Visualisierung

  • Ein ganz typisches Beispiel aus dem Alltag bei uns ... ;-).


    Die Kinder dürfen hin und wieder eine DVD (Sendung mit der Maus) sehen, allerdings gab es immer das Problem, dass der kleine Prinz nicht immer sitzen bleiben will beim Fernsehen, sondern lieber herumhampelt. Für mich ist das kein Problem und die kleine Fee kennt es nicht anders, der Papa findet es mühsam, vor allem, weil er oft sehr knapp an den Bildschirm läuft. Da meist der Papa mit den Kindern fern sieht, während ich arbeite, war das immer ein Diskussionsthema, das ich bis ins Büro mitbekam - geschätzt fünfzig Mal "geh nicht so nah an den Bildschirm", zunehmend verärgert.


    Unlängst kam mir der Geistesblitz - Visualisieren! Also nahm ich die Wickelunterlage, die ausgedient hat, da die von der Größe her passte, legte sie auf den Boden vor den TV und sagte: neue Regel, diese Matte ist beim Fernsehen Sperrgebiet. Und es funkt! Auch bei der Kleinen! :) Keiner steigt drauf, also kommt keiner dem Bildschirm zu nahe ... Wie einfach die Lösungen doch manchmal sind.


    LG

  • Was für ein schönes Beispiel! :)


    Ich habe gerade am WoE mal wieder die "Leise-Karte" herausgekramt, weil meine Ohren schon wieder grenzwertig belastet waren - siehe da, es klappte besser!


    Manchmal habe ich da aber auch "ein Brett vorm Kopf" (RW) und komme nicht auf die einfachste Lösung!
    aktuell in der Schule: die Ihilfen ließen das Visualisieren bleiben, weil der Lehrer Stundenübergreifend Unterricht gemacht hat und Junior dann ausgeflippt ist, wenn z. B. Mathe auf dem Plan stand, dann aber noch zehn Minuten was anderes gemacht wurde. Leider per Zufall habe ich das erst erfahren. Lösung: Lehrer bitten, am Ende der Stunde der IHilfe die entsprechende Info zu geben. Dann Fotos von den Schulheften gemacht, also z. B. Mathe und Deutsch zusammen auf ein Bild, in den Plan auf dem Ipad eingefügt und schon läuft es!
    ...manchmal ist es so einfach... :)


    _______________________________________________________
    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
    Mama *1972 operierte Skoliose
    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Wir haben auch so ein Beispiel: Wegen der Dyspraxie hatte Hans immer Schwierigkeiten, nachzumachen, wo/wie er sich grade waschen soll (Gesicht, Hals, ...). Dann habe ich es als Ablaufplan mit Metacom-Bildern gemacht (ein Streifen laminierte Bilder, die Wörter stehen natürlich auch dabei), und nun muss ich ihm den nur noch hinhalten. Und weil ich nun nicht mehr direktiv bin, sondern bloß noch der Kartenhalter, gibt's auch kein "Gift" mehr seinerseits.


    Klappt reibungslos. Hätte mir auch schon viel früher einfallen können :icon_rolleyes


    Nächster Schritt wird, das Ding an die Wand zu hängen, aber soweit ist er noch nicht (denn er braucht noch jemand, der aufs jeweilige Bild deutet, bzw die anderen abdeckt).


    Was auch auf Entfernung visuell (als Gebärde) viel besser klappt als gebrüllt: "Stopp"

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Hi Enscha,


    denn er braucht noch jemand, der aufs jeweilige Bild deutet, bzw die anderen abdeckt


    Nur so eine Idee: würde es ihm helfen, wenn du über jeden Arbeitsschritt so eine Klappe machst, die er runterbiegen kann, sobald ein Schritt erledigt ist? So eine Art "Fenster zu"-Funktion? Das könnte man mit einem kleinen Klettstreifen sicher so machen, dass die "Fensterläden" dann unten halten.


    LG

  • Ich hatte sowas ähnliches schon gebastelt, hat er nicht angenommen. Noch nicht. ;)


    klingt ein bisschen paradox, aber für Hans ist das eine Frage der Autonomie, dass ER das entscheidet, wann er es ohne Mama kann. Soll mir recht sein, wir haben ja genügend andere Baustellen zum Anschieben :whistling:

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  • Also wegen ner Klappe oder so...
    Mir kam da die Idee es ähnlich wie diese Kalender zu machen die so nen Plastikstreifen mit rotem Feld haben. Das Feld wird ja immer auf das aktuelle Datum geschoben.


    Enscha... Magst du mir vielleicht mal ein Foto oder besser Scan von deinem Plan schicken?
    Ich habe da so ne Bastelidee die ich gerne ausprobieren würde. Wenn meine Vorstellung klappt würde ich dazu eine Bastelanleitung machen...
    Hätte ich wenigstens was sinnvolles zu basteln.

  • Hallo Trixi, das ist lieb, danke, aber das Basteln ist nicht der Punkt, wo es hängt. Ich bin selber eine alte Bastelfee. Ich hatte eine sehr elegante Lösung, aber Hans wollte das Waschen noch nicht "von Mama abkoppeln " ;)


    Grüße von Bastelfee zu Bastelfee :)

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  • Aber es wäre bestimmt allgemein schön, sowas hier einzustellen, für Nicht-Bastelfeen ... Für Ablaufpläne gibt's ja tausende Anwendungsmöglichkeiten. Und das Prinzip, dass man den Fokus immer aufs nächste anstehende Bildchen legt, lässt sich ja mannigfaltig umsetzen: Mit wanderndem Pfeil, oder zum Runternehmen von einer Klettleiste (und Werfen in die Fertigschachtel), oder als Papierausdrucke zum Abhaken, oder mit Spiralbindung zum Umblättern ...


    Im Grunde könnte ich selber für meine Aufschieberitis auch die eine oder andere Visualisierung brauchen ... :P

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  • Enscha, mir ist schon klar, das dein Hans das gerade so gar nicht will...
    Aber das Problem ist, das ich gar keine Bilder hab und auch nicht so genau weiß wie solche Ablaufpläne aussehen. Würde gerne allgemein versuchen eine Bastelanleitung zu schreiben wie man verschiedene Dinge machen könnte um das zu verdeutlichen. Nicht speziell jetzt auf deinen Hans bezogen.

  • Hallo Trixi,


    Du kannst mal nach Bildern googeln, TEACCH-Pläne, "Ablaufplan TEACCH", sowas. Auch in Englisch. Da gibt's unzähligen Variationsmöglichkeiten. Es gibt keine feste Form dafür, es ist ja die Funktion, nach der sich die Form richtet.
    Hier gibt's auch gute Vorlagen dafür: http://www.metacom-symbole.de/…download_materialien.html
    (Zb "Arbeitsplan" und "Visualisierungshilfe")


    unser Wasch-Plan zb ist ein laminierter Papierstreifen, bestehend aus aneinandergefügten Metacom-Bildern.

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  • Enscha,
    mal so ne Idee...dein Hans ist ja auch scharf aufs Ipad,oder irre ich mich?
    In der "First-Then-Visual-Schedule HD" App lassen sich solche Ablaufpläne hervorragend darstellen-auf fünf verschiedene Arten, ein Bild/Symbol, zwei, mehrere, zum abhaken, "wegschieben" oder in einen dargestellten Briefumschlag kann man sie auch "verschwinden" lassen.
    Wir haben Fotos, oder auch Metacom Symbole u.ä. Beschriften kann man die Schritte auch und ich meine sogar optional was akustisches dazu machen.


    Das funktioniert bisher bei uns im Bad und auch sonst am besten von Allem, was wir bisher probiert haben (Klett/Filz, Bilder zum Abnehmen, wandernder Pfeil, Album zum umblättern, laminiertes Papier so wie bei euch... und was weiß ich noch)


    Das Ipad nutzt Junior in meiner Anwesenheit nahezu selbstständig!(das ist aber wichtig, dass ich dabei bin "Mama Du bist so was wie ein Antreiber für mich") ;)
    Alles andere vorher hat er auch benutzt, aber nicht so selbständig wie die Ipad Variante.


    Wär vielleicht auch für Euch was?


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    Liebe Grüße von Phila


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  • Hm, ich glaub, ich kann es schlecht erklären ...


    also es ist so: ich bin ein überzeugter Verfechter davon, dass Hans die Dinge aus innerer Motivation tun soll.
    Die ganzen Pläne usw sind tolle Hilfen, aber sie bleiben doch "Krücken". Mir ist wichtig, dass er über die Jahre lernt, dass da nicht von außen so viel und so lange Pläne an ihn herangetragen werden, so lange, bis er einen annimmt. Sondern dass er da selber aktiv wird. Ich habe ihm zum Waschen den Plan als Visualisierung gemacht, weil es ohne nicht funktioniert hat. Er hat nun alle Mittel innder Hand, es alleine zu lernen/machen. Ich warte nun quasi drauf, bis er mal den Impuls rauslassen kann, dass er das jetzt ohne Mama machen WILL. Oder zu sagen lernt, dass er einen Plan für etwas möchte. Oder im besten Fall selber plant.


    Der Impuls zum Selbständigwerden muss vom Kind kommen, Logo.
    Normalerweise kommt da der Schub von den Gleichaltrigen. Das merke ich deutlich an meiner Tochter, die ihrem Alter eher voraus ist: Immer wenn sie privat mit ihren Mädels unterwegs war, setzt sie sich zuhause deutlich ab, will noch mehr ihr eigenes Ding machen.
    Dieser Motor fehlt Hans leider, mangels Peergroup.


    Was sehr hilft, sind die jungen Betreuer, die ein wenig die Peergroup ersetzen. Denn da fällt ihm dann selber hier und da auf, dass etwas "babymäßig" ist, und er kann sich lösen. Und da hake ich natürlich sofort ein. 8)

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  • Enscha,


    ich glaub schon, dass ich weiß was Du meinst!


    Bei uns war es eben so, dass meiner alles nur leidlich genutzt hat und es dann nie geklappt hat.
    Durch das Ipad (warum auch immer, die Pläne sind ja vom Aufbau eigentlich gleich, auch die Bilder) sind wir jetzt in vier Monaten soweit gekommen, dass Junior manchmal nur noch meine Anwesenheit braucht und gaaanz selten sogar nicht mal die :)
    Somit ist er eigenständiger und ich muss nicht immer präsent sein.
    ;)
    Die letzten vier Jahre davor waren eigentlich immer ein Krampf :icon_confused


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  • Das klingt ja super, dann ist ja ne Menge passiert, bei der Selbständigkeit! :)


    so soll es ja sein, wenn jemand das Kind sehr gut kennt (also Du, oder ich), dann kann man nicht nur die Pläne selber maßschneidern, sondern auch ihren Einsatz. Und dann sind sie eine echte Hilfe.


    Hans will ja immer ratschen beim Baden, da kann ich eh nicht gehen ... Hans ist abends recht gesellig ;) Das bindet uns Eltern zwar, aber ich versteh Hans auch, der kommt ja auch spät nach Hause, und wir sind diejenigen, mit denen er am freiesten reden kann.

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  • ...oh ja, ratschen will meiner im Bad auch immer :icon_lol ...nur, dann macht er NICHTS anderes mehr :icon_rolleyes


    Sind halt einfach sehr speziell die Jungs ;)


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    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Noch ein Beispiel:


    Der kleine Prinz stellt sein Glas auf dem Tisch gerne so knapp an die Kante, dass ich es eh schon unten liegen sehe. Und jegliches Bitten und Betteln es da bitte wegzustellen stößt auf Protest - als würde man sagen, ich nehme dir den Apfelsaft jetzt weg ;) .


    Viel besser funktioniert einen Glasuntersetzer hinstellen und sagen: bitte stell dein Glas da drauf.


    :)

  • Ich würde sagen, dass ist dann eine ziemlich perfekte Leistung. Also ein Glas / Becher / Tasse genau so hinzustellen.
    Das man dabei noch andere Faktoren berücksichtigen muss (es könnte ja jemand gegen den Tisch laufen und so für Bewegung sorgen, oder jemand rennt direkt ans Glas) ist nicht unbedingt gleichzeitig mit im Kopf vorhanden.


    Hast du denn mal versucht, so rein aus Spaß und zum Testen, ob du ein Glas / Becher / Tasse genauso perfekt auf die Kante stellen kannst wie dein Sohn?