Visualisierung

  • Hast du denn mal versucht, so rein aus Spaß und zum Testen, ob du ein Glas / Becher / Tasse genauso perfekt auf die Kante stellen kannst wie dein Sohn?


    Nein, hab ich noch nicht ;) Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Das werde ich mal nachholen, wenn ich unbeobachtet bin ;-).


    Enscha, das war ganz bestimmt so, dass die Tischkante für ihn eine Art Markierung ist/war. Ganz "weg" ist diese Angewohnheit ja noch nicht, er sträubt sich in regelmäßigen Abständen, aber ich bleibe geduldig und hartnäckig.

  • Es gibt ja diese schöne Geschichte, die in TEACCH-Seminaren immer erzählt wird: Ein Junge sollte den Tisch abwischen - keine Chance, er hat immer nur an der gleichen Stelle rumgemacht, kein System drin. Dann haben sie den Tisch flächig mit Rasierschaum eingesaut, und der Junge hat schön säuberlich akkurat den ganzen Tisch sauber gemacht. Man muss es einfach sichtbar machen.


    Hans hat eine Zeitlang sein Glas immer randvoll gemacht, das lag auch daran, dass er keine Info hatte, wie voll er das Glas machen kann/darf/soll.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Wo wir grade bei TEACCH sind, ich verlinke mal Larsens WfMB in North Carolina, in denen autistische Mitarbeiter die Shoeboxes herstellen und packen, natürlich nach TEACCH. Man sieht schön, wie raffiniert durchdacht bis ins kleinste Detail die Anordnungen und Abläufe sind, individuell für jeden Einzelnen, sodass keiner ins "Stolpern kommt", und die Arbeit erfolgreich ist.


    Die Shoebox-Tasks selber sind ja auch eine ganz coole Idee, aber halt nicht für zuhause (viel Aufwand beim Selberbasteln bzw Kaufen, für ein Kind dem die Shoebox ja schnell fad wird). Wobei die mit dem Kugeltrichter und die mit den Knöpfen im Wasser sind schon echt schön ... <3 )


    Ich verlinke also alle drei Teile, mit geht's jetzt aber vor allem darum, wie sie die Werkstatt für die Mitarbeiter organisieren.




    Ich werde da mal für Hans Anleihen nehmen zum Thema komplett alleine anziehen (inklusive Klamotten aus dem Schrank holen und zurechtlegen).

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  • Enscha, danke für diese Einblicke. Ich bin ganz begeistert.
    Kann man diese Shoebox auch in Deutschland kaufen? Ich muss mal googeln.


    Schade, dass man immer alles selber basteln muss. Das schaffe ich einfach nicht.
    Ich würde mir wünschen, dass Autismuszentren solche und auch andere Dinge im Angebot haben, denn das würde Eltern autistischer Kinder sehr entlasten. Nicht jedes Elternteil ist kreativ begabt und selber basteln stellt eine Hürde bzw. Barriere für manchen Menschen dar.


    Wo wir grade bei TEACCH sind, ich verlinke mal Larsens WfMB in North Carolina, in denen autistische Mitarbeiter die Shoeboxes herstellen und packen, natürlich nach TEACCH. Man sieht schön, wie raffiniert durchdacht bis ins kleinste Detail die Anordnungen und Abläufe sind, individuell für jeden Einzelnen, sodass keiner ins "Stolpern kommt", und die Arbeit erfolgreich ist.


    Kennst du Werkstätten in Deutschland, die nach konsequent nach TEACCH arbeiten?

  • Also, das Basteln ist ja nur das oberflächlich sichtbare, die materielle Umsetzung.


    es geht bei TEACCH darum, das Umfeld so zu organisieren, Angebote so zu machen, dass sie selbsterklärend sind, dass sie die Menschen in die Lage versetzen, selbständig zu arbeiten. Dass die Dinge so strukturiert werden, dass der autistische Mensch nicht an allem möglichen hängen bleibt, verwirrt oder abgelenkt wird, sondern die Sache für sich, in seinem Tempo, auf seine ihm gemäße Art, mit Erfolg zu Ende bringen kann. Visualisierung ist dabei sehr wichtig, denn so ist es viel eindeutiger zu erkennen, und niemand muss demjenigen "reinlabern".


    es gibt sicher auch in Deutschland eine Menge Enrichtungen, für Kinder und Erwachsene, die TEACCH nicht nur mit einem popeligen Tagesplan einsetzen, sondern wirklich das Konzept verstanden haben und umsetzen. Ich kenne aber keine Werkstätte von innen, da kann ich keine Beispiele nennen. Wahrscheinlich tragen die WfMB das auch nicht so nach außen, zumal TEACCH ein geschütztes Konzept ist (wie die Amis das halt so machen), und man nicht ohne Zertifizierung sagen darf, man macht TEACCH.


    Ich kann aber jedem nur empfehlen, sich mal wirklich damit auseinander zu setzen, und nicht bloß auf die banal wirkenden "Bastelsachen" zu gucken. Es gibt zb über die Autismusverbände tolle Fortbildungen, ich war vor Jahren auf einem sehr guten zweitägigen Seminar in München, wo Eltern und Profis aus Einrichtungen gemeinsam workshopmäßig geschult wurden.


    Trixi, ich gucke mal, ob ich es Gutes auf Deutsch finde, TEACCH ist ja auch für Leute wie Dich und mich was, um beim Strukturieren zu helfen. ;)

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  • Trixi, ich glaube, an Deiner Stelle wäre es vielleicht ein guter Weg, jemanden zu Dir nach Hause zu holen, der die Teacch-Zertifizierung hat, und mit Dir gemeinsam vor Ort das entwickelt. Das müsste über die Eingliederungshilfe zu finanzieren sein.
    Sich das selber aus Büchern zu entwickeln ist genau für Leute, die Strukturhilfen brauchen, nicht ganz einfach. Ich kann das für mich selber auch nicht gut.
    In München und Hamburg kenne ich jemanden, der bzw die das macht. In Karlsruhe am besten über obigen Link gehen. Und anderswo müssten die Regionalverbände Autismus jemanden wissen.


    Hamburg, Frau Steinborn: http://abc-autismus.ps-rs.de/typo3/index.php?id=86
    Für München bzw Oberbayern bitte bei Autismus Oberbayern erfragen. http://www.autismus-obb.de

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  • Deine Schwierigkeiten mit Strukturierung, Ordnen, usw sind doch dokumentiert,oder? Das muss eigentlich fürs Amt reichen. Und die TEACCH-Experten werden ihren Einsatz bestimmt nicht von einer ASS-Diagnose abhängig machen.
    Es geht ja nicht um eine große Summe,sondern um ein paar Stunden Coaching.

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  • Ich hab schon wieder einen Inhalt mehr herausgepickt für die Visualisierung bei uns. Hat übrigens schon wieder mit Fernsehen zu tun.


    Früher, als die kleine Fee noch zu klein war, stand es ja außer Frage, dass gewisse Sachen der kleine Prinz entscheiden oder aussuchen durfte, und sie machte dann halt einfach mit oder schaute zu, oder was auch immer. Jetzt ist es aber so, dass auch die kleine Fee schon Wünsche und Meinungen hat, und davon nicht zu wenig. (*räusper*).


    Dem kleinen Prinzen fällt es leider sehr schwer zu akzeptieren, dass jetzt nicht mehr nur er aussuchen darf, welche DVD in der Fernsehzeit gesehen wird. Also hab ich ihnen jetzt kleine Flat-TVs laminiert mit je einem Foto und dem Anfangsbuchstaben, in Blau für ihn, in Rot für sie. Da wird es jetzt eben abwechselnd ein Fernsehkind geben, das aussuchen darf, und wer das ist, bestimmt der Wochenplan.


    Ich sitze hier auch gerade und vervielfältige die bestehenden Kärtchen. Bisher hatte ich ja immer nur den aktuellen Tag visuell dargestellt, aber ich denke, um auch mal Konzepte wie gestern und heute und morgen gut darstellen zu können, braucht es einfach die ganze Wochenübersicht.


    Bin schon gespannt, wie sie darauf reagieren ... ;)


    LG

  • Trixi

    Hat das Label Autismus hinzugefügt.