Hallo Enscha,
Du schilderst ein ganz typisches Problem.
Es fällt unter die Rubrik "Menschen mit Behinderung leisten mehr als Menschen ohne Behinderung", und zwar NICHT so, wie diese Wendung immer verstanden wird.
Wie kannst Du es den Pädagogen und der Schulbegleitung erklären? Schwierig, denn das Verhalten Deines Kindes gilt in der Gesellschaft/unter Pädagogen als wünschenswertes Verhalten, auf das hin trainiert wird.
Ich hatte/habe mit demselben Problem die gesamte Schulzeit zu tun. Ohne Nachteilsausgleich, ohne Schulbegleitung, "inkludiert", bevor es den Begriff gab. Ich wurde einfach "mitgeschleppt" als stumme Schülerin, angenehm "pflegeleicht". Das war nicht gut. Jemand hätte es für mich sagen müssen, was los ist, wie es mir ging, was nach der Schule passierte, wie ich außer mich geriet. Es gab niemanden. Es gab Medikamente. Das war nicht gut und so etwas sollte heute frühzeitig aufgefangen werden.
Bei Hans gibt es Dich.
Du bist nicht die "überbehütende Mutter", sondern du bist die Mutter, die ihrem Kind das beste Leben ermöglichen will.
Es hilft nur: sagen, sagen, sagen. Schildern, was Dein Kind (noch) nicht selbst schildern kann. Die richtigen Worte? Schwierig. Ich hatte sie erst später, als ich aufgetaut bin aus der Erstarrung meiner Schulzeit.
Inklusion (und das kannst Du den Pädagogen ja auch sagen), bedeutet ja NICHT, dass dein Sohn sich bis zur Selbstverleugnung an alles anpasst (ich vermeide jetzt mal die Formulierung "an die Gesellschaft anpasst").
Viele Menschen mit Autismus werden gute "Schauspieler". Ich z.B. bin auf "Außenwirkung" gedrillt und kann sagen: es war der falsche Weg. Ich agiere nach angelesenen Mustern, wie nach Drehbüchern. Leider müssen die anderen dann auch nach diesen Drehbüchern agieren. Ich habe immer mehrere mögliche Szenarien im Kopf, aber manchmal passt keins. Und ständig das Drehbuch wechseln kostet auch immer viel Energie.
Wenn der Energieverlust, die Zwängigkeiten und dieses "sich nichts anmerken lassen" bei Deinem Sohn für Dich schon so sehr sichtbar sind, besteht Handlungsbedarf. Und Du bist die am dichtesten stehende Beobachterin, die Mutter. So dicht wird wohl kein Pädagoge oder Schulbegleiter herankommen.
Die Pädagogen sollen Dein Kind aufs Leben vorbereiten bzw. ihm beim jetzigen Leben helfen, ihm "Werkzeuge an die Hand geben". Wenn sie nicht gerade Anhänger von ABA sind, darf es nicht in ihrem Sinne sein, Kinder zu dressieren, zu einem "Maskenspiel". Zuhause fällt dann die Maske. Das darf denen nicht egal sein.
Ich habe vieles im Kopf, und schon in der Schule hatte ich was im Kopf, aber mein "Energietank" für das Leben ist nicht so groß wie der von Menschen ohne meine Behinderungen.
Ich habe dazu auch mal etwas geschrieben.
https://1satz.wordpress.com/category/energie/
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Lynkas grüßt.