Sind wir Eltern schwierig, wenn wir um die Rechte unserer Kinder kämpfen?

  • Nein, ich denke nicht!

    Nachdem in der heutigen Zeit jeder sofort überfordert und überarbeitet oder schlecht ausgebildet ist, versucht natürlich "jeder Betroffene", Probleme oder Mehrarbeit von sich weg zuschieben.

    Verantwortung übernehmen - Fehlanzeige! Interesse - Fehlanzeige! Leider hat sich unsere Gesellschaft nicht zum Vorteil verändert.

  • Ich denke da wird einfach zu vieles vermischt.

    Da sind zum einen die behinderten Kinder, aber gleichzeitig gibt es eben auch noch die unerzogenen Kinder. Beide Gruppen können mWn den Förderstatus Sozial-Emotional bekommen.

    Und aus beiden Gruppen gibt es Eltern die sich nicht kümmern können/wollen und die dadurch schwierig sind, weil sie gar nichts machen.

    Und dann gibt es eben die Eltern die zu Recht für Inklusion kämpfen und dann auch wieder als schwierig eingestuft werden.

    Alle einfach nur als "schwierige Eltern" einzustufen wird niemandem gerecht und ist zudem auch noch total unfair.


    Es wird wirklich Zeit diese ganzen Schubladen abzuschaffen und es gleich richtig zu benennen. Nicht mit so solchen Schubladen wie "schwierige" Eltern.


    Ich kenne es ein bisschen von der Berufsschule. Die Klassen in denen der Hauptschulabschluss (nach)gemacht wird, sind häufig sehr anstrengend und herausfordernd. Die Schüler mit Förderstatus sind dabei allerdings ein kleineres Problem. Dort gibt es häufig Eltern im Hintergrund die sich kümmern etc.

    Die anderen Schüler allerdings haben häufig Eltern die sich gar nicht (mehr?) kümmern. Da wird es bei Verhaltensauffälligkeiten etc sehr schwierig.


    Also versteht mich bitte nicht falsch. Ich meine nicht alle Schüler oder alle Eltern und ich verurteile auch niemanden. Ich sehe die strukturellen Probleme die dazu geführt haben. Das betrifft alle Schüler gleichermaßen.

  • Nein, ich denke nicht!

    Nachdem in der heutigen Zeit jeder sofort überfordert und überarbeitet oder schlecht ausgebildet ist, versucht natürlich "jeder Betroffene", Probleme oder Mehrarbeit von sich weg zuschieben.

    Verantwortung übernehmen - Fehlanzeige! Interesse - Fehlanzeige! Leider hat sich unsere Gesellschaft nicht zum Vorteil verändert.

    Kann ich nicht bestätigen.


    Es gibt sie, die Menschen die Mehrarbeit von sich weg schieben möchten, aber für mich kranken die Systeme und ein Großteil des "unfähigen" Personals erwächst aus diesem kranken System.

    Ich habe auch engagierte Kräfte im pädagogischen und pflegerischen/medizinischen Bereich kennen gelernt, die mit ihrer Motivation, ihrem Engagement und ihren Werten chancenlos in diesen Systemen waren und auch einige, die dann aufgegeben haben.


    Dass sich jeder sofort überfordert oder überarbeitet fühlt, sehe ich auch nicht. Eher, dass Unmengen an Arbeitnehmern in sehr vielen Bereichen tatsächlich völlig überfordert und überarbeitet sind, z.B. Kindergärten, Schulen, Pflege,.....

  • Ich frag mich ja auch ein bisschen, wie das eigentliche vor 20, 30, 50 Jahren war...

    Kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sämtliche Kinder auf Förderschulen waren. Gerade was Diabetes oder Allergien etc angeht.

    Aber heute scheint es eine unheimliche Herausforderung zu sein solche Kinder in den Regelschulen ordentlich zu versorgen.


    Und was das schwierige Verhalten angeht kann ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass das früher so viel weniger war.


    Klar, nicht jeder Lehrer kennt jede Behinderung und es ist auch nicht deren Aufgabe. Aber ich hab wirklich den Eindruck das es häufig schon wegen Kleinigkeiten scheitert die früher nicht so problematisch angesehen wurden.

  • Und was das schwierige Verhalten angeht kann ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass das früher so viel weniger war.

    Ich denke, wir kennen doch alle noch aus unserer Schulzeit die Kinder, die in jeder Klasse waren und die irgendwie mitliefen. Die lernschwachen Schüler bekamen zusätzlichen Förderunterricht. Bei zweimaligem Sitzenbleiben ging es ab auf die Förderschule. Die verhaltensauffälligen Schüler wurden auch irgendwie mitgezogen.


    Ich hatte in der Grundschule einen Klassenkameraden, der wirklich über Tische und Bänke ging. Die Lehrer waren oft überfordert, aber es gab halt nicht viele Möglichkeiten und Förderung. Die Kinder bekamen auch keinen I-Status. Sie waren einfach da und die Lehrer mussten klarkommen. Allerdings gab es damals auch nicht so viele Herausforderungen zu bewältigen. Der Druck auf die Lehrer war damals noch nicht so hoch und Lehrermangel gab es auch nicht.


    In meiner Nebenklasse war ein Kind mit Leukämie. Das Kind wurde oft von der Mutter begleitet. Ein Kind im Rollstuhl gab es auch. Die Lehrer haben das Kind die Treppen hochgetragen, wenn es mal notwendig war und die Mutter hat das Kind in den Pausen versorgt. So lief das damals. Es gab damals noch keine Schulbegleiter.


    Lehrer stehen heute vor vielen Herausforderungen, aber es wurde Seitens der Schulträger nie darauf adäquat reagiert. Auch wird immer wieder kritisiert, dass das Lehramtsstudium Lehrer nicht gut vorbereitet und die Inhalte veraltet seien.

  • Vor 35 Jahren gab es weniger "Schubladen" (damals GB und KB), sodass die Vielfalt in den einzelnen Bereichen größer war. In den Schulen für geistig behinderte Kinder waren auch viele Kinder aus "schwierigen" Familien (wenig Erziehungskompetenz, Suchterkrankungen...). Für diese Kinder gab es später eigene Schulen. Je differenzierter die Schulen wurden, desto mehr Kinder saßen zwischen den Stühlen und wurden hin und her geschoben.

    Sie ist anders als die andern, und ihre Sprache geht weit an uns vorbei.
    Doch wenn sie lächelt, lächelt sie mit Leichtigkeit dir dein ganzes Herz entzwei.

    'Sommerkind' von Wortfront


    Viele Grüße
    Inge

  • Ella genau das meine ich ja.

    Es ist gut das es heute noch mehr Ressourcen wie Schulbegleiter gibt und so.

    Aber wenn heute der Schulbegleiter krank ist, dürfte die Mutter nicht mit in die Schule um sich zu kümmern.

    Und wenn ich dann mit bekomme, wie es läuft und das es an lächerlichen Kleinigkeiten scheitert, dann bin ich fassungslos.


    In meiner Paralellklasse gab es z.B. jemand mit starker Sehbehinderung (nicht blind). Ich glaub da gabs früher nicht so Probleme wie heute daraus gemacht werden.

    Förderstatus an einer Regelschule gabs mWn auch nicht.


    Zumindest an meiner letzten Realschule gabs ein paar Ausnahmen für mich. Das wäre heute so nicht mehr möglich, ohne große Bürokratie etc.

  • Zumindest an meiner letzten Realschule gabs ein paar Ausnahmen für mich. Das wäre heute so nicht mehr möglich, ohne große Bürokratie etc.

    Die Bürokratie sehe ich als großes Problem an, denn sie verhindert individuelle und schnelle Lösungen. Für alles gibt es Schubladen und alles muss beantragt werden. Man kann selten sofort handeln. Vieles zieht sich monatelang hin, teilweise sogar jahrelang.


    In meiner Paralellklasse gab es z.B. jemand mit starker Sehbehinderung (nicht blind).

    In meiner Klasse auch. Die Schülerin saß vorne in der ersten Reihe ganz dicht beim Lehrer. Sie bekam direkt in der Schule zweimal in der Woche Förderunterricht. Damals in der Grundschule gab es noch diese Matrizen statt Kopien. Diese wurden vom Lehrer einfach größer gestaltet und das allles ohne I-Status. Das wäre heute unmöglich.

  • Ne, in dem Fall saß die Schülerin hinten. Ich glaub ihr Gerät hätte sonst andere Schüler gestört und sie hätte eh nicht von der Tafel lesen/abschreiben können.

    Keine Ahnung was genau das für ein Gerät war, aber sie konnte sich so alles stark vergrößern zum Lesen.



    Ich versteh wirklich nicht, warum alles so viel komplizierter und umständlicher gemacht wird. Was hat sich denn gesellschaftlich geändert, weswegen das notwendig ist?

    Also wenn ich dann höre das man im KiGa unterschreiben muss wegen Pflastern oder Sonnencreme. In meiner Kindheit hat sich da glaube ich niemand Gedanken drüber gemacht.

  • Vor 35 Jahren gab es weniger "Schubladen" (damals GB und KB), sodass die Vielfalt in den einzelnen Bereichen größer war. In den Schulen für geistig behinderte Kinder waren auch viele Kinder aus "schwierigen" Familien (wenig Erziehungskompetenz, Suchterkrankungen...). Für diese Kinder gab es später eigene Schulen. Je differenzierter die Schulen wurden, desto mehr Kinder saßen zwischen den Stühlen und wurden hin und her geschoben.

    So habe ich das nie betrachtet, das klingt plausibel.

    Verlaufen :icon_lol ...hatten wir ja schon länger nicht mehr. :weglach

    Ich hab meine guten Phasen :D