Arbeitsvermittlung für Autisten

  • Dirk Müller-Remus, der Gründer von Auticon, hat ein neues Projekt zur Arbeitsvermittlung von Autisten gegründet:


    https://diversicon.de/


    Das neue Projekt hört sich recht vielversprechend, gerade auch deshalb, weil es nicht (wie Auticon) auschließlich auf die IT-Branche fokussiert ist. Ich wünsche mir, dass die Idee funktioniert und dass es "Diversicon" gelingt, möglichst viele Autisten in den Arbeitsmarkt zu vermitteln.

  • Dario, ich vermute, dass hier wieder nur die Creme de la Creme der Autisten angesprochen wird. Hört sich jedenfalls nach einem sehr hohen Niveau an.
    Ich würde mir aber wünschen, dass alle Autisten die Möglichkeit erhalten, einer Arbeit nachgehen zu dürfen.


    Vor einigen Jahren habe ich einen Artikel - ich glaube, es war im Stern - über eine recht schwer betroffene Autistin gelesen, die nicht zu integrieren war, weil sie zwanghaft alles in ihrer Umgebung zerdepperte, was aus Glas bestand. Überall hinterließ sie einen Scherbenhaufen, weil sie das Geräusch vom zerscheppernden Glas so mochte. Niemand wollte sie haben.
    Bis jemand auf die wunderbare Idee kam, sie bei der Müllabfuhr beim Glasrecycling zu beschäftigen. Dort konnte sie den gesamten Arbeitstag Glas zerscheppern und sie war glücklich und ausgelastet und konnte etwas Sinnvolles leisten.
    Leider finde ich den Artikel nicht mehr.


    Man muss - wie man anhand meines Beispiels sieht - flexibel denken, von daher würde ich mir wünschen, dass man nicht immer nur nach Autisten sucht, die außergewöhnliche Talente und Eigenschaften haben, so wie bei Diversicon zu lesen ist.
    Denn auch mein Sohn und viele andere Autisten haben solche herausragenden Eigenschaften nicht, aber sie wären trotzdem in der Lage mit Unterstützung und angepasstem Arbeitsplatz einiges zu leisten, aber für diese Autisten macht sich kaum einer stark.

  • Hallo Ella,


    du hast wahrscheinlich recht, dass auch hier nur die ohnehin (vergleichsweise) fitten und gut ausgebildeten Autisten angesprochen werden. Ich sehe das neue Pojekt trotzdem als eine Weiterentwicklung gegenüber Auticon, wo man bis heute sehr einseitig auf den IT-Bereich fixiert ist.


    Ich kann deine Skepsis verstehen, glaube aber, dass es kein Projekt geben wird und geben kann, dass allen Bedürfnissen gleichermaßen gerecht wird. Deshalb würde ich dem neuen Projekt von Diversicon eine Chance geben, auch wenn es nur ein kleiner Baustein auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft sein kann.

  • Danke für den Link, Ella. Ich finde es gut, dass es heute Berufsbildungswerke speziell für Autisten gibt. Als man mich m Alter von 19 Jahren das erste Mal in ein BBW geschickt hat, da waren die BBW´s noch so etwas wie riesige "Sammelbecken" für junge Menschen mit allen möglichen Behinderungen, vom Rollstuhlfahrer über Contergan-Opfer bis zu Menschnen mit Depressionen.


    Das hatte zwar den Vorteil, dass man sich auch mit vielen anderen Behinderungen auseinander setzen musste, was ich durchaus als wertvolle Lebenserfahrung gesehen habe. Auf einzelne Behinderungsarten speziell einzugehen, war unter diesen Umständen aber nur sehr begrenzt möglich. Es wurden sprichwörtlich alle "in einen Topf" geworfen und mussten sehen, inwieweit sie da mithalten konnten. Soweit ich das mitbekommen habe, geht der Trend ja heute viel mehr in Richtung Spezialisierung und indiviuelle Lösungen für den Einzelfall.


    Hätte es damals schon spezielle Einrichtungen für Autisten gegeben, dann hätte ich vielleicht schon früher meinen Weg in den Arbeitsmarkt finden können, ohne die vielen Umwege und Abbrüche, die mich das zwischenzeitlich gekostet hat.

  • Guten Morgen,


    ich finde es toll, und einen ganz wichtigen Schritt, dass Müller-Remus mit Diversicon nun die Arbeit mit/von/für Autisten von der IT-Branche ausdehnt auf andere Bereiche. Ein super Projekt, ich hoffe, es läuft genauso gut wie Auticon.


    Hier von der "Creme de la Creme" der Autisten zu sprechen, finde ich nicht so gelungen, es geht um Asperger. Für Kinder wie meins muss man einfach andere Modelle finden, da ist ja logischerweise viel mehr Eingliederungshilfe und Unterstützungsbedarf im Boot. Auticon ist eine privatwirtschaftliche Firma und muss Gewinn erwirtschaften, das wird bei Diversicon genauso sein.
    Ich bin aber sicher, dass von einem gelingenden In-Arbeit-bringen von Aspergerautisten nicht nur die konkret Betroffenen profitieren (das würde mir schon reichen, um es gut zu finden), und die Kunden der Firma, sondern dass solche Ideen auch "abfärben" im besten Sinn ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Hier von der "Creme de la Creme" der Autisten zu sprechen, finde ich nicht so gelungen, es geht um Asperger.


    O.k. das habe ich unglücklich ausgedrückt. Ich korrigiere: Es geht um die fitteren leistungsfähigen Autisten mit außergewöhlichen Eigenschaften. Ich könnte das Wort Autisten auch einfach nur durch fitte Behinderte oder fitte behinderte Leistungserbringer ersetzen, weil es ja letztendlich in allen Bereichen so ist.


    Ja, solche Projekte sind wichtig und ich gönne jedem Menschen seinen Erfolg, aber ich gebe zu, ich bin frustig, immer wieder zu sehen, dass Autisten wie mein Sohn weiterhin in der Warteschleife stehen dürfen und darum betteln müssen, dass auch sie gesehen werden und Hilfen bräuchten.
    Wie lange sollen er und die anderen Autisten bzw. behinderten Menschen ohne außergewöhnlichen Talente eigentlich noch warten und denen zujubeln, die sie eigentlich aussperren?
    Mir geht dieses Hervorheben von Leistung und außergewöhnlichen Eigenschaften so gegen den Strich. Ich weiß, wir sind eine Leistungsgesellschaft und Menschen wie mein Sohn kosten mehr, als sie zurückgeben können. Genau das wird mir nämlich wieder glasklar vor Augen geführt. Außergewöhnliche Talente hingegen versprechen dem Arbeitgeber gute Einnahmen.
    Von daher wird mein Sohn vermutlich weiterhin weitere Jahrzehnte vergeblich auf Inklusion warten.

  • Hallo Ella,


    ich denke, Du bist da voll in die Falle getappt: Man kann Ausgrenzung und Ungerechtigkeit nicht gegeneinander abwägen. Wenn jemand eine Geschäftsidee hat und umsetzt, die die besonderen Fähigkeiten von intelligenten Autisten gewinnbringend einsetzt, dann finde ich das grandios - die Mitarbeiter von Auticon sind bestimmt nicht traurig, sondern froh drüber, dass ihre Arbeitsleistung nicht aus Nächstenliebe, sondern wegen ihrer Produktivität gefragt ist.
    was nimmt das meinem Sohn weg, was nimmt das Deinem Sohn weg? Wenn die Autisten, die jetzt bei Auticon und künftig bei Diversicon arbeiten, dort nicht wären, weil es die Firmen nicht gäbe, dann würde es Deinem Sohn auch nix nützen. Die nehmen ihm nix weg. Aber solche Projekte bereiten vielleicht den Weg, denn auch so lernen Menschen Toleranz (zb die Kunden, bei denen Consultants von Auticon derzeit arbeiten).


    von wegen "denen zujubeln, die sie aussperren"?? Verwechselst Du da nicht was?? Den Adressat zb? Und wieso überhaupt soll Dein Sohn jemand zujubeln? Oder hab ich Dich falsch verstanden?

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Ja, solche Projekte sind wichtig und ich gönne jedem Menschen seinen Erfolg.


    Enscha, ich betone nochmals, dass ich es nicht verkehrt finde, dass es solche Projekte gibt.
    Ich finde es aber verkehrt, dass Menschen, die nicht solche Begabungen haben, immer draußen bleiben müssen, obwohl sie mit Hilfen und Unterstützung auch ihren Beitrag leisten könnten.
    In einer gelebten Inklusion gehören doch alle dazu und ich empfinde es eben als Ausgrenzung, wenn mein Sohn nie dabei sein darf, weil er diese außergewöhnlichen Begabungen nicht hat.


    Als mein Sohn geboren wurde, ging es los mit der Integration. Ich warte seitdem, dass mein Sohn dabei sein darf. In dieser Zeit gab es so manch tolles Projekt, aber nie wurde mein Sohn damit angesprochen.
    Ich frage mich, wie viele tolle Projekte es noch braucht, den Weg zu ebenen, dass auch mein Sohn gut versorgt ist. Ich warte mittlerweile ein Vierteljahrhundert und werde langsam ungeduldig bzw. hoffnungslos. Vielleicht kannst du verstehen, dass ich nach so langer Zeit einfach nur noch enttäuscht darüber bin, dass es meist nur um Leistung geht, die mein Sohn nie ernbringen wird und ich das Gefühl habe, dass es in diesem Leben wohl nie klappen wird.


    Natürlich nehmen solche Projekte meinem Sohn nichts weg, aber sie bringen ihm auch nichts und gerade das würde ich mir aber endlich mal für ihn wünschen, denn er hätte es genau so verdient wie ein Autist oder ein anders behinderter Mensch, der außergewöhnliche Begabungen mitbringt.


    Aber ja klar, lieber ist ein Teil versorgt als keiner, aber inklusiv ist das eben auch nicht, aber vermutlich darf ich wieder mal nicht zu viel erwarten und muss dankbar mit dem sein, was man meinen Sohn an Teilhabe gönnt und weiter darauf warten, dass solche Projekte den Weg auch für meinen Sohn ebenen. Warte ich eben ein weiteres Vierteljahrhundert.

  • Hallo Ella,


    ich kann deine Enttäuschung verstehen, nach all den frustrierenden Erfahrungen, die du als Mutter selbst durchleben musstest. Gleichzeitig muss ich aber auch Enscha zustimmen, dass man die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen niemals gegenüber ausspielen darf, das hilft definitiv niemandem.


    In einem Punkt würde ich dich gerne beruhigen wollen: Bezüglich der "außergewöhnlichen Fähigkeiten" und "hervorragenden Fachkompetenzen" von Autisten, die auf der Diversicon-Homepage beworben werden, so würde ich das als typische Marketing-Formulierungen ansehen, mit denen Müller-Remus sein neues Projekt bewirbt. In der Werbung wird oft zu Übertreibungen und Euphemisierungen gegriffen. Das würde ich nicht überwerten und auf keinen Fall auf mich und meine Situation beziehen.


    Ich sehe mich selbst auch nicht als einen Menschen mit "außergewöhnlichen Fähigkeiten". Ich habe zwar keine kognitiven und intellektuellen Einschränkungen, aber ich kann nichts, was andere Menschen nicht prinzipiell auch könnten. In der Firma habe ich meinen Platz gefunden, aber ich bin nicht unersetzbar. Würde man mir "außergewöhnliche Fähigkeiten", zuschreiben, würde ich das eher befremdlich finden. Dennoch sehe ich solche Fomulierungen als Marketing-typische Superlative, die man - wie es sprichwörtlich heißt - nicht für bare Münze nehmen sollte, sondern als einen Weg, um Aufmerksamkeit und Bekanntheit zu erzeugen.

  • So ein blöder Artikel. Ich zitiere:
    „Viele Menschen mit Autismus sind im Arbeitsmarkt einsetzbar“.

    Bin ich eine Maschine oder ein Werkzeug? "Einsetzbar", was soll das? Ein Puzzleteil ist einsetzbar.


    „zurück in den Job“


    Man muss also schon einen Job gehabt haben? Und ist „Arbeit“ nicht etwas anderes, als „nur“ ein Job? Ich will nicht einen Job, ich will Arbeit.


    „Autisten sind durch ihre verschiedenen Stärken und Spezialinteressen gut im Arbeitsmarkt einsetzbar.“
    Wie so ein Werkzeug, oder was? Das ist so unkonkret. Was meint er mit den "verschiedenen Stärken und Spezialinteressen"? Jeder Mensch hat doch verschiedene Stärken und (Spezial) Interessen.


    „Für jeden Autisten, den wir in Arbeit bringen, spart der Staat etwa 20.000 Euro im Jahr, weil Leistungsempfänger zu Leistungszahlern werden. Wenn wir beispielsweise in sieben Jahren tausend Jobs schaffen würden, dann wäre das für die Gesellschaft eine Ersparnis von 40 Millionen Euro.“

    Oh, Entschuldigung, dass ich das teure Geld des Staates und der Gesellschaft durch meine Existenz verbrenne. Da muss man unbedingt was tun.


    „Alles was mit Strukturierung und Optimierung zu tun hat, mit Konsistenzprüfung und Qualitätsmanagement, Entwicklung, Design, Recherche oder Analyse sind optimale Aufgaben für Autisten.“ <X


    Wen will Herr Müller-Remus mit ins Boot holen? Den
    „Autismus-Verband“
    Klar, die stehen gaaanz bestimmt auf der Seite der Autisten, dass ich nicht lache.
    Und natürlich die


    „Hochbegabtenvereine“ :icon_rolleyes


    Und dann
    „schulen wir sie zwei Monate lang in Methoden- und Sozialkompetenz.“ die Autisten.
    Genau, man muss die nur richtig erziehen, dann funktionieren die auch. Und: Juhuu, in zwei Monaten ist es geschafft!


    „Die Bereitschaft, Menschen mit Autismus zu akzeptieren und zu respektieren, ist hoch.“
    Blödsinn. Die Bereitschaft, Menschen mit Autismus oder überhaupt irgendwelchen Behinderungen zu akzeptieren war - so ist MEINE Erfahrung der letzten Jahre - noch nie schlechter.


    Bin grad auf Krawall.
    Wer es gut finden will, soll es gut finden. Ich finde es doof, was Müller-Remus da faselt.
    Lynkas grüßt.

  • Hallo Lynkas,


    ich kann durchaus verstehen, dass du das so sieht. Zu der Zeit, als ich selbst noch arbeitslos war, ohne Ausbildung und Perspektive, hätte ich solche Meldungen wahrscheinlich auch als Zynismus empfunden.

  • „Die Bereitschaft, Menschen mit Autismus zu akzeptieren und zu respektieren, ist hoch.“
    Blödsinn. Die Bereitschaft, Menschen mit Autismus oder überhaupt irgendwelchen Behinderungen zu akzeptieren war - so ist MEINE Erfahrung der letzten Jahre - noch nie schlechter.


    Lynkas, dann hast du nur noch nicht richtig kommuniziert *Ironie*
    Zitat Müller-Remus:" Die Bereitschaft, Menschen mit Autismus zu akzeptieren und zu respektieren, ist hoch. Man muss das Thema nur richtig kommunizieren. Wir gehen deshalb nicht über die soziale Schiene, sondern klären vor allem über die betriebswirtschaftlichen Vorteile auf – das ist eine Sprache, die Unternehmen verstehen."
    https://www.welt.de/print/welt…isten-an-Unternehmen.html


    Mir bereitet der Artikel auch Bauchschmerzen, weil ein Großteil der Autisten völlig hinten runter fällt.
    Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, dass sich jemand engagiert, aber bei solchen und ähnlichen Artikeln, Projekten und Meldungen geht es immer um die hohe Leistungsbereitschaft, Anpassung und Kostenersparnisse. Die Menschen, die solche Eigenschaften nicht mitbringen, fallen immer hinten runter, denn sie bringen keinen betriebswirtschaftlichen Nutzen und können die "Sprache der Unternehmen" nicht sprechen.


    Es dauert wohl noch eine Weile, bis sich jemand auch für diese Gruppe von Menschen interessiert, denn auch wenn sie vielleicht keine so hohen betriebswirtschaftlichen Vorteile bringen, so machen sie die Welt in ihrem Denken und Handeln humaner und sozialer, was genauso viel wiegt, wie der betriebswirtschaftliche Nutzen, aber das muss die Menschheit noch lernen und die Betriebe müssen unbedingt neben der "betriebswirtschaftlichen Sprache" die "soziale Sprache" erlernen. Die Erfahrung zeigt, dass Zweisprachigkeit vorteilhaft ist.
    Geld ist nicht alles!

  • Eure kritischen Fragen sind berechtigt, @Ella und @Lynkas


    Die Frage ist nur, inwieweit kann man es Herrn Müller-Remus verübeln, dass er als Unternehmer eine Sprache wäht, die von anderen Unternehmern verstanden wird? Sein Vorteil ist ja gerade, dass er selbst Unternehmer ist und weiß, wie er seinesgleichen ansprechen muss. Natürlich wird ein Projekt wie Diversicon niemals alle Autisten ansprechen und allen eine Perspektive geben, das wird auch Herrn Müller-Remus bewusst sein.


    Natürlich müssen in einer inklusiven Gesellschaft alle eine Chance bekommen, das sehe ich ganauso. Und natürlich darf man Menschen (gerade mit Behinderung) niemals auf ihre wirschaftliche Leistungsfähigkeit reduzieren, darauf muss man immer kritisch achten. Ich glaube aber nicht, dass es (selbst in einer noch so inklusiven Gesellschaft) jemals ein Projekt geben wird, mit dem man alle Bedürfnisse und alle unterschiedlichen Talente gleichermaßen unter einen Hut bekommt (RW), das halte ich für eine Illusion.

  • Ich glaube aber nicht, dass es (selbst in einer noch so inklusiven Gesellschaft) jemals ein Projekt geben wird, mit dem man alle Bedürfnisse und alle unterschiedlichen Talente gleichermaßen unter einen Hut bekommt (RW), das halte ich für eine Illusion.


    Nein, das richtige Projekt für alle gibt es nicht. Aber für mich und manche andere gibt es eben gar nichts.
    Und Müller-Remus soll nicht den großen Autistenversteher, den sozialen Helden mimen. Er ist ein Unternehmer und er ist ein Wirtschaftsversteher. Punkt. Ansonsten kann ich nur den Eindruck gewinnen, er hält die Leute für blöd dass sie nicht merken, dass es ihm letztendlich eben um Wirtschaftsinteressen geht bzw. dass die anderen Unternehmer "seine Leute" sind, mit denen er solidarisch ist, und mitnichten die Menschen mit Behinderung. Klar, er engagiert sich in dem Bereich, in dem er sich auskennt. Okay soweit. Aber ich kann einfach nicht mehr hören, wenn es immer wieder darum geht, wie man die 120% Leistung, die Autisten ja angeblich bringen, am besten "zu Gold" machen kann und zwar zu "Gold", das anderen nutzt aber nicht unbedingt den Menschen mit Autismus. Dieses "der-Mensch-muss-genug-erwirtschaften-damit-sich-die-Investition-lohnt" findet sich sogar (das habe ich schmerzlich erfahren) im niedrigschwelligen Bereich wieder. Weil ich in der sogenannte Unterstützten Beschäftigung nicht genug Leistung erbrachte, flog ich da ganz schnell raus und wurde als chancenlos auf dem ersten UND zweiten Arbeitsmarkt eingestuft. Und an meinem Kopf lag es nicht. Währe ich geistig behindert aber vollzeit arbeitsfähig gewesen, hätte man mich "verwursten" können. Aber so bleibt mir zur Zeit nur ein Arbeitsprojekt (ohne konkrete Arbeit bisher), bei dem eine Sozialpädagogin mich zweimal die Woche zuquatscht und an mir herum erzieht und mir vorhält, ich solle mal nicht so hohe Ansprüche haben, ein anderes Gesicht machen, anders oder mehr reden, mein Lebenslauf sei hochnäsig etc. und bei mir um Verständnis für die Arbeitgeber wirbt, die sich schon durch meine Bewerbung überfordert fühlen wegen der "Berührungsängste". Die armen Leute ;) .
    Lynkas grüßt.

  • Aber so bleibt mir zur Zeit nur ein Arbeitsprojekt (ohne konkrete Arbeit bisher), bei dem eine Sozialpädagogin mich zweimal die Woche zuquatscht und an mir herum erzieht und mir vorhält, ich solle mal nicht so hohe Ansprüche haben, ein anderes Gesicht machen, anders oder mehr reden, mein Lebenslauf sei hochnäsig etc. und bei mir um Verständnis für die Arbeitgeber wirbt, die sich schon durch meine Bewerbung überfordert fühlen wegen der "Berührungsängste". Die armen Leute ;) .
    Lynkas grüßt.


    Tut mir leid, dass du so etwas erleben musstet. Genau so soll Inklusion natürlich nicht aussehen, indem man die Leute einfach an die bestehenden Verhältnisse anpasst, ohne das System mal grundsätzlich zu hinterfragen. ;(

  • Nein, das richtige Projekt für alle gibt es nicht. Aber für mich und manche andere gibt es eben gar nichts.


    Das sehe ich genauso und ich finde das wirklich ärgerlich. Nun kann man sagen, dass es besser ist, dass zumindest eine Gruppe bedacht wird als gar keine". Ja, sicher, so kann man das sehen, aber trotzdem finde ich es deprimierend, dass mein Sohn und andere nicht hochleistungsfähige Menschen ständig hinten runterfallen. Das darf nicht sein und ich werde das auch immer wieder kritisieren.


    Klar, er engagiert sich in dem Bereich, in dem er sich auskennt. Okay soweit. Aber ich kann einfach nicht mehr hören, wenn es immer wieder darum geht, wie man die 120% Leistung, die Autisten ja angeblich bringen, am besten "zu Gold" machen kann und zwar zu "Gold", das anderen nutzt aber nicht unbedingt den Menschen mit Autismus. Dieses "der-Mensch-muss-genug-erwirtschaften-damit-sich-die-Investition-lohnt" findet sich sogar (das habe ich schmerzlich erfahren) im niedrigschwelligen Bereich wieder.


    Ich würde wirklich gerne mal die Menschen hören, die dort arbeiten. Empfinden sie einen Anpassungsdruck? Sind sie glücklich mit der Arbeit? Werden sie wirklich so genommen, wie sie sind, oder werden sie "zurechtgebogen", damit sie funktionieren und dem Betrieb einen Nutzen bringen?


    Aber so bleibt mir zur Zeit nur ein Arbeitsprojekt (ohne konkrete Arbeit bisher), bei dem eine Sozialpädagogin mich zweimal die Woche zuquatscht und an mir herum erzieht und mir vorhält, ich solle mal nicht so hohe Ansprüche haben, ein anderes Gesicht machen, anders oder mehr reden, mein Lebenslauf sei hochnäsig etc. und bei mir um Verständnis für die Arbeitgeber wirbt,


    Autismuskompetent und empathisch scheint die Sozialpädagogin jedenfalls nicht zu sein.
    Hast du ihr mal gesagt, dass dich das nervt?

  • Autismuskompetent und empathisch scheint die Sozialpädagogin jedenfalls nicht zu sein.
    Hast du ihr mal gesagt, dass dich das nervt?


    Ja. Sie sagte, sie "müsse" sich so verhalten. Ich habe nicht begriffen, warum.
    Aufklärungsmaterial habe ich ihr mehr als genug gegeben. Sie "strickt" sich daraus aber ihre eigene Realität. Sie versteht definitiv nicht, was da drinn steht. Ich habe gesagt, ich möchte, dass jemand anderes mit mir zusammenarbeitet. Sie meint aber, es sei okay, wie es wäre.
    Es wird wohl über kurz oder lang darauf hinaus laufen, dass ich nicht weiter mache und sie eine negative Beurteilung an die Sozialbehörde schickt, dass ich mich fehlverhalten hätte, nicht ordentlich mitgemacht hätte usw. und dann wird es wohl sehr schwer werden, in meinem restlichen Leben jemals wieder irgend eine Eingliederung genehmigt zu bekommen. :S

  • Es wird wohl über kurz oder lang darauf hinaus laufen, dass ich nicht weiter mache und sie eine negative Beurteilung an die Sozialbehörde schickt, dass ich mich fehlverhalten hätte, nicht ordentlich mitgemacht hätte usw. und dann wird es wohl sehr schwer werden, in meinem restlichen Leben jemals wieder irgend eine Eingliederung genehmigt zu bekommen.


    Das hört sich so an, als wäre sie deine Bewährungshelferin, oder eine Behördenmitarbeiterin eines Überwachungsstaates. Auwei....
    Ist das echt eine Sozialpädagogin?