Bloß nicht vom Drehbuch abweichen

  • Heute kam es zu einem eigenartigen Vorfall. Wir waren im Garten und haben wirklich den ganzen Nachmittag schön zu dritt gespielt. Dann mussten wir in den Schuppen, um Rasenerde zu holen, und dort steht eine alte Regentonne, in der ich lehmige Erde aus dem Garten zwischenlagere, weil ich noch nicht weiß, wo ich die entsorgen soll. Jedenfalls habe ich so spaßhalber die kleine Fee hineingestellt, die das aber doof fand und gleich wieder raus wollte. Der kleine Prinz wollte es dann auch versuchen, und als der große Bruder drinstand, musste die kleine Fee selbstverständlich auch wieder rein. Dauerte aber maximal 2 Minuten, wollten beide wieder raus.


    Als ich beide rausgehoben hatte, fing der kleine Prinz dann an, mit viel Nachdruck zu verlangen, ich soll seine Schwester da wieder reinstellen. Die wollte aber nicht, und das habe ich ihm erklärt. Dass eben SIE entscheidet, was sie macht und was nicht, nicht er. Ich sagte dann zu ihm, ich kann gerne DICH hineinheben - klares NEIN. Und ich meinte drauf: siehst du, deine Schwester möchte das eben auch nicht.


    Das war dann richtig schlimm für ihn, und er war total traurig. Bei mir hinterließ das so ein Gefühl von: Er hatte da jetzt eine ganz fixe Vorstellung, so quasi ein Drehbuch, was jeder tun musste. Als wir kurze Zeit später beim Abendessen saßen, weinte er nochmals los und meinte, die XY sollte doch noch einmal in der Tonne stehen.


    Kennt ihr sowas von euren Kindern? Ich stelle mir da jetzt vor, dass so eine Situation irgendwann einmal vielleicht im Kindergarten aufkommt ... puh!


    Hat jemand einen Tipp für mich, wie ich das meinem Sohn erklären könnte?


    Liebe Grüße aus Österreich,

  • Hi Michie... ich weiß nicht genau, ob ich es verlinkt kriege (PDF Artikel)


    Wie Kinder Stress bewältigen / Zwischen spleenigem und ... - www.erev.de/auto/Downloads/Skripte_2013/2013_05_BUFA_epdsozial.pdf


    Diesen Artikel fand ich ganz gut. Er zeigt- ...und das sagen auch ähnliche andere Berichte-, dass eine gewisse Art von "Zwanghaftigkeit" durchaus zur Entwicklung dazu gehört!


    Ich denke, erst wenn soetwas wirklich häufig und übermächtig vorkommt, müsste man weiterschauen.... vielleicht also auch eine "Freude"... das dies nichts spezifisch schlimmes sein muss, sondern auch ein Zeichen von "kleiner Normalität" sein könnte ^^



    edit: bekomme es durch das PDF Formal nicht in einen Hyperlink... solltest du es nicht finden... klinkel mich an, dann schicke ich es dir anders!
    edit by Trixi: Ich glaube, jetzt sollte es mit dem Hyperlink funktionieren


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




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  • Hallo,


    ich finde das ganz interessant, die Begriffe auch "Drehbuch", "Film", "auf Null stellen": Weil es gibt da eine echte Analogie.


    Erstens:
    Ich denke, viele autistische Kinder (und auch große Leute) denken über eine erwartete Situation vorher nach, planen sie durch,um Sicherheit zu bekommen. Das funktioniert natürlich nur, wenn alle relevanten Informationen vorhanden sind. Und Raum für Unwägbarkeiten mitgeplant wird. Das muss das Kind aber erst mühsam lernen.


    Zweitens:
    "den Fehler gutmachen": Autisten sind Regelfreaks, die Dinge sollen nicht irgendwie sein sie sollen RICHTIG sein. (Die Frage ist halt, was "richtig" ist, das ist ja selten in Stein gemeißelt)
    Wenn nun etwas "falsch" läuft aus ihrer Sicht, gibt's oft das Bedürfniss, dass das entweder berichtigt wird, oder gar dass nochmal bei Null begonnen wird. Ein neuer Take, quasi. Hans hat die Tendenz auch, das ist gut, wenn er übt Buchstaben zu schreiben. Das ist schlecht, wenn er denkt, beim Austeilen des Abendessens ist ein Fehler (nach seinen mir nicht mitgeteilten Grundannahmen) passiert, der nun ausgebügelt werden muss: Tja, Ketchup muss nochmal zurück in die Flasche. 8o



    viele Kinder haben so Grundannahmen über die Welt, sie sie irgendwo ableiten. Und weil autistische Kinder recht kontextblind sind und weil sie nicht drüber sprechen, ergeben sich aus falschen Grundannahmen Stresspunkte.
    Mir scheint, der Prinz hat irgendeine Regel gesehen, nach der die Schwester nochmal in die Tonne gemusst hätte :D (zb falsche Reihenfolge im Detail, falscher Text dazu, Störfarbe unterwegs, ...).


    Das wird bei Deinem Prinzen, der ja ein kluges Köpfchen ist, mit den Jahren besser, je mehr er von der Welt versteht. Es ist auch eine Aufgabe (UK kann helfen), dem Kind zu vermitteln, dass es da echt hilfreich ist, seine Annahmen a) sich bewusst zu machen und b) drüber zu sprechen :) Da braucht es auch viel Geduld, denn auch das sickert oft erst so nach und nach ein ...
    (Das wäre zb eine schöne Social Story, an einem guten Beispiel aus seinem echten Leben aufzuhängen.)


    Du musst ihn also über die Jahre dazu kriegen, sowas zu kommunizieren.
    im Kiga würde ich da jetzt nicht im Vorfeld schon Katastrophen sehen, wahrscheinlich ist er da auch zurückhaltender als Zuhause. Zuhause geht's oft genauer ;)


    Man sollte sich aus meiner Sicht jedenfalls nicht drauf einlassen, das Gebot "Neuer Take!" mitzumachen, weil da Komplikationen und Zwanghaftigkeiten lauern. Wir machen das so: Er alleine kann gerne nochmal und nochmal, wir lassen uns da aber nicht mit reinziehen


    Grüße

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Noch was fällt mir dazu ein:
    Wenn man (noch) keine Perspektivübernahme leisten kann, dann scheint sich zwangsläufig die Welt um einen zu drehen. Hans bezieht leider auch alles auf sich. Dass andere ihren eigenen Kopf haben, und dass die Welt sich nicht in Bezug auf ihn dreht, sondern auch ohne ihn, das ist ihm nicht klar.
    Wir arbeiten dran, unermüdlich, denn das lastet schwer auf seinen Schultern. Zufällige Berührungen anderer interpretiert er als absichtliche Störung, eine brüllendes Kleinkind auf der Straße erscheint ihm als Affront gegen ihn, jede kritische Bemerkung bezieht er auf sich, und er denkt eben auch, er wäre für den reibungslosen Ablauf mancher Dinge zuständig, als "Regisseur" ... :S


    es wird vieles leicht werden, sollte er das mal verstehen ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Liebe Jonna!


    Danke für das PDF, ich konnte es problemlos lesen! Der Gedanke gefällt mir. Man darf wirklich nie vergessen, dass ein autistisches Kind auch einfach ein Kind ist ... ;)


    Liebe Enscha!


    Zitat

    ... dass es da echt hilfreich ist, seine Annahmen a) sich bewusst zu machen und b) drüber zu sprechen.


    Da hast du prinzipiell denke ich den Nagel auf den Kopf getroffen bei meinem kleinen Prinzen. Er spricht einfach noch zu wenig über seine Annahmen über die Welt, über seine Bedürfnisse, seine Gedanken, was auch immer. Hoffentlich kann er sich da von den anderen Kindern im Kindergarten noch so einiges abgucken. Heute auf dem Spielplatz war es schon wieder so, dass er eigentlich mit den Kindern spielen wollte, aber nicht wusste, wie er es anstellen soll. Da tut er mir einfach nur leid, und ich mich selber auch ein bisschen. Ich würde ihm da so gerne helfen. Die größeren Kinder nimmt er einfach an der Hand und läuft mit ihnen mit, aber reden tut er auch nicht mit ihnen ...


    Ich handhabe es hier auch so, dass er für sich die Freiheiten hat, sich da hineinzusteigern, aber seine kleine Schwester und mich muss er raushalten.


    Hm, das mit der Perspektivübernahme kommt mir sehr bekannt vor. Erst heute beim Frühstück glaubte er, nur ER müsse fertig sein mit seinem Essen und seinen Teller einfach in die Küche stellen, dann würde ich ihm sofort eine Höhle auf der Couch bauen. Dabei sagte ich klipp und klar: "Zuerst frühstücke ich zu Ende, dann baue ich dir eine Höhle."


    In welcher Weise versucht ihr, den Hans da zu unterstützen, damit er das (irgendwann?) versteht?


    LG

  • Hallo Michie,


    tja, das ist eine komplexe Geschichte, und ich könnte nicht behaupten, dass ich da genug drüber weiß.


    Intelligente Autisten können die Perspektivübernahme alle lernen, wahrscheinlich braucht jeder dafür seinen eigenen Weg, aber es gibt natürlich schon fachliche Ideen dazu, wissenschaftlichen Hintergrund.
    Bei Hans kann man nicht recht sagen, wie weit er kognitiv kommt. Wir haben uns aber eine ganz tolle sehr autismuskompetente Ergotherapeutin gesucht, die hat da vielmehr Durchblick als ich. Dazu haben wir noch mit Riesenglück einen tollen UK-Coach ins Boot geholt, der da auch viel sieht.


    wenn ich das mal verkürzt so als Laie schreibe, dann ist es wohl so, dass ein Kind einen motorischen/sprachlichen/geistigen Fortschritt erst machen kann, wenn als Grundlage dafür der entwicjklungspsycholgisch vorige Schritt gemacht ist. So eine Art Stufenmodell (das ist ein Modell, also vereinfacht, denn linear ist ja in Wirklichkeits nichts im echten Leben).


    und deshalb muss vor einer Perspektivübernahne erst mal u.a. die Selbst-Andere-Differenzierung ausgeprägt werden.


    Im konkreten Detail muss ich nochmal drüber nachdenken, um die eine gscheite Antwort zu geben ;)


    Edit: hier mal was zumÜben der "Theory of mind": http://www.autismushamburg.de/…OF_MIND_deutsch_small.pdf


    Hier ein Thread aus dem Rehakids-Forum, nicht das gleiche Thema, aber viele Bezüge und Überschneidungen: http://www.rehakids.de/phpBB2/ftopic99160.html

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    9 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Danke für dieses tolle Dokument, Enscha! Hast du solche Dinge auch mit Hans immer geübt? Ich weiß ja, dass du ebenfalls eine jüngere Tochter hast. Wie hast du das zeitlich alles geschafft? Ich lese Anabels Blog regelmäßig, und bin sehr beeindruckt von ihrer Arbeit.


    LG

  • Hey Michie,


    hattest Du Frühschicht :irre


    Ich gestehe, ich habe sowas nicht geübt mit Hans. Er hat Zuhause solche "gestellten" schulmäßigen Anforderungen immer komplett verweigert. Vehement. Ich hätte vermutlich auch damals, als er so klein war und seine Schwester auch, das eh nicht geschafft. Es war so schon oft über meinen Grenzen, der Alltag mit all seinen Schwierigkeiten hat locker gereicht. Andererseits hätten frühere Fortschritte das Leben auch damals leichter gemacht und letztlich Energie gespart.


    Lass Dir bloß kein schlechtes Gewissen machen, auch nicht unabsichtlich von mir :kopfkratz
    Baue Sachen so ein, dass sie Spass machen, aber wenn's nicht reinpasst in den Alltag, dann passt's nicht rein.


    Grüße

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • Hey Enscha,


    danke für deine beruhigenden Worte! Da hast du glaube ich genau meinen "wunden Punkt" erwischt. In gewisser Weise habe ich häufig Angst, ich helfe ihm zu wenig. Die letzten beiden Tage waren irgendwie komplizierter als sonst, mit beiden Kindern. Ob es der definitive Abschied vom Sommer ist? Ich weiß es nicht. Meine Geduld ist dann so ausgesaugt, dass ich einfach nicht mehr einfühlsam mit meinen Kindern umgehe, und das kommt dann eben von beiden entsprechend zurück. Ein fieser Teufelskreis. Und obwohl ich weiß, dass ICH die Erwachsene bin und die Harmonie als einzige wiederherstellen kann, "zicke" ich da manchmal blöd rum und muss mich beim Schlafenlegen wieder reumütig bei beiden Zwergen entschuldigen für so manche genervte Ansage ... *schäm*.


    Dann kann ich wieder nicht schlafen (siehe Frühschicht) und frage mich, wieso andere es hinbekommen, mit den Kindern täglich z. B. 30 Minuten oder sogar länger etwas zu üben, und mir oft die Kraft dafür einfach fehlt.


    Danke fürs zuhören/lesen ;)


    Liebe Grüße,

  • Hallo michie,


    Ich glaube das mit den täglich 30min üben bekommt niemand zu 100% hin.
    Ich kann gut nachvollziehen das du dich gerne mit anderen vergleichst. Aber glaube mir, du wirst dabei immer beschissen abschneiden... Du vergleichst dich immerhin mit den Menschen wo es besser zu klappen scheint. Dabei gibt es garantiert genauso viele Menschen bei denen es schlechter als bei dir läuft.
    Es macht dich am Ende doch nur selber unglücklich und du fühlst dich schlecht.


    Kinder sind anstrengend und behinderte Kinder sind oft noch anstrengender durch ihre speziellen Herausforderungen. Niemand kann ein Kind zu 100% perfekt erziehen. Den Anspruch sollte man auch nicht bei behinderten Kindern haben.
    Ich bin sicher du tust dein bestes um deinen beiden Kindern gerecht zu werden und beide zu fordern und fördern!


    LG Trixi

  • GuMo Michie,


    ich glaube, Du machst das schon recht gut, und das weißt Du eigentlich auch.
    Als Hans so klein war, hatte ich immer schreckliche Bilder vor Augen, was alles schieflaufen könnte in seiner Entwicklung - die Schreckensgrschichten hatte ich zb aus einer SHG mit Eltern, deren Kinder viel älter waren. Irgendwann hab ich mir gesagt: Die reden ja von ihrem, nicht von MEINEM Kind).
    Was mir immer sehr geholfen hat als Bestätigung, war Rat, Zuspruch und Lob von "meinen" Fachfrauen. Aus dem Heilpädagogischen KiGa, später aus der Förderschule, und von meiner KJP. Beim Aspie in der Regelschule (da steuert der Prinz ja drauf zu?) ist das ein Grund mehr, sich Leute zu suchen als KJP, als Therapeuten, die sich WIRKLICH gut mit Autismus auskennen bzw die WIRKLICH genau hinschauen. Damit man eine "Supervision" hat und eben auch jemand, um mal zu hören, dass man da gute Arbeit macht. Und man kann es dann auch leichter einordnen,mit deren Erfahrung.


    Wir hatten sehr viel Glück mit KiGa und mit den Lehrern und Schulbegleitern, Hans ist inzwischen so stabil, dass ich nicht mehr fürchten muss, dass er "kippt" (wobei immer noch wenige Wochen mit einer richtig schlechten Bezugsperson in der Schule genügen würden, um ihn psychiatriereif zu machen).
    Und so entwickle ich in den letzten Jahren die Zuversicht, dass Hans ein Glückskind ist, und dass er selber auch viel Potential hat, den richtigen Weg einzuschlagen ...


    autistische Kinder brauchen einfach länger in der Entwicklung, aber es steckt oft bei aller sozialen Hilflosigkeit sehr viel Stärke in ihnen.
    :)

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • Danke für eure Antworten, liebe Trixi & Enscha.


    Prinzipiell weiß ich schon, dass ich das Thema mittlerweile gut in der Hand habe, nur wenn dann trotz all der Mühen und Anstrengungen irgendetwas schief läuft oder eben nicht gleich greift, dann schmeißt mich das zumindest kurzfristig wieder auf den Boden und ich werde traurig oder negativ oder fühle mich überfordert. Habt ihr da eigentlich im "realen Leben" auch Ansprechpartner? Mein Mann z. B. sieht das alles gar nicht, der findet auch nicht, dass es für mich wahnsinnig angstrengend sein kann mit den Kindern. Meine Familie hat zwar offenbar "Mitleid", aber außer meinen Eltern, die auch noch andere Enkelkinder haben, hilft mir da niemand. Und mein kleiner Prinz mag z. B. überhaupt nicht bei meiner Mutter sein, nur bei meinem Vater (die beiden sind geschieden). Die andere Hälfte der Familie ist leider in Südamerika. Es wird vielleicht besser, sobald das mit dem Kindergarten so funktioniert, dass ich nicht mehr mitfahren muss. Heute bin ich schon aus dem Gebäude im Café ums Eck. Mal sehen, ob ich vor dem vereinbarten Zeitpunkt angerufen werde ...

  • Männer sind ehrlich gesagt meistens in solchen Fällen nicht die richtigen Ansprechpartner. Selbst wenn es sich um sensible Männer wie z.B. meinen Mann haben.
    Das liegt nicht mal daran, dass es böse Absicht oder sonst was ist. Aber die Denkweise von Männer und Frauen sind doch sehr unterschiedlich und auf emotionaler Ebene sind es zwei völlig getrennte Welten...


    Kannst du nicht schauen ob du eine Selbsthilfegruppe findest? Davon gibt es doch recht viele überall... Zur Not vielleicht eine Gründen... Es ist wirklich unheimlich wichtig, das man auch immer mal jemand hat bei dem man sich ausheulen oder auskotzen kann...

  • Hallo,


    das seh ich nicht so, dass Männer und Frauen grundsätzlich anders denken würden, und deshalb die Männer die Kinder weniger verstünden.
    Bloß dass bei den meisten von uns die Männer mehr (oder konstanter) Geld nach Hause bringen, und deshalb die Frauen mehr Zeit mit den Kids verbringen.


    Und um diese Feinheiten zB bei Autismus zu sehen, muss man halt teils schon ziemlich nah dran sein am Kind.


    Mein Mann hat sich lange nicht so interessiert fürs Thema (sich aber praktisch sehr viel eingebracht), inzwischen finden wir beide interessante Dinge heraus, besprechen uns, ziehen Schlüsse, ...


    Auf was ich nicht verzichten könnte: ich hatte von Anfang an viel Austausch. Mit den Fachfrauen in HPK und Schule, mit anderen Müttern autistischer Kinder (sind doch meistens die Mütter, aber auch Väter. Selbsthilfegruppen, Einzelkontakt, Forum, persönliche Kontakte aus dem Forum, ... Das Netz wird von Jahr zu Jahr enger :) - im doppelten Sinn.


    Es geht gar nicht mal vorderhand um Info-Austausch, es tut einfach unglaublich gut, mit Leuten zu reden, zu lachen, auch mal zu heulen, die in einer sehr vergleichbaren Situation stecken ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • Enscha ich meinte nicht, dass Männer automatisch weniger ihre Kinder verstehen. Und das die meisten Männer arbeiten gehen macht es für sie natürlich schwieriger so nah an den Kindern zu sein wie Frauen die Zuhause sind und die Kinder "immer" um sich haben.


    Es ist übrigens auch wissenschaftlich erwiesen das Männer einfach anders denken. Und das ist ja gar nichts schlimmes. Man könnte andersrum ja genauso sagen, das Frauen anders denken. Das liegt einfach daran, das Männer und Frauen unterschiedlich sind.



    michie, hast du denn niemand aus der SHG mit dem du einfach mal so reden könntest, außerhalb der Treffen?

  • Und um diese Feinheiten zB bei Autismus zu sehen, muss man halt teils schon ziemlich nah dran sein am Kind.


    Naja, mein Mann war eigentlich der Haupt-Kinderbetreuer, bis ich mit knapp 3 feststellte, dass in der Entwicklung meines Sohnes irgendetwas anders lief, in ein tiefes Loch fiel, mich irgendwie doch wieder rauszog, meine Lehraufträge zurückzog und ihn auf Arbeitssuche schickte. Deshalb enttäuscht es mich ja umso mehr, dass er eigentlich kein "echtes" Verständnis hat für seinen Sohn. Oder zumindest fühlt es sich für mich so an. Der kleine große Prinz bleibt schon im Kindergarten, in der Interaktionsgruppe der Ergotherapeutin, bei seinem Opa und teilweise bei seiner Oma, aber wenn ich ihn bei seinem Papa lassen will, und sei es nur um duschen zu gehen, den Rasen zu mähen oder sonst was, dann weint er bitterlich und kommt mich suchen...

  • Hallo Michie,


    das ist tatsächlich schade, dass der Papa den Sohn nicht intuitiv versteht. Aber es liegt vielleicht nicht am mangelnden Willen - nachdem Du schreibst, in der Familie vom Papa haben alle Jungs dieselben Kleinkinderstereotypien ... Kann es sein, dass der Papa auch wahrnehmungsspeziell ist, und sich deshalb schwerer tut, das Handeln vom kleinen Prinzen intuitiv nachzuvollziehen?
    Vielleicht fällt ihm mit den Jahren der rationale Zugang leichter, und/oder vielleicht muss man(n) manchmal sich erst selber Dinge eingestehen über sich, bevor man es an anderen sehen/akzeptieren kann?
    Vielleicht finden die zwei eine gemeinsame Leidenschaft, ein Hobby, das diese wunderbare Kongruenz zwischen zwei Menschen herstellt?

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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