Beiträge von Enscha

    Tja, im Moment geht es ja gesellschaftlich eher in die andere Richtung: MEHR Grenzen, mehr soziale Ungleichheit, mehr Armut und mehr Abgehängte (Man werfe zb einen Blick in den alljährlichen Armutsbericht)
    meine Hoffnung ist ein bisschen, dass über die Einforderung des Versprechens von Inklusion, von Umsetzung der UN-BRK, das Bildungssystem sozusagen "hintenrum" gerechter und weniger defizit- und leistungsorientiert wird.


    jedenfalls braucht die (gelungene/gelingende) Inklusion gaaaanz dringend mehr Multiplikatoren!


    Mal sehen, wo wir in zwanzig, dreissig Jahren stehen :)

    Ich seh das ein bisschen gemischt. Sagen wir es so: ich bin auch dafür, allen Menschen lebenslanges Lernen zu ermöglichen, und Zugang zu Bildung zu verschaffen, ich bin auch der Meinung, dass viele Menschen länger brauchen, um ihre volle geistige Leistungsfähigkeit zu erreichen. Ich bin aber auch der Meinung, dass das Studieren dann ALLEN, die bis dahin zu wenig Lernchancen hatten, zustehen sollte - damit wären wir dann auch bei der Abschaffung sozialer Ungleichheit als Utopie und bei einer grundlegenden Reformierung des gesamten Bildungssystems. Bin absolut dafür.


    Inwieweit das nun für ein "Leuchtturmprojekt" ein Bachelor sein muss, inwieweit die Ausbildung in dem Tel Aviver Projekt vergleichbar ist mit einem Bachelor eines gewöhnlichen Studiums ... Inwieweit da Eingangs getestet wird, und wenn ja, was - weiss nicht.

    Also, wenn jemand für sich selber lieber hört er/sie sei ein Mensch mit Lernschwierigkeiten, dann nehme ich das natürlich an. Die Selbstvertretung von Mensch zuerst jedenfalls zieht den Ausdruck vor.


    Allerdings dürfte zb mein Hans sich von denen nicht vertreten fühlen, weil er sich von niemand vertreten fühlt :P


    und die Behinderung sollte man nicht wegreden wollen, der Meinung bin ich absolut auch. Schön wäre andererseits auch, man hätte eine weniger defizitorientierte Sprache in Bezug auf Menschen mit Behinderung.
    Was ich direkt ablehne, ist die Formulierung "besonders", denn besonders sind nun wirklich ALLE Menschen, und wenn man die Behinderten "besonders" nennt, dann ist das ja wohl ein Gegensatz zu "normal", das geht ja gar nicht. Was ist schon normal?und warum sollte behindert nicht normal sein?


    Wenn ich in Anwesenheit meines Sohnes, oder mit Kindern, oder mit unbedarften Leuten spreche, dann ist meine Formulierung in Bezug auf den Hans, er kann nicht so gut denken.

    Wir haben das schon gemacht, in 2015, das war absolut kein Thema. Ich schreibe eh jedes Jahr, meist noch im Januar, einen formlosen Antrag, dass die Verhinderungspflege wegen blablabla (es existiert keine geeignete KZP-Einrichtung) auf Abruf gewährt wird. Seit letztem Jahr schreibe ich dazu: "Gleichzeitig beantrage ich die Umwandlung der halben Kurzzeitpflege in Verhinderungspflege."
    Unsere PK (GEK Barmer)ist da aber insgesamt ganz entspannt.


    nach dem Betreuereinsatz reiche ich dann die Abrechnung ein, wie gewohnt

    Hallo Michie,


    mein Sohn hat noch bis weit ins Schulalter "ich" und "du" vertauscht (nicht verwechselt), weil er quasi den Text souffliert hat, den er gerne hören möchte. Und er spricht noch heute überwiegend von sich in der dritten Person.
    Diese Selbst-Andere-Differenzierung, das heißt nur auf der einfachsten Ebene, dass man sich selber im Spiegel erkennt.
    Der Hans hat da nach wie vor sozusagen keine scharfe Abgrenzung, hat sozusagen eine löchrige Hülle. Er spürt sich selber, sein Ich, nicht so gut wie andere, nichtautistische Kinder.
    Da merkte man zum Beispiel daran, dass die Emotionen anderer Kinder für ihn gleich überfordernd waren wie die eigenen. Dass es für ihn genauso schlimm war, wenn ein anderes Kind geschimpft wird, als wenn man ihn selber schimpft.


    Wir haben viel mit der Ergo und auch in der Einrichtung an der Wahrnehmung, der Handlungsfähigkeit (Stichwort Handlungsplan) und dem Erfahren von Selbstwirksamkeit gearbeitet, und der Hans wird ja auch einfach älter, entwickelt sich, deshalb kann er das jetzt schon etwas besser aushalten. Daran merke ich, dass sich auch die Selbst-Andere-Differenzierung verbessert.


    Spontan über "sich selbst" und seine Wahrnehmungen, Empfindungen, mit anderen zu sprechen, ist schon ganz schön anspruchsvoll, da haben auch viele erwachsene Autisten Schwierigkeiten, denn das bleibt oft alles schwer auseinanderzuhalten, und wenn man das über die Ratio machen muss, dann gilt es vieles abzuwägen, und es drohen Gedankenkreisel ... Ein Gespräch darüber hat ja meist auch mir den Erwartungen anderer, und mit den gesellschaftlichen Erwartungen zu tun, und da wird es schon kompliziert. Ich glaube, man kann einem Kind da helfen, indem man versucht, streng auf der Sachebene zu bleiben (Das Kommunikationsmodell von Thun hilft mir da beim Sortieren)


    jedenfalls ein ganz wichtiges und spannendes Thema :)

    Hallo Trixi,


    das täuscht. In der Schweiz sitzt in Zug die BUK, die für den ganzen deutschsprachigen Raum eine sehr wichtige Fortbildungsinstanz ist, von da aus kommt natürlich sehr viel Input. In Bayern gibt's zwar einige Beratungsstellen, aber diejenigen der ELECOK sind doch sehr auf die körperbehinderten Klienten ausgerichtet. Das von der Regierung vor Jahren angeschobene Projekt zur Implementierung der UK an den Förderschulen, das sogenannte TUK- Tandem UK - ist kläglich und peinlich im Sande verlaufen. Im Großraum München sind Familien mit Autisten, was UK betrifft, ziemlich komplett auf Eigeninitiative angewiesen. Wenn sie nicht durch Glück an einer der wenigen Schulen sind, wo einzelne Pädagogen auf Zack sind.



    aber insgesamt ist die UK definitiv auf dem Vormarsch :klatsch

    Zitat

    Für Kinder stelle ich mir das sehr schwer vor, da ja auch die ganze Denkweise völlig anders ist und vieles einfach noch nicht gelernt wird.
    Deswegen ist es wichtig das man Eltern hat, die einen da unterstützen.

    Sehe ich auch so. Solche Strategien und auf der Metaebene die Einstellungen dazu, das "Konzept" von der Welt, das sich entwickelt bei den Kindern - das prägt alles die Art und Weise, wie das Kind umgeht mit seinen Stärken und Schwächen, mit der Umwelt.
    ein Glücksfall ist bei uns natürlich die Tatsache, dass mein Sohn eine Schwester hat, die nicht viel jünger ist und sehr viel normales Leben ins Haus bringt, auch Sachzwänge - das hat ihn sicherlich flexibler gemacht. Zb hatte er Routinen und Interessen entwickelt daraus, dass wir die Schwester, als sie klein war, bei ihren Freunden und Freundinnen abgeholt haben bzw sie hingebracht haben. Mein Sohn hat sich dann Orte im Haus dieser Leute gesucht, die ihn fokussieren, die Musikanlage, das Display am Herd, und hat sich mit einigen der Mütter angefreundet, auch mit der Musiklehrerin der Tochter. Das hat ihm viel gebracht an Erfahrungen, an Kontakten.


    auch die Tatsache, dass wir eine entspannte Nachbarschaft haben, wo mein Sohn seine eigenen Erfahrungen machen kann, Smalltalk üben (mit SEINEN Themen) ist ein Glücksfall.


    Das Arbeiten am Tisch, das angeleitete Basteln und Bauen, da haben wir hier ziemliche Defizite, und Abwehr, die auch damit zu tun haben, dass ich da in der Kleinkindzeit zu sehr auf annehmen & akzeptieren, und zuwenig auf fordern & fördern gepolt war. Das sitzt nun tief.


    Es ist nicht leicht, finde ich, den Grat zu erwischen als Eltern: Genug Ruhe und Routine im Alltag zu haben, die das autistische Kind braucht. Andererseits genug (und an den richtigen Stellen) zu "schieben", damit es eine breite Palette an Strategien entwickelt, wie man mit den verschiedenen Situationen umgeht, wie man Flexibilität ins Leben bringt.


    Grüße

    Hallo Ella,


    in München hat ein engagierter Pädagogikstudent eine Platform gegründet, um überregional Bewohner für inklusive WGs zu finden. http://wohnsinn.org/
    tolle Sache!
    Bisher gibt's in diesem Rahmen noch keine Wohnmöglichkeiten für geistig behinderte Menschen mit hohem Hilfebedarf. Könnte aber noch kommen (oder: Hätte noch kommen können?)


    Es gibt auch ein paar inklusive WGs der GLL München, wo Studenten und geistige Behinderte zusammen wohnen. Das funktioniert bestens, ich kenne selber so eine WG. Und es wäre ein echter Multiplikator für die Inklusion, denn die Bauingenieure, BWLer, Pädagogen usw, die während des Studiums in so einer WG gewohnt haben, werden das ganze weitertragen in ihre späteren Berufe, in ihr späteres Leben ...


    allerdings,siehe auch die Website, wenn das Bundesteilhabegesetz so bleibt, wie es jetzt ist, dann sehe ich schwarz fürs selbstbestimmte Wohnen außerhalb von Wohneinrichtungen :(

    Hallo Ella,


    die guten UK-Beratungsstellen haben sehr viel Erfahrung im Durchsetzen von Hilfsmitteln und Finanzierung, und im Überwinden von Umfeldbarrieren. Vielleicht holt Ihr Euch die mit ins Boot?

    Gute Idee, der Thread!


    Inklusion ist für mich: NULL Teilhabebeeinträchtigung wegen Geschlecht, Behinderung, Alter, Herkunft, Religion, "Lage" im neurodiversen Spektrum. Das ist natürlich eine Utopie. Aber das ist völlige Freiheit zB, auch ein großes humanistisches Ziel, ja auch.


    zufrieden mit dem Stand der Inklusion werde ich sein, wenn auch Menschen mit geistiger Behinderung, mit deutlichen Verhaltensauffälligkeiten, und Schwermehrfachbehinderte so normal sind im öffentlichen Leben, dass keiner mehr glotzen muss, und dass die Leute nicht zuerst die Behinderung sehen, sondern zuerst den Menschen. Und wenn die Leute Verständnis haben für Anderssein und ungewöhnliches Verhalten, auch wenn sie den Grund NICHT zuvor erklärt bekommen haben.

    Also: Was ist eine Social Story nach Carol Gray? Wie macht man eine Social Story?


    http://www.autism.org.uk/about…stories-comic-strips.aspx


    Hier Beispiele mit Visualisierung, die auch für kognitiv eingeschränkte Kindergut gehen:
    https://www.cluks-forum-bw.de/…post%5Bcontroller%5D=Post
    zum Downloaden, von Claudio Castaneda


    Hier drei Beispiele für recht fitte Asperger-Grundschulkinder, die schon selber schreiben können:
    http://inklusion.bildung-rp.de…raxis/social-stories.html



    Mehr dazu,wie so oft, in dem Buch von Claudio Castaneda und Angela Hallbauer: Einander verstehen lernen. Oder in dem Buch von Melanie Matzies, dessen Titel ich grade nicht parat habe.

    Ja, klar geht das, so wie man das auch mit Büchern macht, Symboltext drunter (den musst Du selber zusammenstellen), und/oder Gebärden. Oder ein paar mal mit Gebärden begleiten, wenn er die Geschichte kennt, versteht er die Bilder ja ohne Gebärden, nur mit Symboltext?
    so wie auf der Metacom-Seite, das sind ein paar Bespiele für Unterlegung mit Symboltext, halt nicht für Social Stories.


    Social Stories hat Carol Gray erfunden, die haben bestimmte "Bauprinzipien", weil sich gezeigt hat, dass sie so besser angenommen werden. Ich buddel mal, ob ich eine Beschreibung finde.

    Naja, ein gewisses Maß an Berechenbarkeit ist sicherlich für alle Menschen wichtig.


    Aber Abwechslung ist auch etwas wichtiges, wer wovon wieviel braucht, wird viel auf die Wahrnehmungsausstattung ankommen, und auch auf die Sozialisation.


    Entgegengesetzt zum Autismus: Jemand mit ausgeprägtem ADHS und HB zum Beispiel braucht ständig neues Futter für sein Hirn, ständig auf der Suche nach neuen Reizen.