Pünktlich am munterbunten Gute-Laune-Montag möchte ich etwas spektakuläres erzählen und vielleicht hilft es anderen.
Tochter ist kurzsichtig, das wurde früh deutlich, weil sie als Kleinkind bereits lesen konnte und sehr auffällig Schilder auf Autobahnen oder entfernte Schrift nicht entziffern konnte. Sie bekam als Baby aufgrund minimalen Schielens eine kurze Zeit das Auge abgeklebt, aber eine Brille wurde nicht für nötig erachtet. Bis zum Schuleintritt war ich bei etlichen Augenärzten und alle befanden, Tochter benötigt keine Brille. In der ersten Klasse fiel der Lehrerin auf, dass Tochter ziemlichen Quatsch von der Tafel abschrieb, obwohl sie bereits seit 3 Jahren flüssig und fehlerlos las.
Ich übersprang die örtlichen Augenärzte und machte einen Termin in der Sehschule einer Augenklinik. Dort bekamen wir die überraschende Diagnose Kurzsichtigkeit mit dann 7 Jahren und ein Rezept für eine Brille.
Im letzten Jahr sah Tochter plötzlich deutlich schlechter und konnte auch mit Brille nicht mehr gut an der Tafel erkennen. Ich weiß zwar, dass im Teenageralter eine Verschlechterung eintreten soll, aber so sehr empfand ich als erschreckend. Beim Termin in der Augenklinik sagte uns die Orthoptistin (eine neue), dass Tochter auch mit Sehhilfe nur 80% Sehkraft hat, deshalb wirkte sich die relativ normale Verschlechterung so enorm aus: Sie sah dann statt den "normalen 80%" vielleicht nur noch 60%, statt von 100 auf 80 zu fallen.
Sie erklärte uns, dass ihr Gehirn nie gelernt hat, besser zu sehen, weil die Sehschwäche in jungen Jahren nicht ausgeglichen wurde und dass das auch mit Sehhilfe nicht ausgeglichen werden kann. Ich war total geschockt, erstens weil ich ja im Kleinkindalter eine Odysee mit sicher 7 Augenärztin hinter mir hatte, die allesamt nicht mal erkannten, dass sie kurzsichtig ist, aber auch, weil ALS sie es erkannten nie jemand gesagt hatte, dass sie trotz Ausgleichs keien 100% sieht. Die Orthoptistin meinte, sie hätten sich anscheinend immer mit den 80% zufrieden gegeben, das wäre auch "ok" man könne einen Führerschein machen und ist auch beruflich nicht eingeschränkt, aber man sollte eigentlich versuchen, das bestmögliche herauszuholen.
Sie erklärte mir, dass das Zeitfenster indem das Gehirn sehen lernen kann im Grundschulalter zu geht, dass aber manchmal auch bei älteren noch möglich ist, ein paar Prozente zu erreichen und sie schlug vor es mit Okklusionspflastern zu probieren. Als letzte Möglichkeit gäbe es noch eine Sehtherapie, die man noch versuchen könne... jedes erreichte Prozent wäre ja gut.
Also hat Tochter jetzt etwas über drei Monate abgeklebt, abwechselnd jeden Tag und sehr pflichtbewusst obwohl das schon sehr einschränkend war.
Sie hatte in den letzten Tagen das Gefühl, dass sie z. B. die Uhr im Auto besser erkennen kann oder auch die Tafel, deshalb waren wir so gespannt auf die heutige Kontrolle.
Was soll ich sagen:
Sie hat (mit Sehhilfe) 100% Sehkraft errreicht!
Das bedeutet 20% Verbesserung bis zum Optimum
Die Orthoptistin fand das ebenso spektakulär, wie ich. Die Chancen, dass sich so lange nach dem Verschließen des Zeitfensters ein so unglaubliches Ergebnis erreichen lässt, war auch für sie wohl nicht alltäglich.
Falls jemand in ähnlicher Situation auf diesen Beitrag stoßen sollte, probiert es aus!!