Kulturgeschichte des Lärms - auch Lärm ist subjektiv

  • Hallo,


    zufällig habe ich heute im Radio den Beitrag über die Kulturgeschichte des Lärms gehört. Fand ich sehr spannend, und mir ist gleich wieder die Diskussion eingefallen um den lautierenden Kinogänger.
    Wir tolerieren viel Autolärm, zb.
    Behinderungsbedingter Lärm wie Lautieren wird vielleicht besonders störend empfunden, wo die Inklusion noch nicht weit fortgeschritten ist, und wo ja auch Kinderlärm nicht toleriert wird?


    http://www.br.de/radio/bayern2…ultur-geschichte-100.html

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Ich muss mir das Anhören des Radiobeitrags verschieben. Kinderlärm ist zwar nicht grundsätzlich störend, kann aber stören. Siehst Du das anders? Ich habe viele Beispiele, die zeigen, laute Kinder machen mir nichts aus. Aber ich kann auch sehr viel aufzählen, wo ich Kinder bitten muss, leise zu sein. Oder ich schließe auch das Fenster, wenn die Geräuschkulisse draußen stört. Geht es Dir da anders als mir?

  • Wir tolerieren Autolärm, weil wir eh nichts dagegen unternehmen können und weil wir mit diesem Lärm aufgewachsen sind. Er gehört zum Leben mit dazu und ist uns nicht fremd.
    Gegen anderen Lärm kann der Mensch sich aktiv wehren z.B. Kinderlärm, lautieren durch Menschen mit Behinderung, laute Musik und das wird auch hinreichend getan.


    Natürlich stört mich auch an manchen Tagen Kinderlärm oder vielleicht auch mal ein Lautieren, beschweren würde ich mich aber darüber nicht. Ich bin bereit diese Geräusche auszuhalten und wenn ich das nicht schaffe, dann verlasse ICH die Situation, oder mache sie für mich erträglich, anstatt darauf zu bestehen, dass ich wegen Lautieren mein Kinogeld zurückerhalte, oder gegen den Neubau eines Kindergartens klage.


    Es ist wirklich absurd, dass wir Auto- und Fluglärm, der auch noch gesundheitsschädliche Abgase produziert, hinnehmen, aber unvermeidbare Geräusche unserer Mitmenschen nicht tolerieren wollen.

  • Wir tolerieren Autolärm, weil wir eh nichts dagegen unternehmen können und weil wir mit diesem Lärm aufgewachsen sind. Er gehört zum Leben mit dazu und ist uns nicht fremd.
    Gegen anderen Lärm kann der Mensch sich aktiv wehren z.B. Kinderlärm, lautieren durch Menschen mit Behinderung, laute Musik und das wird auch hinreichend getan.


    Natürlich stört mich auch an manchen Tagen Kinderlärm oder vielleicht auch mal ein Lautieren, beschweren würde ich mich aber darüber nicht. Ich bin bereit diese Geräusche auszuhalten und wenn ich das nicht schaffe, dann verlasse ICH die Situation, oder mache sie für mich erträglich, anstatt darauf zu bestehen, dass ich wegen Lautieren mein Kinogeld zurückerhalte, oder gegen den Neubau eines Kindergartens klage.


    Es ist wirklich absurd, dass wir Auto- und Fluglärm, der auch noch gesundheitsschädliche Abgase produziert, hinnehmen, aber unvermeidbare Geräusche unserer Mitmenschen nicht tolerieren wollen.


    Im Augenblick versuche ich einzuordnen, was Du sagen willst. Wer toleriert denn Autolärm ohne motzen? Ich kann Dir zustimmen, dass es manchmal eine Intoleranz gibt. Aber ich kann Dir nicht zustimmen, wenn Du schreibst, es gäbe überall eine hohe Toleranz , aber bei Kindern gewinnt Intoleranz. Ich sehe es so, wer viel Lärm ertragen muss oder mehrere Stunden am Tag einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt ist, verdient es auch Ruhe zu haben. Vielleicht sehnen sich Menschen, die in hoher Geräuschkulisse arbeiten, auch nach dem Feierabend? Manchmal gibt es keinen Weg einer Geräuschkulisse zu entkommen. Dabei geht es aber nicht um Toleranz. Es lässt sich nicht ändern.

  • Ella, ich verstehe gut was du meinst.


    Ich verstehe allerdings nicht, warum nicht auch gegen Lärm geklagt oder sonst was gemacht wird, der scheinbar nicht verhindert werden kann.
    Also ich meine, Kinderlärm ist und bleibt etwas sehr natürliches. Wer das nicht aushalten kann, der kann dem ganzen ja auch aus dem Weg gehen.
    Aber vielem anderen Lärm kann man einfach nicht aus dem Weg gehen, selbst wenn man das will...


    Hmm... Ich habe manchmal auch mit Geräuschen Probleme und auch manchen Kinderlärm find ich schrecklich, weil es mir in den Ohren weh tut. Ich selber würde nie auf die Idee kommen deswegen zu fordern, dass die Kinder "abgestellt" werden. Ich kann dem ja aus dem Weg gehen.
    Das hier aber immer wieder irgendwas rumfliegt, nervt mich sehr. Und dem Lärm kann ich gar nicht einfach entgehen in dem ich weggehe oder so. Schätze nur, dass das nicht abgestellt werden kann. *seufz*

  • Ella, ich verstehe gut was du meinst.


    Ich verstehe allerdings nicht, warum nicht auch gegen Lärm geklagt oder sonst was gemacht wird, der scheinbar nicht verhindert werden kann.
    Also ich meine, Kinderlärm ist und bleibt etwas sehr natürliches. Wer das nicht aushalten kann, der kann dem ganzen ja auch aus dem Weg gehen.
    Aber vielem anderen Lärm kann man einfach nicht aus dem Weg gehen, selbst wenn man das will...


    Hmm... Ich habe manchmal auch mit Geräuschen Probleme und auch manchen Kinderlärm find ich schrecklich, weil es mir in den Ohren weh tut. Ich selber würde nie auf die Idee kommen deswegen zu fordern, dass die Kinder "abgestellt" werden. Ich kann dem ja aus dem Weg gehen.
    Das hier aber immer wieder irgendwas rumfliegt, nervt mich sehr. Und dem Lärm kann ich gar nicht einfach entgehen in dem ich weggehe oder so. Schätze nur, dass das nicht abgestellt werden kann. *seufz*


    Gegen Lärm gibt es doch Klagen. Sogar einen Bußgeldkatalog. http://www.bussgeld-info.de/laermbelaestigung/


    Und wie seht Ihr das, kann Kindern nicht auch einmal gesagt werden, dass Sie sich ruhig verhalten müssen? Ohne Regeln geht es nicht. Oder siehst Du das anders?

  • Und wie seht Ihr das, kann Kindern nicht auch einmal gesagt werden, dass Sie sich ruhig verhalten müssen?


    Natürlich sollte man Kindern das sagen dürfen und auch Kinder müssen Rücksichtnahme lernen, aber ich muss Kindern zu menschlichen Zeiten nicht das Toben im Garten verbieten, weil sich ein Nachbar von Kinderlärm gestört fühlen könnte.
    Natürlich kann mir dieser Kinderlärm auch mal zu viel sein, weil ich einen stressigen Tag hatte, weil es mir nicht gut geht, weil ich Kopfschmerzen habe, aber ich würde mich dann nie beschweren, sondern Ohrstöpsel ins Ohr machen oder rein gehen und Fenster schließen. Ich war ja schließlich auch mal Kind.

  • Es ist unter Nachbarn doch ein geben und nehmen. Es hat mir noch kein Nachbarkind übel genommen, wenn ich höflich gefragt habe, ob es möglich ist, nicht so laut zu sein. Der Ton macht die Musik. Du machst den Fehler, dass Du denkst, Kinder oder auch Eltern fühlen sich grundsätzlich vor den Kopf gestoßen, wenn über Lärm gesprochen wird. Das ist wirklich nicht der Fall. Der Ton macht die Musik.

  • finchenmum, wieso mache ich einen Fehler? Bisher bin ich ganz gut damit gefahren, ohne dass meine Lebensqualität darunter leiden musste. Warum sollte ich jemand bitten leise zu sein, wenn ich für mich andere gute Lösungen gefunden habe, mit denen ICH zufrieden bin?


    Ich bin eigentlich ganz froh, dass Leben um mich herum ist und ich mich nicht selbst wie eine Elfe verhalten und bewegen muss. Hinzu kommt, dass ich nicht besonders lärmempfindlich bin und alle menschlichen Geräusche gut aushalten kann. Wenn ich doch mal einen schlechten Tag habe, an dem ich empfindlicher bin, dann werde ich ganz bestimmt nicht meine Nachbarn oder deren Kinder auffordern leise zu sein.
    Du bist mit deinem Handeln ebenfalls gut gefahren. Dann ist doch alles gut. :)


    Was ich nicht mag sind künstliche Geräusche z.B. Fluglärm, aufheulende Motorräder oder Autos usw.
    Ich würde nie in eine Einflugschneise, nah an eine Autobahn bzw. Hauptverkehrsstraße oder in die Nähe eines Sägewerk ziehen.

  • Hallo,


    Zitat von finchenmum

    Kinderlärm ist zwar nicht grundsätzlich störend, kann aber stören. Siehst Du das anders? Ich habe viele Beispiele, die zeigen, laute Kinder machen mir nichts aus. Aber ich kann auch sehr viel aufzählen, wo ich Kinder bitten muss, leise zu sein. Oder ich schließe auch das Fenster, wenn die Geräuschkulisse draußen stört. Geht es Dir da anders als mir?

    Ich habe natürlich wie Ihr alle auch ein - subjektives - Lärmempfinden. Mich stören jetzt zum Teil mehr/andere Geräusche, weil ich sozusagen mit Hanseins Ohren höre. Oder ich mich stört zwar, dass der Nachbar grundsätzlich zur Unzeit seinen lauten Rasenmäher rausholt, aber es stört mich gleich viel weniger, wenn mir einfällt, dass wir dann nicht ins nachbarschaftliche Lärm-Minus kommen mit Hans sporadischem aber heftigem Gebrüll.


    Wenn mich etwas stört, sage ich das auch. Oder ich entziehe mich halt dem Lärm
    Aber wenn es abhängig ist von gesellschaftlichen Bewertungen, WAS einen (oder alle) stört, dann heißt das, mit mehr Inklusion werden auch mehr Leute mit lautierenden Kinogängern, brüllenden Kleinkindern und dergleichen locker umgehen können.


    in dem Betrag heißt es ja so schön: Ein Geräusch wird erst zum Lärm, wenn wir es negativ bewerten. (Natürlich ist eine Sirene für alle zu laut. Aber es geht ja hier um eine Zuspitzung, damit klar wird, wie wir als Gesellschaft damit umgehen)

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    6 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Trixi

    Hat das Label Autismus hinzugefügt.