Kleinkind-Alter

  • Liebe Expert/innen,


    ich würde hier gerne sammeln, welches Verhalten zwischen dem Säuglings- und dem Kindergarten-Alter an unseren Kindern (rückblickend?) Zeichen für Autismus waren.


    Mir persönlich fällt da jetzt erst einiges auf, da meine Tochter gerade gut 1,5 Jahre alt ist.


    Zum Beispiel war ich damals 1x pro Woche einen ganzen Tag weg, aber wenn mich der kleine Prinz mit dem Papa vom Bahnhof abholte, war da nie so eine überschwängliche Wiedersehensfreude.


    Im sprachlichen Bereich hat er zwar viel kommentiert, aber nie erzählt oder mitgeteilt, was andere Personen oder Tiere machten, eher statische Bemerkungen waren das.

  • Hans hat ja mit 1 1/4 die übliche altersgemäße Kommunikation (Sprechen, Mimik, Gestik) eingestellt, viel war eh noch nicht dagewesen, und hat sich ausgiebig sehr engen sehr stereotypen Interessen gewidmet, eigentlich hat er immer das gleiche gemacht, Null gespielt. Keine teilnehmende Freude, kein Triangulieren. Keine Neugier. Wenn unsere KJP ihn damals schon kennengelernt hätte, hätte sie ihn ohne Frage mit 1,5 Jahren diagnostizieren können. Auch wenn er sehr bezogen war auf Eltern und Großeltern, auch wenn er Blickkontakt aufnahm.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Ich kann mich an ein Gespräch mit einer Kollegin erinnern, die damals - ich glaube, da war der kleine Prinz auch so 1,5 Jahre - meinte, dass er doch bestimmt schon Lieder mitsingen würde. Und ich dachte mir, was ist mit der, das kann doch so ein kleines Kind noch nicht. Er hat sich zwar immer Lieder von mir gewünscht, aber mitgesungen hat er nie. Die kleine Fee hingegen singt sehr oft mit, und sie singt auch alleine, das hat der kleine Prinz auch nie getan. Das kommt jetzt so nach und nach. Allerdings hat er sich schon sehr früh Bilderbücher auch alleine angesehen und den Text nachgeplaudert (nicht 1:1, aber doch sehr vieles). Jetzt tut er das dafür nicht mehr.

  • Ich habe mir damals auch immer gedacht :eek Boah, was verlangen die alle von ihren armen Kindern :eek:icon_lol


    Bis meine kleine Fee dann so alt war, und alles lässig konnte, Steckerleis selber halten mit eineinhalb (Hans hätte das nur weggeschleudert), Geschenke auspacken, Gefahren umschiffen, mit zerbrechlichem Geschirr umgehen, selber singen und tanzen, Aufforderungen nachkommen, selber mit drauf achten, dass man nicht verloren geht, Situationen richtig einordnen, Kommunizieren, Schäkern, ... Bin aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen


    (meine Kinder sind 1 3/4 Jahre auseinander)


    Ich hatte jahrelang einen Dachschaden, dass ich nicht hinsehen konnte, wenn ich ein Zwei-/Dreijähriges am Straßenrand gesehen habe, nicht an der Hand, und ein Auto näherte sich. Das steckte so tief drin ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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    3 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Geht mir gerade genauso, Enscha. Die kleine Fee kommt mir manchmal vor wie ein kleiner Wunderwuzzi...


    Was mir aktuell sehr auffällt ist das kleine Wörtchen "selber". Die junge Dame benutzt dieses Wörtchen öfter als sonst was, im Wortschatz des kleinen Prinzen ist es aber nach wie vor nicht vorhanden ;-).

  • Noch etwas ist mir aufgefallen. Die kleine Fee sagt mir mit ihren 21 Monaten schon, wenn sie müde ist oder wenn ihr etwas weh tut, wenn sie etwas schön findet oder lustig. Beim kleinen Prinzen "fühlte" ich das halt immer, und hatte keine Ahnung, dass das eigentlich nicht "Standard" ist. Als er ungefähr so alt war, hatte er mal einen ganz wunden Po und war total weinerlich, konnte mir aber nicht sagen, weshalb. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich herausgefunden hatte, wo der Schuh drückte ...

  • Ich glaube, es war rückblickend auch ganz gut, dass der Hans der Erstgeborene war,und ich noch keinen Vergleich hatte - ich fand sein Anderssein ganz normal, habe ihn einfach so genommen wie er ist. Richtig deutlich wurde das Ausmaß des Andersseins tatsächlich erst mit dem Vergleich mit der sich so rasant entwickelnden kleinen Schwester.
    Hans hat, wenn man sich das Ausmaß seiner Blockaden vor Augen hält, sich trotzdem einen grundsätzlich guten Selbstwert behalten, ist ein positiv denkender Mensch. Das ist seeeehr viel wert.


    Nicht ganz ohne war für ihn die Zeit, als seine Schwester (so ab 2 1/2) ihn rasant und lässig auf praktisch allen Gebieten überholt hat ...

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  • Hat er sich dann viel mit ihr verglichen, von sich aus? Ich versuche immer sehr, die Stärken beider Kinder zu betonen im Alltag und ich fühle, dass sie einander lieb haben. Aber die kleine Fee überholt den großen Bruder im Sozialen/Kommunikativen und überall, wo man viel Selbstbewusstsein braucht.


    Wie geht man da als Mutter damit um? Wie stärkt man das autistische Kind? Wie arbeitet man gegen eine mögliche Neidempfindung, die schlimmstenfalls die Geschwisterbeziehung beeinträchtigt?

  • Bei uns war das so, dass er nicht hörte, sogar der Kinderarzt vermutete Taubheit. Dabei war das nur das Abschalten. Zudem kriegte er die Krise, wenn ich mal anders aussah - Handtuch zum Trocknen der Haare um den Kopf oder so. Und dieses Geschrei jeden Tag zur gleichen Stunden - puh. Dabei war er sonst eher eine ruhige, ausgeglichene kleine Person. Das mit dem Sprechen und Laufen kam auch sehr spät, krabbeln fehlte völlig. Es gab eine eigene Sprache und überhaupt kein Gekuschel - nur Abwehr und versehentliches Verletzen dabei. Ich hätte meinen können, wir hätten eine zweite Katze. Die hat auch immer gekratzt, wenn es ihr zuviel wurde ;)

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    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

  • Klara, wie lange hat das gedauert, bis er dich auch mit Handtuch auf dem Kopf als seine Mama erkannte? Hat er geschrien des Schreiens Willen, oder konntet ihr da einen Anlass erkennen? Der kleine Prinz fängt ja damit erst jetzt an (4), aber ich sehe zwei unterschiedliche Motivationen: 1) er will eine vorhersehbare Reaktion haben (=> bitte hör auf zu schreien), oder 2) er macht es "einfach so", kommt auch vor bei uns. Wann lernte dein Sohn das Sprechen? Der kleine Prinz "kann" ja sprechen, aber er wendet es halt nicht sehr oft kommunikativ an. Gekrabbelt ist er, wenn auch nur kurz. Da versuche ich jetzt, viele Krabbelspiele mit den beiden zu machen, damit vielleicht sein Gehirn noch ein bisschen was nachholen kann an seitenübergreifender Vernetzung. Gelaufen ist er mit fast genau 1.
    Der kleine Prinz war einfach ein auffällig unauffälliges kleines Kind. Er war immer mit sich und der Welt und mit allem zufrieden, hat immer alle angegrinst, nie viel geweint. Meine Schwester meinte immer - der ist viel zu gut mit euch. ;)

  • Gerade fällt mir noch eine Auffälligkeit ein: der kleine Prinz hat bei Aufregung und Freude immer mit seinen Händen gewedelt, ich würde sagen so zwischen 1 und 3. Jetzt ist er 4 und macht das überhaupt nicht mehr, dafür tippt er mit den Händen oft gegen den Mund oder seine beiden Hände gegeneinander. Sein Onkel meinte immer, das Wedeln hätte er sich von Pocoyo (so eine Sendung für kleine Kinder) abgekuckt. Zusammen mit der Ich-Du-Vertauschung waren das bei uns rückblickend die ersten Anzeichen für Autismus.

  • Trixi

    Hat das Label Autismus hinzugefügt.