Schweden - ein Traumland für Menschen mit Behinderung!?

  • Ich habe gerade etwas über Inklusion, Teilhabe und die Rechte von Menschen mit Behinderung in Schweden gelesen. Ich habe mal wieder festgestellt wie rückschrittlich Deutschland ist.
    Wenn ich hier an unsere Kämpfe um Selbstbestimmung, Inklusion, Teilhabe, Wohnen usw. denke, kommen mir die Tränen, wenn ich etwas über die traumhaften schwedischen Verhältnisse lese.
    Ein echter Schmankerl ist der Ombudsmann, der sich um die Rechte behinderter Menschen kümmert und die Behörden im Blick hat.
    Es gibt Assistenzen, Begleiterdienst, Kontaktpersonen, Ablösedienste, Beratung und persönliche Hilfeleistungen durch Fachleute und....und....und....


    In Schweden gibt es keine Wohnheime mehr.


    Um den für uns katastrophalen deutschen Bedingungen zu entkommen, hilft eigentlich nur die Auswanderung nach Schweden.
    Warum schafft es Schweden Inklusion und Teilhabe so viel besser umzusetzen als Deutschland?
    http://www.selbsthilfe-online.de/druckversion.php?id=99


    http://www.alltag-in-schweden.…ersorgung-in-schweden.php


    http://www.behindertenbeirat-l…weden_und_behinderung.pdf

  • Warum schafft es Schweden Inklusion und Teilhabe so viel besser umzusetzen als Deutschland?


    Hallo Ella,


    ich bin auch beeindruckt, wie konsequent die Idee der Inklusion und Gleichberechtigung in Schweden umgesetzt wird. In einem der von dir verlinkten Dokumente habe ich diesen Satz gefunden:


    Zitat von behindertenbeirat-lk-gifhorn.de

    Schweden ist ein relativ wohlhabender Staat, was auch daran liegt, dass er an beiden Weltkriegen nicht beteiligt war.


    Vielleicht hängst es damit zusammen, dass Schweden es sich - platt gesagt - einfach leisten kann? Obwohl, Deutschland ist ja auch alles andere als arm und gehört zu den wirtschaftlich stärksten Ländern der Erde. Ich habe allerdings den Eindruck, die deutsche Politik ist traditionell sehr wirtschaftsfreundlich orientiert, investiert das vorhandene Geld lieber in Industriesubventionen, in die sog. "Bankenrettung" oder in die finanzielle Stabilisierung der Eurozone (Stichwort Griechenland als drastisches Beispiel) als in soziale Verbesserungen.


    Außerdem hat Deutschland als NATO-Mitglied auch seine militärischen Verpflichtungen, z.B. den Afghanistan-Einsatz, die auch Unsummen von Geld kosten. Ich will damit nicht sagen, dass ich mit dieser Art von Politik immer einverstanden bin, aber es könnte eine Erklärung sein, warum in Deutschland am Ende nicht mehr viel Geld für grundlegende Sozialreformen übrig bleibt, obwohl es theoretisch da wäre: Weil die Prioritäten einfach anders gesetzt werden. Weil man in Deutschland vielleicht immer noch glaubt, man müsste in irgendeiner Form eine Großmacht sein (und sei es nur wirtschaftlich) und überall mitmischen. Ein Anspruch, den Schweden in dieser Form meines Wissens niemals hatte. Vielleicht können die Schweden sich deshalb entspannter um ganz andere Fragen kümmern, zu denen hierzulande (und in vielen anderen Ländern sicher auch) der Mut und der politische Wille fehlt.


    Ich habe das Gefühl, Politik ist in Deutschland immer noch in erster Linie Lobbypolitik für die Wirtschaft - und behinderte Menschen haben in diesem Sinne keine Lobby. In Schweden scheint man in sozialer Hinsicht offener und auch experimentierfreudiger zu sein, was man ja erst kürzlich wieder an der Flüchtlingspolitik gesehen hat. Schweden hat (prozentual zur eigenen Einwohnerzahl) ja noch mehr Flüchtlinge aufgenommen als Deutschland. Trotzdem (das finde ich das erstaunliche) hört man aus Schweden nichts darüber, dass die Flüchtlingspolitik die dortige Gesellschaft derart gespalten und polarisiert hätte, wie das in Deutschland der Fall ist.


    Formulierungen wie "Traumland" stehe ich trotzdem skeptisch gegenüber, denn ein Paradies aus Erden gibt es nirgendwo, auch in Schweden nicht.

  • Guten Morgen,


    ich glaube, wir sollten uns da nicht täuschen lassen. Das Geld ist da in Deutschland, es gibt nur andere Verteilungspriortäten. Die soziale Gerechtigkeit ist für die Politik nicht so wichtig, wie sie offenbar für die schwedische ist/war. Und das soziale Klima ist entsprechend anders.
    http://www.faz.net/aktuell/wir…-wirtschaft-14169768.html
    Die soziale Ungleichheit in Deutschland wurde, zb von der UN zum Thema schulische Bildungschancen, auch schon aufgespießt.


    In Schweden wird ja nicht nur mit Menschen mit Behinderung, sondern auch mit Einwanderungswilligen anders umgegangen ... Das sind andere Prioritäten. Eine Freundin meiner Tochter ist Schwedin, und hat die ersten Schuljahre dort absolviert. Dort war viel weniger Druck und viel mehr Mitinander in der Schule (und die Klasse meiner Tochter war aber schon die besonders gelobte, soziale Klasse).

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • ich glaube, wir sollten uns da nicht täuschen lassen. Das Geld ist da in Deutschland, es gibt nur andere Verteilungspriortäten. Die soziale Gerechtigkeit ist für die Politik nicht so wichtig, wie sie offenbar für die schwedische ist/war. Und das soziale Klima ist entsprechend anders.


    Dem stimme ich zu.


    Formulierungen wie "Traumland" stehe ich trotzdem skeptisch gegenüber, denn ein Paradies aus Erden gibt es nirgendwo, auch in Schweden nicht.


    Dario, ja sicher wird auch Schweden nicht das Paradies auf Erden sein, aber im Gegensatz zu Deutschland sind die Schweden im Behindertenbereich viel sozialer, menschlicher und weiter entwickelt.


    Schaut mal, hier ist ein persönlicher Bericht. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    http://www.schwedentor.de/ausw…hfuehrung/mit-behinderung

  • Nancy Poser weist hier auf einen Vortrag von 2004 hin:
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    Nancy Poser · 26. Februar um 11:12 ·


    Lest euch das mal von Anfang bis Ende durch. Das klingt wie ein Traum. Ist es aber nicht - weder Fake News noch alternative Fakten - sondern Realität! Nur halt nicht in Deutschland, sondern in Schweden. Warum geht das hier nicht? .....


    https://www.facebook.com/nancy.poser/posts/10210861480146367



    ZITAT:
    ....."Die Situation in Deutschland wirkt auf mich paradox: Das viele Jahrzehnte währende hohe ideelle Engagement der Professionellen in den etablierten Großeinrichtungen trägt dazu bei, die beste Lösung zu behindern. Aus fachlicher Sicht gibt es zum gemeindenahen Wohnen keine vernünftige Alternative. Es wäre tragisch, wenn Deutschland, das einst Vorbild für die ganze Welt war, an einem kontraproduktiven System festhielte. Sollte der Erste wirklich der Letzte werden? "....
    ZITATENDE


    Schwedens Weg der Integration
    Leben in einer offenen Gesellschaft
    Vortrag von Professor Karl Grunewald, ehem. Leiter des Büros für Behindertenfragen
    im Reichsamt für Gesundheit und Wohlfahrt Stockholm,
    Berlin 1.9.2004 :
    https://www.fdst.de/aktuellesu…aech/integrationschweden/


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

    Einmal editiert, zuletzt von Monika ()

  • Ich behaupte nicht, dass in Schweden alles reibungslos und ohne Probleme verläuft, aber wenn ich lese, dass es in Schweden so gut wie keine keine Wohnheime, sondern Assistenz und noch weitere Selbstverständlichkeiten, von denen wir noch Lichtjahre entfernt sind, gibt, dann empfinde ich das schon als Traum oder Wunder.


    Ich würde wirklich gerne wissen, ob die Schweden auch solche extremen, kräftezehrenden Kämpfe mit ihren Ämtern führen müssen, wenn sie Unterstützung beantragen.

  • Ich würde wirklich gerne wissen, ob die Schweden auch solche extremen, kräftezehrenden Kämpfe mit ihren Ämtern führen müssen, wenn sie Unterstützung beantragen.


    würd ich auch gern wissen!


    Das "kein Traumland, aber..." stammte aus der Präsentation des Artikels ;)


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)