Bedingungsloses Grundeinkommen

  • In der aktuellen VDK-Zeitung gibt es einen Beitrag zum Thema:



    24. Januar 2017


    VdK-Zeitung
    Kommentar: Utopie mit Haken


    Die Idee klingt erst einmal fabelhaft. Ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ soll Schluss machen mit Bittgängen und komplizierten Anträgen. Wer – aus welchen Gründen auch immer – kein Einkommen hat, bekäme vom Staat einen festen Geldbetrag pro Monat überwiesen....
    http://www.vdk.de/deutschland/…inkommen_utopie_mit_haken


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

  • Ich finde es gut, dass überhaupt mal in diese Richtung gedacht wird. Pessimisten behaupten ja, dass das Bedingungslose Grundeinkommen die Leute zur Faulheit animiert. Ich glaube eher, dass die Mehrheit der Menschen trotzdem arbeiten geht und ich glaube auch daran, dass durch die neugewonnene Freiheit und die fehlenden Existenzängste unglaublich viel Neues entstehen kann, weil die Leute mutiger sein können und sich vielleicht auch eher trauen, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

  • Ich gehe nicht konform mit dem VDK Bericht.
    Dass Menschen lieber eine ordentliche Entlohnung oder Rente bekommen würden als ein bedingungslose Grundeinkommen, widerspricht sich ja.
    Ein bedingsungsloses Grundeinkommen würde ja nicht STATT einer Entlohnung oder Rente ausgezahlt, sondern TROTZ.


    Evtl. wäre noch denkbar, dass Arbeitgeber weniger Gehalt zahlen möchten... dass müsste man
    natürlich unterbinden.


    Das Argument, dass Arbeitgeber weniger behinderte oder ältere Menschen einstellen würden,
    kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Aus welchem Grund wäre das denkbar?

  • Ich denke da liegt ein Denkfehler vor...
    Es gibt viele Menschen die Arbeiten wollen, aber nicht bereit sind zu arbeiten und nicht davon leben zu können.
    Ich kenne z.B. eine Frau die trotz Rente wieder einen Teilzeitjob macht, weil sie sich noch fit fühlt und keine Lust hat den ganzen Tag Zuhause zu sitzen.
    Tja und ich glaube, viele arbeitslose Menschen, würden auch gerne arbeiten wenn sie eine passende Arbeit bekämen.


    Bedingungsloses Grundeinkommen find ich persönlich gut. Denn damit fällt der Druck weg sich permanent zu überarbeiten um Überleben zu können. Und genau das führt doch immer wieder dazu das Menschen krank werde und gar nicht mehr arbeiten können.

  • Ich denke da liegt ein Denkfehler vor...


    Bei wem? Bei mir oder Andrea Nahles?


    Ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln, wenn ich das von mir oben genannte Zitat lese.
    Wie wäre es, wenn man schlechtbezahlte Arbeit endlich mal anständig bezahlen würde, sodass die Menschen ohne zusätzliche Hilfen vom Staat davon überleben könnten. Die SPD hat mal vor langer Zeit für gerechte Bezahlung und für gute Arbeitsbedingungen gekämpft.

  • Vor allem widerspricht sich Frau Nahles doch selber.


    Sie ist gegen ein Grundeinkommen da:

    Zitat

    Die Ministerin erteilte dem Modell jedoch eine klare Absage: "Es widerstrebt mir persönlich." Sie wolle weder von ihrem Ehemann, noch von ihren Eltern noch vom Staat Geld annehmen. "Ich möchte unabhängig sein."


    Schlägt aber vor:

    Zitat

    Die SPD-Politikerin präsentierte auf der re:publica die Idee eines persönlichen Erwerbstätigenkontos. Dabei würde jeder ab dem 18. Geburtstag ein steuerfreies Startguthaben bekommen.


    Ist letzteres kein Geld vom Staat?
    Sie möchte kein Grundeinkommen weil es ihr widerstrebt Geld vom Staat anzunehmen (mal ganz davon abgesehen, dass sie sowieso genug Geld hat) möchte aber ein Erwerbstätigenkonto mit 15.-20.000 € staatlich finanzieren.

    Ja was denn nun? :warten

  • irgendwie vesrtehe ich dieses "bedingungslose Grundeinkommen" noch immer nicht.


    habe gerade dies hier gefungen:


    https://www.bbx.de/wie-ist-das…ndeinkommen-finanzierbar/


    dort steht unter anderem, dass die Einführung anstatt "sämtlicher" Sozialleistungen erfolgen könnte:
    Was sind denn sämtliche Sozialleistungen alles?


    Kann es sein, dass dieses Grundeinkommen für behinderte Menschen dadurch zur Katastrophe werden könnte,
    da in Anspruch genommene Sozialleistungen in ihrem Fall um ein vielfaches höher sind, als es ein Grundeinkommen wäre???


    Mag das eventuell mal jemand von euch erklären, der sich damit bereits intensiver beschäftigt hat? Danke!


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




  • Ich habe dazu das hier gefunden:
    ---------------------------------------

    Grundeinkommen, Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung

    09.04.17 | Von Ronald Blaschke



    ..."Viertens ist das Grundeinkommen – wie der Name sagt – ein Grundeinkommen, also ein Sockel, auf dem weitere Einkommen und spezielle Unterstützungs-, Dienst- und Sachleistungen aufgebaut werden. Zusätzliche behinderungsbedingte Nachteilsausgleiche bleiben also vom Grundeinkommen unberührt. Sie kommen zum Grundeinkommen vielmehr ergänzend hinzu und sollten bürokratiearm aus einer Hand gewährt werden.


    Ob es nun das


    – in der Behindertenbewegung diskutierte bedingungslose Teilhabegeld als gesondertes Einkommen für alle Menschen mit Behinderung(en) ist,


    oder ob es


    – gesonderte, dem individuellen Bedarf entsprechende Heil- und Hilfsmittel, die persönliche Assistenz, das persönliche Budget oder bestimmte Eingliederungsleistungen sind.

    All das ist zuzüglich zum Grundeinkommen zu sichern – für jeden Menschen mit Behinderung. Diese Leistungen und Förderungen sollen ebenfalls einkommens- und vermögensunabhängig zu gewähren sein und nicht einkommens- und vermögensgeprüft. Denn hierbei handelt es sich um Ausgleiche für das Leben mit Behinderung, die allen Menschen mit Behinderung zustehen – egal, ob sie etwas mehr Geld haben oder arm sind."....


    https://www.grundeinkommen.de/…chen-mit-behinderung.html




    Grundeinkommen. Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung(en)
    Ronald Blaschke, Berlin/Dresden, März 2017


    Beitrag (Langfassung als PDF-Dokument):
    https://www.grundeinkommen.de/…sion-und-Teilhabe-end.pdf


    Beitrag in leichter Sprache:
    https://www.grundeinkommen.de/…d-gro%c3%9fer-Schrift.pdf


    Powerpoint-Präsentation (PDF-Dokument):
    https://www.grundeinkommen.de/…nklusion-und-Teilhabe.pdf


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

    Einmal editiert, zuletzt von Monika ()

  • irgendwie vesrtehe ich dieses "bedingungslose Grundeinkommen" noch immer nicht.


    Kann es sein, dass dieses Grundeinkommen für behinderte Menschen dadurch zur Katastrophe werden könnte,
    da in Anspruch genommene Sozialleistungen in ihrem Fall um ein vielfaches höher sind, als es ein Grundeinkommen wäre???


    Mag das eventuell mal jemand von euch erklären, der sich damit bereits intensiver beschäftigt hat? Danke!


    Hallo Jonna,


    näher damit befasst habe ich mich noch nicht, aber ich habe durchaus schon von ernst zu nehmenden Bedenken gelesen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen auch als Rechtfertigung benutzt werden könnte, behinderte Menschen dann nicht mehr so umfassend zu fördern, wie das bisher der Fall ist. Bei einem bedingungsloses Grundeinkommen würden Leistungen zur Integration bzw. Integration im schlimmsten Fall sogar zurückgefahren, mit der Begründung:


    "Warum soll man für Menschen mit Behinderungen noch teure Reha-Maßnahmen usw. finanzieren, wenn sie doch ganz einfach ein bedingungsloses Grundeinkommen in Anspruch nehmen können?"

    Dann würde der Staat (z.B. die Agentur für Arbeit) beispielsweise auch keine teuren Umschulungen oder Weiterbildungen mehr finanzieren, sondern die Leute einfach aufs Grundeinkommen verweisen und fertig. Zur Gegenfinazierung des bedingungslosen Grundeinkommens könnten sämtliche Leistungen zur beruflichen Rehabilitation / Integration / Inklusion behinderter und benachteiligter Menschen sogar völlig gestrichen werden. Denn - so könnte man argumentieren - so etwas bräuchte man ja dann nicht mehr. Das ist nicht meine Meinung, aber ich fürchte, diese Argumentation würde dann sofort kommen.


    Grundsäzlich finde ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommes sehr überlegenswert. Man sollte aber unbedingt darauf achten, aus welcher Motivation heraus so etwas gefordert wird. Das muss nicht immer nur aus reiner Menschenfreundlichkeit geschehen, sondern dahinter können auch knallharte Kosten-Nutzen-Erwägungen stehen, die in Wahrheit alles andere als menschenfreundlich sind.

  • Ich denke, bisher ist die Idee noch sehr unausgereift und man muss noch viel daran feilen. Die Idee finde ich erst einmal gar nicht schlecht, aber niemand sollte durch das Grundeinkommen schlechter dran sein als vorher.

  • hmmm trotz meines Lesens jetzt, bin ich recht zurückhaltend mit hoffnungsvoller Begeisterung.


    Insgesamt sind meine Befürchtungen erheblich größer als die naive freudige Begrüßung einer potentiell vielversprechenden Idee.


    Ich fühle mich etwas an das Schummelpacket Inklusion erinnert, welches mit dem verküzten Abi und der Verweigerung von Rückstellungen von Grundschülern überlappte... insgesamt nicht mehr als eine Idee Kosten zu reduzieren und Menschen auf der Strecke zu lassen.


    Keine der etablierten Parteien wird dem Bürger Geld schenken.
    Für echten sozialen Fortschritt bedürfte es eher einer echten Revolution.


    Wenn ich an den guten Ansatz des Pflegestärkungsgesetzes denke, war das Ergebnis mangelhaft:


    Die potentiellen 28 Tage der KZP sind bei uns nach 12 Tagen durch den gedeckelten Höchstbetrag aufgebraucht- trotz zusätzlicher Kostenteilhabe über die Eingliederungshilfe (zum Glück haben wir zumindest einen Ort gefunden, wo wir uns in diesen Tagen WIRKLICH gut betreut fühlen und nutzen das Angebot sogar als Familienurlaubsstätte!- ich überlege sogar meine eigenen Auszeittage ohne Zwergnase dort allein zu verbringen, weil es dort sooo schön ist!).


    Die ZBL Erhöhung hat aufgrund des Bestandsschutzes der Bindung an monopoilsierte Anbieter dazu geführt, dass innerhalb von 2 Jahren die aufgehaltene Hand derart größer wurde, dass wir uns ab nächstem Jahr keine Alltagsentlastung mehr leisten können, da 2 mal Ferienbetreuung und 2 mal verlängerstes Schulangebot den gesamten Betrag verschlingt (Kosten für Einzelbetreuungsstunden mehr als verdoppelt)...


    Ich befürchte, dass ein solches Grundeinkommen ähnliche Auswirkungen haben könnte.
    Löhne/ Gehälter werden möglicherweise stagnieren, ein vermindertes Arbeitsvolumen Kostenerparnis für Renten/Pensionen bedeuten (Ersparnis für Staat/Wirtschaft)... und staatliche/ soziale Angebote werden mit dem Verweis auf das Grundeinkommen nicht mehr kostenreduziert arbeiten, sondern ihre Gewinnmaximierung genau auf dieses potentielle mehr an Budget des Bürgers ausrichten....


    Mir ist das mit dem Geld wirklich immer etwas suspekt.


    Mir wären andere Dinge deutlich lieber.


    Bei einer Arbeitsverdichtung im Beruf wünsche ich (und viele andere auch) mir/uns zwar ggf. eine angemessene Entlohnung,
    VIEL MEHR aber:
    ausreichend weiteres Personal, um die Arbeit weiterhin qualitativ gut und zufrieden leisten zu können!


    Bei der KZP oder den ZBL habe ich von einer monetären Erhöhung nichts, wenn sich die Preise überschlagen!
    Da wäre mir ein klarer Gutschein:
    Sie erhalten 21 oder 28 Tage bzw. 3 Stunden die Woche viel wertvoller...
    und dieser Ansatz würde auch diese Fantasiepreise besser im Zaum halten...


    ich bin da grad wirklich mehr als skeptisch mit einem Spezialkrümel und fürchte da, wie auch Dario sagt eher, dass man sich da anschließend gern aus Erfordernissen zurückziehen wird und das Grundeinkommen die pauschale Sozialdusche werden könnte, die uns hier eher schlechter stellt als zu helfen...


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




    5 Mal editiert, zuletzt von Jonna ()

  • Hmm.. Ich glaube die Menschen die zuerst dieses bedingungslose Grundeinkommen gefordert haben, kamen gar nicht unbedingt aus der Politik, sondern waren einfach nur Menschen die wirklich etwas gutes im Sinne hatten.
    Ich befürchte nur, dass die Politik irgendeinen Scheiß daraus macht...