Sauberkeit in der Nacht

  • Liebe Autismus-Expert/innen,


    mein Sohn (4) ist seit er ca. 2,5 Jahre alt ist, tagsüber windelfrei. Anfangs sind noch ab und zu Hoppalas passiert, in letzter Zeit aber mit einer Ausnahme nicht mehr.


    Nachts sieht es da aber anders aus. Er hatte es schon einmal über einen wirklich längeren Zeitraum, ein halbes Jahr würde ich sagen, ganz ohne Windel geschafft, aber dann begann er, einzunässen. Seit mehreren Tagen hat er jetzt wieder eine Windel, nachdem es über Wochen praktisch jeden Tag ins Bett ging. Und siehe da - seit der die Windel anhat, ist die wieder jeden Tag trocken!


    Kann es sein, dass ihm die Verantwortung, der Druck irgendwie zu viel sind und er die Windel einfach nur als Sicherheit braucht? Kann es sein, dass er sich ohne Windel irgendwie so hineinsteigert und befürchtet, es könnte was passieren, dass es dann auch passiert?


    Wie war/ist das bei euren Kindern?


    LG

  • Kann es sein, dass ihm die Verantwortung, der Druck irgendwie zu viel sind und er die Windel einfach nur als Sicherheit braucht?


    michie, dem stimme ich zu. Es hört sich ganz danach an, dass er die Sicherheit benötigt.


    Mein Sohn hatte mit sechs Jahren einen kleinen Rückschlag in der Nacht. Nach zwei Monaten mit Nachtwindeln war er dann wieder trocken, ohne dass es jemals wieder zu Zwischenfällen kam.


    Das Problem kennen auch viele Eltern nichtbehinderter Kinder. Plötzlich brauchen die Kinder nachts wieder Windeln, oder nässen auch am Tage ein, obwohl sie schon längst trocken waren.
    Oftmals machen die Kinder in dieser Zeit einen Entwicklungsschritt durch, oder er kündigt sich gerade an. Das Gehirn ist dann sehr mit dem neuen Entwicklungsschritt beschäftigt, sodass es in anderen Bereichen dann leider manchmal auch wieder Rückschritte geben kann.

  • Danke, Ella. Wie alt war dein Sohn, als er nachts trocken war? Ich glaube, mein Sohn möchte auch noch nicht nachts alleine aufs Klo gehen müssen. Aber meine Versuche, ihn zu wecken und mit ihm zusammen zu gehen, sind leider schiefgegangen, weil er danach einfach nicht mehr einschlafen kann... Ich werde das Thema einmal ruhen lassen und schauen, ob die Eigenmotivation wieder kommt.

  • Hallo Michie,


    bei Hans war das ein bisschen paradox: Er war nachts mit vier oder so trocken, hatte aber tagsüber bis etwa sechs eine Windel.


    ich würde mir da an Deiner Stelle keinen großen Kopf machen. Wenn zb grade an anderer Stelle eine Entiwicklung stattfindet, sich viel von der Wahrnehmung darauf konzentriert, dann reicht es vielleicht grade nicht für die nächtliche Tiefenwahrnehmung. Oder, nachdem was Du sagst, schläft er ohne Hintergedanken ("ich darf nicht verpassen, rechtzeitig aufzuwachen!") tiefer und muss dann eben gar nicht. Also schlafhormonggesteuert, so wie wohl beim Hans.


    Mir haben damals im Grundschulalter meiner Tochter eine Menge Mütter unter der Hand anvertraut, dass ihr Kind nachts noch eine Windel hat. Ist also keine Eile ;)



    Falls es vor allem daran liegt, dass er nachts nicht raus will, weil er Angst hat oder sonst draus kommt: Meine Mutter hat es damals so gemacht (bin ihr heute noch dankbar für diese liebevolle Art)
    Kind um die Bettbieselzeit - in dem Fall um vier - aus dem Bett holen, im Halbschlaf aufs Klo setzen, wieder ins Bett bringen, Klein-Enscha hat sofort weitergepennt (musste sich ja auf nix konzentrieren), dann hat sich meine Mutter alle paar Tage den Wecker fünf Minuten später gestellt, bis es dann eben eh zur Aufstehzeit war.
    <3

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Danke für eure Antworten :)


    Also, das mit aufs Klo tragen hätte ich ja auch versucht, aber mein kleiner Prinz wacht dann trotzdem auf und kann nachher nicht mehr einschlafen. Die Windel war heute wieder trocken, er musste sofort nach dem Aufwachen aufs Klo und hat trotzdem nicht in die Windel gepinkelt, sondern gewartet. Er wird dann total hampelig und wälzt sich hin und her, wartet aber, bis ihn frage, ob er muss, bevor er geht (mit mir). Er war eigentlich schon soweit, alleine zu gehen. Naja, wird schon wieder werden.


    In der Zeit, in der er regelmäßig ins Bett gemacht hat, habe ich auch versucht, seine persönliche "Bettbieselzeit" (*rofl*) herauszufinden, aber das war total unterschiedlich. Mein Ansatz war dann, ihn aufs Klo zu tragen, sobald ich ins Bett gehe, was eh immer relativ spät ist. Aber dann ist er mir eben immer aufgewacht und nicht mehr eingeschlafen.

  • also, mein Sohn war 12, als er nachts trocken war. Bei ihm lag es an einem fehlenden Hormon. Als der Körper das im Zuge der Entwicklung selbst produziert hat, war es mit der Enuresis nocturna schlagartig vorbei.

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    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

  • Klara, wie habt ihr das mit dem fehlenden Hormon herausgefunden? Das finde ich extrem spannend.


    Enscha, die DryNites sehen echt super aus! Spiderman, das wär was für den kleinen Prinzen. Da muss ich mich an Silvester 2015 erinnern, als er zum Schlafengehen einen Batman-Pyjama, DARÜBER eine Superman-Unterhose und nochmal DARÜBER ein Spiderman-Shirt anziehen wollte :-D.
    Die Windel stört ihn aber überhaupt nicht, er braucht sie glaube ich einfach noch als "Puffer", als "Sicherheitsanker", weil er es ja selber nicht mag, wenn er sich nass macht. Meine Überlegung ist, das jetzt mal so weiterlaufen zu lassen und eventuell in den Sommerferien nochmal auf meine "Anschieben-Liste" zu setzen.

  • Meine Überlegung ist, das jetzt mal so weiterlaufen zu lassen und eventuell in den Sommerferien nochmal auf meine "Anschieben-Liste" zu setzen.


    Ich denke, du machst das richtig. :)


    Glücklicherweise muss niemand später in seinem beruflichen Lebenslauf den Zeitpunkt seines Trockenwerdens angeben, von daher kann man schon mal recht relaxt sein. ;)

  • Klara, wie habt ihr das mit dem fehlenden Hormon herausgefunden? Das finde ich extrem spannend.


    Hallo, Michie,


    zum einen hatte ich das mal gelesen - in einem der gefühlten hundert Büchern zum Trockenwerden und nächtlichem Bettnässen - und auch der Urologe hat das bestätigt. Leider weiß ich nicht mehr, was für eine Untersuchung deshalb gemacht wurde. Es passte jedenfalls mit dem Alter, als das Problem endlich vorbei war. Hormongaben hatten nicht viel gebracht. Manchmal wirken Medis ja auch genau gegensätzlich bei Autisten. Kennt man ja von Koffein. Da reagieren ja auch viele eher mit Beruhigung als mit Aufgedrehtsein.


    Ich schau grad mal in meinem Buch bzw. in dem Manuskript, vielleicht habe ich was näheres dazu geschrieben. Einen Moment, bitte ...


    ... nee, mehr steht da auch nicht. Aber ich hatte gefunden, dass der Tipp auch von einer Mitpatientin kam und dass es wohl auch kurzfristig helfen könnte. Die Chance hatten wir nicht. Bei der avisierten Klassenfahrt musste ich meinen Sohn wieder abholen, er blieb dann doch nicht über Nacht. Ein Problem umgangen ;)

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    Liebe Grüße von Klara


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  • Kurzes Update: seit längerer Zeit klappt es wieder völlig problemlos. Der kleine Prinz wird im Fall des Falles nachts wach und bittet mich, mit ihm aufs Klo zu gehen, sogar obwohl er jetzt mit der kleinen Fee (die auch schon völlig windelfrei ist!) im eigenen Zimmer schläft. ;)

  • Hi!


    Also das mit der Windel kommt mir doch sehr bekannt vor. Durch meine Darmerkrankung kommt es häufiger vor, das ich nachts auf´s Klo muss.
    Ohne Windel ging da gerne mal was daneben oder ich kam völlig in nen Stress und konnte dann nicht mehr schlafen. Mit Windel bin ich entspannter und schlafe auch deutlich ruhiger und erholsamer.


    Es freut mich aber sehr, dass es bei deinem kleinen Prinzen wieder klappt. :)



    LG Trixi

  • Trixi

    Hat das Label Autismus hinzugefügt.