Die Verwendung des Begriffes Inklusion

  • Ich habe gerade diesen Artikel bei kobinet gelesen:
    Inklusiver Tischtennis-Lehrgang in Göttingen
    http://www.kobinet-nachrichten…C3%B6ttingen.htm#comments


    Ich finde die nachfolgende Diskussion sehr spannend. Es geht um die inflationäre Verwendung des Begriffes Inklusion, die von Gisela Maubach bemängelt wird.


    Eine Inklusion, die schwerstbehinderte Menschen auschließt, ist keine Inklusion. So sehe ich das auch. Da bin ich der gleichen Meinung.
    Wie seht ihr das?
    Wird der Begriff Inklusion häufig falsch verwendet? Muss man in vielen Fällen eher noch von Integration statt Inklusion sprechen?
    Wird uns Inklusion verkauft, die gar keine ist?

  • Da stimme ich absolut zu!
    Wir kennen es ja, dass "ich bin ja für Inklusion, aber...."
    Und meist bedeutet Inklusion für diese Menschen dann eben, dass die dabei sein dürfen, die sich anpassen können und die anderen ausgeschlossen werden. Oft wird dann noch betont, dass es ja zum eigenen Wohle der Ausgeschlossenen
    geschieht :icon_rolleyes


    Wenn also ein kognitiv fitter, keinesfalls verhaltensauffälliger Körperbehinderter die Regelschule besuchen möchte, ist man FÜR Inklusion! Auch beim schwerhörigen, sportliche Hochleister im Fußballverein ist man FÜR Inklusion!


    Bei einem geistigbehinderten oder verhaltensauffälligen Kind in der Regelschule hört die Toleranz dann meistens auf!


    Also, "Inklusion" ja, solange (auch mit Unterstützung) die Anpassung auf "normal" gelingt, gerne.



    Dass das mit Inklusion nichts zu tun hat und den Begriff ad adsurdum führt, interessiert hier nicht.

  • Bei einem geistigbehinderten oder verhaltensauffälligen Kind in der Regelschule hört die Toleranz dann meistens auf!


    An dieser Stelle mal ganz direkt nachgefragt: Was heißt "verhaltensauffällig"? Das ist ja ein weites Feld, unter dem man sich vieles vorstellen kann.


    Meine persönliche Meinung ist, dass man mit vielen Verhaltensauffälligkeiten (z.B. bedingt durch Autismus oder auch ADHS) heute gut umgehen kann, sofern eine fachkundigen Betreuuung und das notwendige Hintergrundwissen sichergestellt sind.


    Ich bin aber trotzdem der Meinung (dafür wurde ich einem anderen Forum heftig angegriffen), dass ein Mindestmaß an Anpassung für einen Regelschulbesuch immer noch notwendig ist. Jedes Kind sollte auf der Regelschule zumindest in der Lage sein, halbwegs regelmäßig am Unterricht mitzuarbeiten und auch von seinen sozialen Fähigkeiten in der Lage sein, sich Lehrern und Mitschülern gegenüber einigermaßen kooperativ zu verhalten. Da muss man ja schließlich überall im Leben, nicht nur in der Schule.


    So kenne ich es zumindest aus meiner Schulzeit aus den 1980er-Jahren, von mir wurde das ganz unmissverständlich so erwartet. Vielleicht bin ich da aber heute nicht mehr auf dem Stand der Zeit, was die aktuellen Konzepte von Inklusion und Interagtion betrifft, das will ich nicht auschließen.

  • Ich bin aber trotzdem der Meinung (dafür wurde ich einem anderen Forum heftig angegriffen), dass ein Mindestmaß an Anpassung für einen Regelschulbesuch immer noch notwendig ist. Jedes Kind sollte auf der Regelschule zumindest in der Lage sein, halbwegs regelmäßig am Unterricht mitzuarbeiten und auch von seinen sozialen Fähigkeiten in der Lage sein, sich Lehrern und Mitschülern gegenüber einigermaßen kooperativ zu verhalten.


    Dario, das nennt sich dann aber Integration. Inklusion meint die inklusive Beschulung ALLER Schüler, was nicht heißen muss, dass immer alle Schüler gleichzeitig in einem Raum unterrichtet werden müssen. Das zu beachten finde ich ganz wichtig. Es wird ja immer behauptet, dass die behinderten Kinder die nichtbehinderten Kinder im Lateinunterricht oder bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung in Mathe stören. Dieses Argument muss endlich aus den Köpfen. Das ist KEINE Inklusion.
    Mich stört dieses Leistungsdenken. Ich möchte Menschen nicht in ihren Leistungen einschränken, aber der Leistungsgedanke darf Inklusion nicht verhindern.


    Meine persönliche Meinung ist, dass man mit vielen Verhaltensauffälligkeiten (z.B. bedingt durch Autismus oder auch ADHS) heute gut umgehen kann, sofern eine fachkundigen Betreuuung und das notwendige Hintergrundwissen sichergestellt sind.


    Das gilt nicht nur für Autisten, sondern für ALLE Schüler mit Behinderung, aber solange viele Schüler nur zwei zusätzliche Stunden Förderung pro Woche erhalten, wird das nix mit Inklusion.
    In manchen Bundesländern gibt es den Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung erst ab Klasse 3. Das ist mir völlig unbegreiflich. Man lässt diese Kinder bewusst in den Brunnen fallen.
    Inklusion kann nur klappen, wenn ALLE Schüler die fachkundige Unterstützung von Anfang an erhalten, die sie benötigen.


    Im Freizeitbereich mangelt es meist an Hilfen, die im Rahmen der Eingliederungshilfe nicht oder nicht ausreichend bewilligt werden.
    Meinem Sohn stehen nur wenige Stunden zur Verfügung, sodass er nicht ausreichend Möglichkeiten hat, mit Unterstützung an Freizeitaktivitäten teilzunehmen. Die Teilhabe wird aus Kostengründen eingeschränkt.
    Er kann sich somit weder von uns Eltern lösen, noch selbstbestimmt entscheiden. Die Inklusion wird massiv verhindert.


    In der Diskussion bei kobinet gibt es ein schönes Beispiel von Gisela Maubach zum Thema Schwimmbadbesuch, von dem ihr Sohn ausgeschlossen wurde. Das zeigt deutlich wie Inklusion verhindert wird, obwohl es einfache Möglichkeiten gibt, Inklusion umzusetzen, wenn der Wille und das Personal bzw. andere Hilfen ausreichend vorhanden wären.


    Manchmal habe ich das Gefühl, man hat einfach den Begriff Integration durch Inklusion ersetzt, was völlige Augenwischerei ist.

  • Hallo Ella,


    danke erstmal für deine Erklärungen. Ich gebe zu, mir ist der Unterscheid zwischen "Integration" und Inklusion" auch nie wirklich klar gewesen. Lange Zeit dachte ich sogar, "Inklusion" ist einfach nur ein neuerer Begriff für das, was man vorher Integration genannt hat.


    Heute weiß ich, dass das nicht so ist, aber wie richtige Inklusion tatsächlich konkret aussieht (oder aussehen sollte), davon habe ich immer noch wneig Vorstelllung, das gebe ich offen zu. Einerseits, weil ich wenig mit anderen behinderten Menschen zu tun habe. Andererseits vielleicht auch deshalb, weil ich mit der klasssichen Integration heute meinen Frieden gefunden habe. Auf der Arbeit nimmt man in bestimmten Punkten Rücksicht auch mich, durch das Schwerbehindertenrecht genieße ich bestimmte Sonderrechte, andererseits muss ich aber immer auch meine Leistung bringen, sonst könnte ich auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht bestehen. Um noch mal auf meine Aussage von oben zurückzukommen:


    Ich bin aber trotzdem der Meinung (dafür wurde ich einem anderen Forum heftig angegriffen), dass ein Mindestmaß an Anpassung für einen Regelschulbesuch immer noch notwendig ist. Jedes Kind sollte auf der Regelschule zumindest in der Lage sein, halbwegs regelmäßig am Unterricht mitzuarbeiten und auch von seinen sozialen Fähigkeiten in der Lage sein, sich Lehrern und Mitschülern gegenüber einigermaßen kooperativ zu verhalten.


    Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich wüsste einfach nicht, wie es - ganz praktisch gesehen - anders überhaupt funktionieren sollte. Späte im Arbeitsleben ist es doch auch so, dass man sich nicht auf jeden Einzelnen immer zu 100% einstellen kann. Das wäre ideal, gar keine Frage, aber wie soll das in der Realität funktionieren? :/


  • Das ist auch so, wenn man denkt, Inklusion sieht so aus, dass wir Kinder mit unterschiedlichsten Bedürfnissen
    und Behinderungen einfach in einen Klassenraum setzt, den Frontalunterricht durchzieht ohne Rücksicht auf Verluste
    und pro forma einmal die Woche eine Fachkraft zum "hallo" sagen in den Unterricht schickt.


    Dann müssen sich alle Kinder dem anpassen und wer das nicht schafft, ist eben falsch dort und wird aussortiert.


    Inklusion ist aber genau das Gegenteil von dem!
    Nicht die Kinder müssen sich der Schule anpassen, sondern die Schule muss sich den Kindern anpassen.


    Das ist nicht immer einfach, das ist aber auch nicht immer so schwer, wie es dargestellt wird.
    Und es gibt sie ja, die guten, funktionierenden Beispiele von den man lernen könnte, wenn man den wollte.


    Ich war als Kind auf einer Montessori-Grundschule, dort war es völlig normal, dass es unterschiedliche Lernumgebungen
    gab und die Kinder bedürfnisgerecht gelernt haben. Das gibt es also schon länger, ich bin ja auch schon ein paar Tage alt :icon_redface
    Ist also nichts, was neu erfunden werden muss, man kann auf reichlich Erfahrung zurück schauen...


    Das kommt übrigens allen Kindern zu Gute!
    Ich wünsche mir für alle ein bisschen mehr bedürfnisgerechten Unterricht und Vermitteln von richtigen Werten. Ich finde den Leistungsdruck mehr als bedenklich. Mein Kind, zweite Klasse, hat geweint, weil sie 2+ Noten bekommen hat :icon_eek

  • An dieser Stelle mal ganz direkt nachgefragt: Was heißt "verhaltensauffällig"? Das ist ja ein weites Feld, unter dem man sich vieles vorstellen kann.


    Damit meine ich tatsächlich schon alles nicht der angebliche existierenden Norm entsprechend.
    Wenn ein behindertes Kind kognitiv leistungsstark ist oder wenigstens stillschweigend in der Ecke sitzt, ist es nach der Meinung vieler "inklusionswürdig" :S Das gilt zumindest für die Grund- und Hauptschule.
    Für das Gymnasium sind die Grenzen der Toleranz noch viel enger gestrickt, nachdem was ich bisher erlebt habe.
    Ein Kind was kognitiv nicht auf Gymnasialniveau ist, hat nach der Meinung vieler, dort auch nichts verloren!

  • Bitte nicht falsch vestehen: Ich stehe der Inklusion keineswegs ablehnend gegenüber, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie in der Praxis funktionieren soll. Man hört und liest immer so viele Negativbeispiele, was Inklusion nicht ist, aber nur selten Positivbeispiele, wie eine gelingende Inklusion aussehen kann oder soll.


    Manchmal habr ich den Eindruck, wirklich Inklusion ist so etwas wie das uralte Ziel einer Welt ohne Krieg, ohne Waffen und ohne Gewalt: Alles wichtige und absolut ehrenwerte Utopien, auf die man unbedingt hinarbeiten sollte, die man in der Realität aber wohl nie zu 100% erreichen wird.

  • Für das Gymnasium sind die Grenzen der Toleranz noch viel enger gestrickt, nachdem was ich bisher erlebt habe.Ein Kind was kognitiv nicht auf Gymnasialniveau ist, hat nach der Meinung vieler, dort auch nichts verloren!


    Naja, das Ziel einer gymnasialen Laufbahn ist ja das Erreichen des Abiturs. Wenn von vornherein abzusehen ist, dass ein Kind die kognitiven Anforderungen für das Abitur nicht mitbringt, warum sollte man es dann aufs Gymnasium schicken?

  • Nein, habe ich nicht falsch verstanden!


    Ich denke tatsächlich, dass Inklusion ein Ideal ist, das wir nie 100% erreichen können.
    Es gibt das immunkranke Kind, dass nunmal nicht in die Nähe von anderen Kindern darf, als plakatives Beispiel.
    Das sind aber Einzelfälle.


    Ich glaube, das große Problem ist nicht die Inklusion oder die Umsetzung der Inklusion,
    sondern diese festverankerte Einstellung sehr vieler Menschen. Das ist gar nicht böse gemeint, so wie Du ja auch
    können sich viele gar nicht vorstellen, dass das überhaupt funktionieren kann.
    Und wir müssen eben auch daran denken, dass vor "ein paar" Jahren behinderte Kinder im Keller versteckt oder in ein Heim gegeben wurden.

  • Naja, das Ziel einer gymnasialen Laufbahn ist ja das Erreichen des Abiturs. Wenn von vornherein abzusehen ist, dass ein Kind die kognitiven Anforderungen für das Abitur nicht mitbringt, warum sollte man es dann aufs Gymnasium schicken?


    Auf der Hauptschule ist das Ziel ein Hauptschulabschluss und viele Menschen sind nicht in der Lage diesen zu erlangen,
    trotzdem ist es-nach meiner Wahrnehmung- in den Köpfen der Menschen weniger ein Problem einen z.B. geistig behinderten Jungen dort zu beschulen.


    Inklusion stellt allerdings unsere gesamtes auf Separierung ausgelegtes Schulsystem in Frage. Ich denke es
    sind andere Wege notwendig, als Kinder nach Leistung zu sortieren. Der Weg ist ja auch gemacht, in vielen Gegenden gibt es keine Haupt- und Realschulen mehr und es werden mehr Gemeinschaftsschulen geöffnet, auf denen in der Regel alle Abschlüsse möglich sind (oder eben auch keiner ;) )

  • Ich glaube, das große Problem ist nicht die Inklusion oder die Umsetzung der Inklusion,
    sondern diese festverankerte Einstellung sehr vieler Menschen. Das ist gar nicht böse gemeint, so wie Du ja auch
    können sich viele gar nicht vorstellen, dass das überhaupt funktionieren kann.


    Dass ich mit dem hetigen Begriff von Inklusion wenig anfangen kann, ist mir selbst ein wenig unangenehm, weil ich ja selbst einen anerkannte Schwerbehinderung habe. Anderseits bin ich in einer anderen Zeit groß geworden und wurde bin - trotz Behinderung - auch durch diese Zeit geprägt.


    Ich habe selbst etliche Jahren in Heimen und Sonderschulen verbracht, diese Zeiten wünsche ich mir nicht zurück. Bei mir war es so, dass man mir noch zwei Jahren Sonderschule irgendwann wieder eine Chance gab, indem es sinngemäß hieß:


    "Okay, du darfst wieder auf die Regelschule gehen, aber dann musst dich dort so gut es geht anpassen, musst im Unterricht mitarbeiten, deine Hausgaben machen und darfst niemanden stören, sonst kommst du früher oder später wieder auf die Sonderschule und das war es dann für dich!"


    Das war schlussendlich das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche, das da wirkte, aber als Kind und Jugendlicher habe ich das nicht in Frage gestellt und empfand das durchaus als eine fairen Deal. Es war halt damals so, dass mit dem Besuch der Regelschule auch Anforderungen und Bedingungen verbunden waren.


    Obwohl: Bei mir war dann so, dass ich in späreren Jahren nach außen kaum noch verhaltensauffällig war, dafür aber innerlich schwer depressiv wurde, so dass ich die Schule mit knapp 17 Jahren vorzeitig abbrechen musste und für lange Zeit stationär in der Kinder- und Jugendsychiatrie behandelt wurde. Deshalb will ich die frühere Zeit gar nicht schön reden, denn natürlich gab es für behinderte KInder längst noch nicht die Hilfen, die es heute gibt - und die ich selbst auch dringend gebraucht hätte. Dass für den Besuch einer Regelschule gewisse Mindesanforderungen erfüllt werden müssen, dass hätte ich aber schon als Jugendlicher niemals in Frage gestellt.

  • Dario, wir sollten nicht immer sagen, dass es nicht funktioniert, sondern wir müssen uns alle mit der Frage beschäftigen WIE es funktionieren kann.
    Dafür braucht es gute (Fach-) Leute, die es leider viel zu selten gibt. Das darf man aber nicht den Kindern anlasten.


    Hier gibt es einen sehr guten und lesenswerten Artikel über den Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern und den Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten:
    Inklusion ja - aber nicht für alle
    https://bildungsklick.de/schul…-ja-aber-nicht-fuer-alle/

  • Was die Separierung angeht: Ich bin schon er Meinung, dass das Gymnasium per Definition eine Art "Eliteschule" ist. Wer aufs Gymnasium gehen und das Abitur erlangen möchte, muss dafür Leistungen bringen, die über dem Durchschnitt liegen - das war schon immer so und das weiß auch jeder.


    Wee den Leistungsanforderungen auf dem Gymnasium nicht gewachsen ist, für den gibt es Hauot- oder Realschulen, damit jeder Schüler die für ihn passende Schulform findet, das ist ja der Sinn des dreigliedrigen Schulsystems.


    PS: Ich habe selbst kein Abitur, sage das also ganz ohne Dünkel.

  • Hallo Dario,


    Mit diesem Gedanken siehst Du die Inklusion aber doch als Last, und nicht als Chance.


    Dann kann man Ja auch sagen, daß die Realschüler mehr Leistung als Hauptschüler bringen müssen, auch sie müssen eine bestimmte Leistung erbringen um auf die Realschule zu kommen.


    Also alle Inklusionskinder auf die Hauptschule ? Dort wo Kinder sind , die Lernprobleme haben, wo manche aus schwierigen familären Verhältnissen kommen ? Denkst du wirklich es ist eine gute Idee , alle diese Kinder auf einer Schule zu ballen.


    Ich würde dann auch befürchten, das nicht die Behinderten inkludiert werden,sondern die Hauptschüler exkludirt.
    Auserdem werden die Eliten, die heute das Gymnasium besuchen, später unter anderem über kranke und Behinderte entscheiden.


    Das Sind dann genau die, welche man immer vor den Behinderten beschützt hat.
    Und am Ende kommen solche Sachen wie das Bundesteilhabegesetz raus.


    Ich finde sogar gerade auf Gymnasium und Realschule gehört Inklusion gelebt.Es ist ja auch immer ein Horrorzenario von Inklusionsgegnern ,dass in jeder Klasse fünf schwer mehrfachbehinderte sind,die den ganzen Tag schreien und den Unterricht stören.
    Aber diese Fälle sind sogar an unserer Förderschule selten.


    Viele Grüsse
    Clara

  • Wee den Leistungsanforderungen auf dem Gymnasium nicht gewachsen ist, für den gibt es Hauot- oder Realschulen, damit jeder Schüler die für ihn passende Schulform findet, das ist ja der Sinn des dreigliedrigen Schulsystems.


    PS: Ich habe selbst kein Abitur, sage das also ganz ohne Dünkel.


    Es gibt nicht für jeden die passende Schulform im dreigliedrigen Schulsystem.
    Was passiert mit dem Rest?
    Für jedes unterschiedliche Kind eine andere Schulform?
    Warum nicht lieber die Schule an die Bedürfnisse der Kinder anpassen, als die Kinder in das starre System einer Schulform zwängen?


    Was spricht Deiner Meinung nach dagegen?

  • Dann kann man Ja auch sagen, daß die Realschüler mehr Leistung als Hauptschüler bringen müssen, auch sie müssen eine bestimmte Leistung erbringen um auf die Realschule zu kommen.


    Das ist ja auch so, und bis vor ca. 20 Jahren hat das auch keiner in Frage gestellt. Das dreigliedrige Schulsystem gab auch mir als Schüler eine klare Orientierung: Ich wusste, wo ich mich als Schüler einzuordnen hatte und wo ich leistungsmäßig stand, das gab mir Sicherheit und Struktur. Im heutigen Schulsystem sehe ich diese klaren Strukturen nicht mehr, jedenfalls blicke ich da oft nicht mehr durch, was sich in den letzten 20-30 Jahren so alles verändert hat. Ich gebe zu, dass ich noch ein Kind der 1980er-Jahren bin und diese Prägung nie ganz ablegen kann.


  • Dagegen spricht, dass ich das schlicht und einfach nicht für praktikabel halte. Wie gesagt: Ich bin nicht gegen Inklusion und auch nicht dagegen, dass man auf die Einschränkungen behinderter Schüler Rücksicht nimmt. Davon habe ich früher selbst profitiert (soweit das vor 30 Jahren schon möglich war) und profitiere auch heute als Erwachnser im Berufsleben noch davon.


    Ich halte es aber für unrealistisch, dass man auf jeden einzelnen Schüler immer zu 100% eingehen kann. Das hätte ich in dieser Radikalität auch früher nicht gewollt, denn schon als Kind war mir klar, dass das ganze Leben immer ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen ist: Man bekommt etwas von der Gesellschaft und darf auch bestimmte Rechte einfordern, hat sich aber auf der anderen Seite auch an bestimmte Regeln zu halten und seinen Teil dazu beizutragen, dass die Gesellschaft (in der Schule z.B. in Form einer Klassengemeinsschaft) funktioniert.


    Später im Arbeitsleben ist es ja auch so, dass man aufgrund des Schwerbehindertentatus eine bestimmte Rücksichtnahme und Entgegenkommen erwarten darf (auch wenn es da noch viel zu verbessern gibt), aber schlussendlich muss man auch als behinderter Arbeitsnehmer irgendwo seine Leistung erbringen. Alles andere wäre eine Schieflage, die auf Dauer nicht funktioniert, zumindest nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt.


    Wichtig finde ich nur, dass es faire und realistische Anforderungen sind, die man den Schülern (vor allem behinderte Schülern) abverlangt. Auf jeglichen Leistungsanspruch zu verzichten, halte ich dagegen für falsch. Die behinderten Menschen, die ich kennen gelernt habe (z.B. zu meiner Zeit im Berufsförderungswerk) , wollen keine bloßen "Almosenempfänger" sein, die von jeglichen Anforderungen verschont werden. Sie wollen zeigen, dass sie etwas können und über diese Leistung auch anerkannt werden.

  • Noch ein Nachtrag:


    Ich finde sogar gerade auf Gymnasium und Realschule gehört Inklusion gelebt.


    Das sehe ich ja auch so. Und trotzdem bleibt gerade das Gymnasium eine Schule mit besonderem Lesitungsanspruch, bei dem es immer das Ziel ist, am Ende des Abitur zu erreichen. Wenn wir diesen Abspruch aufgeben, dann wäre das Gymnasium - und schlussendlich das ganze Schulsystem - nicht mehr das, was es heute ist. Gymnasium und Leistungsanspruch für mich absolut untrennbar miteinander verbunden. Das sage ich aus voller Überzeugung, auch wenn ich früher selbst am Gymnasium gescheitert bin.