Erziehung mit "abgestelltem Affekt"

  • Liebe Leute,


    Hans Asperger hat es schon in den 1940er Jahren geschrieben, leider ist es aber vielerorts ignoriert worden:


    Wer autistischen Kindern Inhalte vermitteln will (zb auch wenn sie sich "daneben benommen" haben), der tut meist gut daran, diese "mit abgestelltem Affekt" rüberzubringen. Also weder zornig oder genervt, noch betont lieb. Sondern einfach sachlich wohlwollend.
    Das gilt nicht nur bei Asperger-Kindern, sondern auch bei frühkindlich autistischen Kindern.


    Wir wissen heute, warum das so ist (siehe im anderen Thread die Forschungsergebnisse von Claus Lamm, Wien. link folgt)



    Es reicht auch nicht, äußerlich SCHEINBAR unemotional zu bleiben, sondern es ist wichtig, in dem Moment tatsächlich zurückzutreten von seinen eigenen Emotionen. Die Dinge tatsächlich nicht persönlich zu nehmen. Das fällt mir manchmal ganz schön schwer - und obwohl ich genau weiß, dass es kontraproduktiv ist, platzt mir manchmal der Kragen, oder ich nehme unpassendes Verhalten von Hans persönlich - damit hab ich es dann leider teilweise auf Abo geschaltet ...


    Was mich teilweise verblüfft, dass auch Leute, die beruflich mit Autisten arbeiten, das nicht beherzigen, und so die Kinder quasi ins schlechte Verhalten hineintreiben. Deshalb schreibe ich das hier mal, damit Ihr eine Argumentationshilfe habt, wenn's nötig ist.
    Immerhin hat Hans Asperger das schon erkannt, und Tony Attwood bestätigt das in seinem Buch "Ein Leben mit dem Asperger-Syndrom" (S. 298).


    Grüße

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    3 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Enscha, wie so oft: gut, dass du das auf den Punkt bringst! Das ist auch bei mir etwas, das ich wirklich nicht immer
    hinbekomme. Die Erzieherinnen im Kindergarten bzw. die Ergotherapeutinnen haben eigentlich einen sehr wohlwollenden Ton, manchmal für mein Gefühl sogar zu "lieb", aber das scheint meinen kleinn Prinzen nicht zu stören, oder noch nicht?


    Zitat

    Das fällt mir manchmal ganz schön schwer - und obwohl ich genau weiß, dass es kontraproduktiv ist, platzt mir manchmal der Kragen, oder ich nehme unpassendes Verhalten von Hans persönlich


    Ich habe manchmal den Eindruck, der kleine Prinz macht einfach völlig zu, wenn ich ein "Fehlverhalten" von ihm - was ja im Grunde gar keines ist, sondern einfach seine Unfähigkeit in dem Moment, mich zu verstehen oder umzusetzen, was von ihm verlangt ist - so "fühle", als wäre es gegen mich gerichtet. Nur, wenn man selbst schon ganz müde oder genervt ist oder einfach einmal einen Durchhänger hat, wie steuert man da seine eigenen Gefühle so gut, dass der Herr "menschliche Gefühlslagendetektor" nichts merkt? In meinen hellen Momenten weiß ich ja ganz genau, was Sache ist, und dass er sich doch ohnehin immer so sehr bemüht, alles richtig zu machen.

  • Ich glaube, Hans hat mich da quasi konditioniert :thumbup:
    der hatte früher solche Ausraster, wenn ich emotional reagiert habe, da gewöhnt man sich das mit der Zeit dann ab ...


    jetzt, wo vieles "flutscht", erwischt es mich manchmal kalt, wenn ein Verhalten, das lange nicht mehr aufgetreten ist, wieder kommt. Dann hab ich es nicht mehr auf dem Schirm und reagiere leichter falsch, erschrecke, oder bin genervt ...



    Aber wir müssen ja nicht perfekt sein als Mama ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Trixi

    Hat das Label Autismus hinzugefügt.