Eingliederungshilfe, Teilhabe und Selbstbestimmung - Luxus?

  • Ich hatte eine Diskussion, die mich sehr beschäftigt. Mein Diskussionspartner war der Meinung, dass die Leistungen der Eingliederungshilfe und Krankenkassen Luxus seien.
    Ich hatte leider keine Chance, gegen meinen Gesprächspartner anzukommen. Mit jedem Satz, den ich von mir gab, fühlte ich mich schlechter, mal wieder ausverschämt und zu fordernd, weil ich um die Rechte, um Inklusion und Teilhabe meines Sohnes und für alle anderen behinderten Menschen kämpfe.


    Außenstehende können nicht im Geringsten nachvollziehen, um was es im Kern geht und ich habe oftmals das Gefühl, ich kann es ihnen auch nicht klar und deutlich vermitteln.
    Die Meinung, dass Leistungen der Eingliederungshilfe und der Krankenkassen Luxus seien, hörte ich in der Klarheit und Entschiedenheit zum ersten Mal. Ich gehe davon aus, dass noch mehr Menschen so denken, es aber nicht so deutlich aussprechen.


    Es wurde wieder ganz deutlich, dass noch so viel zu tun ist und wir erst noch ganz am Anfang stehen.

  • Ich sag mal so , ich fand , als das Pflegegeld eingeführt wurde , da war Frea 10 , das auch irgendwie Luxus , weil ich noch gar nicht absehen konnte , wie ihr Leben so verläuft. Ich hab halt immer gerne für sie gesorgt und gekämpft . Nach und nach , wenn man dann immer mehr den Einblick hat in die Institutionen und das man eigentlich die ganze Unterversorgung in den Institutionen dauerhaft (Jahre bis Jahrzehnte) kompensieren muss , sehe ich da in keiner Weise Luxus , sondern Eltern als das effektive noch billiger als billig Modell. Die Defizite der ungenügenden gesellschaftlichen Teilhabe liegen ja dann auf den Schultern der Eltern, wenn man seinem Kind Lebensqualität erarbeiten will.
    Ich finde aber auch, das nicht mal die Eingliederungshilfe in der Lage ist, die gesellschaftliche Exklusion zu kompensieren , weil die auch darauf hinaus läuft in künstlichen Situationen irgendwas Teilhabe ähnliches herbeizuführen.
    Wir sind ja ganz weit von Inklusion entfernt , also so, das nicht alles behindertenspezifische eigens beantragt werden muss.
    Insoweit ist natürlich Blödsinn, das als Luxus zu bezeichnen , es sind halt kompensatorische Mittel , ohne die sonst gar nix mehr geht, es sei denn man ist steinreich.
    Wahrscheinlich denkt Dein Gesprächspartner in die Richtung : Lager, Tür auf , Tür zu , abschließen. :thumbdown:

  • Naja, es gibt Leute, für die ist Eingliederungshilfe Luxus, es gibt Leute, die sind für die Todesstrafe, es gibt Leute, die finden, Frauen müssen zuhause bleiben, wenn sie Kinder haben. Ich habe mal einen älteren Herrn getroffen, der fand es scheisse, dass jetzt soviele Kindergärten gebaut werden :icon_eek ... Man kann ja gegen alles mögliche sein ...
    Wir sind ein freies Land, jeder darf seine Meinung haben. Aber ich muss Sie mir nicht anhören, und schon gar nicht muss ich mit jedem diskutieren.


    Der Gesetzgeber hat die Eingliederungshilfe geschaffen, weil damit Ungleichheit grundgesetzgemäß beseitigt werden soll. Solche Dinge sind es eben, die eine Demokratie ausmachen. Dein Gesprächspartner soll mal froh sein, wenn er diesen "Luxus" selber nicht mal braucht ...


    wenn jemand aus Uninformierthet spontan Unsinn redet, zB dass es für mich Luxus sei, dass Hans mit dem Bus morgens geholt und abends gebracht wird - dann klär ich den gerne freundlich auf, dass Hans auch lieber, wie die Kinder von demjenigen, zu Fuß fünf Minuten in die Schule ums Eck gehen würde :icon_rolleyes

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • wenn jemand aus Uninformierthet spontan Unsinn redet, zB dass es für mich Luxus sei, dass Hans mit dem Bus morgens geholt und abends gebracht wird - dann klär ich den gerne freundlich auf, dass Hans auch lieber, wie die Kinder von demjenigen, zu Fuß fünf Minuten in die Schule ums Eck gehen würde


    Das nennt man wohl Sozialneid, oder Neid auf behinderte Menschen. Das habe ich auch schon mehrmals erlebt, dass man auf die Leistungen (Pflegegeld, Grundsicherung, SBA), die mein Sohn erhält, neidisch ist.
    Was wir tagtäglich dafür leisten und worauf wir tagtäglich verzichten und trotzdem noch benachteiligt und ausgegrenzt werden, wollen die Leute nicht sehen.


    Dein Gesprächspartner soll mal froh sein, wenn er diesen "Luxus" selber nicht mal braucht ...


    Die wenigsten Menschen setzen sich mit den Gedanken auseinander, dass auch sie plötzlich von Behinderung betroffen sein können.


    Wir sind ein freies Land, jeder darf seine Meinung haben. Aber ich muss Sie mir nicht anhören, und schon gar nicht muss ich mit jedem diskutieren.


    Ich diskutiere auch sehr gerne kontrovers. Das finde ich spannend und ich will einfach die Hoffnung nicht aufgeben, dass beim Gegenüber doch etwas hängenbleibt. Steter Tropfen höhlt den Stein, oder wie lautete mal ein Satz von dir in einem anderen Zusammenhang, der aber hier auch gut passt: Aus einem kleinen Trampelpfad entsteht vielleicht irgendwann mal eine Autobahn, wenn man den Trampelpfad nur oft genug geht.


    Der Gesetzgeber hat die Eingliederungshilfe geschaffen, weil damit Ungleichheit grundgesetzgemäß beseitigt werden soll. Solche Dinge sind es eben, die eine Demokratie ausmachen.


    :thumbup:

  • Ich weiss gar nicht, ob diese Denke nur Behinderte betrifft. Ich empfinde es eher so, dass
    einige Menschen grundsätzlich keinem den Dreck unter dem Fingernagel "gönnen".
    Der faule, auf der Couch sitzende Arbeitslose, die sozialschmarotzenden Migranten, die bevorteilten Behinderten... ja sogar die Nachbarin wird argwöhnisch beäugt, wenn sie plötzlich in einem neuen Auto fährt.
    Da wird sich gefühlt, als ob einem jemand die Kartoffeln vom Teller klaut, als müsse man um seine Habseligkeiten kämpfen und als würde einem immer alles weg genommen... und es geht einem ja immer sooo viel schlechter als allen anderen.


    Das ist für mich eine Mentalität des narzisstischen Selbstmitleids und des Neids!


    Das steigert sich ja so weit, dass man sogar abspricht, das alle Menschen die gleichen Rechte haben.
    Die Inklusion ist da das beste Beispiel dafür

  • Wahrscheinlich denkt Dein Gesprächspartner in die Richtung : Lager, Tür auf , Tür zu , abschließen.


    Dagmar, dazu muss ich unbedingt noch etwas schreiben. Mein Gesprächspartner weiß, dass wir derzeit einen Wohnplatz für unseren Sohn suchen und in diesem Zusammenhang kam das Gespräch zustande. Er war der Meinung, dass so wie es jetzt in der Familie mit der Eingliederungshilfe, der Verhinderungspflege und den Zusätzlichen Betreuungsleistungen laufen würde, Luxus sei und bei einem Auszug in die WG vorrangig die Integration in diese Gruppe stattfinden müsse und Eingliederungshilfe - in dem Falle individuelle Freizeit- und Lebensgestaltung und somit Selbstbestimmung - nachrangig sei. Jeder müsse sich an Gruppen anpassen. Das müsse er - mein Gesprächspartner - schließlich auch tun.
    Ja Dagmar, du hast wahrscheinlich Recht mit deiner Aussage:

    Wahrscheinlich denkt Dein Gesprächspartner in die Richtung : Lager, Tür auf , Tür zu , abschließen.

  • Ella , echt ? Das ist ja spannend ! Der Gesprächspartner wohnt im Heim ? Na gut , wenn sich einer freiwillig aussucht im Heim zu wohnen und sein oberstes Lebensziel ist , sich den Bedürfnissen einer Gruppe unter zu ordnen , dann hat er sich das für sein Leben so ausgesucht.
    Sonst gibt es die Einstellung wohl noch beim Militär . Da gehen die Leute ja mittlerweile auch nur noch freiwillig hin.
    Da braucht man sich ja nicht mit identifizieren , der überwiegende Teil der Menschen zieht die eigenen 4 Wände vor, wo sie dann Privatsphäre haben.
    Wenn er sich gerne einkerkern lassen will , kann er das ja machen !

  • Der Gesprächspartner wohnt im Heim ? Na gut , wenn sich einer freiwillig aussucht im Heim zu wohnen und sein oberstes Lebensziel ist


    Nein, nein Dagmar, da hast du mich falsch verstanden. Mein Gesprächspartner wohnt nicht im Heim.
    Hast du das aus diesem Satz herausgelesen?

    Jeder müsse sich an Gruppen anpassen. Das müsse er - mein Gesprächspartner - schließlich auch tun.


    Damit wollte er nur sagen, dass er sich ebenfalls - der allerdings selbstbestimmt und frei leben darf - Gruppen anpassen müsse.
    Er meint, mein Sohn müsse sich dann in erster Linie in die Wohnruppe integrieren und sich anpassen. Eingliederungshilfe und andere Hilfen, die ein selbstbestimmtes Leben möglich machen, wären dann - weil sie eh Luxus sind - nachrangig und überflüssig. Sie würden eine Integration in die Wohngruppe eher behindern und wären von daher kontraproduktiv.
    Ich finde, das hat was von "Einknasten".

  • Dagmar hat den springenden Punkt gefunden, der Gesprächspartner ist nicht zum Ernstnehmen, wenn er nur polemisiert, dafür Äpfel mit Birnen vergleicht, und letztlich auf seinen Geldbeutel guckt bzw seine eigenen Bedürfnisse erfüllt haben will, sie aber anderen abspricht.
    Mit solchen Leuten zu diskutieren (habe ich als junge Frau ausgiebig gemacht) bringt nix, sondern nervt nur. Auf der Inhaltsebene ist mit so jemandem - in beiden Richtungen - nix zu holen.


    Dagmars Post wäre die perfekte Antwort auf so ein Geschwätz, finde ich.



    wenn die Frauenbewegung damals jeden ***** hätte überzeugen wollen, dann hätten wir heute noch kein Wahlrecht. Mit Behindertenrechten ist es genauso: Wir machen das einfach. :thumbup:

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    3 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Dagmar hat den springenden Punkt gefunden, der Gesprächspartner ist nicht zum Ernstnehmen,


    Ich habe kurz überlegt, ob Dagmar ihren Beitrag ernst gemeint hatte, aber den Gedanken wieder verworfen, weil sie so ernsthaft schrieb.
    Da stand ich wohl auf dem Schlauch :icon_redface


    wenn die Frauenbewegung damals jeden ***** hätte überzeugen wollen, dann hätten wir heute noch kein Wahlrecht. Mit Behindertenrechten ist es genauso: Wir machen das einfach.


    :jaja

  • Hallo ,


    diskutieren würde ich auch nicht.....Aber dem gegenüber klarmachen, was genau er da eigentlich von meinem Kind verlangt !


    Wie oft habe ich schon gehört, seit dem ich anfange nach einem Weg in Arbeits- und Erwachsenenleben für meinen Zwerg zu suchen: "Aber da hat dein Kind doch alles, was es braucht und das sind doch keine Straflager und da wird niemand hingezwungen. "


    Erstens weiß niemand, was mein Kind braucht und zweitens: doch das ist ganz klar ein Zwangssystem!


    Es ist ja nicht so, dass sich irgendjemand in diesem Land das z.Zt.freiwillig ausgesucht hätte, in einem Wohnheim oder einem verinstutionalisierten ambulanten Wohnangebot zu leben und in einer WfbM zu arbeiten......


    Nein - die Menschen sind doch nur dort, weil sie unverzichtbar auf Hilfen angewiesen sind und diese (bis auf wenige Ausnahmen) noch immer fast ausschließlichnur dort zur Verfügung gestellt werden...



    NIEMAND würde so ein Zwangssystem so für das eigene Leben akzeptieren - nur Menschen mit Behinderung, vor allem die mit stärkeren kognitiven Einschränkungen - sollen dafür auch noch dankbar sein :cursing:



    Dann gebt uns/ unseren Kindern doch echte Wahlmöglichkeiten:


    -Finanzgarantie für individuelle und eben auch aufwändige Inklusionsmodelle an allen
    Schulen
    -Recht auf individuell angepassten Arbeitsplatz ohne Finanzierungsvorbehalt verbunden mit mit strengen Auflagen zur Beschäftigung von Menschen mit SB an die freie Wirtschaft und freiwilliger Joboffensive für SB aller staatlichen und kommunalen Eigenbetrieben
    - Garantie der freien Wohnungswahl inklusiv aller notwendigen Unterstützungsleistungen für alle Menschen mit SB


    ....wenn es das alles irgendwann mal gibt - dann und erst dann - wären die Menschen die in WfbM arbeiten und in Wohneinrichtungen leben dort wirklich freiwillig! X(


    Auch wenn manche diese einfache Tatsache nicht wahrhaben wollen: solange ich keine Wahl habe ist auch das tollste Angebot eine Zwangsmaßnahme!

    Schöne Grüße von Birgit, Mama vom

    • "Zwerg", geboren 2000 mit Tris21 und 'ner Reihe von Zusatzdiagnosen, gsd trotzdem topfit und zuckersüß
    • "Großen" ,gsd genauso topfit und zuckersüß (lässt sich aber leider seit längerem nur noch von wesentlich jüngeren Frauen knuddeln)

    6 Mal editiert, zuletzt von Birgit A ()

  • Birgit, vielen Dank für deinen Beitrag.


    Es ist ja nicht so, dass sich irgendjemand in diesem Land das z.Zt.freiwillig ausgesucht hätte, in einem Wohnheim oder einem verinstutionalisierten ambulanten Wohnangebot zu leben und in einer WfbM zu arbeiten......


    Das muss man sich wirklich mal bewusst machen: Von unseren Kindern wird dies aber verlangt, was sonst kein anderer freiwillig tun würde.
    Und immer diese Dankbarkeit. Wir sollen doch bitte bis zum Sankt Nimmerleinstag dankbar und froh sein, dass doch so viel für unsere Kinder getan wird. :evil::icon_rolleyes


    Dann gebt uns/ unseren Kindern doch echte Wahlmöglichkeiten:


    -Finanzgarantie für individuelle und eben auch aufwändige Inklusionsmodelle an allen
    Schulen
    -Recht auf individuell angepassten Arbeitsplatz ohne Finanzierungsvorbehalt verbunden mit mit strengen Auflagen zur Beschäftigung von Menschen mit SB an die freie Wirtschaft und freiwilliger Joboffensive für SB aller staatlichen und kommunalen Eigenbetrieben
    - Garantie der freien Wohnungswahl inklusiv aller notwendigen Unterstützungsleistungen für alle Menschen mit SB


    ....wenn es das alles irgendwann mal gibt - dann und erst dann - wären die Menschen die in WfbM arbeiten und in Wohneinrichtungen leben dort wirklich freiwillig!


    :thumbup::thumbup::thumbup:


    Auch wenn manche diese einfache Tatsache nicht wahrhaben wollen: solange ich keine Wahl habe ist auch das tollste Angebot eine Zwangsmaßnahme!


    So ist es!

  • ...mal zur Illustrierung der oben kritisierten gesellschaftlichen Grundhaltung
    http://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/c/video-90322.html


    ...wobei es gute Gründe gibt zu hoffen, dass es für Jessica eine akzeptable Lösung geben wird - jetzt wo sie selbst sympathisch und intelligent die Missachtung ihrer Selbstbestimmung in den Medien anprangern konnte .... (ich gönne es ihr selbstverständlich von Herzen)



    ....aber was ist mit jemanden wie z.b. Steffen Maubach - werden ihm die Gerichte tatsächlich genausoviel Selbstbestimmung wie hoffentlich Jessica zugestehen?


    ....und was ist mit den vielen, vielen ( egal mit welchem Behinderungsbild),die es nicht schaffen die Unterstützung von Medien und kompetenten Rechtsanwälten zu erhalten?

    Schöne Grüße von Birgit, Mama vom

    • "Zwerg", geboren 2000 mit Tris21 und 'ner Reihe von Zusatzdiagnosen, gsd trotzdem topfit und zuckersüß
    • "Großen" ,gsd genauso topfit und zuckersüß (lässt sich aber leider seit längerem nur noch von wesentlich jüngeren Frauen knuddeln)

    5 Mal editiert, zuletzt von Birgit A ()

  • Ich weiß gerade nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
    Natürlich müssen sich alle Menschen in irgendwelche Gruppen einfügen. Das lässt sich nur dann vermeiden, wenn man alleine auf einer einsamen Insel völlig autonom lebt.


    Ich glaube nur, das viele Menschen total ignorieren, das es einen gewaltigen Unterschied macht, ob ich mir die Gruppe selber aussuche in der ich sein möchte, oder ob ich dazu gezwungen bin.


    Ehrlich... Mich würde es reizen mal Sender wie RTL und co anzuschreiben, dass die doch bitte mal ein Experiment starten sollen. Ich will mal sehen, wie Menschen reagieren, wenn sie einfach so mit anderen Menschen (und bitte dann solche, die völlig entgegengesetzte Meinungen, Bedürfnisse, etc. haben) zusammen stecken und die Menschen dort wirklich mal eine Weile zusammen bleiben müssen. Abbrechen unmöglich (es sei den es besteht Lebensgefahr).
    Hach, das wäre zu schön und ich glaube, dann würden manche Menschen vielleicht mal anfangen ein bisschen zu begreifen was das eigentlich bedeutet.
    *kotz*



    Ich will nicht behaupten, dass alle Einrichtungen die es so gibt total schlecht wären. ABER irgendwann kommt bei jedem Menschen der Punkt an dem er das einfach nicht mehr aushalten kann. Wenn Konflikte zu groß werden etc...
    Ich habe bereits 5 Jahre in 3 verschiedenen Einrichtungen gelebt... Ich glaube, in dem Moment wo es dazu kommt, dass ich wieder in eine Einrichtung muss, kann ich anfangen meine Beerdigung zu planen. Klingt vielleicht drastisch, aber für mich gibt es keinen schlimmeren Albtraum und ich bin mehr als überzeugt davon, das sich mein Zustand sehr dramatisch verschlechtern wird. Für mich wäre mein Leben an diesem Punkt vorbei. Wahrscheinlich würde ich mich irgendwie fügen... Aber ich würde nur noch funktionieren und hätte keine Lebensqualität mehr.
    Sauber und Satt ist eben nicht alles....

  • ..mal zur Illustrierung der oben kritisierten gesellschaftlichen Grundhaltung
    mdr.de/mediathek/mdr-videos/c/video-90322.html


    Birgit, schau mal hier:
    MDR: Behörde gegen Selbstbestimmung


    Ehrlich... Mich würde es reizen mal Sender wie RTL und co anzuschreiben, dass die doch bitte mal ein Experiment starten sollen. Ich will mal sehen, wie Menschen reagieren, wenn sie einfach so mit anderen Menschen (und bitte dann solche, die völlig entgegengesetzte Meinungen, Bedürfnisse, etc. haben) zusammen stecken und die Menschen dort wirklich mal eine Weile zusammen bleiben müssen. Abbrechen unmöglich (es sei den es besteht Lebensgefahr).
    Hach, das wäre zu schön und ich glaube, dann würden manche Menschen vielleicht mal anfangen ein bisschen zu begreifen was das eigentlich bedeutet.
    *kotz*


    Trixi, gibt es das nicht schon so ähnlich - Big Brother! Aber naja, immerhin beteiligen sich die Leute freiwillig an diesem Blödsinn. Für mich wäre so etwas der pure Horror.


    Würde man mich gegen meinen Willen in eine WG reinsetzen, würde ich auch zugrunde gehen, denn ein WG-Leben würde mich sehr stressen. Ich meide sogar Hotels, weil ich es anstrengend finde, mit vielen Menschen auf engem Raum Tür an Tür leben zu müssen.


    Die Menschen, die es nicht betrifft, sehen doch nur wie "toll" der Staat sich kümmert. Mir wird dann oft vorgehalten, was wir für Leistungen erhalten und dass Wohnmöglichkeiten, die der Staat finanziert, ein Segen seien. "Man kann doch froh sein, dass es so etwas gibt" höre ich von manchen. Da schwingt dann wieder mit, dass man dankbar sein müsse, dass sich der Staat den behinderten Menschen überhaupt annimmt und sie finanziert.


    Für die Leistungen, die wir erhalten, leiste ich seit Jahrzehnten eine Menge. Es ist ja nicht so, dass uns die Leistungen einfach so hinterhergeschmisssen werden. Nur das sieht niemand.
    Es sieht auch niemand, dass wir für diese Leistungen bis aufs Blut über Jahre hinweg immer wieder erneut kämpfen müssen.....bis zu unserem Lebensende.....lebensläglich. Manch einer, bis er nicht mehr kann und aufgibt.
    Es sieht auch keiner, was in den Wohneinrichtungen passiert und was das mit den Menschen macht.


    Ja, klar.....in der Theorie hört sich unser System mit den vielen Angeboten geradezu paradiesisch an, aber in der Praxis ist das deutsche System krank, sehr krank bzw. macht viele Menschen krank.


    ....aber was ist mit jemanden wie z.b. Steffen Maubach - werden ihm die Gerichte tatsächlich genausoviel Selbstbestimmung wie hoffentlich Jessica zugestehen?


    Konnte Gisela Maubach mittlerweile etwas für ihren Sohn Steffen erreichen?

  • Trixi, gibt es das nicht schon so ähnlich - Big Brother! Aber naja, immerhin beteiligen sich die Leute freiwillig an diesem Blödsinn. Für mich wäre so etwas der pure Horror.


    Naja, so richtig ähnlich finde ich das nicht. Immerhin bekommen die auch viel Kohl dafür, dass die bei sowas mit machen. Und so weit ich weiß können die auch aussteigen, wenn sie nicht mehr wollen.



    Hmm... Vielleicht würde auch ne einfache Umfrage reichen. Man sollte jetzt nicht direkt die Worte Heim oder so verwenden, sondern einfach ne allgemeine Beschreibung von allen Dingen und fragen, wer sich das vorstellen könnte und wer so leben möchte.
    Ich glaube, die meisten Menschen würden darauf verzichten.

  • Hmm... Vielleicht würde auch ne einfache Umfrage reichen. Man sollte jetzt nicht direkt die Worte Heim oder so verwenden, sondern einfach ne allgemeine Beschreibung von allen Dingen und fragen, wer sich das vorstellen könnte und wer so leben möchte.
    Ich glaube, die meisten Menschen würden darauf verzichten.


    Ja, eine Umfrage wäre gut und ich glaube auch, dass die meisten solch eine Wohnform für sich ablehnen würden.


    Ich finde schon alleine die Namen "Ambulantes und Stationäres Wohnen" fürchterlich. Letztens haben wir uns eine Einrichtung im "Stationären Wohnen" angeschaut und die sah wirklich grässlich nach Krankenhaus aus. Wer will sein ganzes Leben in dieser Wohnform verbringen? Vermutlich NIEMAND freiwillig!
    Da passt das Wort "Insassen" wirklich sehr gut.

  • Wer will sein ganzes Leben in dieser Wohnform verbringen? Vermutlich NIEMAND freiwillig!
    Da passt das Wort "Insassen" wirklich sehr gut.


    Ich vermute, das 99% der Menschen nicht mal für eine Zeitlang so wohnen möchten! Die meisten Altenheime sind ja genauso Krankenhausmässig... Nur da haben die Menschen eben auch oft keine andere Wahl mehr...



    Ach und bei allem nicht vergessen... Es gibt ja noch den Teilstationären Bereich und WGs usw... Die sehen zwar nicht ganz so krankenhausmässig aus... Aber wer bitte möchte sein lebenlang in einem winzigen Zimmer wohnen? Ich glaube die meisten Menschen mögen auf Dauer nicht mal eine 1-Zimmer-Wohnung... Aber so ne Wohnung ist im Vergleich ja echt groß.
    In so nem normalen WG- oder Heimzimmer hat man nicht mal die Chance ein eigenes Hobby zu haben (es sei denn es ist vielleicht Computer) weil einfach gar kein Platz ist. Meistens passt da ein Bett, ein Kleiderschrank und nen Tisch mit Stuhl rein. Viel mehr geht dann gar nicht mehr....


    *grübel* Und wer damit kommt, dass es ja noch gemeinschaftliche Räume gibt.... Tja, bei 10 Leuten (oder mehr, oder weniger) hat man ja nicht mal die Chance genau das im Fernsehen zu schauen, was man selber möchte. Und Gemeinschaftsräume eignen sich auch nicht dafür irgendwas alleine zu machen oder einem Hobby nach zu gehen etc...


    Erinnere mich gerade an meine Zeit im Frauenwohnheim... Gab zwar nen riesen Wohnzimmer / Gruppenraum für alle, der sogar einen Fernseher hatte... Letztendlich wurde er aber so gut wie gar nicht genutzt. Da hatte niemand Lust zu...
    Und gerade bei kleineren WGs gibt's höchstens ne gemeinsame Küche wo man sich noch aufhalten kann... Zumindest nach dem, was ich bisher so gesehen habe.

  • Hallo zusammen,


    Konnte Gisela Maubach mittlerweile etwas für ihren Sohn Steffen erreichen?


    Gisela hat auf Facebook weitere Infos geschrieben (dort auch die Kommentare von Gisela beachten!)

    Sie ist anders als die andern, und ihre Sprache geht weit an uns vorbei.
    Doch wenn sie lächelt, lächelt sie mit Leichtigkeit dir dein ganzes Herz entzwei.

    'Sommerkind' von Wortfront


    Viele Grüße
    Inge