aussagen für viele provokativ klingen, aber das heutige Verständnis von Inklusion ist mir noch dermaßen neu, dass ich mir das Thema erst noch erschließen und meinen eigenen Standpunkt erst noch finden muss, das geht nur über kritische Fragen.


    Ich finde es gut, dass du das schreibst. So werden Diskussionen ja auch angestoßen und man kann die Probleme benennen und diskutieren.

  • ie idee ist ja gut gemeint, aber auch hier frage ich mich: Wie soll das in der Praxis funktionieren? Wenn ich mir vorstelle, dass ein Kind mit geistiger Behinderung gemeinsam mit einem hochbegabten Kind (IQ>130) in der selben Klasse unterrichtet wird, dann wird das nicht gehen, ohne das der eine massiv überfordert und der andere massiv unterfordert ist. Davon hat meines Erachtens keiner etwas!


    So sieht Inklusion eben nicht aus.
    In einer Inklusion wird jedes Kind so gefördert und gefordert, wie es das braucht.
    Inklusion bedeutet nicht, dass alle immer zur selben Zeit am selben Ort das Gleiche tun.
    Kein schwerstbehindertes Kind mit einer geistigen Behinderung muss mit den anderen Schülern den Satz des Pythagoras pauken oder das große Latinum absolvieren.


    Inklusives Geschwister-Scholl-Gymnsium:
    http://www.jakobmuthpreis.de/p…scholl-gymnasium-pulheim/


    http://www.jakobmuthpreis.de/p…estner-schule-in-hamburg/

  • Inklusion bedeutet nicht, dass alle immer zur selben Zeit am selben Ort das Gleiche tun.
    Kein schwerstbehindertes Kind mit einer geistigen Behinderung muss mit den anderen Schülern den Satz des Pythagoras pauken oder das große Latinum absolvieren.


    Gut, dann bin ich insoweit schon mal beruhigt. Trotzdem frage ich mich: Was für eine Sinn macht es dann, Kinder mit so unterschiedlichen Leistungsständen in einer Klasse zu unterrichten?

  • Gut, dann bin ich insoweit schon mal beruhigt. Trotzdem frage ich mich: Was für eine Sinn macht es dann, Kinder mit so unterschiedlichen Leistungsständen in einer Klasse zu unterrichten?


    Dario, es gibt doch Fächer, in denen gemeinsames oder binnendifferenziertes Lernen sehr gut gelingt.
    So funktioniert das doch auch in einer Gesamtschule. Dort gibt es Kerngruppen. Die Kerngruppe besteht aus dem gesamten Klassenverband, der in einigen Fächern gemeinsam und in einigen Fächern je nach Leistungsstand getrennt unterrichtet wird.


    So ähnlich stelle ich mir das auch in der Inklusion vor und so wird es ja teilweise auch praktizert.
    Die einen büffeln Mathe und Latein jeder nach Leistungsstand und Fähigkeiten, andere lernen mathematische Grundkenntnisse und praktische Fertigkeiten beim Kochen und Einkaufen, derweil andere Kinder wiederum Physiotherapie im Nebenraum haben. In bestimmten Fächern, beim Essen und in den Pausen trifft man sich als gesamte Kerngruppe wieder.


    Ich denke, in der Inklusion muss immer flexibel gedacht werden und alle Lernformen im Klassenverband oder in der Kleingruppe müssen offen und durchlässig bleiben, weil ja immer Entwicklung stattfindet.

  • Okay, das hört sich gut durchaus gut an. Es wäre nur ein ganz anderes Schulsystem als das, was ich zu meiner Zeit (1979 - 1990) noch kennen gelernt habe. Inklusion bedeutet demnach auch Anscheid von vertrauten Strukturen und die Bereitschaft, sich auf ewtas völlig neues einzulassen. Das ist schwer!


    Ich muss zugeben (das gilt nur für mich persönlich), dass ich das Schulsystem der 1980er-Jahre nie grundsätzlich in Frage gestellt habe, auch als KInd nicht. Ich hätte mir nur gewünscht, dass man es ein wenig menschlicher und warmherziger umgesetzt hätte (vor allem im Kinderheim), das wäre nämlich auch mit den Mitteln der damaligen Zeit möglich gewesen. Ich wäre für punktuelle Verbesserungen gewesen, gar keine Frage, wäre aber von mir aus nicht auf die Idee gekommen, ein völlig Neues System zu fordern, wie es für die Inklusion offenbar notwendig ist.


    Mir hat man früher mehrmals gesagt (teils freundlich, teils weniger freundlich), dass ich mit meinen damaligen Einschränkungen und Auffälligkeiten nicht auf eine normale Schule oder auf den normalen Arbeitsmarkt gehöre. Das habe ich für mich irgendwann verinnerlicht, etwas anderes bleib mir gar nicht übrig. Ich habe mich mit dem damaligen System notgedrungen arrangiert. Auch wenn ich einerseits unter den Strukturen der damaligen Zeit gelitten habe, so war es denoch die Zeit, in der ich groß geworden bin und die mich geprägt hat. Daran orientiere ich mich bis heute, und ich kenne bis heute auch nichts anderes.


  • Mir hat man früher mehrmals gesagt (teils freundlich, teils weniger freundlich), dass ich mit meinen damaligen Einschränkungen und Auffälligkeiten nicht auf eine normale Schule oder auf den normalen Arbeitsmarkt gehöre. Das habe ich für mich irgendwann verinnerlicht, etwas anderes bleib mir gar nicht übrig. Ich habe mich mit dem damaligen System notgedrungen arrangiert. Auch wenn ich einerseits unter den Strukturen der damaligen Zeit gelitten habe, so war es denoch die Zeit, in der ich groß geworden bin und die mich geprägt hat. Daran orientiere ich mich bis heute, und ich kenne bis heute auch nichts anderes.


    Dario, und genau das muss endlich aufhören!
    Auch Du bist "normal" und darfst Teil des "normalen" Lebens sein, darfst auf eine "normale" Schule gehen.
    Es geht darum, die Vielfalt der Menschen als Gesellschaft zu akzeptieren und nicht Menschen auszuschliessen,
    weil sie wie auch immer von der angeblichen Norm abweichen.


    Ja, es wäre ein anderes Schulsystem! Eine Veränderung ist auch dringend notwendig, nicht allein wegen der Inklusion,
    sondern weil das System völlig veraltet und überholt ist (wenn es denn überhaupt jemals gut war)


    Schau Dir mal ein paar Beispiele an, wie von Ella verlinkt, wie Inklusion funktionieren kann
    Es muss noch viel getan werden, aber es funktioniert!

  • Dario, und genau das muss endlich aufhören!
    Auch Du bist "normal" und darfst Teil des "normalen" Lebens sein, darfst auf eine "normale" Schule gehen.
    Es geht darum, die Vielfalt der Menschen als Gesellschaft zu akzeptieren und nicht Menschen auszuschliessen,
    weil sie wie auch immer von der angeblichen Norm abweichen.


    Es freut mich, wenn du das so siehst, aber ich will meine Bedenken mal so ausdrücken: Wäre ich "normal" (im Sinne von: der medizinisch-psycholgischen Norm ensprechend), dann hätte ich z.B. niemals einen Schwerbehindertenausweis bekommen. Das ist nämlich auch eine Frage, die ich mir im Zuge der Inklusion stelle: Wenn alles gleichermaßen als "normal" (im Sinne von beliebig und egal) gilt, wie will man dann noch den Schwerbehindertenstatus, Nachteilsausgleiche, Therapien usw. rechtfertigen?


    Meine Sorge ist, dass ein zu großzügiger und beliebig gefasster Normalitätsbegriff auch nach hinten losgehen kann, indem es immer schwerer wird, Nachteilsausgleiche dann noch zu begründen, denn - mal ganz provokativ gesagt - wenn sowieso alle gleichermaßen als "normal" gelten, dann braucht man auch nicht mehr zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten zu unterscheiden - und genau diese Unterscheidung sehe ich als einen wichtigen Schutz zugunsten behinderter Menschen.


    Es gab auch Zeiten, da wollte ich gar nicht auf eine normale Schule gehen, gerade weil ich dort so viele schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Gerade von Autisten hört man immer, dass sie die Regelschule auch heute noch als puren Horror erleben, mit dem sie überhaupt nicht zurechtkommen. Als "normal" gelten zu müssen (und demzufolge auch eine normale Schule besuchen zu müssen), kann auch eine Belastung sein, das kannst du mir wirklich glauben. Auch wennes sich vielleicht befremdlich anhört: Ich bin jedenfalls froh, dass ich auch heute noch meinen Schwerbehindertenstatus habe, also eben nicht als "normal" gelte. "Normal zu sein, das bedeutet nämlich auch, keinen Schwerbehindertenstatus und keine Nachteilsausgleiche mehr, das wäre einmal mehr der Horror für mich!

  • Du hast recht, der Begriff "normal" ist missverständlich.
    Vielleicht kann man es mit dem Satz "es ist normal, verschieden zu sein" besser ausdrücken.
    Es geht also nicht um Gleichmacherei, sondern um das Anerkennen der Verschiedenartigkeit und der unterschiedlichen Bedürfnisse.


    Ich denke im Gegenteil, dass Nachteilsausgleiche und Co eine Aufwertung durch die Inklusion erhalten.
    Bis vor kurzem war es relativ einfach, ein Kind, das (aus subjektiver Betrachtung) nicht regelschulgeeignet erschien,
    auf eine Förderschule abzuschieben und sich somit (böse ausgedrückt) des Problems zu entledigen.
    Inklusion bedeutet, sich mit den jeweiligen Bedürfnissen auseinander zu setzen und Menschen dort abzuholen
    wo sie stehen und zu unterstützen wo notwendig.


    Es müssen neue Wege gegangen werden... zum Glück!


    Ich möchte nochmal betonen, dass viele Förderschulen bestimmt gute Arbeit machen.
    Ich sehe aber keinen Grund, warum die Förderung und Kompetenz nicht an einer Schule möglich sein soll,
    wo alle Kinder sind.

  • Nachdem sich die Diskussion ein wenig beruhigt, möchte ich nicht unnötig Öl ins Feuer gießen, aber dennoch ein paar persönliche Gedanken loswerden, die mir wichtig sind.


    Mir fällt nur immer wieder auf, dass ich offenbar einen anderen Blick auf Sonder- bzw. Förderschulen habe als viele andere, die sich zum Thema Inklusion äußern. Das ist für mich ein Knackpunkt an der ganzen Inklusionsdebatte, der mir immer wieder zu schaffen macht ‒ und der sicherlich dazu beiträgt, dass ich mit meinem Verständnis von Inklusion missverstanden werde und sogar schon als „Inklusionsgegner“ bezichtigt wurde.


    Für mich stehen Sonderschulen für Schutz, Fürsorge und dafür, dass man sich in besonderer Weise bemüht, den Bedürfnissen behinderter Kinder gerecht zu werden. Ein Ort, wo man versucht, auf diese Kinder einzugehen und sie in besonderer Weise zu fördern. Ein Ort, wo man behinderten Kindern mit mehr Wärme und Menschlichkeit begegnen kann, als im normalen Schulalltag mit seinem rigorosen Anpassungs- und Leistungsdruck. Zumindest im Optimalfall sollte das so sein, dass es in der Realität oft anders aussieht, weiß ich auch.


    Für viele Menschen scheinen Sonderschulen dagegen für Ausgrenzung und Diskriminierung zu stehen, für das Abschieben von behinderten Schülern auf ein „Abstellgleis“, auf dem sie kaum eine Chance mehr haben, jemals wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Das ist jedenfalls der Tenor, den ich aus mehreren Inklusionsdebatten mitbekommen habe. Aus dieser Perspektive ist es nachvollziehbar, wenn man Sonderschulen ablehnt und sich für deren Abschaffung stark macht.


    Mir macht es dennoch Angst, wenn ich lese, dass im Zuge der Inklusion sämtliche Sonderschulen (oder die meisten) überflüssig werden sollen, denn ich frage mich: Wo bleibt dann der notwendige Schon- und Schutzraum für Kinder mit Behinderung? Dass die Regelschulen zukünftig diesen Schutzraum, die notwendige Toleranz und Geduld im Umgang mit behinderten Kinder aufbringen sollen, daran würde ich gerne glauben, aber ich kann es ehrlich gesagt nicht, weil ich früher selbst erlebt habe, wie es an Regelschulen zugeht und an diesen Bedingungen mehrfach gescheitert bin. Die Regelschulen sind eben längst nicht immer ein Ort der Toleranz und Geduld, sondern an der Regelschule gibt es Leistungsdruck; einen Lehrplan, der strikt durchgezogen muss ‒ und oft genug ist sich unter diesen Bedingungen jeder selbst der nächste, wie man das auch aus der Arbeitswelt der Erwachsenen kennt.


    Was auch noch dazu kommt: Es gibt überall (unter Kindern wie unter Erwachsenen) Menschen, die mit behinderten Mitschülern oder Kollegen nichts anfangen können, die Vorurteile und Berührungsängste haben. Auch damit habe mehr Erfahrungen, als mir lieb ist. Da sehe ich Sonderschulen tatsächlich eher geeignet, behinderten Kindern mit mehr Geduld und Toleranz zu begegnen als viele „Otto-Normalverbraucher“, die alles erst mal misstrauisch beäugen, was irgendwie „anders“ oder „komisch“ ist. Wenn unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichsten Interessen miteinander klarkommen müssen, dann birgt das immer auch Konfliktpotential, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Meistens sind nach meiner Erfahrung die Schwächsten am Ende die Verlierer ‒ unter anderem auch Menschen mit Behinderungen, die nicht so mithalten können und sich durchsetzen können wie die meisten anderen.


    Deshalb tut es mir immer ein wenig in der Seele weh, wenn ich lese, wie schlecht viele Menschen über Sonderschulen denken und sie am liebsten völlig abschaffen würden, denn ich sehe bis heute keine ausgereifte Alternative. Es kann sein, dass ich die Sonderschulen idealisiere, das will ich nicht ausschließen. Trotzdem, das sage ich aus Überzeugung und ohne Provokationsabsicht: Für mich sind Sonderschulen kein Widerspruch zur Idee der Inklusion, sondern im Gegenteil: Sie sind ein wichtiger Baustein, wie Inklusion umgesetzt und gelebt werden kann. Mag sein, dass es noch andere Konzepte von Inklusion gibt , die ‒ zumindest in der Theorie ‒ auch ohne Sonderschulen auskommen. Trotzdem kann und will ich mir ein Bildungssystem ganz ohne Sonderschulen nicht vorstellen, weil es mir einfach Angst macht, was dann aus jenen Kindern wird, die den Belastungen der Regelschule nicht gewachsen sind. Die wird es nämlich meiner Meinung nach immer geben.


    Das nur noch einmal zur Klarstellung, warum ich mit der Forderung nach Abschaffung der Sonderschulen so massive Probleme habe. Als Inklusionsgegner sehe ich mich deswegen nicht, nur als jemanden, der andere Vorstellungen hat, was Inklusion bedeutet und wie man sie umsetzen sollte.

  • Zitat


    Für mich stehen Schulen für Schutz, Fürsorge und dafür, dass man sich in besonderer Weise bemüht, den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Ein Ort, wo man versucht, auf alle Kinder einzugehen und sie in besonderer Weise zu fördern. Ein Ort, wo man Kindern mit mehr Wärme und Menschlichkeit begegnen kann, als im heutigen Schulalltag mit seinem rigorosen Anpassungs- und Leistungsdruck.


    ...merkt ihr was?
    Ich habe in Dario's Text einmal Sonder, zweimal behindert weggelassen; einmal diese durch alle , einmal normal durch heutigen ersetzt und schon steht da die perfekte Beschreibung eines inklusiven Schulsystems wie ich es mir für alle Kinder - gemeinsam wünschen würde...


    Ein Schulsystem übrigens, das auch von vielen Fachleuten für durchaus realisierbar und finanzierbar gehalten würde und das auch nicht auf Wissensvermittlung und Leistungswille verzichten muss und soll :!:


    Aber mal weg von dieser unseeligen Schuldiskussion, ... ( Schule ist ja nur ein Mosaikstein, das ganze Leben muss inklusiv werden)


    Wo bleibt dann der notwendige Schon- und Schutzraum für Kinder mit Behinderung?


    Wo bleibt denn der Schutzraum für Frau Maubachs Sohn in der Sondereinrichtung? Wurde denn da seinen Bedürfnissen Rechnung getragen?


    Separierte Sondereinrichtung heißt eben NICHT ZWANGSLÄUFIG UND AUTOMATISCH , dass den jeweiligen Bedürfnissen der einzelnen Menschen mit Behinderung Rechnung getragen wird.....wenn man Glück hat, dann ja vielleicht. ...
    Aber garantiert IMMER ist eine Sondereinrichtung ein Platz in der die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung im jeweiligen Segment ( Schulbildung, Wohnen, Arbeiten usw....) eben NICHT in der Gemeinschaft aller anderen sondern in einem abgetrennten Raum der Gesellschaft erfüllt werden. (wenn sie denn überhaupt erfüllt werden s.o.)


    In welchem Naturgesetz ist denn festgelegt, dass sich Menschen mit Behinderung entscheiden müssen,zwischen Hilfe, Unterstützung, Förderung, Erfüllung ihrer Bedürfnisse einerseits oderdem Leben mitten in der Gesellschaft anderseits?


    Mein Sohn z.B. ist ein Ninja-Turtle-Fan und es stimmt:
    ... er kann seinen Schutzraum mit sich herumtragen. Jedenfalls dann, wenn man ihn lässt und wenn man ihm überall, wo er auftaucht die Möglichkeit für diesen "Schutzraum" gibt.

    In seinem Fall reicht oft schon ein wenig Verständnis und die Bereitschaft sich auf sein Tempo einzulassen,


    Andere Menschen mit Behinderung brauchen aufwendigere Schutzräume... aber auch diese sind prinzipiell "transportabel".. die Tochter einer Freundin wurde hier von mehreren Förderstätten als zu aufwendig "wegberaten" ....sie nutzt stattdessen jetzt eine intensiv begleitete Tagesstruktur , die ihre Eltern mit Hilfe des pB gestaltet haben und die inBetrieben des ersten Arbeitsmarktes lokalisiert ist...


    Vor 2-3 Jahren haben wir beide Mütter noch gehofft, dass das Recht auf Selbstbestimmung auch für Menschen mit gB entscheidende Fortschritte macht, bis unsere Kinder erwachsen sind
    aktuell zittert Die Familie im Hinblick auf die gsetzlichen Änderungen, ob diese selbstbestimmte Lösung weiter finanziert wird... und wenn wird es so wie es jetzt ausschaut niemals eine Rechtsicherheit für solcheLösungen geben.. Ist das inklusiv?


    Manchmal verstehe ich einfach gar nicht, was daran so schwierig zu verstehen und was es eigentlich zu diskutieren gibt:


    egal ob Wohnen , Arbeiten, Freizeit, usw....
    Was und wo auch immer gelebt wird, da sind auch ALLE Menschen mit Behinderung und zwar ohne Einschränkung !!!!! willkommen und ihren Bedürfnisse wird ganz selbstverständlich Rechnung getragen...Und zwar OHNE dass die Menschen mit Behinderung ein Mindestmaß an Leistung oder Anpassungsfähigkeit erbringen müssten...So muss eine inklusive Gesellschaft ausschauen.



    Die Stabhochsprungvereine unserer Republik würden trotzdem nicht von tausenden Schwerstmehrfachbehinderten gestürmt werden, die einen geregelten Trainingsbetrieb verhindern, weil sie von den dortigen Sportlern verlangen würden, die Latte auf genau 1 cm Höchsthöhe zu legen, damit sie alle problemlos mit ihren E-Rollis darüberrollen können :icon_rolleyes


    Ich frage mich immer , woher dieseÄngste nur kommen? kein einzige Mensch mit einer kognitiven Behinderung würde ernsthaft anstreben Flugcaptän oder Gehirnchirurg zu werden.
    aber im Kino könnte es schon mal passieren, dass der Nebensitzer anhaltend an den falschenStellen und das dann auch ein bisschen zu laut lacht.... ...ja soviel " Risiko" muss eine Inklusive Gesellschaft dann schon tragen, wenn man das ernst meint!


    in SO EINER Gesellschaft müssten sich dann Mütter von Kindern mit Behinderung auch nicht mehr zuerst in der Beratung anderer Eltern so vorbildlich engagieren, dass sie das Bundesverdienstkreuz (völlig zuRecht) verliehen bekommen...
    ..und anschließend müssten sie dann aber den wertlosen Orden auch nicht mehr aus Protest wieder zurückgeben, weil die Gesellschaft nicht bereit ist, einem Menschen, der eben nicht über ein" Mindestmaß an Leistungsfähigkeit" " verfügt genügend Geld zur Verfügung zu stellen, so dass dieser Mensch selbstbestimmt seine eigene Lebenssituation gestalten kann anstatt sich einer standartisierten und kostenoptimierten Sonder-Betreuung in einer stationären Einrichtung zu unterziehen...



    SORRY für den langen Beitrag , aber ich halte jetzt auch wieder den Mund musste eh schon x mal editieren, weil immerwieder zig Fehler aus dem nichts auftauchen :D



    Herzlichste Grüße an alle von Birgit,die in diesem Forum eigentlich NICHT diskutieren wollte und schon gar nicht über Inklusion und ganz sicher nicht über Inklusion in der Schule ;)



    aber die sich auch schon millionenmal darüber aufgeregt hat, was angeblich alles inklusiv ist
    jetzt erst wieder auf einem Tag der offenen Tür in einer neueröffneten Einrichtung der Behindertenhilfe war und da sich von einer freudestrahlenden Mitarbeiterin anhören musste, wie toll das ist, dass bei diesem Neubau Hinterausgang der Werkstatt und Eingang der Stationäre Wohnstätte keine 10 Meter auseinanderliegen., also nix mit 2 Millieus...
    .....Aber alles sei ja SOOO INKLUSIV weil das ganze Ensemble nicht auf der grünen Wiese liegt sondern am Ortsrand direkt ans Gewerbegebiet anschließt
    .... :eek

    Schöne Grüße von Birgit, Mama vom

    • "Zwerg", geboren 2000 mit Tris21 und 'ner Reihe von Zusatzdiagnosen, gsd trotzdem topfit und zuckersüß
    • "Großen" ,gsd genauso topfit und zuckersüß (lässt sich aber leider seit längerem nur noch von wesentlich jüngeren Frauen knuddeln)

    8 Mal editiert, zuletzt von Birgit A ()

  • Dario, ich kann deine Gedankengänge verstehen. Mein Sohn war ja auf einer GB-Schule. Wir waren sehr zufrieden und froh, diese Schule zu haben und zu dieser Zeit hätte ich mir nicht vorstellen können, ihn inklusiv zu beschulen, obwohl ich mir eigentlich gewünscht hätte, dass er gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern lernt, aber Ende der 90er Jahre waren die Bedingungen - gerade auch für Autisten - noch grottenschlechter als heute.
    Ich habe daher auch immer wieder die Förderschulen verteidigt, aber mittlerweile bin ich sicher, dass unter guten Bedingungen ALLE Kinder von der Inklusion profitieren werden.
    Ich würde ich es mir sehr wünschen, die Bedingungen, die es auf der GB-Schule gab, im Regelschulsystem vorzufinden, damit alle Kinder die Möglichkeit haben, inklusiv beschult zu werden.
    Davon sind wir leider noch sehr weit entfernt, aber das darf uns nicht davon abhalten die Inklusion als solches infrage zustellen und dagegen anzukämpfen.
    Die jetzigen Bedingungen sind schlecht - ohne Frage - daher müssen wir den Finger immer wieder in die Wunde legen.


    Was auch noch dazu kommt: Es gibt überall (unter Kindern wie unter Erwachsenen) Menschen, die mit behinderten Mitschülern oder Kollegen nichts anfangen können, die Vorurteile und Berührungsängste haben.


    Das ist ein Argument FÜR Inklusion! Durch Inklusion werden Berührungsängste abgebaut, weil die Menschen dann plötzlich feststellen, dass behinderte Menschen keine ansteckenden Außerirdischen sind.
    Die Berührungsängste entstehen doch nur, weil man sich im Leben nicht begegnet und in zwei völlig getrennten Systemen aufwächst.


    Ich frage mich immer , woher dieseÄngste nur kommen? kein einzige Mensch mit einer kognitiven Behinderung würde ernsthaft anstreben Flugcaptän oder Gehirnchirurg zu werden.
    aber im Kino könnte es schon mal passieren, dass der Nebensitzer anhaltend an den falschenStellen und das dann auch ein bisschen zu laut lacht.... ...ja soviel " Risiko" muss eine Inklusive Gesellschaft dann schon tragen, wenn man das ernst meint!


    :thumbup:


    Ich finde es schlimm, dass Menschen mit Behinderung gezwungen werden, nur unter sich zu bleiben.
    Für meinen erwachsenen Sohn würde das bei einem Auszug aus dem Elternhaus bedeuten, dass er rund um die Uhr nur in Behinderteneinrichtungen verbringen müsste, in der Werkstatt und in der Wohneinrichtung. Das ist Aussonderung pur!
    Wer kann das denn ernsthaft gutheißen?