Tagesspiegel - Förderschulen müssen aufgelöst werden

  • Hab grad leider keine Zeit den Artikel zu lesen...


    Meine Meinung: Völliger Schwachsinn!
    Es bringt rein gar nichts, die Förderschulen aufzulösen, während gleichzeitig ein exklusives Schulsystem nach Leistung besteht. Klar können Kinder mit Förderschwerpunkten die gleichzeitig aber die entsprechenden Leistungen bringen "relativ problemlos" in die bestehenden Regelschulen inkludiert werden. (Wobei das "relativ problemlos" nicht heißen soll das es überall super klappt, die Realität sieht anders aus).
    Wenn dann aber am Ende alle Schüler die nicht so leistungsfähig sind auf der Hauptschule landen, dann haben wir am Ende nur eine Förderschule mit anderem Namen. Geistige- und lernbehinderte Schüler will am Ende fast niemand auf einer Realschule oder einem Gymnasium haben.


    Sorry, aber ich bleibe bei meiner Meinung dass das so nichts bringt. Das Schulsystem ist exklusiv und kann in der Art und Weise einfach nicht inklusiv werden. Es müssen nicht nur die Förderschulen, sondern ALLE Schulen abgeschafft werden und dafür eben neue, inklusive Schulen entstehen in denen dann alle Kinder gemeinsam in einer Klasse sitzen. Egal welches Niveau. Dann kann das mit der Inklusion funktionieren, wenn noch die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden.

  • Hallo zusammen,
    es bringt meiner Ansicht nach nichts, die bestehenden Sondereinrichtungen abzuschaffen - es müssen für jeden Menschen mehrere Alternativen zur Verfügung stehen, aus denen sie frei wählen können.
    Seit Jahren werden jedoch auslegungsfähige Formulierungen durch ökonomisch fixierte Schreibtischtäter bewusst falsch und negativ interpretiert, sodass die Betroffenen enorm viel Zeit und Kraft aufbringen müssen, um das ihnen zustehende Recht überhaupt erst deutlich zu machen, dann noch einzufordern und durchzusetzen.
    Eine Wahlfreiheit würde bewirken, dass die Angebote (von Schule, Wohnform, Arbeit oder Tagesstruktur) sich entweder nach den Wünschen und den Bedarfen der (behinderten und nicht-behinderten) Menschen ausrichten oder überflüssig würden.

    Sie ist anders als die andern, und ihre Sprache geht weit an uns vorbei.
    Doch wenn sie lächelt, lächelt sie mit Leichtigkeit dir dein ganzes Herz entzwei.

    'Sommerkind' von Wortfront


    Viele Grüße
    Inge

    Einmal editiert, zuletzt von Inge ()

  • Inge, so wie ich es verstehe, gibt es eine echte Wahlfreiheit gar nicht, weil beide Schulformen nicht gleichwertig sind.
    Förderschulen sind meist personell und räumlich viel besser ausgestattet, daher entscheiden sich viele Eltern immer noch für Förderschulen, was ich absolut verstehen kann. Würde ich vermutlich in der Situation auch machen. Wäre aber auch die Regelschule genauso gut ausgestattet, sähe das sicherlich anders aus und solange es Förderschulen gibt, sehen die Verantwortlichen in der Politik nicht die Notwendigkeit, auch diese Schulen genauso gut auszustatten wie die Förderschulen.
    Ich finde, das klingt nachvollziehbar und logisch.

  • Keine Frage. Eine echte Wahlfreiheit gibt es derzeit nicht.
    Vor allem dann nicht, wenn man nicht mal die Förderschule aussuchen darf (im Gegensatz zu einer Regelschule, bei der man doch deutlich mehr Wahlmöglichkeiten hat).


    Eine echte Wahlfreiheit für ALLE Eltern würde aber bedeuten, dass es auch keine Hauptschule, Realschule oder Gymnasium mehr geben darf.
    Neben den Förderschulen wird aktuell ja auch recht fleißig die Hauptschule als solches abgeschafft....


    Hab letztens einen recht interessanten Artikel in einem privaten Blog gelesen.
    https://menschenskindernochmal…com/2016/11/29/inklusion/
    Mir ist bewusst, dass es so eigentlich nicht sein dürfte... Aber das es bei dem wie es derzeit läuft zu solchen Situationen kommt, verwundert mich ehrlich gesagt dann doch wieder nicht so wirklich.

  • [

    Eine echte Wahlfreiheit für ALLE Eltern würde aber bedeuten, dass es auch keine Hauptschule, Realschule oder Gymnasium mehr geben darf.
    Neben den Förderschulen wird aktuell ja auch recht fleißig die Hauptschule als solches abgeschafft....


    Diesen Punkt habe ich ehrlich gesagt nie verstanden, dass unter dem Stichwort Inklusion oft auch die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems zugunsten einer (wie auch immer aussehenden) "Einheitsschule" gefordert wird.


    Inklusion, so wie ich sie verstehe, heißt für mich ganz vereinfacht gesagt, dass niemand (gemäß GG Artikel 3) wegen seiner Behinderung ausgegrenzt oder benachteiligt werden darf.


    Schüler nach Leistungsstand zu differenzieren und dann nach dem individuellen Leistungsstand auf unterschiedliche Schulformen aufzuteilen (also Hauptschule, Realschule und Gymnasium) kann man natürlich auch für fragwürig halten und vielleicht gibt es da bessere Modelle. Als eine Diskriminerung nach Art. 3 GG sehe ich das dreigliedrige Schulsystem aber nicht, weshalb es für mich auch kein Fall für die Inklusionsdebatte ist. Oder übersehe ich da irgendetwas?

  • Würde ich schon sagen, Dario, dass du da was übersiehst.
    Wo sollen denn deiner Meinung nach dann die Schüler hin, die nicht mal die Leistungen für die Hauptschule erbringen können? Und wie willst du einem Kind erklären das es nicht mit seinen Freunden aufs Gymnasium darf, weil es nur das Realschul-Niveau erreicht, während das andere Kind mit auf´s Gymnasium darf, weil es sowieso nie einen Abschluss schaffen wird?

  • Das sind alles berechtigte Fragen @Trixi, aber so "radikal" ist mein Verständnis von Inklusion nicht (war es auch nie), dass ich die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems fordern würde.


    Ich bin ohne Einschränkung dafür, dass niemand wegen seiner/ihrer Behinderung benachteiligt werden darf, aber es nicht meine Meinung, dass es deswegen eine Einheitsschule für alle geben müsste. Vielleicht passe ich mit dieser Meinung nicht wirklich in das Forum (das ist immer so ein bisschen meine Sorge), aber es ist so.

  • Hallo,


    also es ist doch logisch, dass Inklusion heißt, EINE Schule für alle. Kein Sondersystem.
    Ich möchte auch gerne weg vom Sonderschulsystem, denn damit kann es logischerweise keine Inklusion geben. Aber ich möchte, dass die Kinder, wenn sie vom Sonder- ins Regelschulsystem wechseln, schon die Bedingungen vorfinden, unter denen sie dort gut beschult werden können. Es muss nicht alles perfekt sein, aber eine faire Chance wäre das Mindeste.
    Knall auf Fall die Förderschulen zumachen, dann a la NRW die Inklusion als Sparschwein nutzen und damit an die Wand fahren, und dann sagen "funktioniert nicht, bleiben wir bei den Sonderschulen" ist schlicht zynisch. Bayern ist schon aufgesprungen auf den Zug, im Januar ließ die Landesregierung verlauten, Bayern mache die Inklusion über das weiterhin langfristig beibehaltene Förderschulsystem. Da kann ich noch nicht mal mehr lachen.


    Trixi: Auf lange Sicht würde bei funktionierender Inklusion dann das dreigliedrige Schulsystem auch aufgelöst werden müssen, ich sehe das auch als logische Konsequenz. Aber das würde sich aus einer ernsthaft gemachten Inkluison ohnehin organisch entwickeln.


    @Dario: keine Angst, es gehört zum inklusiven Denken ja dazu, Vielfalt als Wert zu schätzen, und andere Meinungen zu schätzen, auch wenn sie nicht mit der eigenen Übereinstimmen. ;-).

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Nur mal eine kleine Blitzidee: eine Schule für alle, aber Differenzierung innerhalb der Schule.
    Annika hätte jeden Unterricht lautstark boykottiert, aber das Dabei sein im Musikunterricht und die Gesellschaft in den Pausen genossen.

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    'Sommerkind' von Wortfront


    Viele Grüße
    Inge

  • Differenzierung in der Schule könnte / sollte dann aber unter neuen Aspekten stattfinden.
    Und individuelle Klassen sind nicht zwangsläufig exklusiv.
    Die Klassen sollten sich meiner Meinung nach an den Bedürfnissen aller Schüler richten. Also z.B. eine Musikklasse für die Musik begeisterten, die dann eben mehr Musikunterricht hat.


    Dario, du bist wie du bist und damit völlig richtig. Inklusion heißt doch nicht das alle die gleiche Meinung haben müssen.
    Mich würde allerdings interessieren welche Idee du zu dem Problem mit Schülern siehst die nie einen Abschluss schaffen werden und deren Lernziele nicht unbedingt Mathe und Deutsch ist, sondern wo es z.B. um alltagspraktische Dinge wie anziehen und so geht. Welche Schule wäre dafür geeignet im aktuellen System?

  • Differenzierung in der Schule könnte / sollte dann aber unter neuen Aspekten stattfinden.
    Und individuelle Klassen sind nicht zwangsläufig exklusiv.
    Die Klassen sollten sich meiner Meinung nach an den Bedürfnissen aller Schüler richten. Also z.B. eine Musikklasse für die Musik begeisterten, die dann eben mehr Musikunterricht hat.


    genau so habe ich das gemeint :thumbup:

    Sie ist anders als die andern, und ihre Sprache geht weit an uns vorbei.
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    Inge

  • Inge, so wie ich es verstehe, gibt es eine echte Wahlfreiheit gar nicht, weil beide Schulformen nicht gleichwertig sind.
    Förderschulen sind meist personell und räumlich viel besser ausgestattet, daher entscheiden sich viele Eltern immer noch für Förderschulen, was ich absolut verstehen kann. Würde ich vermutlich in der Situation auch machen. Wäre aber auch die Regelschule genauso gut ausgestattet, sähe das sicherlich anders aus und solange es Förderschulen gibt, sehen die Verantwortlichen in der Politik nicht die Notwendigkeit, auch diese Schulen genauso gut auszustatten wie die Förderschulen.
    Ich finde, das klingt nachvollziehbar und logisch.



    Es gibt sicher Förderschulen , die gut ausgestattet sind , aber bei weitem nicht alle. Das fällt dann aber nicht auf , weil die Bevölkerung damit gar nicht in Berührung kommt . Viel mehr fäll es auf , wenn seltsame Dinge , die bisher an Förderschulen üblich waren , plötzlich in die Mitte der Gesellschaft geraten.

  • Es gibt sicher Förderschulen , die gut ausgestattet sind , aber bei weitem nicht alle.


    Da hast du recht. Ich bin jetzt zu sehr von der damaligen Schule meines Sohnes ausgegangen. Dort waren sechs Kinder in der Klasse. Es gab einen Lehrer, eine Erzieherin, eine Pädagogische Unterrichtshilfe, einen Zivi und zeitweise Referendare. Jede Klasse hatte einen Nebenraum, es gab außerdem Therapieräume und Therapeuten (Ergo/ Logo/ Physio/ Psychomotorik, Musik) und ein Schwimmbad, Küchen, Werkräume, Wäscherei und sehr gut ausgestattete Computerräume. Das waren traumhafte Bedingungen, die vermutlich keine Regelschule bieten kann.
    Ich hoffe, das wird sich in Zukunft aber ändern.


    Differenzierung in der Schule könnte / sollte dann aber unter neuen Aspekten stattfinden.
    Und individuelle Klassen sind nicht zwangsläufig exklusiv.
    Die Klassen sollten sich meiner Meinung nach an den Bedürfnissen aller Schüler richten. Also z.B. eine Musikklasse für die Musik begeisterten, die dann eben mehr Musikunterricht hat.


    So sehe ich das auch.


    Dario, du bist wie du bist und damit völlig richtig. Inklusion heißt doch nicht das alle die gleiche Meinung haben müssen.


    Durch den Austausch von verschiedenen Meinungen entsteht Vielfalt. Wenn viele Köpfe mitdenken, kommen wir vorwärts. Wichtig ist, dass wir ein Ziel vor Augen haben. Wie wir dahin kommen, darüber müssen wir uns austauschen. Jeder darf seine Gedanken, seine Ängste, seine Sorgen, aber auch seine guten und schlechten Erfahrungen aussprechen. Damit kann man dann arbeiten, dran feilen und verbessern.

  • Zitat von Enscha

    also es ist doch logisch, dass Inklusion heißt, EINE Schule für alle. Kein Sondersystem.


    Das war mir in dieser Form wirklich nicht bewusst, was für tiefe Einschnitte eine konsequent zu Ende gegachte Inklusion auf alle Bereiche der Gesellschaft hat. Mir ist Inklusion immer so erklärt worden (zumindest habe ich sie so verstanden), dass dabei um alle Maßnahmen geht, die eine Diskriminierung von Menschen mit Behinderung verhindern sollen sollen. Als Beispiele ahbe ich dazu immer Dinge im Kopf wie barrierefreie Neubauten, barrierefreie Verkehrsmittel, barrierefreie Kommunikation usw. Oder auch bestimmte Nachteilsausgleiche für psychich behinderte Menschen, für Autisten und andere nichr sichtbare Behidnerungen.


    Ein einheitliches Schulsystem gehört für mich nicht zwangsläufig zum Recht auf Inklusion dazu (zumindest sehe ich den Zusmammenhang nicht) und ich weiß auch noch nicht, ob ich so ein Einheitsschulssystem wirklich befürworten soll oder will.


    Mir war mir die Idee eines Einheitsschulssystem immer viel zu "links-utopisch", wobei ich mich von guten Arguemtnen gerne überzeugen lassen. Grundsätzlich habe ich es nie in Frage gestellt, dass die Differenzierung von Schülern nach Leistungsständen tatsächlich Sinn macht. Damit man ein halbwegs einheitliches Lesitungsniveau hat, bei dem niemand zu sehr über- oder unterfordert wird. Mit dieser Philosophie bin ich aufgewachsen in den 1980er-Jahrne und diese Leistungsdifferenzierung erscheint mir bis heute als das naheliegendste. Unterschiedliche Schüler haben eben unterschiedliche Fähigkeiten und unterschiedliche Leistungsstände. Warum also nicht jeden so fordern und fördern, wie er/sie es braucht?


    Zitat von Trixi

    Mich würde allerdings interessieren welche Idee du zu dem Problem mit Schülern siehst die nie einen Abschluss schaffen werden und deren Lernziele nicht unbedingt Mathe und Deutsch ist, sondern wo es z.B. um alltagspraktische Dinge wie anziehen und so geht. Welche Schule wäre dafür geeignet im aktuellen System?


    Ich will zunächst erzählen, wie ich das meiner Zeit erlebt habe: Wer in der Realschule nicht mithalten konnte, durfte die Klasse einmal wiederholen. Ein zweites Mal wiederholen ging nicht, dann muste man die Realschule verlassen und zur Hauptschule wechseln. Dort durfte man ebenfalls ein Jahr wiederholen, ansonsten wurd man weiter nach unten "durchgereicht" an die "Sonderschule L", wie es umgangsprachlich heiß. Das war dann in der Tat die Emdstation :(


    Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass Schüler der "Sonderschule L" einen sozial schechteren Ruf hatten als andere Kinder. In dem Kinderheim, wo ich während der 7./8.Klasse lebte, waren viele Sonderschüler, das war dort ganz normal. Dort wurde man eher schief angesehen, wenn man auf die Realschule oder auf Gymnasium ging (so wie ich), denn das war dort die absolute Ausnahme. Es kommmt nach meiner Erfahrung immer aufs Milieu an, in dem man sich bewegt, ob ein Sonderschulabschluss als gesellschaftlicher Makel gilt oder nicht. Im Heim war es damals völlig normal und nichts ungewöhnliches.


    Trotzdem würde ich heute dieses rigorose "Durchreichen nach unten", wie ich es in den 1980er-Jahren miterlebt habe, heute nicht mehr als Maßstab nehmen. Für Schüler, bei denen es selbst für den Hauptschulabschluss nicht reicht, würde ich eine Art "vereinfachten Hauptschulabschluss" befürworten. Eine Art "schulische Basisqualifikation", die dem Schüler bescheinigt, dass er zumindest ein paar Grundkenntisse hat (auch wenn es "nur" lebenspraktische Kenntnisse sind), um im Alltag allein zurechtzukommen. Damit er wengstens irgendein Zeugnis, irgendeinen Abschluss in der Hand hat.


    Ich bin sicher, auch für die leistungsschwächeren Schüler lassen sich Wege finden, ohne dass man das dreigliedrige Schulsystem ganz radikal über den Haufen werfen muss.


    Wen ich ehrlich bin: Als Schüler habe diese "Hierarchie" im dreigleidrigen Bildungssystem nie als ungerecht erlebt, im Gegenteil: Sie basierte auf Regeln, die ich als zutiefst logisch, berechenbar und transparent erlebt habe, die in gewisser Weise auch etwas haltgegebendes und strukturschaffendes hatten. Ich fühlte mich als Realschüler auch immer fair eingestuft.


    Vielelicht sehe ich das aber nur deshalb so, weil ich als Realschüler noch zu den Gewinnern des Systems zählte. In sozialer Hinsicht zwar nicht, aber zumindest leistungsmäßig konnte ich ja immer gut mithalten. Wäre ich Haupt- oder Sonderschüler gewesen, würde ich heute vielleicht auch kritischer über dieses System denken.

  • Hi,


    Ich empfinde das dreigliedrige schulsystem nicht als logisch. Gerade wenn man auf dem Land lebt und es insgesamt in einem Gebiet vieleicht nur ca 30 Kinder in einem Jahrgang gibt, macht es doch eigentlich wenig Sinn den Schulweg so zu verlängern damit man die Kinder für drei schultypen zusammen bekommt.


    Das was du Dario beschreibst das du wegen guter Leistungen ausgegrenzt warst zeigt ja auch nur das die Gliederung zur Spaltung führt zu wir hier und die andern da.
    Und so ist jede neue Generation schon durch das bildungssystem gespalten und hat wenig Verständnis für die Probleme der jeweils anderen.


    Vg sigrid

    Sigrid für Tochter L mit GB, *2005 - nach umfangreicher Diagnostik ohne Ursache

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  • Hallo!


    Also ehrlich gesagt, finde ich diese Spaltung weder logisch noch gut.
    Differenzierung ist ja schön und gut. Aber wenn jemand z.B. das Niveau eines Gymnasiums erreicht, gleichzeitig aber 1 oder 2 Fächer hat, in denen er nur das Niveau einer Hauptschule erreichen würde, wird es echt kritisch.


    Das du in deinem Umfeld ausgegrenzt wurdest, weil du aus der Rolle gefallen bist, ist für mich verständlich. Dabei spielt es auch wirklich keine Rolle ob das in die eine oder andere Richtung geht.
    Ich selber bin in einem System groß geworden, in dem ich die 5. + 6. Klasse auf die Hauptschule gehen musste. Bei 90% der Kinder in diesen Klassen war direkt schon klar, wer auf die Realschule gehen wird und wer nicht... Gleichzeitig war die Hauptschule für die dummen und schlechten. Förderschüler waren sowieso ganz draußen. Aber Hauptschule war eben die Schule für die Fälle die eben gerade noch zu gut für die Förderschule waren.
    In der 7. Klasse ist auch ganz schnell dass Niveau aller Schüler gesunken, da die guten Schüler alle weg waren.


    Und dann gibt es noch ein Problem.... Ich kenne 2 Schüler die vom Gymnasium bis zur Hauptschule abgerutscht sind. Und das nicht, weil sie die Leistung nicht erbringen konnten, sondern weil sie in ihrer Hochbegabung nicht entsprechend gefördert wurden. Das sieht auch ein Gymnasium nicht vor.


    Nein, ich denke eine endgültige Lösung kann nur in einer gemeinsamen, inklusiven Schule liegen. In denen sowohl die schlechten Schüler gefördert werden (unabhängig davon ob eine Behinderung vorliegt oder sonst irgendwas) und gleichzeitig die guten Schüler gefordert werden.
    Außerdem fände ich eine Differenzierung nach Stärken und Interessen deutlich sinnvoller. Grundbildung ist schön und gut. Aber ich glaube, mir persönlich hätte es mehr gebracht, wenn ich Fächer gehabt hätte, mit denen ich auch heute etwas anfangen kann. Es gibt immerhin viele Kinder wo recht früh klar ist, in welche Richtung es geht. Naturwissenschaften hätte es für mich gerne weniger geben können, dafür mehr in Richtung Pädagogik, Psychologie, Soziales etc... Aber das ist nicht vorgesehen.



    Dario, ich hab mir viele Gedanken darüber gemacht, dass du oft die Dinge anders siehst. Das soll jetzt kein Angriff oder sonst etwas sein. Ich würde es gerne etwas besser verstehen.
    Mir kam die Überlegung, dass es für dich einfach zu fremd ist und du dir deswegen nicht vorstellen kannst, das und wie es anders sein könnte. Also das es eigentlich ein "Problem" (nein, es ist kein eigentliches Problem, mir fällt nur kein anderes, passendes Wort ein) in deinem Autismus liegt.
    Kann das sein?


    Wie gesagt, ich will dich nicht angreifen, nicht sagen das du falsch bist oder sonst etwas negatives. Mir geht es einfach nur darum es zu verstehen.

  • @Trixi , Deine Idee , Stärken besonders zu fördern , finde ich auch zielführend . Nach Schwächen aus zu sortieren , führt ja dann dazu , das ständig an den Schwächen "gearbeitet "wird und die Potentiale brach liegen und im schlimmsten Fall verkümmern.


    @Dario , ich sag mal so , Neid und Abwertung von "Strebern" ist natürlich auch ein Schaden , der entsteht , wenn Kinder merken , das sie leistungstechnisch in einer Abwärtsspirale sind , was bleibt denen denn anders übrig , als sich selber durch Abwertung von Anderen emotional zu stabilisieren.
    Deutschland ist im übrigen das einzige Land mit dem gegliederten System. Richtig ist allerdings auch , das ein gewisses Maß an Durchlässigkeit vorhanden ist , indem Schulabschlüsse langfristig nachgeholt werden können . Ich wage aber mal zu behaupten , dass bis dahin , über den langen Zeitraum Potentiale vergeudet werden.


    @Ella , ja , Eure Schule war sehr luxuriös . Trotzdem ist eine luxuriöse Ausstattung (personell und räumlich) nicht zwangsläufig ein Indiz dafür , das die Kinder auch vernünftig gefördert werden. Um vernünftig zu fördern ist es wichtig , das nicht aus Vorurteilen heraus nur auf die Defizite abgestellt wird. ( Ich hatte mal vor Jahren eine Studie verlinkt , in der die Ausstattung für den Lernerfolg wesentlich weniger relevant war , als die Einstellung der Lehrenden )

  • Ella , ja , Eure Schule war sehr luxuriös . Trotzdem ist eine luxuriöse Ausstattung (personell und räumlich) nicht zwangsläufig ein Indiz dafür , das die Kinder auch vernünftig gefördert werden.


    Dagmar, da hat du natürlich absolut recht, aber wenn ich als Mutter nach einer Schule für mein Kind suche, dann bleibt mir ja erst einmal nichts anderes übrig, als nach solchen Merkmalen zu schauen.
    Ob mein Kind gut gefördert wird, merke ich erst, wenn ich im System drinstecke.
    Und viele Eltern entscheiden sich für die oftmals besser ausgestatteten Förderschulen, weil es in Regelschulen meist an allem mangelt. Das ist somit keine echte Wahlfreiheit.


    Für mich bedeutet Inklusion in aller Konsequenz auch die Abschaffung unseres drei- bzw. viergliedrigen Schulsystems. Es ist eigentlich ein viergliedriges Schulsystem, weil man die Förderschulen mitzählen muss.
    Eine Einheitsschule - eigentlich müsste es dann Vielfaltsschule heißen - schreckt viele ab, aber andere Länder machen es uns bereits sehr erfolgreich vor.
    Es gibt tatsächlich Menschen, die meinen, es würden dann etliche Analphabeten die Schulen verlassen und haufenweise geistig beinderte Menschen würden dann mit geschenktem Abitur Pilot oder Mediziner werden.


    Wir müssen doch nur mal schauen, was andere Länder in dem Bereich leisten und durchsetzen. Es wäre wunderbar, wenn sich die Länder untereinander austauschen würden.

  • Eltern werden ja auch dahingehend beraten , also ,das die Ausstattung gut ist usw. an den Förderschulen . Ich hab keine Ahnung , ob man vorher raus finden kann , wie die Einstellung der Lehrer dann ist . Ich würde schon sagen , das man an der Interaktion einiges erkennen kann .
    Also während einer Hospitation oder ähnliches .
    Vielfaltschule ist jedenfalls völlig richtig ausgedrückt :)