Beiträge von Ella

    Mein Sohn besucht die Werkstatt. Natürlich würde ich es mir wünschen, dass er im Rahmen der Inklusion auf dem 1. Arbeitsmarkt eine Chance erhalten würde, aber das liegt in weiter Ferne. Er bräuchte defintiv eine Assistenz und die Genehmigung solch einer Assistenz, gleicht derzeit einem Sechser im Lotto.


    Wir haben Glück mit unserer Werkstatt. Die Arbeit ist abwechslungsreich, die Betreuer geben sich Mühe, sind flexibel und einfallsreich. Bis auf einige Kritikpunkte sind wir wirklich zufrieden. Auch gibt es dort immer wieder Menschen, die den Absprung schaffen. Ob sie dabei dauerhaft erfolgreich sind, weiß ich natürlich nicht.
    Ich bin sehr froh, dass es Werkstätten für behinderte Menschen gibt, würde mir aber gleichzeitig auch eine Öffnung des 1.Arbeitsmarktes wünschen, sodass die Werkstatt keine Einbahnstraße mehr darstellt, sondern ein echtes Sprungbrett sein kann.


    Außerdem würde ich mir mehr Lohn für die dort tätigen Menschen wünschen.


    Ich kritisiere, dass immer mehr Menschen dem Druck auf dem 1.Arbeitsmarkt nicht mehr standhalten und in Werkstätten abgeschoben werden. Diese Menschen gehören meist in der Werkstatt zu den fittesten und produktivsten. Auch Menschen mit einer Lernbehinderung landen öfter in der Werkstatt.
    Viele behinderte Menschen - auch mein Sohn - können dann mit dem hohen Niveau nicht mehr mithalten.
    Dadurch entsteht eine große Konkurrenz, das Niveau wird immer höher und etliche behinderte Menschen landen dann recht schnell im Förderbereich der Werkstatt, weil sie dem nicht mehr gewachsen sind. Sie werden aus dem Arbeitsbereich der Werkstatt verdrängt. Ich staune immer wieder, wie viele doch recht fitte Menschen im Förderbereich landen.
    Ich finde, das ist ein großes Problem und steht dem Inklusionsgedanken völlig entgegen.


    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
    Welche Gedanken gehen euch zu diesem Thema durch den Kopf?

    Lustigerweise sogar ein Lahmus mit über 1000WP und ein Tentoxa ebenfalls über 1000WP.
    Tja... Nur dumm das ich weder Flegmon noch Tentacha... :D


    Oh mein Gott....bitte übersetzen! Nix verstehen! :kopfkratz:irre

    Mein Sohn ist ja nun schon erwachsen. Als mein Sohn damals Mitte der 90er Jahre in den Kindergarten kam, gab es die ersten Inklusionskindergärten.
    Aufgrund der Epilepsie meines Sohnes weigerten sich diese Kindergärten aber meinen Sohn aufzunehmen. Sie sagten alle, mein Sohn wäre eine Gefahr für die anderen Kinder, wenn er einen Anfall bekäme, oder die Kinder würden traumatisiert werden. :eek


    Nach längerer Suche haben wir dann einen kleinen Regelkindergarten gefunden.
    Mein Sohn galt damals als global entwicklungsverzögert und Epileptiker.
    Die Erzieher in diesem Kindergarten waren genial. Sie wollten auch nach mehrmaligem Hinweis unsererseits KEINEN Integrationsstatus für unseren Sohn.
    Er durfte völlig normal als Regelkind in den Kindergarten. Ich muss dazu schreiben, dass dieser Kindergarten einen höheren Personalschlüssel als alle andere Kindergärten hatte. Dafür waren die Kindergartenbeiträge viel höher.


    Mein Sohn war überall dabei, wo er dabei sein wollte. Brauchte er seine Ruhe, so war auch das o.k. Sie konnten mit all seinen Eigenarten umgehen. Niemand wusste etwas über Autismus und die Diagnose gab es ja auch erst mit 10 Jahren.
    Er hatte im Kindergartenalter eine Weglauftendenz, aber auch hier waren die Erzieher, die keinerlei Zusatzausbildung hatten, kompetent, wachsam und NIE genervt.
    Sie haben ihn als "sehr individuell" wahrgenommen und immer gesagt, dass sie solch ein Kind noch nie hatten. Das war es......keine Vorwürfe, keine Vorträge über Erziehungsunfähigkeit, keine Klagen über sein Verhalten.....
    Mein Sohn wurde einfach so genommen, wie er war. Es war eine sehr schöne Zeit.


    Was ich aber leider auch schreiben muss.....er wurde dort zwar nicht geärgert oder gemobbt und er ist auch immer gerne in den Kindergarten gegangen, aber Freunde hatte er dort nicht. Dieser Bereich war eine große Baustelle.


    Nach dem Kindergarten besuchte mein Sohn zwei Förderschulen mit verschiedenen Schwerpunkten und Regelschullehrplan, aber das klappte vorne und hinten nicht. Er konnte dem Regelschullehrplan nicht folgen.
    Also musste er auf eine GB-Schule. Wir Eltern sträubten uns erst mit Händen und Füßen. Man, war das eine schreckliche Zeit. Ich habe geheult und geheult. Ich fühlte mich von der normalen Welt völlig abgeschnitten.....Endstation. Gaaaaanz unten angekommen....
    Wir wollten, dass er auf eine Integrationsschule in unserer Nachbarschaft eingeschult wird. Die lehnte aber ab und so blieb nichts anderes übrg als die GB-Schule.
    Schon am ersten Hospitationstag wurden wir von dieser Schule überzeugt und waren begeistert.
    Im Nachhinein war diese Schule goldrichtig: Viel Personal/ 6 Schüler auf vier Erwachsene, massenhaft Räume für Therapie, Rückzug, Fachräume, Schwimmbad, Therapeuten......also alles perfekt.
    Solche Bedingungen hat sicherlich keine Inklusionsschule und ich wüsste nicht, ob ich zum jetzigen Zeitpunkt den Weg der schulischen Inklusion gehen würde, wäre mein Sohn heute ein Schulkind.
    Trotzdem bin ich für Inklusion, aber leider wird eine Inklusion, so wie ich sie mir vorstelle, in den nächsten Jahren nicht umsetzbar sein, daher bin ich momentan zusätzlich auch noch für eine Wahlfreiheit, bei der jeder individuell entscheiden kann.


    Ich wünsche mir eine Inklusion, in der alle Menschen Platz haben......auch Menschen, die selbst keine oder kaum eine Anpassungsleistung erbringen können.
    Ich weiß, dass das möglich ist. Es gibt Orte, an denen Inklusion schon genau so umgesetzt wird, aber es gibt diese Orte noch viel, viel zu selten.
    Von daher kämpfe ich dafür, dass Bewegung in die Köpfe kommt. Ich möchte, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, inklusiv zu leben.....wie du, wir und ich und keine Parallelsysteme mehr notwendig sind.
    Inklusion ist ein Menschenrecht und somit haben auch die Menschen ein Recht auf Inklusion, die von sich aus keine Anpassungsleistung erbringen können.
    Anpassungsleistung darf KEIN Kriterium sein!


    Es wäre schön, wenn jedes Kind/ jeder Mensch das bekommen würde, was er bräuchte, um inklusiv zu leben.
    Diese Kämpfe mit den Behörden um Schulbegleiter, Assistenzen, zusätzliches Personal, Ausstattung, bauliche Veränderungen und Unterstützung dürfen einfach nicht sein.


    Wir müssen nicht darüber reden, was nicht geht. Wir müssen darüber reden, wie es geht und wie Inklusion Wirklichkeit werden kann!

    Wer mag über seine Erfahrungen in der Inklusion berichten?
    Welche Veränderungen würdet ihr euch wünschen?
    Was bräuchten eure Kinder für eine gelungene Inklusion?
    Sind eure Kinder in der Inklusion willkommen oder wird ihnen mit Ablehnung begegnet?
    Wie steht ihr zur Inklusion?


    Hier ist Platz für Diskussionen, Erfahrungen, Gedanken und Ideen.

    Ich habe nun schon viele junge Damen mit einer geistigen Behinderung kennengelernt. Die meisten von ihnen haben einen Kinderwunsch.
    Einige fitte Frauen haben sogar Kinder bekommen und ich muss sagen, ich war erstaunt, wie gut sie das mit Unterstützung hinbekommen.


    Ich kenne zwei Frauen, die im Kindergarten arbeiten und das klappt super.
    Sie sind kinderlos und können damit tatsächlich ihren Kinderwunsch stillen.


    Mein Sohn kam vor einiger Zeit mit einem Kuscheltier nach Hause und meinte, das hätte er für seinen zukünftigen Sohn, den er mal irgendwann bekäme, gekauft.
    Da musste ich erst einmal schlucken......und auch mit den Tränen kämpfen.

    Enscha, danke für den Link.
    Demnach wird Deutschland zwar kontrolliert und kritisiert, aber scheinbar folgen keine Konsequenzen.
    Meiner Meinung nach müsste es Konsequenzen geben, wenn die Inklusion nicht oder nur ungenügend voranschreitet und umgesetzt wird.
    Es müsste ein erkennbarer (Zeit-)Rahmen vorhanden sein, nach dem sich alle Länder richten MÜSSTEN.
    Wenn ein Land Olympia oder die Fußballweltmeisterschaften ausrichtet, können die Spielorte und die Infrastruktur ja nicht auch erst nach der Weltmeisterschaft fertig werden.
    Da gibt es Rahmen und Vorgaben, die eingehalten werden müssen.
    Warum nicht auch bei der Inklusion?


    Ist vielleicht jetzt ein merkwürdiger Vergleich, aber der Gedanke kam mir spontan.

    Ich denke nicht, dass das am Geld liegt. Es fehlt der politische Wille, es soll der jetzige Status quo gewahrt bleiben. Und es werden die Chancen nicht gesehen ...


    Es ist viel teurer, zuwenig Geld in Bildung zu stecken, grade für Deutschland. Und die Bildung ALLER Kinder würde viel besser werden, wenn zb mit mehr Differenzierung und prinzipiell stärkenoroentiert unterrichtet würde. Wenn nicht das Ideal wäre eine homogene Lerngruppe zu schaffen (Klasse), sondern eine vielfältige.


    Da wirst du wohl recht haben, aber ich kann nicht verstehen,warum Deutschland nicht viel mehr bei der Umsetzung der Inklusion kontrolliert wird.
    Wenn jedes Land machen kann, was es will, dann wird so eine Konvention ja irgendwie auch hinfällig.
    Es scheint keine Vorgaben für die Länder zu geben, die sie bei der Inklusion zu berücksichtigen haben.


    Ohne Geld geht es nicht, ohne Wille noch viel weniger!

    Das wäre schön, wenn es so kommen würde.


    Ich kann mir vorstellen dass durch die sozialen Probleme auch Probleme in der Inklusion entstehen.
    Weil es natürlich unfair ist wenn man wegen einer Behinderung Möglichkeiten bekommt die Andere nicht bekommen, obwohl sie eh schon benachteiligt sind durch ihre soziale Situation. Das kann zu Neid führen und das sich Menschen noch mehr schlecht fühlen. Was dann wiederum dann eben zu Wut und Hass führen kann.


    Ich bleibe bei meiner Meinung, dass das Schulsystem komplett neu "erfunden" werden muss und das bisherige Schulsystem weg soll. Auch der Schulzwang in Deutschland sollte endlich in eine Bildungspflicht geändert werden, damit Kinder Zuhause lernen dürfen ohne das es eine Straftat ist.


    Natürlich müssen auch die sozialen Probleme gelöst werden, da sonst die Gefahr besteht, dass sozial benachteiligte Menschen mit behinderten Menschen kokurrieren. Das birgt Gefahren.


    Eine Reformierung des Schulsystems ist längst überfällig, wird aber wohl aufgrund fehlender finanzieller Mittel nur in Minischritten erfolgen.

    Ich bin aber auch der Meinung, dass das Studieren dann ALLEN, die bis dahin zu wenig Lernchancen hatten, zustehen sollte - damit wären wir dann auch bei der Abschaffung sozialer Ungleichheit als Utopie und bei einer grundlegenden Reformierung des gesamten Bildungssystems. Bin absolut dafür.


    Ich teile deine Meinung. Bleibt "nur" die Frage: Wie setzt man so etwas um und wie überzeugt man die Menschheit, neue Wege zu beschreiten?
    Ich denke, zurzeit gibt es noch dicke Mauern.
    Somit wäre auch das Gymnasium hinfällig.