Beiträge von Lynkas

    Dario, ich kann das durchaus nachvollziehen, was Du schreibst. Ich finde es auch nicht "spießig" sondern einfach ganz menschlich und verständlich.
    Was ich mir selbst immer wieder vorhalten muss ist, dass ich bloß nicht zu oft in eine "Opfermentalität" verfalle. Dann geht gar nichts mehr. Damit ist mir nicht geholfen und die anderen Menschen mögen das auch nicht gern. Ist bloß alles oft anstrengend....so viel erklären, so viel falsch an mir, viele Hürden und wenig Kraft, aber es braucht eben besonders viel Kraft, wenn Hürden überwunden werden müssen.
    Von Peter Schmidt war ich lange keine Freundin, aber in seinen Büchern kommt durchaus rüber, dass es auch in seinem Leben dunkle Stunden gab. Und, obwohl er wirklich sehr anders ist als ich und ein völlig anderes Leben führt, habe ich mich dann doch sehr subtil in seinen Schilderungen wiedererkannt und mir sogar Beispiele bei ihm anlesen können, die ich dann für mich verwenden konnte. Da habe ich ihn differenzierter sehen können, nicht mehr nur diesen vorwärtspreschenden Vorzeige-Autisten, bei dem es super läuft.
    Ich glaube, dass Menschen aus dem autistischen Spektrum, die "neurotypisch" sozialisiert sind, ihre Diagnose also erst spät bekommen haben, einfach auch anders mit Inklusion umgehen. Manche Probleme sind für sie nicht oder nicht mehr relevant. Andere, für sie typische Probleme, kommen in der Inklusions-Debatte gar nicht vor und werden nicht bedacht.
    Aber die Kinder, um die es bei Inklusion in der Hauptsache geht, werden erwachsen werden und es wird nicht alles ganz anders sein. Manches können die erwachsenen Behinderten eben doch beitragen, was auch in Zukunft noch relevant sein wird.
    Lynkas grüßt.

    Ist es völlig ausgeschlossen, das Du selber studieren und Fachpersonal werden könntest?


    Kein Geld.
    Voll Erwerbsgemindert (daher auch alle Fördermöglichkeiten verschlossen)
    Ausbildungen kann man nur Vollzeit machen (alles schon endlos durchdiskutiert), und ganz sicher kann man keine Ausbildung machen, wenn man als Erwerbsgemindert eingestuft wurde.


    Könntest du nicht Fortbildungen im Autismusbereich anbieten? Dann könntest du dem "Fachpersonal" mal ein bisschen auf die Sprünge helfen.


    Oh, ich habe Ordner voll mit von mir geschriebenem Material, für fast jede Situation, jeden Bedarf. Kurzinformationen, längere Artikel....Es interessiert die Betreffenden nicht! Es wird sehr oft abgelehnt, auch nur eine Kurzinfo entgegen zu nehmen. Falls mal jemand bereit ist, etwas zu nehmen, wird es nur flüchtig gelesen. Und ich habe Informationen in "einfacher" Sprache, auch listenmäßige Übersichten, tiefer Gehendes, Professionelles mit Fußnoten und Literaturverzeichnis. Es wäre für jeden etwas dabei. Aber es ist einfach nicht erwünscht, sich von Behinderten "aufklären" zu lassen. Manchmal ist eine Gebrauchsanweisung für mich erwünscht, aber ernsthaft immer so, als wäre ich eine Maschine, die man nur richtig bedienen muss, damit sie das Erwünschte tut, ohne Probleme zu machen. So etwas kann ich einfach nicht liefern. Ich bin keine so flache Persönlichkeit. Ich weiß auch oft selbst nicht, was mir hilft, was ich brauche, was man machen könnte. Ich bin dazu einfach viel zu isoliert aufgewachsen, ich habe ganz wenig Erfahrung.
    Und "Fortbildungen anbieten", also bitte. Wie sollte ich DAS denn können? Ich bekomme doch schon im Alltag keine Assistenz/Unterstützung, und wie soll ich da (zudem ja unerwünschte) Fortbildung anbieten?


    Außerdem: ich möchte einfach nur leben und arbeiten! Es war nie mein Wunsch, dauernd hinter Ignoranten her zu laufen und sie mit Aufklärung zwangszubeglücken und dafür oft noch beschimpft zu werden, da ich das ja "nur mache, weil ich mich selbst so wichtig nehme" :thumbdown: Ich möchte einfach nur dabei sein, als Mensch. Ich bin doch nicht die große Aufklärerin.

    Hallo Dario,


    was Du schreibst, spricht mir gerade sehr aus dem Herzen.


    Ich gebe zu, bei mir ist eine der größten Sorgen, dass Inklusion am Ende darauf hinausläuft, dass nicht die Gesellschaft bemüht ist, die besten Vorassetzungen für den behinderten Menschen zu schaffen, sondern dass s am Ende doch wieder an den Behinderten selbst liegt, sich anzupassen und sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, nur um dabei sein zu dürfen.


    Ich nehme gerade an einem „Projekt“ Teil, bei dem Sozialpädagogen/Sozialpädagoginnen Menschen, die als Erwerbsgemindert eingestuft werden, in Arbeit vermitteln sollen. Im Augenblick verhält es sich aber so, dass so gut wie alles, was ich sage oder tue analysiert wird und als „schwierig“ oder „falsch“ oder „veränderungswürdig“ eingeordnet wird. Man müsse „Feedback“ zu meinem Verhalten liefern, wird gesagt. Wenn ich sage, ich will das nicht, man solle mich unterstützen, etwas arbeiten zu können, wird das abgelehnt. Man "müsse" das so machen. Man könne nicht "leisten", was ich verlange.
    Es sei zudem ein Problem, dass ich „so hohe Ansprüche“ hätte. Dies bezog sich wohl darauf, dass ich nicht „nur“ Regale einräumen oder in einer Großküche die Spülmaschine einräumen wollte. Außerdem war mein Lebenslauf „zu gut“, ich kann (eigentlich) zu viel.


    Eine zweite Sorge von mir geht in die Richtung, dass ich das Gefühl habe, manche Leute wollen gar nicht unnötig mit behinderten Menschen konfrontiert werden, weil sie das als zu anstrengend, vielleicht sogar als Zumutung empfinden.


    Es hatte zu Beginn dieses Projekts ein Geschacher gegeben, welche/r SozPäd sich „mich zutraut“, das war mir auch so gesagt worden. Man erklärte mir, dass man vielleicht nicht „aushalten“ könne, wie ich sei. Ich musste versichern, bestimmte Verhaltensweisen zu lassen. Sonst sei das Projekt nichts für mich. Alternativen können dort nicht benannt werden, da ist man nicht zuständig (wie übrigens keiner, wirklich keiner).


    Ich werde manchmal dort gefragt, wie ich mich fühle, was ich von allem halte. Wenn ich dann sage, was für mich schwierig ist oder nicht passt wird gesagt: „Ja schlimm, und was tun Sie da jetzt dagegen?“ also es stellt sich für die Mitarbeiter dort gar nicht die Frage, ob sie mir auch entgegen kommen sollten. Wenn ich sage, ich wisse auch nicht, was tun, dann wird wieder darauf verwiesen, dass das Projekt dann evtl. für mich nichts sei.


    Ganz abgelehnt wurde auch die Tatsache, dass ich körperliche Defizite habe. Das könne man nicht berücksichtigen. Entweder Körper oder Geist, beides ginge nicht. Ich also - was ich wirklich nicht besonders gerne mache - meine körperlichen Defizite/Fehlbildungen/Krankheiten schriftlich erklärt. Ich finde es echt demütigend. Es wurde dann zu den Akten genommen, ob das jetzt berücksichtig wird, womöglich aber wieder zu meinem Nachteil: weiß ich nicht.


    Die Einstellung „zu anstrengend“ „zu viel Aufwand“ habe ich in den letzten Jahren, wenn es um Arbeit ging, immer wieder erlebt. Oft kannten die Menschen mich noch gar nicht, aber ich war auf jeden Fall „zu viel Aufwand“, man könne „das nicht leisten“, bis hin zu man müsse sich (oder im konkreten Fall die in einem Kindergarten betreuten Kinder, ich sollte dort Praktikum machen) vor mir „schützen“ :( .


    Oft wurde nicht spezifiziert, was genau man nicht leisten konnte, was denn befürchtet wurde. Ich war halt „leider“ zu viel, „ob ich nicht was finden könne, das zu mir passt“. Ja, was passt denn? Schulterzucken der Menschen.


    Viele Menschen umgeben sich doch am liebsten mit unkomplizierten und unproblemtatischen Menschen, in denen sie sich selbst gut wiedererennen.


    Ja, auch dies wurde von der SozPäd in dem Projekt öfter gesagt: kompliziert, problematisch sei ich. Anders als die bekannten Klienten. Anders insgesamt. :wein Ich bin überhaupt nicht kompliziert! Mit mir kann man gut sprechen, ich lerne schnell (langweile mich dadurch natürlich auch schnell, aber das darf ich auf gar keinen Fall andeuten, habe ich bemerkt bzw. das wurde explizit verboten), ich stehe nicht unter Medikamenten (wie einige andere in dem Projekt), ich bin nicht Drogenabhängig oder Alkoholabhängig, ich bin immer pünktlich, ich gebe immer 100 % (sieht aber für andere wohl nicht wie 100% aus)....Nee, aber bloß keine Stärken benennen, dann bin ich kompliziert, weil ich so hochnäsig bin.


    Menschen mit Behinderung werden immer (der eine mehr, der andere weniger) auf eine aufgeschlossene und tolerante Umgebung angewiesen sein.


    Genau, das ist eben das Schlimme. Ich brauche die Menschen, aber die Menschen brauchen mich nicht.


    Tja, da werde ich dann manchmal wütend. Das geht natürlich gar nicht. Dann bin ich selber schuld, wenn ich abgelehnt werde.


    Lynkas grüßt.

    Mir ist noch eingefallen:
    Was ich ganz unkompliziert sagen kann und was mir auch selbst nicht wehtut ist die Aussage "ich bin behindert".
    Das liegt allerdings auch daran, dass ich viele Jahre lang nicht anerkannt behindert war, dass ich z.B. keine Förderung oder Schulbegleitung oder ähnliches hatte, dass ich als "krank" anerkannt war, was aber keine Konsequenzen hatte. Es gab Behandlungen und Medikamente, die mich intakt machen sollten, heilen sollten, anpassen sollten: es klappte nicht. Ich war seit meiner Geburt wirklich behindert im Sinne von: ich konnte nie das Leben leben, das Schulkollegen, Familienangehörige etc. lebten, aber das war völlig irrelevant. Das galt nicht.
    Ich war wie etwas "Eckiges" in einer "runden Welt", ich eckte überall an. Es durfte aber nicht wahr sein.
    Als ich dann "offiziell" als "behindert" galt, bestätigte sich nur eine Tatsache, die so oder so seit meiner Geburt bestanden hatte aber von vielen Außenstehenden und Zuständigen hartnäckig ignoriert oder negiert worden war. Da fühlte ich mich erleichtert endlich sagen zu dürfen: "Ich bin behindert, hier, mein Ausweis!"
    Hm, wenn ich das so schreibe merke ich schon, dass ich meine Behinderungen als Teil meiner Persönlichkeit sehe und als Teil meines Körpers. Ich wäre nicht ich ohne sie. Ich hadere nicht damit, ich hadere damit, dass ich "in der Welt" behindert bin bzw. behindert werde. Also trifft dann auch die Aussage zu: ich WERDE behindert.
    Lynkas grüßt.

    Hallo Ihr!
    Ich sag oft "ich bin im Spektrum" oder "Menschen, die im autistischen Spektrum sind". Sperrige Formulierungen, ja. Und auch etwas drumherumgeredet.
    Was ich auch oft sage oder schreibe: "Ich habe eine Behinderung des autistischen Formenkreises". Klingt natürlich sehr "universitär", aber in Bewerbungen, in denen ich meine Behinderungen erklären musste (für Arbeit in der "Unterstützten Beschäftigung" musste ich das), konnte ich nicht mehr "ich bin Autistin" oder "ich habe Autismus" schreiben, denn dann bin ich sofort in eine Schublade eingeordnet worden und mir wurde überhaupt nichts zugetraut. Da ist es besser, wenn erst das Wort "Behinderung" kommt, und dann noch "autistisch" hinterher "kleckert". Da realisieren die Leute das nicht so sehr :P . Nach dem ich das so gemacht habe, bekam ich sogar mal Arbeitszusagen.
    Witziger weise ist es so, wenn ich sage (also im Sinne von "spreche"): "ich bin Autistin", da werden die Augen der lieben Mitmenschen groß und es kommen Sätze wie: "Das sieht man ja gar nicht" oder "Aber Autisten sehen ganz anders aus" ?( oder "NEIN, das KANN doch gar nicht sein" (und dann irgendeine Klischee-Anekdote, a la "ich-kenne-da-einen-Autisten-und-der-ist-so-und-so-und-du-bist-ja-nicht-so") :rolleyes:
    Wenn jemand liest, dass ich "Autistin" bin, wird mir hingegen oft eine geistige Behinderung zugeschrieben. Dann kann ich weder lesen noch schreiben :rolleyes: Dann erwartet allerdings auch keiner mehr, dass ich spreche und ich werde nicht mehr dazu aufgefordert oder überhaupt noch angesprochen, wenn ich nicht spreche. Das ist dann nach einiger Zeit eher hinderlich, weil ich meistens darauf angewiesen bin, dass der Gegenüber zuerst mich anspricht, wenn ich in einer Sprechhemmung bin.
    Was ich fühle ist, das ICH ICH bin, und ich HABE zusätzlich zu anderen Behinderungen AUCH eine Behinderung, die "dem autistischen Spektrum" zugeordnet werden kann. Also bin ich dann wohl eher "ein Mensch MIT Autismus", wenn ich es auch nicht so sehr mag, dass das "Menschsein" betont werden muss.
    Tja, ich merke: darüber lässt sich trefflich philosophieren.
    Lynkas grüßt.

    Hallo,
    na, das wird hier ja richtig interessant!


    man muss es einfach offen ansprechen vielleicht


    Versuche ich. Aber es trifft auch zu, was Dagmar schreibt:

    Ich stelle immer wieder fest, das teilweise Menschen aus ihren Erfahrungen und Lebenskonzepten die seltsamsten Interpretationen vornehmen, vorzugsweise auch in Stereotypen reagieren.Ich halte daher tatsächlich was davon, das grundsätzlich subjektive Interpretationen hinterfragt werden, ob die einen Wahrheitsgehalt aufweisen.


    Es gibt oft Menschen, die einfach höher bewerten, was sie sehen und was sie glauben, als das, was ich - schriftlich oder mündlich - erkläre. Da heißt es dann: du guckst so, also BIST du so, du willst es nur nicht zugeben und versuchst, dich rauszureden.
    Deswegen schrieb ich ja auch, dass ich mir irgendwann auch nicht mehr sicher bin, ob ich nicht wirklich "so" bin, wie ich gucke (leider eben "negativ").


    ich kann mit Begriffen wie Werkeinstellung , Autopilot etc.. nix anfangen.
    Ich bin allerdings auch vorgeprägt, weil mir solche Konstruktionen zu oberflächlich sind einerseits und möglicherweise auch diskriminierend werden können


    Hm, einerseits finde ich diese Metaphern, dass ein autistisches Gehirn einem anderen "Autopilot" gehorcht oder eine andere "Werkeinstellung" besitzt ganz gut und anschaulich. Andererseits werde ich auch ungern mit einem - wiederum gefühllosen - Computer verglichen, den man umprogrammieren kann und soll, damit er ist wie die anderen Computer.
    Also ich bin auch selbst sehr "empfindlich" für Gesichtsausdrücke. Gesichter und die Ausdrücke darin irritieren mich, bringen mich durcheinander. Deswegen gucke ich dann nicht (direkt) in die Gesichter. So ist die Gefahr gebannt, dass ich etwas in ein Gesicht hineindeute oder durch diese vielen Gefühle darin (Menschen haben nämlich nicht nur ein Gefühl zur Zeit ) völlig blockiere. Aber wenig oder keinen Blickkontakt aufzunehmen wird auch manchmal als Anzeichen einer uninteressierten, arroganten Persönlichkeit aufgefasst....ach, schwierig mal wieder. :kopfkratz

    Ich bin allerdings auch richtig gehend allergisch gegen übertriebene Freundlichkeit, sowas regt mich dann schnell an, noch grimmiger drein zu schauen


    Ja, genau :klatsch ! Putzig, dass es Dir auch so geht!

    Angenehm finde ich ruhigen, wertschätzenden Tonfall und das Gefühl, das ich ernst genommen werde.


    Richtig, das sehe ich genau so und ich rufe mich immer wieder selbst dazu auf, es selbst zu beherzigen, wenn ich meine "Redezeit" habe, also wenn ich mal ins Reden komme. Ich möchte nämlich auf keinen Fall andere zuquatschen mit meiner Meinung, etwas auf sie projiezieren.
    Es ist so angenehm, wenn jemand ruhig mit mir redet. Ich genieße es, wenn ich solche Menschen treffe.
    Der Tonfall ist auch so ein schwieriges Thema. Ich habe entweder eine "Theaterstimme", wenn ich ins Reden komme, oder - wenn ich nur ein paar Worte sagen kann - versteht man mich ganz schlecht, wie mir gesagt wird. Ich merke das dann nicht, ich verstehe mich :D , die anderen aber nicht. Oder mein Ton ist "falsch", es passiert ein Verbalunfall und deswegen klappt es dann wieder nicht im Zwischenmenschlichen, weil ich "in diesem unangemessenen Ton" rede, selber schuld, wenn es dann im Zwischenmenschlichen kracht :S

    Mach Dir nicht zu viele Gedanken darüber, was andere über dich denken (leicht gesagt, ich weiß)
    Die, die dich wirklich kennenlernen wollen, nehmen Dich wie du bist, egal wie Du schaust!
    Es sind vielleicht nicht so viele, aber dafür sind es dann Menschen, denen DU WIRKLICH am Herzen liegst!


    Danke, das ist nett von Dir geschrieben :) !
    Ich möchte gerne, dass diejenigen, die mir immer wieder sagen, mein Gesicht sei "bösartig" und "feindselig" mir glauben, dass es in meinem Innern nicht so ist. Ich weiß nicht, wie ich sie dazu bringen kann, mir zu glauben.
    Ich bin auch nicht sicher, ob es nicht egoistisch ist, dass ich will, dass sie es glauben. Ich will es ja aus Eigennutz, um zu "beweisen", dass ich kein schlechter Mensch bin.
    Wenn es Menschen aus meiner Familie sind, weiß ich, dass ich ihnen am Herzen liegen muss. Es ist mir wichtig, dass sie es glauben.
    Es ist halt so anstrengend den ganzen Tag beweisen zu müssen, gut und funktional zu sein und immer zu überprüfen, ob das Gesicht gut genug ist. Vielleicht bin ich dann einfach wirklich "bösartig" und "feindselig", weil mich alles so viel Kraft kostet, kann sein. Ich weiß es einfach nicht. Es kommt mir vor, als hätte ich wirklich nicht genug "Muskelkraft" für ein lachendes Gesicht.
    Freiwillig kennenlernen wird mich niemand, aber es ist ja notwendig, die bezahlten Menschen bei Laune zu halten. Da ist ein ziemliches Repertoir an "einladenden" Gesichtern gefragt.
    Ich werde also weiter "trainieren" und...also ich fürchte, ich muss meine Gefühle auch einfach besser wegstecken lernen, damit ich die freundlichen Gesichter besser "bereitstellen" kann und mir nicht so viel Gedanken machen muss, denn das strengt mich auch sehr an.
    Lynkas grüßt.

    Danke Enscha, was Du schreibst hilft mir gerade wirklich gut, die Zusammenhänge, die Missverständnisse und Probleme besser zu verstehen. Könnte ich glatt mal als Erklärungsgrundlage ausdrucken, wenn mal wieder ein Mensch irritiert von mir ist. :nummer1 Und ich hoffe auch immer, dass es Menschen gibt, die es schätzen, wenn ich authentisch bin.
    @Dario: gut zu lesen, dass es nicht nur mir so geht. Und ich bin auch noch mehr motiviert, meine eigenen Vorurteile aufgrund von Äußerlichkeiten abzulegen, wenn ich lese, wie es auch anderen passiert ist, dass sie nur aufgrund eines nicht normgerechten Gesichtsausdrucks womöglich als unsympathischer Mensch eingestuft worden sind :icon_confused
    Lynkas grüßt.

    Hallo Ihr Lieben, die ihr autistische Kinder habt (oder selbst im Spektrum seid).


    Ich wollte mal fragen, ob Euch bei Euren Kinder aufgefallen ist, dass sie ein „sozial falsches Gesicht“ machen. Damit meine ich ein Gesicht, dass für andere „bösartig“ und „abweisend“ aussieht.


    Ich kann das jetzt schlecht beschreiben, weil ich nicht merke, wenn ich dieses falsche Gesicht mache, aber mir wird oft gesagt, ich würde „schon wieder so eine Gesicht“ machen und man würde daran sehen, dass ich „bösartig“ oder „ablehnend“ sei.


    Ich bin inzwischen sehr unsicher, wenn mich jemand lange anschaut, weil ich mir Sorgen mache, wieder dieses bösartige Gesicht zu machen, obwohl ich nicht bösartig bin. Ich glaube jedenfalls, dass ich es nicht bin. Meistens bin ich müde oder mir ist kalt oder mir tut etwas weh oder ich bin angestrengt. Aber mein Gesicht sieht dann wohl „bösartig“ oder „abweisend“ aus.


    Ich bin unsicher, ob ich zu viel oder zu wenig Mimik habe.


    Ich kann auch nicht die Gesichter anderer Menschen „nachahmen“ um es richtig zu machen, weil mir die Gesichter anderer Menschen Angst machen mit den vielen Gefühlen darin, dass ich sie mir nicht ansehen kann. Und das „Nachahmen“ eines fremden Gesichts wäre ja nicht mein Gesicht. Das wäre doch falsch und Schauspiel? Ich müsste dann so ein paar Standartgesichter lernen und aufsetzen. Wären dann andere Menschen weniger in Verlegenheit gebracht? Aber ich fände das unehrlich. Das wäre doch nicht ich.


    Ich mache mir darüber in letzter Zeit sehr viele Gedanken und wenn ich mich aus versehen mal im Spiegel sehe, merke ich, dass ich sehr verkrampft aussehe und unschön.


    Hm, schwierig. Machen Menschen ohne Autismus denn immer so „Maskengesichter“, um der sozialen Norm zu entsprechen?


    Lynkas grüßt.

    Hast du denn inzwischen die Grundsicherung erhalten?


    Ja, nachdem jemand aus meiner Familie da angerufen hatte.
    Ich habe dann erfahren, dass ich einfach mehr Verständnis für die harte Arbeit haben muss, die in den Sozialämtern geleistet wird. Dann würde das in Zukunft besser klappen. Manchmal würde es halt auch bis etwa 3. oder 4. des Monats dauern. Die Leute dort würden den Job ja auch nicht gerne machen und seien genervt und würden halt auch nichts besseres finden.
    Allerdings wurde die Krankenkasse nicht vom Sozialamt bezahlt und die Krankenkasse hat sich dann (ohne Abbuchungsgenehmigung) von meinem Konto bedient.
    Da muss ich mich dann noch drum kümmern.
    Lynkas grüßt.

    Hallo, muss mich mal kurz ausheulen :crybaby
    Vielleicht kommt ja noch was, aber ich habe bisher noch immer keinen neuen Grundsicherungs-Bescheid bekommen und natürlich auch keine Zahlung. Miete, S-Bahn Monatskarte, Kontoführungsgebühren... alles abgebucht. Konto überzogen. Sozialamt stellt sich tot.
    Das Amt hat mein Schreiben, in dem ich um Erklärung gebeten habe, seit letzter Woche. Mit den entsprechenden Paragraphen.
    Wahrscheinlich sind die deswegen jetzt beleidigt und zahlen nun erst recht nicht. Weil ich mich so frech benommen habe. Vielleicht war es doch keine gute Idee mit dem Brief.
    Wie soll ich denen bloß klar machen, dass ich regelmäßig Geld brauche? Ich mein: ich arbeite nicht hart genug, ich kann mich nicht genug anstrengen, ich halte mich (auch ausversehen!) nicht an die Regeln....ich habe doch gar keine Argumentationsgrundlage.


    Ich kann auch diese Woche nichts unternehmen deswegen, weil ich eine OP habe und in der Woche noch zwei, eventuell auch drei Arztbesuche.
    Ich fahre immer über eine Stunde mit dem Bus zur Sozialbehörde, das ist auch einfach oft zu anstrengend für mich.
    Wenn ich denen auf dem Amt das mitteile, nicken die immer verständnisinnig, aber davon wird es ja auch nicht besser.
    Zur SoVD Beratung fahre ich auch über eine Stunde, die haben nur zwei Tage in der Woche Sprechstunde, da kann ich diese Woche nicht.
    Ich bin das alles so leid.


    Entschuldigt, Ihr könnt mir jetzt keinen Ratschlag geben. Mir war bloß gerade so elend deswegen.
    Ich weiß: ich muss so bald ich kann zur SoVD Beratung.
    Muss jetzt halt diese Woche überbrücken.
    Habe noch einen 50 Euro Schein, den ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe.
    Oder die zahlen vielleicht noch morgen. Vielleicht brauche ich mir gar keine Gedanken machen. Aber ich müsste doch wenigstens einen Bescheid wieder für einen Monat bekommen, ohne dass ich da wieder hinfahren muss?
    Es ist mir peinlich, dass ich immer viel falsch mache und dann viel schief läuft und die Menschen vor den Kopf gestoßen sind wegen meinem Fehlverhalten. Ich habe doch eigentlich ordentlich Grips und müsste alles zur vollsten Zufriedenheit leisten? Schwierig alles :gruebel .
    Lynkas grüßt.

    Nachsatz: ich wollte mit dem Beispiel der Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker nicht sagen, dass psychische Krankheiten abzuwerten sind. Im konkreten Fall ist es allerdings so, dass da Angehörige von Menschen mit Schizophrenie und Borderline sitzen und es deswegen nicht besonders viel bringt. Ich muss mir dann auch später die Geschichten anhören, wie sehr die ganzen Angehörigen unter ihren Schizophrenen und Borderline-gestörten Kindern leiden. Mag ja sein. Aber ich kann es nicht ändern. Sollen die das da in ihrer geschützten Gruppe besprechen. Und ich habe weder Schizophrenie noch Borderline, kann also auch keine Tips geben.

    Hallo,
    ich bin zum Glück heute weniger mit dem Problem konfrontiert, dass ich eine Modediagnose habe. Es ist eher so, dass die Diagnose an sich bei mir in Frage gestellt wird. Es werden die tollsten Diagnosen (gerne auch von dafür völlig unqualifizierten Menschen) für mich "erfunden" - von geistiger Behinderung (dies gerne im Arbeitsleben) bis zu Schizophrenie (das von einem erfahrenen, älteren Psychiater). Es ist egal, dass ich inzwischen so schnell als Möglich auf die Diagnose hinweise. Nee, man weiß es gerne besser. Es ist alles ganz anders. Lauter Hobby-Diagnostiker.
    Jemand aus meiner eigenen Familie pilgert einmal im Monat in eine Selbsthilfegruppe für "Angehörige psychisch Kranker", weil sie nicht begreifen will, dass Autismus (oder - wenn Autismus jetzt so schlimm zu akzeptieren ist - meinetwegen ein "Schaden durch Frühgeburt") keine psychische Krankheit ist.
    Autismus gibt es, so die Meinung. Aber "Lyn hat das nicht, die hat doch schon so viele andere Sachen, das ist alles wegen der anderen Sachen, oder ist irgendwie, weil die sich nicht anstrengen will, oder weil die Eltern...."
    Über "die anderen Sachen" besteht übrigens auch meistens Unklarheit, aber körperliche Defizite oder Missbildungen sind halt greifbarer. Da ist es einfacher zu akzeptieren: es ist wirklich da.
    Wobei: derselben, die jetzt immer in die Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker pilgert, ist es immer wieder gelungen, offensichtliche körperliche Fehlbildungen einfach als nicht existent zu erklären und mir die Schuld zu geben, dass mein Körper nicht funktionierte.
    Na, anderes Thema.
    Jedenfalls, Dario, ich finde eigentlich auch, dass es nicht zu viel verlangt ist, von dieser Leier "Modediagnose" mal ab zu lassen.
    Nur, weil über eine Behinderung mehr gesprochen wird als früher, weil die Diagnose besser gestellt werden kann als früher, weil "Andersartigkeit" heute in gewisser Weise nicht mehr einfach "so durchgeht" und akzeptiert wird, ist etwas noch nicht "Modediagnose" im Sinne von "ach, ich diagnostizier das mal eben schnell" oder "voll cool, ich bin voll der Aspie" (wobei: manchmal kommt es mir so vor, als wären manche im Spektrum dieser Meinung :icon_rolleyes )


    Lynkas grüßt.

    Danke Ella und danke Monika für Eure Hilfe!
    Ich habe in meinem Brief gestern die entsprechenden Paragraphen mit aufgenommen.
    Habe natürlich trotz dem Sorge, dass entweder gar nichts passiert oder wieder irgendwelche hahnebüchenen Ausreden kommen, z.B. "Ihre Krankenkasse hat uns keine Versicherungsbestätigung geschickt" (ja, woher soll ICH das wissen und wieso bekomme ICH dann kein Geld?) oder "eigentlich müssten Sie von der Rentenversicherung was bekommen" (Nee, ich bin ja plötzlich seit meinem 18. Geburtstag voll erwerbsgemindert gewesen und deswegen sind meine Beitragszeiten "für die Tonne", weil ich vor dem jetzt festgelegten Eintritt der Erwerbsminderung mit 18 Jahren natürlich noch KEINE Rentenbeiträge hatte zahlen können - aber das ist ein anderes Thema).
    Ach, das ist alles nur fürchterlich. Ich bin nur lächerlich für alle, wie ich dümmlich immer wieder meine, irgendwer würde mir irgendwie behilflich sein wollen, wo doch kein Hahn nach mir kräht (zerfließe vor Selbstmitleid :crybaby )
    Lynkas grüßt.

    Dass ein Bescheid nur einen Monat Gültigkeit hat, habe ich noch nie gehört.


    Das habe ich mir aber nicht ausgedacht! Die Bescheide sind WIRKLICH immer nur für einen Monat!

    An deiner Stelle würde ich auf eine schriftliche Begründung mit Nennung der Rechtsgrundlage bestehen.
    Bitte mache alles nur schriftlich!


    Okay, aber die lesen meine Briefe meistens nicht oder nur oberflächlich. Zumindest hat das Jobcenter das selten oder nie gemacht. Dabei mache ich immer ganz einfache Sätze :icon_lol und ich bringe die Briefe auch immer persönlich hin. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, die finden das amüsant, wenn ich was schreibe und nehmen das gar nicht ernst. Sie wollen auch immer gerne "telefonieren", obwohl sie WISSEN, dass ich schlecht telefonieren kann.
    Naja, werde gleich morgen was Schriftliches formulieren.
    Danke.
    Lynkas grüßt.

    Hallo, ich wollte mal fragen:
    ich bekomme Grundsicherung, weil die Rentenversicherung mich rückwirkend seit meinem 18. Geburtstag "plötzlich" als voll erwerbsgemindert eingestuft hat um keine Rente zahlen zu müssen.
    Der Grundsicherungs-Bescheid gilt aber immer nur 1 Monat. Bei den anderen Geldern, die ich "beanspruchen" musste (ALG II und Teilhabe am Arbeitsleben) galten die Bescheide 1/2 Jahr oder sogar 1 Jahr.
    Dezember und Januar ist bei der Grundsicherung jetzt auch immer erst mal kein Geld mehr gekommen. Ich habe immer bis zum 9. Dezember bzw. bis zum 6. Januar abgewartet, falls die länger brauchen (die haben ja immer so viel zu tun) und bin dann hingefahren und habe gesagt, dass ich das Geld pünktlich brauche (Medikamentenkosten, S-Bahn Fahrkarte....). Denen tat es beides mal "so leid" und "ja das geht natürlich nicht" und das Geld kam dann einen Tag später und ich bekam wieder einen Bescheid für einen Monat.
    Ist das normal, dass der Bescheid immer nur einen Monat gilt? Ohne Begründung?
    Lynkas grüßt.