Inklusive Schulen - Jakob Muth Preis

  • Hallo Birgit,


    da haben wir ja etwas gemeinsam, was unsere Kids angeht.


    Wir sind an einer sehr netten Schule, dennoch können sich die Lehrkräfte nicht in das Kind hineinversetzen. Da leistet die Schulbegleitung einiges an Transfer in beide Richtungen.


    Ich finde es bewundernswert, wie tiefgehend Du Dich im Bereich Inklusion auskennst! Hut ab!
    Ich selbst gehe eher intuitiv an diese Dinge ran, aber damit bin ich immer prima gefahren.


    Liebe Grüße


    Annemarie



  • Grade weil die reale Umsetzung der Inklusion außerhalb von Leuchtturmprojekten eher unter Ressourcenmangel leidet , finde ich die Kritik des Schulleiters hinsichtlich Schulbegleiter unpassend .
    Da wird irgendwie das Kind mit dem Bad ausgeschüttet, zumal sich ja die kritischen Stimmen im Moment häufen , was den Einsatz der Schulbegleiter angeht .
    Sogar bei uns in der Tagespresse ist das angekommen :icon_confused Allerdings wurde auch in dem Artikel klar gestellt , das behinderte Menschen den rechtlichen Anspruch auf Assistenten haben !!!
    Ich hab gestern nochmal über die vorgestellte Schule nachgedacht und warum mich das jetzt nicht vom Hocker haut.
    Ich finde die Atmosphäre dort irgendwie steril. Alle müssen immer leise sein , es gibt nur vorbildhaftes Verhalten.
    Ich finde zu Kindern gehört es dazu , das die schnattern , kichern , prahlen , sich auch mal kloppen oder anderweitig daneben liegen, und wenn es da immer leise sein muss , weiß ich nicht , wie die da lautierende Kinder unterbringen wollen oder Kinder , die nicht ständig ihr Verhalten anpassen oder regulieren können.
    Irgendwie alles nicht meins.....

  • Also, dass dieser Schulleiter nicht unbedingt Ahnung hat, sieht man an seiner Auffassung zu Heilpädagogen.


    Außerdem haben sie ja doch ihre eigenen "(Nicht?-)Isolationshelfer" in Form von Praktikanten, FSJlen und Ehrenamtlichen.
    Hmm, weil diese billig sind, sind sie toll, während hauptamtliche I-Helfer Isolationshelfer sein sollen?

  • Ich finde zu Kindern gehört es dazu , das die schnattern , kichern , prahlen , sich auch mal kloppen oder anderweitig daneben liegen, und wenn es da immer leise sein muss , weiß ich nicht , wie die da lautierende Kinder unterbringen wollen oder Kinder , die nicht ständig ihr Verhalten anpassen oder regulieren können.


    Dagmar, nenne mir eine Schule, die Kinder mit massiven Verhaltensauffälligkeiten gut inkludiert. Bisher habe ich leider noch nie von einer solchen Schule gehört......schade. Kennt jemand Schulen, die für Kinder mit Verhaltenauffälligkeiten ein gutes Inklusionskonzepet haben?
    Meistens werben die Schulen ja mit den gut angepassten Schülern.

  • Also, nachdem die preisgekrönte Schule sich auf GE-Schüler als (Förder-)Zielgruppe eingeschossen hat, geh ich schon davon aus, dass sie mit verhaltensoriginellen Kindern umgehen können. Kommt in dem kurzen Bericht nicht raus, aber bei so wenig Raum für Berichterstattung kann es daran liegen, dass man grade diese Kinder nicht gern in einem 5-Minuten-Filmchen zeigen will, weil die Zuseher sich allzu leicht bloß ihre Vorurteile bestätigen lassen. Auch wenn keiner in die Ecke pinkelt :P
    Also wenn die Schule hier um die Ecke wäre, und auch schon für Fünfte aufwärts, würde ich Hans glatt mal schnuppern lassen ...

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Dagmar, nenne mir eine Schule, die Kinder mit massiven Verhaltensauffälligkeiten gut inkludiert. Bisher habe ich leider noch nie von einer solchen Schule gehört......schade. Kennt jemand Schulen, die für Kinder mit Verhaltenauffälligkeiten ein gutes Inklusionskonzepet haben?
    Meistens werben die Schulen ja mit den gut angepassten Schülern.


    Ella , mein Ansatz war erst mal ganz normales Schülerverhalten . Das Problem ist doch , wenn wir anfangen , jedes Verhalten von Kindern , das nicht angepasst und leistungsorientiert ist , zu pathologisieren . Nicht anders ist ja das Boomen von Förderschülern zu erklären. Was Verhaltensauffälligkeiten angeht , gibt es sicher wesentliches zu wissen um wirksam zu handeln ( Struktur , Deeskalation , Reizmilderung ) allerdings muß man das ja individuell auf das einzelne KInd abstimmen , was das Kind braucht. Ich würde also ein Konzept erst mal nicht erwarten , sondern Toleranz und Lernbereitschaft , was Ursachenerforschung des jeweiligen Verhaltens angeht.

  • Also, nachdem die preisgekrönte Schule sich auf GE-Schüler als (Förder-)Zielgruppe eingeschossen hat, geh ich schon davon aus, dass sie mit verhaltensoriginellen Kindern umgehen können. Kommt in dem kurzen Bericht nicht raus, aber bei so wenig Raum für Berichterstattung kann es daran liegen, dass man grade diese Kinder nicht gern in einem 5-Minuten-Filmchen zeigen will, weil die Zuseher sich allzu leicht bloß ihre Vorurteile bestätigen lassen. Auch wenn keiner in die Ecke pinkelt :P
    Also wenn die Schule hier um die Ecke wäre, und auch schon für Fünfte aufwärts, würde ich Hans glatt mal schnuppern lassen ...


    Enscha , ein Schüler , der 1 zu 1 Betreuung brauchte , war ja zu sehen , am Box Sack mit der Hortbetreuerin .
    Wenn man Vorurteilen entgegenwirken will , finde ich es wenig sinnvoll , Auffälligkeiten zu verstecken oder zu verleugnen , mich würde dann eher überzeugen , das die Lehrer das geeignete Know How haben Situationen zu entzerren und zu lenken.
    Und da überzeugt mich das Konzept " Alle müssen leise sein " und " Schulbegleiter sind doof " nicht .
    Toll fand ich das mit dem Gebärden !

  • Ella , mein Ansatz war erst mal ganz normales Schülerverhalten . Das Problem ist doch , wenn wir anfangen , jedes Verhalten von Kindern , das nicht angepasst und leistungsorientiert ist , zu pathologisieren . Nicht anders ist ja das Boomen von Förderschülern zu erklären. Was Verhaltensauffälligkeiten angeht , gibt es sicher wesentliches zu wissen um wirksam zu handeln ( Struktur , Deeskalation , Reizmilderung ) allerdings muß man das ja individuell auf das einzelne KInd abstimmen , was das Kind braucht. Ich würde also ein Konzept erst mal nicht erwarten , sondern Toleranz und Lernbereitschaft , was Ursachenerforschung des jeweiligen Verhaltens angeht.

    Ja, da hast du natürlich recht. Ich habe mich vielleicht etwas blöd ausgedrückt, aber im Prinzip meine ich das Gleiche wie du. Trotzdem bleibt die Frage, welche Schule auch verhaltensauffällige Schüler gut inkludiert. Gehen diese Schulen vielleicht nicht an die Öffentlichkeit, weil sie sonst fürchten müssen, dass sie gemieden werden?


    Wenn man Vorurteilen entgegenwirken will , finde ich es wenig sinnvoll , Auffälligkeiten zu verstecken oder zu verleugnen , mich würde dann eher überzeugen , das die Lehrer das geeignete Know How haben Situationen zu entzerren und zu lenken.

    Das geht mir auch so, aber ich bin ja auch direkt von diesem Thema betroffen. Wer nicht davon betroffen ist, meidet vielleicht eher Schulen, die sich für dieses Thema öffnen, weil Nichtbetroffene sich oft gar nicht vorstellen können, dass z.B. auch Autisten inkludiert werden können, ohne dass sie den Unterricht sprengen.

  • Ella , ich halte grundsätzlich nix von Leuchtturm Projekten und Preisverleihung , weil ja eigentlich dadurch erst die Frage aufgeworfen wird , ob andere Schulen nicht an die Öffentlichkeit gehen und warum.
    Wir haben ja schon geschrieben , das es bestimmt ganz viele Leuchttürme gibt , wo es gut mit Schulbegleitern klappt , wenngleich das Ideal und die Utopie ohne Schulbegleiter durchaus in 500 Jahren Relevanz haben könnte .................
    ich kenne Schulen , die sich sehr für Schüler ( auch verhaltensauffällige ) einsetzen , die da aber keinen Hobei drum machen , sondern als Normalität empfinden . Und das sind keine Schulen , die die herkömmlichen Probleme wie alte Schulgebäude , große Klassen , zu wenige Lehrer , Kinder aus traurigen Familienverhältnissen , extrem hohe Anforderungen durch Kultusministerien nicht hätten . Aber die sehen die Probleme eben nicht bei den Kindern und machen die nicht zum Sündenbock .
    Das verzerrte Bild , das in der Öffentlichkeit besteht , wird ja dadurch konstruiert , das behinderte Kinder inzwischen von den Inklusionsgegnern für sämtliche Probleme zum Sündenbock erklärt werden .
    Wenn also Schulen für Inklusion werben wollen , würde ich es gut finden , wenn Lehrer mit Ehrlichkeit und Kompetenz schwieriges nicht aussparen , aber trotzdem Lösungen aufzeigen können.
    Ob man damit die Klientel derjenigen , die bereits im zarten Altern von 2 Monaten für ihr Kind am liebsten einen Vertrag für ein Einzer Abi in der Tasche hätten , befriedigen kann , wage ich zu bezweifeln .
    Schulfrieden wird so schnell nicht einkehren und da die soziale Situation in Deutschland immer angespannter wird , wird es wohl dabei bleiben , das weiterhin Sündenböcke produziert werden .

  • Ich finde das hast du sehr gut formuliert, Dagmar.
    Es ärgert mich auch schon sehr lange, dass plötzlich die Inklusionsschüler an allem Schuld sein sollen. Vor allem an den Problemen die schon viel früher aufgetreten sind... *kopfschüttel*

  • Eine richtig inklusiv arbeitende Schule, die Ihr als Leuchtturm bezeichnen würdet, geht vielleicht gerade nicht den Weg in die Öffentlichkeit.
    In pragmatisch ausgerichteter Pädagogik in die Inklusion “hineingewachsen” wird mit bescheidener Grundtendenz die alltägliche Arbeit als “gar nicht so besonders” angesehen.