Keine Sorge, Anders.
anderen Autisten würde ihr es nicht vermiesen. Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, wenn es klappt, könnten andere davon profitieren.
Du überraschst mich, denn tatsächlich hatte ich das angenommen. Dass es sich nun anders verhält, als gedacht, nimmt mir etwas den Druck weg, auf der anderen Seite wäre es schön gewesen, wenn andere Autisten, denen es ähnlich ergeht, wie meiner Frau, sich auf den Fall hätten beziehen und damit vor Gericht gewinnen können.
Meine Frau und ich haben in der Vergangenheit oft Unrecht durch die deutsche Rechtssprechung erfahren, deswegen wäre es zur Abwechslung angenehm gewesen, ausnahmsweise langfristig eine positive Änderung, auch für andere Menschen in ähnlichen Situationen, bewirken zu können.
Solche Gedankengänge haben stets auch ihre Schattenseiten: Über die Folgen eines Fehlschlags hätte ich nicht nachdenken wollen.
Aber leider sind Gegenanwälte spitzfindig und argumentieren immer mit der besonderen Situation in einem gewonnenen Fall und somit würde es nicht gelten. Wir mussten für jeden Antrag klagen, für jeden.
Was du schilderst, liest sich ebenso mühsam wie frustrierend. Es tut mir leid, dass ihr auf lästige, ausbremsenden Widrigkeiten gestoßen seid. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich daran geglaubt, dass sich in Situationen, wie du sie beschreibst, Bezug auf ähnliche Fälle nehmen lässt, alles andere entzieht sich meinem Verständnis.
Und zu Beginn hatten wir einen Fachanwalt und auch alle Klagen gewonnen. Leider ging das später aus finanziellen Gründen nicht mehr und prompt alles verloren, trotz sämtlicher Hinweise auf ähnlich gelagerte Gerichtsurteile.
...und das liest sich bedauerlicher Weise noch schlimmer. Worst Case, so würde ich es ausdrücken.
Deprimierender Gedanke, dass ein Gewinn sowie ein Verlust mit dem erwählten Anwalt steht und fällt.
Ich ärgere mich über alle Maßen, die Rechtsschutzversicherung erst kürzlich gekündigt zu haben.
Meine Frau meinte, wir hätten jetzt den Betreuer in Amtsangelegenheiten, deswegen bräuchten wir nicht weiter Geld in eine Versicherung finanzieren. So lautete unsere Hoffnung. Der Betreuer selbst äußerte sich ähnlich. Auf diesen Weg konnten wir als Sozialhilfeempfänger und Erwerbsminderungsrentner die monatlichen 20€ sparen, eine Versicherung weniger, neben Hausrat, Haftpflicht, u.s.f., die nicht amtlich in unseren monatlichen Bedarfssatz miteinberechnet sind und die wir für Lebensmittel und nicht verschreibungspflichtige Medikamente ausgeben können.
Bei uns ging es ja immer direkt vors Gericht, da es Verwaltungsgericht war und es dort keine Widerspruchsverfahren gibt - in NRW. Doch die Verwaltungen sichern sich dermaßen ab, dass viele auch viele Richter keine Chance haben. Es sei denn, man hat einen pfiffigen Anwalt und eine Rechtsschutzversicherung. Ich habe diese Klagerei so gefressen (RW). Okay, bin auch gerade ein wenig betrübt und mir ist etwas Kampfgeist verloren gegangen, weil es mir nicht gelingt, einem Studenten die nötigen Rechte im Studium zu ermöglichen. Es ist alles immer so mühselig ...
...es ist in deiner Situation allzu verständlich, irgendwann an einen Punkt zu gelangen, an dem das Gefühl von Hilflosigkeit und erlangtem Unrecht sämtliche motivierenden Gefühle zu überwiegen scheint. Umso wichtiger ist es, weiter zu kämpfen, so lange die eigenen Ressourcen diesen Zustand zulassen.
Es geht jedes Mal um Einzelschicksale und langfristige Folgen für ein Individuum, die sich, so traurig es ist, vermeiden ließen, sofern der Staat einsichtiger wäre, bezüglich der Hilfegesuche seiner ohnehin benachteiligten Mitbürger.
Durch den Autismusdienst, der meiner Frau und mir im Alltag hilft, hören wir die unterschiedlichsten Erlebnisse der jeweiligen Betreuer und BetreuerInnen. Die Meisten von ihnen haben wenig Gutes aus ihrem Alltag mit behinderten Menschen zu berichten. Ob es darum geht, einem gelähmten Kind einen Rollstuhl zu erkämpfen, mit dem die Lebensqualität rapide gesteigert hätte werden können oder auch "nur" mit einer genehmigten Ausbildung des eigenen Hundes zum Begleithund eines epileptischen Mädchens, um zwei Beispiele zu nennen.
In einer Randgruppe, gerade im Bereich Behinderungen oder Alltagseinschränkungen, geht es beschwerlich zu.
Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen auf offene Ohren und Verständnis stoßen, das gibt ihnen Mut und Kraft in schweren Zeiten.