Inklusion im Kindergarten und in der Schule

  • Wer mag über seine Erfahrungen in der Inklusion berichten?
    Welche Veränderungen würdet ihr euch wünschen?
    Was bräuchten eure Kinder für eine gelungene Inklusion?
    Sind eure Kinder in der Inklusion willkommen oder wird ihnen mit Ablehnung begegnet?
    Wie steht ihr zur Inklusion?


    Hier ist Platz für Diskussionen, Erfahrungen, Gedanken und Ideen.

  • Mein Sohn geht in die Grundschule hier am Ort, mit Vollzeit- I-Hilfe.
    In unserem Bundesland ist es so, dass Autisten ohne sonstige Einschränkungen an die Regelschule MÜSSEN.
    Ob das gut ist, frage ich mich öfter...


    Obwohl wir ein Dorf sind ist meiner schon das 4. autistische Kind an dieser Grundschule.


    Der Rektor hat uns also von viel Erfahrung diesbezüglich berichtet. Sollte man ja auch meinen....


    MEINE Meinung ist, dass das Modell Inklusion hier gemacht wird, weil so vorgeschrieben vom Land.


    Unsere bisherige Lehrerin war gut, aber der Rektor hat viel quer geschossen und hat eine Meinung, von der er nicht abrückt. Er sagt zwar das Gegenteil, handelt aber nach dem Grundsatz "er (mein Sohn) MUSS dies und das"
    Da wird die I-Hilfe wegzitiert "damit das Kind sieht, wie sehr er sie braucht"
    Mein Kind muss dann in beiden Pausen raus "du willst doch bestimmt viel lieber mit den anderen spielen?" - er will, ist aber hinterher völlig durch den Wind, wegen dem Lärm. Der Rektor ist aber fest davon überzeugt, dass das Kind ausgegrenzt wird, wenn er eine Pause drin bleibt.
    Einer anderen Mutter wurde verboten, das autistische Kind ins Schulhaus zu begleiten, wenn die I-Hilfe noch nicht da war (kam von weiter weg)
    Zu meinem hat er gesagt, er glaubt ihm nicht, dass er Kopfschmerzen hat
    Druck, druck, und noch mehr Druck, weil "es geht doch!" ...ja, aus Angst vor dem Rektor und ich bekomme es spätestens daheim ab, oder die I-Hilfe und dann werde ich wieder angerufen....
    u.s.w.u.s.f. ....


    Mit der Klasse selbst haben wir Glück, sehr nette Eltern, sehr nette Kinder, sie nehmen Junior wie er ist.
    Allerdings darf er nicht immer mitspielen, wenn er möchte, was ihn natürlich frustriert, aber es ist okay.
    Wie das ohne I-Helfer wäre, weiß ich allerdings nicht.


    Ich glaube, mein Sohn wäre an einer Förderschule mit weniger Kindern besser aufgehoben, aber alle "Fachleute" meinen nein, weil er ja so intelligent ist...
    Die s/e Schulen haben keinen guten Ruf hier.


    Ich hoffe, dass wir irgendwie in der Nachbarstadt an eine Schule mit Realschulzweig kommen können, wenn der Schulwechsel ansteht.
    Das ist eine Schule für Hörbehinderte und die nehmen auch Autisten.
    In unserer SHG habe ich schon Gutes darüber gehört, kleine Klassen, verständnisvolle Lehrer... so stelle ich mir das vor!


    Inklusion für mich ja, aber nicht um jeden Preis und nicht so wie hier bei uns.
    Für mich passt schon das System nicht, tausend Träger für I-Hilfen, überall unterschiedliche Regelungen, zu wenig Personal in den Schulen und die baulichen Voraussetzungen sind auch häufig ungenügend.


    Alles irgendwie nicht ausgereift, wie ich finde!


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    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
    Mama *1972 operierte Skoliose
    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Hi,


    also wir sind an einer tollen Schule. Es ist eine Gemeinschaftsschule in der Kinder von der 1. bis zur 10 klasse gemeinsam unterrichtet werden. (Der Antrag auf Ausbau einer Oberstufe ist gestellt, aber so was dauert. Die Kinder die jetzt nach der 10. klasse gern Abi machen möchten gehen auf ein Gym mit dem eine Kooperation besteht)


    Zu der Schule gehört auch noch eine Förderschule für Schwerstmehrfachbehinderte. Für diese Kinder gibt es Kleinklassen mit max 8 Kinder.
    Da die Schule früher das Förderzentrum für den Schwerpunkt "Sehen" war ist sie baulich auch super. Fahrstühle, brailschrift am den Handläufen, super Farbgesaltung und auch der Fussboden hat im Schulhaus und auf dem Hof auch so ein Blindenleitsystem.


    Duch diese Konstellation sind wir für Inklusion super geeignet. Es gibt Sonderpädagogen im Haus, viel Technik für die Sehbeeinträchtigten usw


    Aber das wichtigste ist das Kollegium lebt Inklusion sie sind offen. Die Schule hat einen pool von Schulhelfern mit dem die Lehrer auch schon lange zusammenarbeiten was schon viele Abläufe vereinfacht.


    Unsere Tochter kommt jetzt in die 5. Klasse. Die Regelklassen hat 20 Kinder wobei bei der Schulplatzknappheit im Moment die Klassenstärke in der Schulanfangsphase höher ist.


    In die Klasse meiner Tochter gehen zwei Kinder mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, zwei mit Sehen und ein langzeit kranker ... ob es noch Soz/em-Kinder gibt weiß ich nicht. Die beiden GE-Kinder haben jeweils 20 h einen Schulhelfer - die sind nicht immer beide drinn sondern es wird aufgeteilt so dass immer mind einer da ist aber oft auch beide und sie helfen auch den andren I-Kindern sind also nicht Personenfixiert. Ich finde das gut da meine Tochter dann nicht so den Sonderstatus mit direkter Begleitung hat.


    Alle Personen des Kollegiums machen was zu tun ist und sehen das auch. Also wenn meine Tochter Unterstützung beim WC-Gang braucht (nur Großes Geschäft) und der Schulhelfer nicht greifbar dann wischt auch der Lehrer des Pops ab. Das müssen sie nicht aber sie tun es und das zeigt Haltung.


    Meine Tochter hat Fächer wie Keramik, Mobilität, Schwimmen von der 1. Klasse bis jetzt und sicher auch weiter. Sie hat Lebenspraktische Fertigkeiten (z.Z. Kochen) und Kulturtechnick (dort wird mit IntraAct Plus gearbeitet). Die Schule hat im Haus Ergo und Logo. Diese Fächer hat sie wenn Ihre "normalen" Mitschüler Englisch haben und auch jeweils in einer Mathe und einer Deutschstunde. Die Schule ist eine Ganztagsschule.


    Manchmal muss L separiert werden - Verhaltensorginalität :( Aber dann wird das besprochen sie hat die Chance runter zu kommen. Manchmal erkennt der Schulhelfer bereits im Vorfeld das es gleich explodiert und dann gehen sie gleich in den Snozzelraum und können später wieder in den normalen Unterricht zurückkehren.


    Die Kinder aus den Klassen für die Schwerstmehrfachbehinderten nehmen an allen Schulveranstaltungen teil. In L-Klasse ist beim Musikuntericht oft ein Kind aus so einer Klasse dabei.


    Es gibt ein internes BUZ an das sich Regellehrer und Eltern bei Problemen wenden können. Da sind Sonderpädagogen drin und wenn die nicht helfen können haben sie die Kontakte zum bezirklichen BUZ (Beratungs und Unterstützungszentrum)


    Klar ist nicht alles immer super und es gibt auch Klassenlehrer die schwerer als andere Klarkommen aber die Haltung und der Ansatz stimmen.
    Es ist ein weiter Weg aber es kann klappen.


    Soweit von uns
    Sigrid

  • Hi,
    ich glaube, wir sollten hier immer noch das Bundesland hinzufügen, das macht es etwas einfacher.
    Also ich komm aus BW.
    Meine Kinder gehen/gingen alle in Sonderschulen und ich hab dort supergute Erfahrungen gemacht.
    LS hat Schwerpunkt Sprache, Lernen & KM, geht in ein SBBZ Lernen inzwischen (KB war FURCHTBAR!) trotz großem Einzugsgebiet sind es insgesamt nur 5 Kinder in der Grundstufen und kein einziges (!!!!!!) Kind im Umkreis ist mit Förderbedarf Lernen in der Inklusion, die werden alle einfach in der Grundschule ohne spezielle Förderung durchgezogen.... Außer sie sind sehr schwierig im Verhalten, dann wird der Förderbedarf auch gegen den Willen der Eltern ermittelt.


    An der Schule von PT (SBBZ Geistige Entwicklung) gab es Außenklassen an Regelschulen und es gibt eine Kooperationsklasse mit den SBBZs Lernen an der Berufsschulstufe; aus Gesprächen mit den anderen Eltern hab ich herausgehört, dass es mit den jeweiligen Lehrkräften steht und fällt....


    Was wohl wirklich ein Problem ist, ist dabei sein nicht automatisch bedeutet auch mitmachen zu dürfen und können...


    Meine Indealvorstellung schulischer Inklusion bedeutet geminsames Unterrichten aller Kinder eines Sozialraums mit einem kompletten Wissenstransfer der Sonderpädagogik und deren Ausstattung an die Grundschulen, leider sind wir da noch ein bisschen von entfernt.


    Was mir persönlich gar nicht gefällt, ist wie hier die Gemeinschaftsschulen umgesetzt werden, ich hab eher das Gefühl, dass sie noch exklusiver sind als "klassische" Realschulen, denn die schwächeren Schüler fallen da so wie es aussieht noch mehr durch als bisher; so ist zumindest mein Eindruck.

  • Mein Sohn ist ja nun schon erwachsen. Als mein Sohn damals Mitte der 90er Jahre in den Kindergarten kam, gab es die ersten Inklusionskindergärten.
    Aufgrund der Epilepsie meines Sohnes weigerten sich diese Kindergärten aber meinen Sohn aufzunehmen. Sie sagten alle, mein Sohn wäre eine Gefahr für die anderen Kinder, wenn er einen Anfall bekäme, oder die Kinder würden traumatisiert werden. :eek


    Nach längerer Suche haben wir dann einen kleinen Regelkindergarten gefunden.
    Mein Sohn galt damals als global entwicklungsverzögert und Epileptiker.
    Die Erzieher in diesem Kindergarten waren genial. Sie wollten auch nach mehrmaligem Hinweis unsererseits KEINEN Integrationsstatus für unseren Sohn.
    Er durfte völlig normal als Regelkind in den Kindergarten. Ich muss dazu schreiben, dass dieser Kindergarten einen höheren Personalschlüssel als alle andere Kindergärten hatte. Dafür waren die Kindergartenbeiträge viel höher.


    Mein Sohn war überall dabei, wo er dabei sein wollte. Brauchte er seine Ruhe, so war auch das o.k. Sie konnten mit all seinen Eigenarten umgehen. Niemand wusste etwas über Autismus und die Diagnose gab es ja auch erst mit 10 Jahren.
    Er hatte im Kindergartenalter eine Weglauftendenz, aber auch hier waren die Erzieher, die keinerlei Zusatzausbildung hatten, kompetent, wachsam und NIE genervt.
    Sie haben ihn als "sehr individuell" wahrgenommen und immer gesagt, dass sie solch ein Kind noch nie hatten. Das war es......keine Vorwürfe, keine Vorträge über Erziehungsunfähigkeit, keine Klagen über sein Verhalten.....
    Mein Sohn wurde einfach so genommen, wie er war. Es war eine sehr schöne Zeit.


    Was ich aber leider auch schreiben muss.....er wurde dort zwar nicht geärgert oder gemobbt und er ist auch immer gerne in den Kindergarten gegangen, aber Freunde hatte er dort nicht. Dieser Bereich war eine große Baustelle.


    Nach dem Kindergarten besuchte mein Sohn zwei Förderschulen mit verschiedenen Schwerpunkten und Regelschullehrplan, aber das klappte vorne und hinten nicht. Er konnte dem Regelschullehrplan nicht folgen.
    Also musste er auf eine GB-Schule. Wir Eltern sträubten uns erst mit Händen und Füßen. Man, war das eine schreckliche Zeit. Ich habe geheult und geheult. Ich fühlte mich von der normalen Welt völlig abgeschnitten.....Endstation. Gaaaaanz unten angekommen....
    Wir wollten, dass er auf eine Integrationsschule in unserer Nachbarschaft eingeschult wird. Die lehnte aber ab und so blieb nichts anderes übrg als die GB-Schule.
    Schon am ersten Hospitationstag wurden wir von dieser Schule überzeugt und waren begeistert.
    Im Nachhinein war diese Schule goldrichtig: Viel Personal/ 6 Schüler auf vier Erwachsene, massenhaft Räume für Therapie, Rückzug, Fachräume, Schwimmbad, Therapeuten......also alles perfekt.
    Solche Bedingungen hat sicherlich keine Inklusionsschule und ich wüsste nicht, ob ich zum jetzigen Zeitpunkt den Weg der schulischen Inklusion gehen würde, wäre mein Sohn heute ein Schulkind.
    Trotzdem bin ich für Inklusion, aber leider wird eine Inklusion, so wie ich sie mir vorstelle, in den nächsten Jahren nicht umsetzbar sein, daher bin ich momentan zusätzlich auch noch für eine Wahlfreiheit, bei der jeder individuell entscheiden kann.


    Ich wünsche mir eine Inklusion, in der alle Menschen Platz haben......auch Menschen, die selbst keine oder kaum eine Anpassungsleistung erbringen können.
    Ich weiß, dass das möglich ist. Es gibt Orte, an denen Inklusion schon genau so umgesetzt wird, aber es gibt diese Orte noch viel, viel zu selten.
    Von daher kämpfe ich dafür, dass Bewegung in die Köpfe kommt. Ich möchte, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, inklusiv zu leben.....wie du, wir und ich und keine Parallelsysteme mehr notwendig sind.
    Inklusion ist ein Menschenrecht und somit haben auch die Menschen ein Recht auf Inklusion, die von sich aus keine Anpassungsleistung erbringen können.
    Anpassungsleistung darf KEIN Kriterium sein!


    Es wäre schön, wenn jedes Kind/ jeder Mensch das bekommen würde, was er bräuchte, um inklusiv zu leben.
    Diese Kämpfe mit den Behörden um Schulbegleiter, Assistenzen, zusätzliches Personal, Ausstattung, bauliche Veränderungen und Unterstützung dürfen einfach nicht sein.


    Wir müssen nicht darüber reden, was nicht geht. Wir müssen darüber reden, wie es geht und wie Inklusion Wirklichkeit werden kann!

  • Hi Finnja,


    ich bin aus Berlin. Das tolle an der Gemeinschaftsschule hier ist, dass L die Klassenkameraden bis zur 10. Klasse behalten kann und nicht die Schule wechseln muss.
    Bei uns gehen nur Kinder die ganz spezielle Interessen haben nach der Grundschulzeit an andere weiterführende Schulen. Z.B. Sportschule oder Bach Gymnasium (für zukünftige Orchestermusiker).
    Ich denke auch, da ich im Ostteil von Berlin wohne und dort die jetzige Elterngeneration ja auch 10 Jahre zusammen zur Schule geangen ist, ist die Gemeinschaftsschule hier nicht so negativ besetzt.


    Es läuft z.Z. halt ziemlich gut.

  • Ich habe gerade diesen Artikel gelesen:
    http://www.spiegel.de/lebenund…s-gymnasium-a-991242.html


    Lea, ein Mädchen mit Down-Syndrom, besucht ein Gymnasium.
    Ich sehe die Inklusion als nicht besonders geglückt an. Der Funke ist beim Lesen nicht übergesprungen.
    Ich bin nicht gegen eine Inklusion auf dem Gymnasium, nur hier empfinde ich sie nicht als besonders gelungen. Mir fehlt etwas.
    Lea scheint außerhalb der Schule keinen Anschluss zu haben. Außerdem stößt mir im Artikel der Satz auf, dass Lea mit ihrer Schulbegleitung in der Pausenhalle wartet, wenn sie nicht in den Physikraum will. Ist das üblich? Ich würde mir eher eine sinnvolle Beschäftigung für mein Kind wünschen, als dass es in der Pausenhalle wartet bis die Stunde vorbei ist. Das verstehe ich nicht unter Inklusion.


    Ziemlich zum Schluss wird erwähnt, dass die Grenze der Inklusion erreicht ist, wenn es um Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten und Aggressionen geht oder wenn mit Schülern keine Kommunikation möglich ist.
    Ich aber denke, dass solche Schüler sehr wohl inkludiert werden könnten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, aber dafür braucht man in allererster Linie ausreichend und gut ausgebildetes Personal, ausreichend Räumlichkeiten und eine gute Ausstattung. Das kostet Geld. Naja......und wir wissen, dass es daran oftmals scheitert.


    Wie kommt der Artikel bei euch an?

  • Hmm.... Also das mit der Pausenhalle ist doch nur so, wenn Lea nicht in den Raum rein gehen mag.
    Was sie macht wenn sie gar nicht mit kommt oder was Lea generell lernt wird da gar nicht wirklich thematisiert.


    Na und das Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten und Aggressivität grundsätzlich ausgeschlossen werden finde ich bescheuert. Ich mein, ab einem gewissen Grad geht das irgendwann nicht mehr, weil man einen Schüler nicht permanent festhalten kann damit er niemand anderes verletzt. Das sind aber Extremsituationen / Extremfälle wo ich denke das da erstmal ne Therapie gemacht werden muss... Aber nur weil jemand verhaltensauffällig ist (ist Lea das nicht eigentlich auch?) gleich zu sagen, das geht gar nicht, finde ich ungerecht. Eine Verhaltensauffälligkeit hat ja auch immer ihre Ursache. Und die kann es an einer Förderschule genauso geben wie an einer Regelschule. *kopfschüttel*


    Warum dürfen denn eigentlich Lehrer unterrichten die ständig aggressiv und laut werden? Die sind doch dann auch verhaltensauffällig...

  • Warum dürfen denn eigentlich Lehrer unterrichten die ständig aggressiv und laut werden? Die sind doch dann auch verhaltensauffällig...


    Na, weil die doch auch irgendwie inkludiert werden müssen. :D


    Ich lese immer wieder in Diskussionen, Zeitungsartikeln und Leserkommentaren, dass Inklusion auch Grenzen hat. Meist werden dann die Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und mit schwerer geistiger Behinderung genannt.
    Wie seht ihr das?


    Ich möchte mich nicht mit einem Ausschluss solcher KInder zufriedengeben und ich weiß, dass die Inklusion in dieser Hinsicht nicht einfach wird, aber ich will mich mit der Frage beschäftigen, wie Inklusion auch für diese Kinder möglich werden kann.


    Welche Bedingungen brauchen diese Kinder?
    Welchen Rahmen müssen wir schaffen?

  • Also, Inklusion kann niemals heißen, dass jemand ausgeschlossen wird - das gibt weder das Wort noch das zugehörige Konzept her.
    Wenn man lediglich weniger Menschen ausschließt als bisher, dann ist das immer noch Separation.
    (was anderes ist es, wenn jemand von sich aus "für sich" sein will. Aber ich denke, das will niemand vollständig. Menschen sind zutiefst soziale Wesen)


    Wir haben alle schon gemerkt, dass die Gesellschaft sich am schwersten tut mit der Inklusion derer, die sie für störend und/oder bedrohend und/oder besonders "fremd" hält. Diejenigen, von denen die Leute denken, sie würden völlig unvorhersehbar in Ecken pinkeln oder Kot werfen, beißen und schlagen, herumbrüllen. Es wird dauern, bis klar wird, dass auch dieses Verhalten - wenn es denn überhaupt auftritt, und nicht bloß einem Klischee entspricht - Gründe hat, und man versuchen kann herauszufinden, was der Mensch damit kommunizieren will. Es wird dauern, bis klar wird, dass auch ein Mensch der sich scheinbar benimmt wie ein Tier, immer zuvorderst ein Mensch ist, und dass einem diese Einsicht auch als "normaler" Mensch für die eigenen Animalitäten hilft.
    Es wird sicherlich einige Zeit dauern (in der die weniger "ungewöhnlichen" Menschen mehr und mehr inkludiert werden), bis unsere Gesellschaft merkt, dass ALLE von echter Inklusion profitieren. Der Weg ist einfach ziemlich weit. Wir müssen einfach losgehen. ;)


    Dass die Autworker aufgegeben haben, finde ich sehr traurig. Vielleicht sind wir noch nicht weit genug für solche Konzepte. Aber wir müssen weiter versuchen, den Boden zu bereiten. Der "Boden" heißt Kindergarten und Schule, würde ich sagen. Jeder neue Jahrgang Kinder lernt ein bisschen mehrInklusion, an immer mehr Orten ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    2 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Wir haben alle schon gemerkt, dass die Gesellschaft sich am schwersten tut mit der Inklusion derer, die sie für störend und/oder bedrohend und/oder besonders "fremd" hält. Diejenigen, von denen die Leute denken, sie würden völlig unvorhersehbar in Ecken pinkeln oder Kot werfen, beißen und schlagen, herumbrüllen. Es wird dauern, bis klar wird, dass auch dieses Verhalten - wenn es denn überhaupt auftritt, und nicht bloß einem Klischee entspricht - Gründe hat, und man versuchen kann herauszufinden, was der Mensch damit kommunizieren will. Es wird dauern, bis klar wird, dass auch ein Mensch der sich scheinbar benimmt wie ein Tier, immer zuvorderst ein Mensch ist, und dass einem diese Einsicht auch als "normaler" Mensch für die eigenen Animalitäten hilft.


    Ich denke, dies zu verstehen und dementsprechend zu handeln, ist mit der schwierigste Teil der Inklusion.
    Es ist halt leichter Menschen auszuschließen, als sich mit den Ursachen von herausforderdem Verhalten und dem eigenen Anteil, was dieses auslöst, auseinanderszusetzen.


    Hinzukommt, dass Lehrer, Betreuer, Erzieher und andere Mitarbeiter nur selten Deeskalationstechniken erlernt haben.


    Ja, es wird wohl noch eine Zeit dauern, bis die Menschen gelernt haben, dass Inklusion auch ihnen etwas nützen wird und Lebensqualität verschafft.

  • Tja... Wie wäre es denn, wenn die Ausbildungen und Studiengänge endlich mal angepasst werden würden?
    Ich erinnere mich noch daran in einem Forum gelesen zu haben, dass eine Lehramt Studentin nach AD(H)S und ähnliches gefragt hat und mit der Antwort "Das kommt so gut wie nie vor" abgespeist wurde.
    Das ist meilenweit von Inklusion entfernt.


    Sicher... Kindergärten und Schulen müssen die Vorreiter der Inklusion sein, damit es später Erwachsene gibt, die Inklusion für normal und Separation für Unnormal halten. Aber wenn die heutigen Azubis und Studenten nicht darauf vorbereitet werden, seh ich da ehrlich gesagt schwarz! Abgesehen natürlich davon, dass ein Großteil der Lehrer, Erzieher etc. niemals darauf vorbereitet wurden und ein Minimum an Fortbildungen gar nicht ausreicht (und sicher auch noch gar nicht allen zur Verfügung stand!).

  • Fünf Lehrer berichten über positive und negative Erfahrungen mit der Inklusion an ihren Schulen:
    http://www.spiegel.de/lebenund…rzweiflung-a-1123764.html


    Warum wird die Inklusion an Schulen in Deutschland so unterschiedlich umgesetzt? Warum gibt es keine einheitlichen Vorgaben?
    Einige Schulen scheinen fast perfekte Bedingungen zu haben, während die Bedingungen an anderen Schulen erbärmlich schlecht sind und alle Kinder unter diesen schlechten Bedingungen leiden müssen.

  • Ella, weil jedes Bundesland schon immer selbstständig seine Schuldinge geregelt hat und grundsätzlich jeder seine eigene Suppe kocht. *seufz*
    Ich befürchte auch, dass die am obersten Ende noch nie auf die Idee gekommen sind, das es einheitliche Vorgaben geben muss, damit es funktionieren kann. *seufz*


    Besonders tragisch fand ich die eine Geschichte...
    "Die Förderschullehrerin und ich störten uns gegenseitig"
    Da hatte man eine gute Lösung gefunden die eigentlich allen Förderschülern geholfen hat, aber das geht nicht, weil es muss jede Unterrichtsstunde inklusiver Unterricht sein... Nur fehlen dazu die Mittel usw.... Ich könnte wirklich kotzen!

  • Ella, weil jedes Bundesland schon immer selbstständig seine Schuldinge geregelt hat und grundsätzlich jeder seine eigene Suppe kocht. *seufz*


    Schule ist Ländersache. Das ist richtig, aber es gibt auch unterschiedliche Umsetzungen und gewaltige Qualitätsunterschiede innerhalb eines Bundeslandes oder einer Stadt.
    Wie kommt so ein Ungleichgewicht und die unterschiedliche Verteilung von Mitteln zustande?
    Sicher liegt es auch am Engagement des Personals, aber das alleine macht ja noch keine gelungene Inklusion aus. Der Wille zur Inklusion und Engagement sind die nötige Basis.


    Ich vermute, dass es unter anderem auch an den großen Spielräumen und der Entscheidungsfreiheit der Kostenträger liegt. Im Prinzip kann jeder Sachbearbeiter auf den Ämtern frei entscheiden, welche Gelder und Mittel er zur Verfügung stellt. Damit fällt und steht die Inklusion.
    Oft sind die Gesetze so ausgelegt, dass sie viel Spielraum und Interpretationsmöglichkeiten lassen.

  • Oft sind die Gesetze so ausgelegt, dass sie viel Spielraum und Interpretationsmöglichkeiten lassen.


    ...und oft stehen Mittel unter Kostenvorbehalt oder der nicht selten "ominösen" Eninzelfallprüfungen, bei denen die Zumutbarkeit gern nur auf den "Bittsteller" geprüft wird...
    für MEINEN Geschmack gehören die Themen Bildung und Inklusion ohnehin in eine eine Bundesverantwortlichkeit, sofern der Wille dazu denn umfänglich bestehen sollte (was ich ja bezweifle!).
    Ich finde es unverantwortlich eine Form von Behindertentourismus (je nach Behinderungsart) zu forcieren.


    Ich kenne bereits 2 Familien, die aufgrund der individuellen Bedarfe hier Haus und Hof verlassen haben ... und wäre Feli ein Einzelkind und wir nicht beruflich ohne viel Glück/ Zufall recht beschränkt....


    wir haben ebenfalls bereits darüber nachgedacht und machen uns im Hintergrund auch gern mal Selbstvorwürfe dafür, dass wir es nach Auslotung ALLER Bedarfe nicht bereits getan haben... :icon_redface


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




    2 Mal editiert, zuletzt von Jonna ()

  • Fängt es etwa so langsam in den Köpfen der Verantwortlichen an zu rattern? Eltern haben schon längst bessere Bedingungen gefordert, aber die Meinung der Eltern wird ja leider selten erhört.
    Man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass die jetzigen Bedingungen grottenschlecht sind.
    Zeit Artikel:
    Mehr Pädagogen und bessere Räume
    Verhaltensauffällige Schüler müssen besser betreut werden – das fordert
    der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo
    Beckmann. Der Staat müsse mehr Geld und Personal bereitstellen. Dies sei
    gerade dann wichtig, wenn die emotional und sozial schwierigen Schüler
    an einem inklusiven Unterricht an Regelschulen teilnehmen sollen. Dieser
    müsse nämlich auch allen anderen behinderten und nicht behinderten
    Kindern gerecht werden und dürfe Lehrer nicht überfordern. "Die
    Lehrkräfte brauchen Unterstützung durch multiprofessionelle Teams",
    sagte Beckmann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das zeigte kürzlich auch eine forsa-Umfrage.

    http://www.zeit.de/gesellschaf…-verhaltensauffaelligkeit