Leute, ich bin mal wieder mal auf den Boden der Tatsachen gelandet. Bin völlig demotiviert.
Ich brauche eure Aufmunterung und eure Meinung.
Auf der Suche nach einer WG und Informationen, habe ich einen Träger angerufen und dem Mensch am anderen Ende der Leitung unsere Vorstellungen und Wünsche geschildert. Meinem Sohn ist Selbstbestimmung und eine individuelle FReizeitgestaltung sehr wichtig und als ich unsere Vorstellungen von einer WG schilderte, wurde mir klargemacht, dass eine individuelle Freizeitgestaltung nicht in dem Umfang möglich sei, wie wir bzw. unser Sohn das wünschen. In dem Teil des Gespräches kam ich mir dann schon so vor, als wären unsere Forderungen ausverschämt. Es ging unter anderem um abendliche Discobesuche und abendliche Unternehmungen mit Abholung.
Als ich meinen Sohn dann beschrieb, schlug man mir eine ambulant betreute WG vor, die nur ab Nachmittags bis zu den frühen Abendstunden betreut wird. Die Bewohner gehen also selbständig ins Bett und stehen morgens selbstständig ohne Hilfen auf. In der Nacht gibt es keinen anwesenden Betreuer.
Als ich sagte, dass dies nichts für meinen Sohn wäre, da er eine Abend- und Morgenstruktur mit Hilfe benötigt, damit er abends ins Bett geht und morgens pünktlich aufsteht, Körperpflege betreibt und nicht mitten in der Nacht den Fernseher anschaltet, entgegegnete man mir, dass dies zur Selbstbestimmung dazugehören würde, dass die Leute ins Bett gehen, wann sie wollen und auch mitten in der Nacht den Fernseher anschalten können. Die WG-Bewohner müssten dann eben auch erfahren, dass ihnen, wenn sie nicht pünktlich in der Werkstatt erscheinen, halt der Werkstattplatz gekündigt wird.
Das gehöre zum normalen Leben dazu und das müssten auch die Menschen mit Behinderung lernen.
Außerdem sagte man mir, Eltern hätten damit ja oft Probleme, ihren Kindern auch solche Erfahrungen zuzugestehen.
Ja,ja.....immer die bösen und unfähigen Eltern, die nicht loslassen können. Andere Leute wissen ja immer besser, wie es geht.
Also, ein abendlicher Discobesuch oder eine abendliche Unternehmung mit Abhohlung durch einen Betreuer wird im Rahmen der Selbstbestimmung nicht gewährt, aber ein selbstbestimmter Ruin mit Verlust des Werkstattplatzes ist durchaus im WG-Leben inbegriffen.
Ich sitze hier nun und weiß nicht, was ich davon halten soll. Soll ich lachen, soll ich weinen?
Am liebsten würde ich heulen. Ich fühle mich nach diesem Telefonat ganz schlecht und ausverschämt.
Habe ich ein anderes (falsches) Bild von Selbstbestimmung und kann nur nicht loslassen, wenn ich für meinen Sohn eine Morgen- und Abendstruktur einfordere? Ist es ausverschämt, sich eine individuelle Freizeitgestaltung zu wünschen? Es ist ja nicht so, dass wir einen Luxusurlaub auf den Malediven mit Einzelbetreuung einfordern.
Meine Welt steht gerade Kopf.
Wie ist eure Meinung?
Ach.....und als I-Tüpfelchen nahm man mir auch gleich noch die Motivation selbst eine WG zu gründen.
Zu schwierig, zu kompliziert, zu aufwändig.....oh man.
Bin mal wieder gaaaaanz tief gefallen und habe wie so oft die Erfahrung gemacht, dass der Wahnsinn wohl niemals enden wird.