Einjähriger Inklusionsaufschub gefordert

  • Wir wissen, dass die Inklusion an vielen Orten grottenschlecht umgesetzt wird, aber das darf doch nicht dazu führen, dass sie aufgeschoben wird, sondern dass noch viel mehr Bemühungen stattfinden müssen, damit eine gute Inklusion gelingen kann.


    Niedersachsen: CDU-Spitzenkandidat fordert einjährigen Aufschub bei der Inklusion
    http://rollingplanet.net/niede…fschub-bei-der-inklusion/

  • Zitat

    Die Behindertenrechtskonvention ist als Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen am 13. Dezember 2006 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet worden. Sie ist am 3. Mai 2008 in Kraft getreten, nachdem gemäß der Konvention 20 Staaten das Übereinkommen ratifiziert hatten.


    ...hhmmh 1 jähriger Aufschub fordert der Mannn - lasst mich mal rechnen: vom 3 Mai 2008 bis zum 18. Mai 2017 sind es bei mir 9 Jahre, 2 Wochen und 1 Tag!


    Von was redet der Kerl und wieso sollte ich denn glauben, dass die Politik in 365 Tagen das schafft, was sie in den vergangenen Jahren versäumt hat ?????



    Ja es gibt eine ganze Reihe von Problemen, wenn wir schauen, wie Inklusion in de Praxis - auch aber nicht nur schulisch - umgesetzt wird. Aber diese Probleme werden NICHT mit mehr Zeit, sondern mit mehr Ressourceneinsatz, mehr politischen Willen und mit mehr individuellen Wegen gelöst!!!!

    Schöne Grüße von Birgit, Mama vom

    • "Zwerg", geboren 2000 mit Tris21 und 'ner Reihe von Zusatzdiagnosen, gsd trotzdem topfit und zuckersüß
    • "Großen" ,gsd genauso topfit und zuckersüß (lässt sich aber leider seit längerem nur noch von wesentlich jüngeren Frauen knuddeln)

    Einmal editiert, zuletzt von Birgit A ()

  • Ich finde diese Forderung lächerlich. Damit wird kein einziges Problem gelöst. Nicht mal ansatzweise...
    Und was soll bitte Aufschub bedeuten? Förderschulen wieder öffnen die geschlossen werden mussten, Kinder aus der Regelschule schmeißen usw. ?


    Ne... Ein Aufschub ist in meinen Augen nicht mal möglich, geschweige denn das es irgendwas bewirken würde!



  • Ich denke mal das es bei den Aussagen um reinen Populismus geht , mit dem man Wählerstimmen einfangen kann.
    Die Wähler , die dann da mit auf den Karren springen , interessieren sich ohnehin nicht für Realität , Wissenschaft oder sonstige Zusammenhänge und Behinderte eignen sich nun mal immer noch gut für die Sündenbockrolle.
    Das dass Thema funzt , hat ja die Wahl in NRW gezeigt .

  • Die Wähler , die dann da mit auf den Karren springen , interessieren sich ohnehin nicht für Realität , Wissenschaft oder sonstige Zusammenhänge und Behinderte eignen sich nun mal immer noch gut für die Sündenbockrolle.


    Da wirst du wohl leider recht haben. Wenn man sich die Leserkommentare der Online-Zeitungen anschaut (Zeit, Spiegel, Tagesspiegel, Welt usw.) wird mir immer ganz schlecht. Wie selbstverständlich werden behinderten Menschen Selbstbestimmungstecht und Teilhabe abgesprochen. Befürworter der Inklusion sind in der Regel in der Minderheit. Ist jedenfalls mein Eindruck beim Lesen der Kommentare.


    Wenn dann auch noch in Wahlkampfzeiten ein Politiker Stimmung gegen Inklusion macht, ist das wohl ein Fischen nach Wählerstimmen.

  • Cem Özdemir (Grüne) ist jetzt auch auf den Zug mit aufgesprungen:
    Özdemir hält den Zeitpunkt für gekommen, manches an der Bildungspolitik seiner Partei zu ändern.
    So mahnt er sie zu mehr Geduld. Im Zusammenhang mit der Inklusion sagt er: „Wir müssen dringend Tempo rausnehmen.“
    https://www.welt.de/politik/de…low....socialflow_twitter

  • Haha, ich brech ab, was denn für Tempo???


    Die meinen doch tatsächlich das Schneckentempo. :icon_lol Das ist echt irre :irre Mit Bildungspolitik lassen sich Wahlen beeinflussen. Es sind halt mehr Wähler für die Separation als für die Inklusion. Mit Randgruppen lassen sich leider keine Wahlen gewinnen und da die Grünen vor weiteren Verlusten enorme Panik haben, müssen sie schauen, wie sie zu Wählerstimmen kommen.....bäh.


    Wann finden die nächsten Großdemos der Behindertenrechtsorganisationen und Verbände statt?

  • Wobei man natürlich sagen muss, dass die Umsetzung der Inklusion in NRW als Sparmodell, zur Kommunalsäckelsanierung, mit übervollen Klassen und zuwenig Sonderpädagogen, und *zack* Schließung der Förderschulen einfach eine katastrophale Bildungspolitik war. Erst Mist bauen, und dann mit dem besch*** Ergebnis begründen wollen, dass die Grundidee nicht gut wäre, das ist halt ein echter Bärendienst an der Inklusion.
    dass man aus dem falschen Express jetzt aussteigen will, ist schon okay, aber umso wichtiger wäre jetzt, in den richtigen Zug einzusteigen. Das Tempo ist mir inzwischen schon fast egal, Hauptsache, die Richtung stimmt mal.
    Gibt momentan einfach ganz allgemein zuviel Rückschritt in der Politik, auch bei den Wählern. Die Menschen lassen sich sehr von Ängsten leiten. Schlechte Zeiten für die Idee der Inklusion, auf den ersten Blick.
    Allerdings - große Ideen waren niemals leicht umzusetzen und durchzusetzen, und wir bleiben einfach dran. ;) Und inklusionsgewohnte Kinder, dort wo es funktioniert, sind die besten Multiplikatoren für den Wandel.


    eine digitalisierte und globalisierte Welt braucht Bürger, die mit Diversität und Fremdheit umzugehen gelernt haben.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • ...hhmmh 1 jähriger Aufschub fordert der Mannn - lasst mich mal rechnen: vom 3 Mai 2008 bis zum 18. Mai 2017 sind es bei mir 9 Jahre, 2 Wochen und 1 Tag!


    vielleicht sollten mal alle 18-jährigen Betroffenen mit einem großen Schild an den Türen dieser Politiker klingeln :dingding und sagen:


    "als ich 9 Jahre alt war, sollte ich inkludiert werden. Dies geschah leider nicht. Jetzt bin ich Erwachsen. Vielleicht kann ich das nun als Erwachsener besser verstehen, wenn sie mir erklären, was sie damit meinen, das Tempo rauszunehmen..."




    J
    onna
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    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




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  • Das "Zeitproblem" scheint sich durch die Parteien zu ziehen. Der Artikel ist aus dem Jahr 2015.

    "In Nordrhein-Westfalen ringen viele Schulen mit der Aufgabe der Inklusion ohne die nötigen Ressourcen. FDP-Landtagsfraktionschef Christian Lindner sprach sich für ein gemäßigtes Tempo aus."


    "Deshalb fordert die FDP-Fraktion im Landtag NRW, die verpflichtende Umsetzung des Rechtsanspruchs auf gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung teilweise auszusetzen."
    https://www.liberale.de/content/inklusion-nicht-uebers-knie-brechenhttp://tps://www.liberale.de/c…nicht-uebers-knie-brechen


    Was ist eigentlich ein gemäßigtes Tempo und mit welchem Tempo wird die Inklusion in Deutschland im Moment umgesetzt? Die tun ja alle so, als würde die Inklusion derzeit mit Lichtgeschwindigkeit umgesetzt.



  • Die tun ja alle so, als würde die Inklusion derzeit mit Lichtgeschwindigkeit umgesetzt.


    ...irgendeine Art von Lichtgeschwindigkeit scheint es da schon zu geben... sobald jemand sie oben auf der todo Liste entdeckt, verschwindet sie gern in Lichtgeschwindigkeit wieder in der untersten Schublade... :warten


    J
    onna
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  • Das" Aussetzen des Rechtes auf Inklusion "ist genau so eine rhetorische Schwurbelei wie" Inklusion mit der Brechstange".
    Im Grunde ist mit der Brechstange genau der Rechtsanspruch gemeint , der verhindert werden soll.
    Der Förderschulzwang war bzw. ist natürlich erheblich bequemer, weil dann alles beim Alten bleibt .
    Die guten ins Töpfchen , die schlechten ........
    Nun wurde ja bereits oftmals der Anspruch auf angemessene Vorkehrungen im Einzelfall im Zusammenhang mit Inklusion thematisiert , aber da gab es ja im letzten Jahr bei der Gesetzgebung auch keinerlei Verbesserungen.
    Herr Schummer brachte es in der Bundestagrede auf den Punkt .
    Ohne das Einverständnis der nicht behinderten Bevölkerung läuft nix , das hat oberste Priorität.
    Wenn man sich überlegt , das ein Behinderten Beauftragter Menschen mit Behinderung zu Menschen zweiter Klasse degradiert , indem die nicht behinderte Bevölkerung bestimmen kann, ob und wann behinderte Menschen in der Gesellschaft teilhaben dürfen , und alles andere die Brechstange wäre , frage ich mich , welchen Prinzipien insgesamt diese Rhetorik folgt.
    Makaber , und Besserung ist nicht Sicht. Das einzige was da noch helfen kann , sind Klagen bis nach Genf .
    Und auch da blockiert Deutschland den Zugang , weil der Weg nach Genf erst mal nur über alle Instanzen läuft und das dauert Jahre bis Jahrzehnte .


    Ich würde mal sagen : Deutschland ist eine Bananenrepublik !

  • mein Sohn wurde eh nicht inkludiert. Er hatte keinen sonderpädagogischen Förderbedarf, nur einen besonderen pädagogischen Förderbedarf. Und somit gehörte er nicht dazu und hatte keine Recht Trotz SBA und GBH und was noch immer ...


    Wir haben sogar vor Gericht verlieren müssen, weil der Richter meinte, mit sopäd. wäre das nicht passiert. Sehr witzig. Das war immerhin die Vorgabe, überhaupt auf das Gymnasium gehen zu dürfen - die Rücknahme des sopäd. Förderstatusses.


    Inklusion wird eindeutig völlig missverstanden. In der Bildung nur als mit oder ohne Stempel. Echt zum Kot... :(

    ........................................
    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

  • Klara, man ist dem System als behinderter Mensch leider ausgeliefert. Es gibt kaum Fürsprecher und keine Kontrollinstanzen, die Behörden auf die Finger schauen.


    Wenn ich Außenstehenden von den Problemen erzähle, dann sind die immer völlig überrascht. Letztens hatte ich erst wieder ein Gespräch, bei dem mein Gegenüber ernsthaft geglaubt hat, dass man Leistungen problemlos erhält, wenn man sie als behinderter Mensch beantragt.
    Außenstehende wissen nicht im Ansatz, mit welchen Dingen wir uns herumschlagen müssen und wie viel Kraft es kostet. Ich glaube, einige Leute denken, wir leben im Paradies.

  • Ella, das sind leider nicht immer nur Außenstehende.
    Gerade die massiven Unterschiede zwischen den Bundesländern führt gerne mal dazu dass nicht verstanden wird warum manches bei dem einen so schwierig ist, während das gleiche beim anderen problemlos klappt.


    Es ist auch irgendwie verrückt... Zu meiner Schulzeit war Inklusion eigentlich nie ein Thema. Und trotzdem gab es Kinder mit ADS, Diabetes und ähnlichem die ganz normal in die Regelschule gegangen sind. Da wurde auch nicht irgendwie drüber diskutiert ob jetzt Lehrer in irgendeiner Art und Weise bei der Medikation unterstützen. Das wurde einfach gemacht.
    Genau genommen hab ich sogar mit 17 schon eine seelische Behinderung attestiert bekommen. Da wäre aber auch niemand auf die Idee gekommen, dass ich deswegen jetzt auf ne Förderschule wechseln muss.


    Ne, irgendwie ist das schon komisch, dass vor der Inklusion einiges deutlich besser und einfacher gelaufen ist, ohne das groß drüber diskutiert wurde. Und heute mit Inklusion heißt es plötzlich ständig, dass Notfallmedikamente nicht gegeben werden dürfen, egal ob es ne ärztliche Einweisung / Anweisung gibt usw... Warum ist dieses Thema heute eigentlich so kompliziert geworden?

  • Ich glaube inzwischen auch, Dagmar hat recht, der Begriff ist kaputt und nicht mehr zu retten. Ich denke, wir sollten mehr von "Umsetzung der BRK" sprechen ...
    Die Politik setzt sich ja auf jedes Schweindl, und offensichtlich wird von den Wählern und auch sonst im Alltagsgebrauch unter "Inklusion" nicht mehr die humanistische Idee, sondern nur noch das abgestürzte unsägliche Schulspar- und Sündenbockmodell verstanden.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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