Stimmen im Kopf

  • Hallo zusammen,


    ich muss mal blöd fragen-kennt das jemand, dass ein autistisches Kind "Stimmen hört"???


    Heute morgen sagte Junior mal wieder, dass er Angst vor der Schule hat und nicht hin will. Außer heute lief die Woche schulmäßig aber ganz gut.
    Ich dachte mir, das liegt sicher an dem Test der heute geschrieben wurde.


    Vorhin fragte ich ihn, was ihm denn so Angst macht in der Schule, ob was vorgefallen ist.
    Erst tischte er mir eine Geschichte auf, von Erstklässlern, die ihn verfolgten. Dass die Geschichte nicht ganz stimmen kann, war schnell klar und er gab zu, das würde nicht ganz stimmen.(er ist ja auch komplett begleitet, das würde auffallen)


    Ich fragte ihn, warum er so was erzählt und was ihm denn nun wirklich Angst macht in der Schule. Daraufhin meinte er, er "hört so Stimmen" Die Stimmen sagen, er wäre klein und dumm. Und die Stimmen hätten ihm gesagt, es wäre lustig, über andere Sachen zu sagen, die nicht stimmen.


    Man kennt ja sein Kind. Als er das erzählt hat, wirkte er richtig gedrückt, fast verzweifelt. Bei der "Fantasie Geschichte" mit den Erstklässlern war er anders, da merkte man, da stimmt was nicht.


    Wie man das bei Erwachsenen nennt weiß ich. Bei Kindern habe ich noch nie von "Stimmen hören" gehört.


    Wir schauen weder gruseliges Zeug im TV noch sonstwo, noch liest er was, wo er das her haben könnte.


    Kennt das jemand?


    Ehrlich gesagt, finde ICH das gerade etwas beängstigend... :icon_eek


    Ach ja, Medikamente nimmt er nur Movicol und Vitamin D


    _______________________________________________________
    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
    Mama *1972 operierte Skoliose
    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

    Einmal editiert, zuletzt von Phila ()

  • Hallo Phila,


    das hört sich bedrückend an :-/


    Ich weiß natürlich nicht, wie es in Hans' Kopf zugeht, er spricht ja nicht drüber. Aber er fängt manchmal recht plötzlich, aus dem Nichts heraus quasi, an, zb. über ein Kind im Bus zu schimpfen, es "schießen ihm so Gedanken ein", so würde ich das nennen. Und es gibt Trigger, von scheinbaren Kleinigkeiten ausgelöst, die eine schlechte Erinnerung wieder hochholen. Wie Kino im Kopf, bloß das es sich völlig anfühlt, inklusive Riech- und Tastsinn. Da kann man schon mal irre werden dran ...
    Aber ob das bei Deinem Sohn in die Rubrik fällt? Klingt jetzt eher nicht so.


    Vielleicht mal mit dem KJP drüber reden, was der dazu sagt.



    wobei bei Kindern insgesamt im Kiga- und Grundschulalter ja noch Phantasie und Realität öfter mal verschwimmen, "magische Weltsicht" nennt sich das.
    Ich hab jetzt mal den erstbesten Link genommen:
    http://www.kindergesundheit-in…twicklung/magische-phase/
    Wenn man noch bedenkt, dass die emotionale Reife bei autistischen Kindern gerne mal ein paar Jahre hinterherhinkt, dann könnte er auch einfach grade eine ganz normale kindliche Entwicklungsphase durchlaufen, bloß dass ihn die halt mehr durcheinanderbringt als andere Kinder, weil er ja im Kopf schon weiter ist ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    3 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Hallo Phila,
    dass lässt mir jetzt gerade keine Ruhe, was Du schreibst.

    Die Stimmen sagen, er wäre klein und dumm


    Genau dasselbe habe ich auch. Schon immer gehabt.
    Psychologisch nennt man das "automatische Gedanken", aber es lässt sich durchaus als "Stimmen im Kopf" beschreiben.
    Enscha hat das sehr treffen erklärt (hätte ich nicht besser erklären können):

    es "schießen ihm so Gedanken ein", so würde ich das nennen. Und es gibt Trigger, von scheinbaren Kleinigkeiten ausgelöst, die eine schlechte Erinnerung wieder hochholen. Wie Kino im Kopf, bloß das es sich völlig anfühlt, inklusive Riech- und Tastsinn


    Das sind sehr starke innere Reize.
    Ich z.B. kann die oft kaum abwehren, muss dann den "Stimmen" etwas entgegnen oder einen anderen physischen Reiz setzen, etwa an meinem Haar ziehen oder mir auf die Zunge beißen.
    Ich weiß, dass es nur in meinem Kopf ist, trotzdem ist es unangenehm.
    Oft läuft eine Art Kommentar über alles und jeden in meinem Kopf ab. Eine Art "Welterklärung", die aber auch mich und wie ich mich verhalte miteinschließt.
    Es sind verschiedene Stimmen. Ich habe ihnen auch mal einfach Namen gegeben.
    Sie sind auch aus Erlebnissen zusammengesetzt, die ich gehabt habe (wie Enscha das ja schon geschrieben hat: Erinnerungen) und Dinge, die ich über mich gehört habe von anderen.
    Viele Menschen mit Autismus haben ja ein sehr sehr gutes (auditives) Gedächtnis. Wie ein innerer Recorder. Da sind dann halt "Stimmen" drauf. Und diese Stimmen sind z.T. auch verändert durch das eigenen Hirn, das eigene Denken.
    So ist das bei mir.
    Das ist ganz typisch für mich und meine Behinderung.


    Lynkas grüßt.

  • Hallo ihr beiden,


    nur kurz, aber Danke für Eure Antworten!
    @ Enscha,
    vllt ist es bei meinem ähnlich wie bei Deinem?- wie so oft, nur abgeschwächt?
    Den Link muss ich mir heute mittag mal in Ruhe durchlesen.
    Ich hab mal seine Therapeutin angeschrieben, KJP haben wir hier aktuell leider keinen guten.


    @ Lynkas,
    Danke für Deine Innenansicht, danke dass Du mir das mitteilt!
    es bedrückt mich sehr, was Du schreibst, ich stelle mir das sehr belastend vor. :(
    Er führt ja oft Selbstgespräche und haut sich beim Reden auf den Kopf-nicht fest, eher wie ein Anklopfen, ich kann es nicht besser beschreiben.


    Er sagte, die Stimmen wären nur in der Schule auf dem Pausenhof da. Eine Jungen- und eine Mädchenstimme. (ich hatte gefragt, wo er sie hört) Die Stimmen kommen ihm bekannt vor. Die Mädchenstimme wäre meiner Stimme ähnlich :icon_eek


    Ich merke grad, wie mich das mitnimmt :(


    _______________________________________________________
    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
    Mama *1972 operierte Skoliose
    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

    2 Mal editiert, zuletzt von Phila ()

  • :Hallo,


    Lynkas, vielen Dank, dass Du hier so offen schreibst. Das klingt wirklich sehr belastend. Und es passt auf Hans, von der "Datenverarbeitung" her.
    Vor dem Hintergrund des hier geschriebenen steht jetzt grade bei mir der Thread von neulich kompensieren: Hoher Energieverlust für andere unsichtbar
    in einem ganz anderen Licht.
    ich denke wirklich, dass ich noch mehr als Schutzschild den Hans auch in der Schule vor sozialer Überlastung schützen muss. Denn die endlosen negativen Einzelheiten summieren sich wohl über die Jahre im Denken, und entwickeln ein Eigenleben ... :-/


    Phila: Im Pausenhof ist ja immer Stimmengewirr. Vielleicht löst das diese Erinnerungscollage dann leicht aus? Ähnlich wie ein Trigger?



    Ein anderer Gedanke: Vielleicht kann man auch ganz bewusst als Gegengewicht noch mehr für Ruhepausen sorgen, auf seine eigenen Formulierungen achten ... Dem Kind quasi mehr positive "Stimmen" mitgeben?
    http://www.beltz.de/fileadmin/…ologie_Heute_Ich_muss.pdf


    viele Grüße

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    7 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Hallo,


    Phila: ich kann mir vorstellen, wie sich das gerade für dich anfühlt. Kann er nicht gemeint haben, dass du eben eine Frauenstimme hast, und sich diese ähnlich anhört wie eine Mädchenstimme? Würde es ihm helfen, der "Stimme" das Gegenteil zu beweisen? Ich meine, wer ist schon dumm? Enscha hat das in irgendeinem Thread mal schön beschrieben. Und klein zu sein ist doch völlig in Ordnung. Ist er überhaupt klein?


    Der kleine Prinz führt eigentlich auch den ganzen Tag lang Selbstgespräche, wobei er genau betrachtet eigentlich nur wiederholt, was er von jemandem gehört hat. Ich kann mich erinnern, dass ich einmal, als ich ziemlich genervt war, "Lass mich jetzt in Ruhe, XY" zu ihm gesagt habe. Das hat er über einen so langen Zeitraum immer wieder wiederholt, so etwas Verärgertes sage ich bestimmt so rasch nicht mehr zu ihm! Kann es sein, dass all das, was er jetzt so laut vor sich hin wiederholt, später auch einmal zu einer inneren Stimme wird? Oder ist das etwas ganz anderes?


    mehr positive "Stimmen"


    Sich selbst kann man da natürlich steuern, aber das Umfeld? Meiner Schwester habe ich bei einem unserer letzten Treffen einmal vor Augen geführt, dass sie an einem ganzen Nachmittag, den wir gemeinsam verbrachten, sich nur dann an den kleinen Prinzen direkt gewandt hat, um ihm in scharfem Ton etwas zu verbieten. Weil er eben so allgemein keine Interaktion mit anderen sucht, die kleine Fee aber schon, kommen dann auch relativ wenig (positive) Impulse von anderer Seite. Hoffenltich konnte meine Erklärung bei meiner Schwester was bewirken. Nur, wie macht man das bei anderen? Im Kindergarten? In der Schule?
    Wie willst du da das Schutzschild sein, Enscha, wenn du nicht da bist? Oder willst du mit ihm Strategien ausarbeiten?

  • Hallo Michie,


    einen Schutzschild kann ich ihm am ehesten mitgeben, indem ich den Leuten, die ihn als Profis umgeben (und die ihm ja meistens wohlwollen, aber halt ihn nicht so kennen) solche Erklärungen gebe, was solche Äußerungen mit ihm machen, das als Teil seiner Ausprägung von Autismus erkläre, da helfen Innenansichten von erwachsenen Autisten sehr. Und indem ich die Löwenmutter gebe, wenn ihm mal jemand nicht wohlwill oder stur auf seinem Ding beharrt . Das macht durchaus ne Menge aus in einer Einrichtung.
    Ausserdem versuche ich, ihn zu wappnen, dass er sich nicht so leicht angesprochen fühlt, ihm zu helfen, die "löchrige Hülle" (Selbst-Andere-Differenzierung) weiter zu schließen.


    Privat halte ich ich ihn zu Leuten, die ihm nicht gut tun, auf Distanz. Das ergibt sich eigentlich von selber, weil Hans eh so drauf ist, dass sich das schnell aufschaukelt
    (Hat sein Gutes wenn das Kind nicht der Nach-innen-Kehrer ist, sondern Haare auf den Zähnen hat wie Hans :P Da merkt man gleich, wenn's nicht passt

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    6 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Hallo, Phila,


    ja, der junge Mann, den ich begleite, hatte das auch - so etwa ab 10, vermutlich. Es war auch eine Angst vor bösen Gedanken, die sich bei ihm entwickelte. Und er war sehr streng mit sich selbst, weil er diese Gedanken, mach was böses, nicht zulassen wollte.


    Bei ihm waren die Auswirkungen viel schlimmer als die Gedanken an sich, denn die waren völlig normal, denn wer denkt nicht mal, dass er einem anderen was Böses wünscht, weil der mies zu einem war. Die Auswirkung, dass der I-Dienst das als dissoziative Identitätsstörung interpretierte, also der autistische und der nicht autistische Anteil in dem Fall, das war im Endeffekt das Problem. Sie haben das in der Schule weitergequatscht und somit hatte die einen Grund zu behaupten, dass er erst einmal in die Psychiatrie soll und nicht weiter beschult wird.


    Das war viel schlimmer als die Auseinandersetzung damit, dass man manchmal Stimmen im Kopf hat, die anderes sagen, als das, was man selbst für sich als regelkonform hält. Der Protagonist in meinem Buch, Justus, für den habe ich das Ganze auch beschrieben, glaube ich. Muss ich mal nachschauen, ob ich die Geschichte aufgenommen habe.


    gefunden - hier der Ausschnitt aus meinem Buch:


    "... ist unser Termin beim Kinder- und Jugendpsychiater erst Ende Januar und es sieht nicht danach aus, dass wir schon eher dazwischenrutschen können. Justus sieht seine Hoffnung, das Durcheinander und diese Zwiespälte in seinem Kopf (er hat sich für sein Problem den Begriff „temporäre Schizophrenie“ überlegt) zu überwinden, in einer Medikation. Lange Zeit hat er das – für mich verständlich – abgelehnt. Doch auch eine Änderung der Stimmung in der Schule würde ihn derzeit nicht aus seinem Loch herausholen können – dafür ist die Situation einfach zu verfahren. Justus geht nicht in den Unterricht – Lehrer schimpft. Justus traut sich erst recht nicht mehr. Viele Lehrer schimpfen.
    Sicherlich wurde diese Krise schon vor Längerem ausgelöst – die Pubertät bringt einfach viele körperliche Änderungen und verwirrende Gedanken mit sich, die erst einmal verarbeitet werden müssen. Und wenn dann Schulbegleiter noch so unsensibel reagieren und nicht „berechenbar“ sind, beginnt irgendwann eine Spirale nach unten. Die Reaktion der Schule in den letzten Monaten trägt auch nicht zur Besserung bei – da kann sich die jetzige tolle Schulbegleitung anstrengen, wie sie will, sie wird auch nicht ernst genommen, sondern ausgeschlossen. Das bekommt Justus natürlich mit – und ist noch mehr blockiert.
    War das bei Kindern aus der Elterngruppe auch mal so, dass sie so eine Blockade hatten? In ein Klassenzimmer gehen wollten, es aber nicht über die Schwelle geschafft haben? Anscheinend ja.
    Sollte man es immer wieder versuchen, dass er sich traut, oder machen wir dadurch alles nur schlimmer? Ohne die Gründe zu kennen und die Probleme gelöst zu haben, wird alles immer schlimmer, wenn man immer wieder drängt.
    Eine Zeit lang nicht zur Schule gehen verstärkt die Ängste zwar auch. Sich dann überwinden zu können fällt ja noch schwerer – falls das noch geht. Doch erst muss der Auslöser gefunden werden. Und den gibt es bei Kindern wie unseren. Ganz sicher.
    Auch die Klassenkameraden verstehen die Sonderstellung von Justus nicht und reagieren entsprechend gereizt und grenzen ihn aus. Kein Wunder, denn die Lehrer schreiben immer nur ins Klassenbuch: „nicht da“ – auch wenn Justus brav Aufgaben in einem extra Raum abarbeitet oder wenn er eigentlich offiziell frei hat.
    Dieses Gefühl, nicht allein in seinem Körper zu sein und gegen ein anderes Ich zu kämpfen, das einem Gedanken einflüstert, von denen man die Sorge hat, andere könnten das hören – davon haben Asperger-Kinder auch schon mal berichtet?" ...

    ........................................
    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

    Einmal editiert, zuletzt von Klara ()

  • Hallo zusammen,
    Danke für die vielen Antworten!
    Michi, ich denke es ist so wie du sagst, die Stimme ist meiner ähnlich, die andere Stimme, eine Jungenstimme, ist der seines einzigen, richtigen Freundes ähnlich.


    Klara, dein Buch habe ich gelesen, aber an den Teil konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, erst beim erneuten Lesen :icon_redface


    Ich denke mir, dass es daher kommen könnte, dass er über sich selbst sagt, er wäre dumm, weil er nicht gut im Rechnen ist- was gar nicht stimmt, er ist nur viel langsamer als der Rest der Klasse, aber Fehler macht er kaum.
    Klein ist er und wird deshalb oft für einen Erstklässler gehalten, wenn überhaupt. Wir Eltern sind aber auch nicht groß. Auch das versuche ich immer wieder zu erklären, dass es normal ist-es gibt eben unterschiedlich große Menschen. Er nickt zwar dazu und wiederholt auch zum Beispiel dauernd "das hab ich gut gemacht" wenn ich ihn z.B. lobe, aber ich hab das Gefühl, dass er es trotzdem als schlimm empfindet, kleiner zu sein, als der Rest.


    Das Stimmengewirr hat evtl. auch etwas damit zu tun, er ist ja ohnehin empfindlich, was das betrifft.
    Die Schulbegleitung heute sagte, dass er in der Pause eigentlich immer mit den zwei gleichen Jungen spielt derzeit, einer davon ist sein Freund.


    Man müsste wirklich mal in den Kopf schauen können...


    _______________________________________________________
    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
    Mama *1972 operierte Skoliose
    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Puh... Wegen Stimmen hören gleich eine Dissoziative Identitätsstörung als Diagnose zu bekommen finde ich jetzt echt heftig....


    Ich kann natürlich auch nicht in den Kopf von deinem Sohn schauen...
    Bei mir ist es so, dass manche Gedanken sich fremd anfühlen und es auch mal wie eine Stimme "klingt".


    Das Gehirn ist eine ziemlich komplizierte Sache. Erinnerungen können auch mal falsch abgespeichert werden. Außerdem wird ja nichts objektiv, sondern subjektiv wahrgenommen.


    Die Stimme von dir wird er sicher am besten kennen und auch die Stimme von seinem Freund kennt er sich besser als von anderen Jungs. Für mich ist es daher logisch das die Stimmen die er hört so klingen.
    Ich könnte mir auch vorstellen das ihm die Meinung von dir (und vielleicht auch von seinem Freund) am wichtigsten ist. Vielleicht hat er auch Ängste die da dann mit rein spielen.

  • Hi Phila!


    Mein Patenkind ist genauso alt wie dein Sohn, und:


    er ist nur viel langsamer als der Rest der Klasse, aber Fehler macht er kaum


    Klein ist er und wird deshalb oft für einen Erstklässler gehalten, wenn überhaupt


    in diesen beiden Hinsichten ganz genauso wie dein Bub!


    Er ist wirklich klein, und es gibt auch manchmal Situationen, in denen er deshalb gehänselt wird, offenbar meist von Mädchen. Wird dein Sohn da auch gehänselt? Meine Schwester versucht immer, ihm deutlich zu machen, dass es sehr viele andere kleine Menschen gibt. Das mit der Langsamkeit beim Rechnen, das ist zwar jetzt in der Schule nervig, weil er "negativ" auffällt, aber das hat für später zum Glück wenig Relevanz. Oder? Hat denn schon einmal jemand anderes zu deinem Sohn gesagt er sei dumm, nur weil er langsamer rechnet? Ist er in einem anderen Bereich dafür deutlich schneller als andere? Gibt es irgendetwas, das dir helfen könnte, sein Selbstbewusstsein zu stärken?


    Enscha,


    Hat sein Gutes wenn das Kind nicht der Nach-innen-Kehrer ist


    Das sehe ich auch so. Es würde mir einiges Rätselraten abnehmen, wenn mein kleiner Prinz expressiver wär.


    Erklärungen gebe, was solche Äußerungen mit ihm machen, das als Teil seiner Ausprägung von Autismus erkläre


    Im fachlichen Bereich, also im Kindergarten oder bei den Therapeuten, funktioniert das auch hier relativ gut. Auch bei meinen Eltern. Meine Schwestern hingegen sind da ein anderes Kapitel. Ich mag meine Schwestern sehr, sie waren eigentlich immer meine besten Freundinnen. Aber sie werfen mir häufig vor, ich würde "zu viel über das Thema lesen", und "ein noch nicht mal Vierjähriger macht sich doch nicht solche Gedanken" etc. Ich habe erst einmal nichts darauf gesagt, weil ich das Gefühl habe, sie wollen das gar nicht verstehen.

  • Ich bin gestern in einer herumliegenden Zeitschrift zufällig auf einen spannenden Artikel gestoßen, genau zum Thema innere Stimmen (bei allen Menschen, nicht speziell Autisten).
    Den Artikel kann ich leider nicht verlinken.


    Aber hier ein paar Inhalte.


    Friedemann Schulz von Thun spricht vom "inneren Team":
    http://www.schulz-von-thun.de/index.php?article_id=93


    Die "inneren Instanzen" (da fällt uns auch Sigmund Freud wieder ein) entstehen in der Kindheit, so heißt es.


    Destruktive innere Stimmen ("Das schaffst Du nie." ...) zum Schweigen zu bringen, haben sich die "Mindful Self-Compassion" der klinischen Psychologij und Verhaltenstherapeutin Christine Brähler zur Aufgabe gemacht:


    link auf die Schnelle, die HP von Christine Brähoer (also keine unabhängige Seite): http://www.selbstmitgefühl.de/über-mich/



    Dass jetzt bei Autisten nicht nur äußerer Lärm, sondern auch innere Stimmen noch belastender sind, und aisch stressiger, wundert mich nicht, erscheint mir logisch.


    so auf NT zugeschnittene Seminre wie Brählers, sind ja für Autisten oft nicht ganz der richtige Ansatz, müsste man also modifizieren.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    4 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • das mit der DIS wurde mal einfach nur so vermutet, der Schulbegleiterdienst ist ja nun wahrlich kein Diagnoseschuppen. Doch so ein Gequatsche kann viel zerstören. Einmal ein Gerücht aufgebracht und schon ist der Stempel drauf und die Zwangsausschulung wird eingeleitet

    ........................................
    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

  • Ach du scheiße.
    Wie kommt man denn auf so eine dumme Idee, Klara?
    Normalerweise kommt doch immer erstmal Schizophrenie, bevor jemand auf die Idee einer DIS kommt.
    Ich weiß das so genau weil ich selbst eine DIS habe und es daher von vielen so mit bekommen habe.
    Sorry es schockiert mich gerade extrem weil DIS keine einfache Diagnose ist und Stimmen hören ist ja nicht direkt ein Diagnosekriterium so weit ich weiß...


    Tut mir leid, dass gehört jetzt eigentlich nicht zum Thema aber es macht mich gerade echt fassungslos.

  • ...ja, es ist schon erschreckend, wie da einfach mal was in den Raum geworfen wird, ungeachtet dessen, was es mit den Betroffenen, den Angehörigen macht, geschweige denn, dass mal drüber nachgedacht wird, was Andere aus solchen "Bemerkungen" machen.


    Da kann man nur entsetzt den Kopf schütteln!


    Sohnemann hat nichts mehr gesagt von Stimmen die er hört, wobei er ja sagte, er hört sie nur im Schulhof.


    Ich bin etwas unschlüssig, ob ich ihn ansprechen soll, oder ob das das Ganze noch verstärkt?


    Dass er öfter negative Erfahrungen wegen seiner Körpergröße macht, weiß ich. Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung, dass man da von außen sagen kann, was man will, da drüber stehen können, das dauert.
    Wir alle in seinem Umfeld versuchen ihn immer zu bestärken, dass er weder dumm ist, noch, dass geringe Körpergröße schlimm ist. Verstandesmäßig weiß er das, gibt es auch wörtlich so wieder, trotzdem verletzt es ihn, wenn er so was hört.


    Ich bin noch gespannt, was seine Therapeutin zu dem Thema sagt.


    Ich lese gerade eine Studie zu dem Thema, bin aber noch nicht ganz durch.


    Ich glaube irgendwie an einen Zusammenhang von negativen Erfahrungen/Gehörtem, in Verbindung mit Trigger, die dann diese als Erinnerung quasi hoch holen und dann "eine Stimme" bekommen.
    Vielleicht ähnlich wie beim Denken in Bildern, dass also statt einem Bild im Kopf eben eine Stimme auftaucht?


    _______________________________________________________
    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
    Mama *1972 operierte Skoliose
    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

    Einmal editiert, zuletzt von Phila ()

  • Trixi

    Hat das Label Autismus hinzugefügt.