Muss man eine Hörbehinderung verstecken?

  • Hörgeräte sind meist sehr unauffällig und sie sollen nicht auffallen.
    Ist eine Hörbehinderung ein Makel und peinlich? Muss man eine Hörbehinderung verstecken? Warum nicht knallbunte schöne Hörgeräte tragen, statt dieser unaufälligen in langweiliger Hautfarbe?! Brillen trägt man doch auch in allen knallbunten Farben und Variationen.
    Dieser Artikel spricht mir aus der Seele:
    “Ohrenwischerei” in der Werbung – Hörbehinderung und Kommunikation
    http://leidmedien.de/aktuelles…g-hoerbehinderung-medien/

  • Interessanter Gedanke UND interessante Gegenposition!


    Unabhängig von meinem Sohn habe ich es genauso erlebt:
    schlechter Hören ist irgendwie peinlich, ist irgendwie behindert oder ist irgendwie ein Zugeständnis ans Altern und muss -besonders deshalb!- unbedingt versteckt werden!!!


    Ich hab ja nun den "Vorteil" eines Hörgeschädigten Kindes und mich besonders deshalb auch frei dabei mich in diese Frage/ Diskussion begeben...


    Beispielsweise hatte ich mittlerweile 3 Kollegen (unterschiedlichen Alters) die -von der Aussenwelt feststellbar und auch bereits mehrfach darauf angesprochen- nicht initiativ zugeben mögen, dass ihr Hörvermögen nicht optimal ist...


    Ich bin da ja fröhlich frei (insbesondere dann, wenn die Personen auch eine Brille tragen!) zu fragen, WO denn ihrer Meinung nach genau der bedeutende Unterschied zwischen einer Brille und einem Hörgerät liegt... (die Diskussion endet dann bislang im Ergebnis auch mit dem Spruch: "ja, eigentlich hast du Recht!")...


    Ich glaube wirklich, dass diese Hörgerätegeschichte bislang hauptsächlich an "alte" Menschen gekoppelt ist, zu denen man (Tabu Thema) unter keinen Umständen gehören möchte!!!


    Der ZWEITE große NACHTEIL bei dem Vergleich Hörschädigung-Sehschädigung liegt einfach daran, dass man selbst wahrnimmt, was man (ggf. plötzlich) nicht mehr sieht!
    Aber erst sehr viel später (und NUR bei Rückmeldung der Aussenwelt...abgesehen von der Fernsehlautstärkenangabe) von außen angezeigt bekommen muss (Außen-Kritik), was man nicht mehr HÖRT.


    Ich finde die Idee der SICHTBARMACHUNG außerordentlich Sinnvoll!!!


    Was ich allerdings trotzdem finde ist, dass man berücksichtigen muss, dass ein Hörgerät lediglich eine Teilkompensation des Problems zu beheben vermag, während eine Sehhilfe am Ende das Defizit oftmals gänzlich behebt! (obwohl auch dort Anpassungen, Gewöhnung und Hürden zu nehmen sind!)


    J
    onna
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    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




    Einmal editiert, zuletzt von Jonna ()

  • Interessantes Thema und weil ich selber so ein Geräte Träger bin, melde ich mich hier doch mal zu Wort.
    Es gibt leider das Tabu, dass Mensch nur im Hohen Alter Hörprobleme haben und keiner Denkt daran das z.B. der Stress zu einem Hörsturz führen kann bei dem sich das oder die Ohren nicht mehr wirklich erholen, weil es keine wirkliche Heilbringende Medikamente gibt.


    Ich habe genau das Problem. Nach einem sehr langen Stress, mit Arbeit, Tod von Mutter, deren Wohnung auflösen, Katzen füttern bei meiner Schwester und nebenbei noch eine neue Wohnung suchen, etc kam es bei mir zum Hörsturz. Ganz Plötzlich, von einem Moment auf den anderen hörte ich rechts gar nichts mehr. Festgestellt habe ich das selber, als ich Abends im TV Nachrichten schaute. Wunderte mich das ich das Teil so extrem laut einstellen musste um überhaupt was zu verstehen was der Typ da sagte. Am nächsten Tag ging ich wieder Arbeiten, da ich erst dachte sei nur so gewesen weil ich sehr Erschöpft war. Doch dann kam es, wie es kommen musste. Mein Chef rief mich und ich hörte ihn nicht, da er von Rechts kam. Erst als er direkt neben mir stand und laut meinen Namen rief habe ich ihn gehört und bin natürlich erschrocken, da er so laut brüllte. Er schickte mich nach hause mit dem Befehl zum Arzt zu gehen, das sei nicht mehr normal.


    Der Arzt zu dem ich ging schaute in die Ohren, dachte es könnte ein Pfropf sein, also zuviel Schmutz der zusammenklebt. Doch dem war nicht so. Also ab in KH, mit Verdacht auf Hörsturz, für diverse Hörtests. Einige Stunden später war klar, ich hatte einen Hörsturz, ausgelöst durch den Stress und musste für 8 Tage im KH bleiben. Was mich sehr ärgerte und erst richtig stresste, weil ich eine neue Wohnung gefunden hatte und eigentlich weiter Packen sollte für den Umzug. Ich kriegte Täglich neue Infusion mit einem Medikament drin das helfen sollte. Leider hat sich das Ohr nicht mehr richtig erholt und so stand am Ende des Aufenthaltes fest, ich brauche Hörgeräte, weil man bei den Tests auch feststellte das mein Linkes Ohr nicht gut war, vermutlich von Geburt an.


    Ich hatte richtig Probleme damit, nicht weil sie nicht geholfen haben, sondern weil die Gesellschaft immer noch der Meinung ist das Hörgeräte schlecht sind, den Menschen abwerten, weil das ja nur so blöd pfeifende Dinger sind die nur alte Leute haben müssen. Genau das glaubte ich auch lange obwohl ich selber in Pflegeheimen gearbeitet hatte und sehr oft mit solchen Geräten zu tun hatte. Doch nun musste ich selber so etwas tragen und da kriegt man erst mal die Kriese. Es war ein Kampf gegen mich selber, gegen mein Vorurteil das ich von der Gesellschaft übernommen hatte, "Hörgeräte sind nur was schlechtes."


    Ja, ich schämte mich lange dafür, weil die Menschen allgemein denken das nur alte Leute Hörgeräte tragen. Es war Anfangs sehr schwer diese Dinger zu tragen. Heute kann ich dazu stehen und bin sogar froh darum. Denn ich könnte ohne sie vieles nicht mehr Hören, nur schon die Vögel, das fröhliche zwitschern der liebe Tierchen, es wäre einfach nicht mehr da. Heute kann ich die Dinger in aller Öffentlichkeit rausnehmen, was ich im Sommer öfters mache, denn wenn es Heiss ist schwitzt man und dann ist es unangenehm, da auch im Ohr Feuchtigkeit ist und nicht so einfach abziehen kann wegen den Hörgeräten. Ich habe kein Problem mehr damit sie raus zu nehmen, kurz zu putzen und wieder ein zu setzen, egal wer es sieht, egal wie blöd geschaut wird. Denn mal ehrlich für wen trage ich die Dinger? Richtig, für mich, weil ich damit besser hören kann und weil ich es liebe die fröhlichen Gesänge der Vögel zu hören.


    Ich denke genau da ist der Knackpunkt. Wenn man Hörgeräte bekommt, muss man sich erst mal an diese Dinger gewöhnen und gleichzeitig sich selber sagen das man damit nicht zur schlechteren Person wird, nichts verwerfliches an ihnen ist, sich nicht zurückziehen muss. Wie oft denken wir "die anderen denken nun sicher ...." Doch es sind nicht immer die anderen die so denken, sondern wir selber. Ich dachte Anfangs "die Dinger sehen scheisse aus und fallen sicher jedem auf und nun werde ich sicher ausgelacht, verspottet etc." Was geschah wirklich? Die Leute hatten Mitgefühl, fragten wie es mit diesen Dingern ist, stellten fest das sie ja gar nicht dauernd pfeifen, nicht so extrem auffallen und den Menschen gar nicht abartig verstellen, etc. Es liegt an uns, wie wir damit umgehen. Nehmen wir sie an, dann stört es auch die nicht, die uns kennen, da wir kein umständliches Theater veranstalten. Freunde stören sich nicht an den Dingern, genau so wie bei der Brille und das zählt, nicht was die Gesellschaft denk oder wir glauben was sie denken könnte.


    Für mich sind die Menschen die andere Verspotten wegen Hörgeräten oder anderen Hilfsmittel viel behinderter als die wirklich Behinderten. Gerade was Hörgeräte betrifft, jeder kann plötzlich einen Hörsturz erwischen und nicht immer erholen sich die Ohren so gut das man keine Hörgeräte braucht. Genau das sage ich den Dummschwätzern, wenn ich mit kriege das sie gegen alte Leute spotten, weil die mal was nicht sofort verstanden. In den Fällen wo ich reagiere, sage ich das auch ich solche Dinger trage und warum das so ist. Dann setze ich noch oben drauf das sie sich glücklich schätzen können, weil sie noch keinen solchen Hörsturz hatten, der durch Stress ausgelöst werden kann. Das ist als wenn man die Leute mitten ins Gesicht schlägt, sie wissen nicht mehr wie reagieren, schauen Betroffen weg. Dann wünsche ich ihnen nur noch einen schönen und Hörsturz freien Tag und gehe.

    Genau in dem Moment, als die Raupe dachte,
    die Welt geht unter, wurde sie zum Schmetterling.


    Autor Unbekannt


  • Sonja, danke für deine Einblicke. Dein Beitrag gefällt mir.
    Ich finde es gut, dass du so selbstbewusst im Umgang mit den Hörgeräten bist.


    Ich glaube, ich würde mir ein schönes buntes Hörgerät anschaffen, wenn ich mal eins bräuchte.
    Jonna schrieb ja schon, dass oftmals nur eine Teilkompensation durch ein Hörgerät stattfindet. Da fände ich es dann umso wichtiger, dass man auch sieht, was das Problem ist.


    Meine Schwiegermutter trägt auch ein Hörgerät. Allerdings steht sie mit diesem auf dem Kriegsfuß.
    Entweder ist alles zu laut, oder zu leise, oder es hallt. Irgendwie kommt sie gar nicht mit dem "Kassenteil" klar und dann ist sie frustriert, nimmt es raus und hört fast gar nichts mehr. Alles nicht so einfach mit dem Gerät. Brillen kompensieren da wirklich weitaus besser, obwohl ich, je älter ich werde, auch mit Brille nicht mehr meine volle Sehkraft herstellen kann.


    Ich jedenfalls würde mir wünschen, dass man seine Behinderungen oder Einschränkungen nicht mehr verstecken muss und dass die Gesellschaft diese nicht mehr als Makel empfindet.

  • Entweder ist alles zu laut, oder zu leise, oder es hallt. Irgendwie kommt sie gar nicht mit dem "Kassenteil" klar und dann ist sie frustriert, nimmt es raus und hört fast gar nichts mehr. Alles nicht so einfach mit dem Gerät.


    DAs kann ich mir gut Vorstellen wie das ist. Bin im Moment auch grad in der Probephase von neuen Geräten da bei den alten eines Kaputt ging. Bis da die Einstellungen wieder richtig sind ist es schwierig. Doch bei Kind Hörzentrale habe ich gute Erfahrungen gemacht, die versucht alles um mir das ganze wieder gut ein zu stellen.


    Sollte sie ein Gerät haben wo sie selber dran rumdrehen kann, dann muss man überlegen ob ein anderes Gerät besser wäre, weil manchmal drehen alte Leute an den Rädchen rum ohne das es ihnen wirklich bewusst ist und dann kann das natürlich völlig umgestellt sein, nicht mehr wie es sei sollte. Ich habe keine Ahnung welche Geschäfte/Hörzentralen bei euch sind, aber falls es da auch einen Kind gibt, geht mit ihr dorthin, die helfen wirklich gut.


    Fand grad die Filialsuche von Kind. Gab mal Karlsruhe ein, weil mir nichts anderes in Sinn kam. Also es gibt sicher irgendwo, in Deutschland, weitere solche Geschäfte. Kannst ja mal die Stadt eingeben die in der Nähe ist oder deinen Wohnort. Siehe hier -> Fachgeschäftsuche


    Wer sich dafür Interessiert, wie das ist wenn man eine Hörverminderung hat, kann das hier anhören und vergleichen mit dem Normalen Hören -> So klingt Hörverlust

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    Autor Unbekannt


  • Ich glaube es gibt zwei Probleme, weswegen eine Hörbehinderung so seltsam wahrgenommen wird.
    1. Schwerhörigkeit wird mit dem Alter in Verbindung gebracht. Also das nur alte Menschen dieses Problem haben und dazu kommen dann noch so andere alterstypische Schwierigkeiten...
    2. Hörbehinderung als solches ist vielen wahrscheinlich ein fremd Wort. Man weiß das Menschen taub sein können. Aber die können dann ja gar nichts hören und nicht sprechen.


    Ich denke, wenn man sich die Werbung anschaut wird ziemlich offensichtlich, dass sie vor allem alte Menschen ansprechen soll, die Altersbedingt Hörprobleme haben. Dabei wird ignoriert das Menschen a) mit einer Hörbehinderung geboren werden können und deswegen nicht gleich komplett taub sein müssen und b) das es eben Menschen wie Sonja gibt die auf Grund eines Unfalls oder einer Krankheit Hörprobleme bekommen.


    Ehrlich gesagt... Wenn mir Hörgeräte helfen würden, würde ich mir sofort so bunte Dinger anschaffen. Gerade die mit den Delfinen auf der Homepage haben mir super gefallen.
    Komischerweise sind ja vor allem die Hörgeräte bei Kindern bunt. :D

  • Heute kam ich mir vor wie ein sehr Schwerhöriger alter Mensch. Musste wegen den Hörgeräten zum HNO, weil die IV, welche für Hilfsmittel und Rente etc. zuständig ist, das so wollte, bevor sie das Endgültige ok für die neuen Geräte gibt.
    Ich ging also brav zu dem Arzt und habe die Hörgeräte schon nach wenigen Sekunden raus genommen, weil der Mensch hat mich sowas von laut angesprochen das mir die Ohren fast platzten. Unglaublich der sah das ich diese Dinger trage, ich sagte ihm das ich wegen denen zu ihm kommen muss, etc pp und dennoch brüllt der in der Gegend rum, das ich ihn fast gefragt hätte ob er mal meine Geräte ausleihen will, damit er selber hört wie sehr er mich anbrüllt.


    Musste dann Hörtest machen und fragte mich irgendwann warum die Dame immer so lange braucht bis sie den nächsten Ton über Kopfhörer schickt. Tja sie schickte laufend irgendwelche Töne, wie sich danach rausstellte.
    Es ist nun klar das die IV nicht drum herum kommt ihren Teil an neue Geräte zu bezahlen. Der Arzt sagte mir das beide Ohren nur etwas Unterschiedlich sind, mit beiden zusammen hätte ich 47% Hörverlust. :eek


    47% Hörverlust bedeutet ich höre, ohne Hörgeräte, etwas mehr als die Hälfte (53%) vom normalen hören. Zum glück sass ich auf dem Stuhl als er mir das eröffnete, sonst hätte es mich umgehauen.
    Ja, mich traf fast der Schlag, weil so schlimm habe ich es wirklich nicht erwartet.

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    Autor Unbekannt


  • Ella die IV ist vergleichbar mit der Deutschen Rentenversicherung.


    Sonja, ich bin grad auch sehr erschrocken, als ich das gelesen hab. Ich kenn dich ja nun schon ne Weile und du hattest immer Hörgeräte. Mir ist nie aufgefallen dass du tatsächlich so schlecht hörst, weil Zuhause hast du die ja auch öfters mal draußen... *grübel* Aber andererseits red ich ja auch immer recht laut... Wahrscheinlich ist mir das deswegen nicht richtig aufgefallen.

  • @Ella
    IV ist die Abkürzung für Invalidenversicherung. Die sind keine Versicherung wie andere, sondern sind die Anlaufstelle für Invalide. Finanzieren Hilfsmittel.Sie sind auch für die Rente zuständig. Also Rente für Leute wie mich, welche aus Gesundheitlichen und Psychischen Gründen, nicht mehr Arbeitsfähig sind.


    Die IV bezahlt mir z.B. auch alle 10 Jahre etwas an eine neue Brille, wenn es denn eine neue braucht. Bei Hörgeräten ist es alle 6 Jahre, wo ich neue kaufen könnte und mit einer Unterstützung der IV rechnen kann. Sie bezahlen aber nicht den vollen Preis, nur eine bestimmte Summe pro Gerät und den Rest darf man dann selber Berappen. Es kommt auf die Geräte an, wenn es ganz einfache sind, welche nicht viel Technischen Kram haben, kommt man vielleicht durch ohne das man selber was bezahlen muss.


    Meine Dinger waren aber früher schon teurer und ich musste damals schon einiges dazu bezahlen. Dieses mal wird es noch mehr werden, weil ich eine Zusatzfunktion Programmieren liess. Damit kann ich z.B. Abends beim Fernsehen, per Knopfdruck einstellen das sie lauter werden, also ich mehr höre, ohne das ich die Kiste extrem laut stellen muss. Doch so wie ich die IV kenne wird es heissen das sie diese Zusatzfunktion nicht nötig finden und darum nicht mehr bezahlen als unbedingt nötig ist. Ich brauche diese Funktion aber weil bei den neuen Geräten kann ich die Lautstärke nicht mehr selber rauf und runter drehen, wie bei den alten Geräten. Darum musste ich die Glotze einiges lauter stellen und das freut die Nachbarn nicht unbedingt wenn ich Nachts so laut aufdrehe. Kann ja keiner verlangen das ich um 22 Uhr die Kiste ausmache. Darum bin ich auch bereit da mehr drauf zu zahlen, als bei den ersten Geräten.



    @Trixi
    ich bin auch erschrocken, es war ein Schock der sass. Das hatte mich gestern noch lange beschäftigt, eben weil ich es nie so schlimm empfand. Doch wenn ich jetzt an den Test zurück denke, so ist das vor allem bei den höheren Tönen so das ich sie kaum oder gar nicht hörte. Tiefe Töne gehen besser. Worte mit hoher Stimme, leise gesprochen, verstand ich bei dem Test nicht mehr, obwohl ich die über Kopfhörer kriegte in geschütztem Raum, Schallgedämpft, wo kein anderes Geräusch rein kam.


    Vielleicht ist es uns darum auch nie aufgefallen wie schlecht ich wirklich höre. Es gab aber Momente wo man es merken konnte, das ich nicht gut hörte. Wenn du z.B. im Schlafzimmer was geholt hast und ich in Wohnzimmer oder in Küche war, da hörte ich das du was sagtest aber verstand nicht was. Anders gesagt ich nahm ein Geräusch war, wusste das es deine Stimme ist und das du mir was sagtest, aber ich ich verstand keine Worte.

    Genau in dem Moment, als die Raupe dachte,
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    Autor Unbekannt


  • *lach* Na, ich versteh da auch nichts mehr.... Also so von Raum zu Raum...
    Weißt ja, das ich teilweise auch massive Hörprobleme habe. Nur dummerweise nutzt mir ein Hörtest gar nichts, weil ich da immer gut abschneide... Das Problem liegt eben nicht an den Ohren und da scheint es keine Lösung zu geben.
    Aber naja... Ich hab mich dran gewöhnt. ;)

  • Auwei Sonja, das ist wirklich nicht schön! Das tut mir leid.


    Ja, das vertrackte am Hören im Gegensatz zum Sehen ist eben auch, dass man es selbst ja nicht so gut mitbekommt...


    Wenn ich etwas plötzlich nicht mehr scharf sehe, dann merke ich es eben. Wenn Bilder, Schrift, Personen unscharf werden oder sich der Abstand, den ich zu Dingen gewohnt bin um alles zu erkennen stark oder zunehmend verändern... wenn ich etwas schlechter höre, weiß ich es eben bei vielen Dingen garnicht, da sie für mich ja garnicht wahrnehmbar sind... es gibt die Dinge, die ich nicht höre für mich ja nicht!


    Lediglich im direkten Kontakt Vis-a-vis wird es mir selbst vielleicht irgendwann auffallen oder an der Dezibel Zahl, die mein Fernseher mir optisch nahebringt, wenn ich "am Regler drehe"...


    Wünsche dir in jedem Fall peppige Geräte, die gut eingestellt werden und das ganze für dich individuell bestmöglich kompensieren!
    ... UND im Zweifelsfall das Selbstbewußtsein mit dieser Beeinträchtigung OFFEN umzugehen und deiner Umgebung entsprechendes Verhalten zuzumuten!


    J
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  • Wünsche dir in jedem Fall peppige Geräte, die gut eingestellt werden und das ganze für dich individuell bestmöglich kompensieren!
    ... UND im Zweifelsfall das Selbstbewußtsein mit dieser Beeinträchtigung OFFEN umzugehen und deiner Umgebung entsprechendes Verhalten zuzumuten!

    Danke dir. Das offen damit umgehen ist für mich kein Problem. Habe ja schon lange Hörgeräte, nur jetzt eben neue, weil eines der alten den Geist aufgab. Die haben ja extrem lange gehalten, als der Arzt hörte wann ich die ersten bekam und seitdem keine neuen holte, sagte er spontan "oha, das sind ja Antike Dinger." :D


    Ich gehe offen damit um was man auch sieht, weil ich meine lange Mähne hinten zusammenbinde und die Ohren ganz zu sehen sind, inklusive die Geräte. Es ist für mich kein Problem mehr das andere die Geräte sehen könnten. Am Anfang, als ich die ersten hatte, war das noch ein Problem, da wollte ich sie immer verstecken. Seit ich das Lockerer nehme, sie angenommen habe und darum nicht mehr Verstecken will, habe ich schon paar Lustige Situationen erlebt. So z.B. mal im Denner. Ich stand an der Kasse und wollte bezahlen, verstand aber nicht genau wie viel ich zahlen sollte, weil die Verkäuferin die Zahlen nicht deutlich genug ausgesprochen hatte. Bevor ich nachfragen konnte, brüllte eine ältere Dame die Verkäuferin an, dass sie gefälligst laut reden solle, man sehe doch das ich Hörbehindert sei. Die junge Verkäuferin schaute mich erschrocken an, weil sie bis dahin nicht wusste das ich Hörgeräte trage. Ich bin auch erschrocken, aber nur weil die ältere Dame mir richtig in die Ohren brüllte. Ich versuchte sie zu beruhigen aber sie sprach die ganze Zeit extrem laut, bis ich mein Gesicht verzog als wenn ich einen Dachschaden hätte. Dann sagte sehr laut sie soll mir nicht so in die Ohren Brüllen. Ich hätte, wie sie richtig bemerkt habe, Hörgeräte, welche jeden Ton verstärken, also auch ihr Gebrüll und das täte mir in den Ohren weh. Sie schaute mich erst ziemlich erschrocken an, doch dann mussten wir Lachen, was andere Leute im Laden ansteckte.


    Ich denke die Leute verstanden das sie andere mit Hörgeräten nicht anbrüllen müssen, weil die Geräte helfen ja das wir besser hören. Ein Mann sagte irgendwo im Laden zu einer anderen Person, die mit Hörgeräten hören unter Umständen mehr als uns lieb ist. Ich antwortete darauf in dem ich sagte, "ja der Herr, irgendwo da hinten im Laden, sie haben recht, ich hörte sie." Das gab ein Gelächter im ganzen Laden. :D


    Ich habe auch kein Problem wenn mich irgendwer darauf anspricht. Man sieht die Dinger nicht so gut wenn man mir gegenüber steht aber wenn man mich von der Seite her anschaut fallen sie auf. Was mal einem kleinen Mann aufgefallen ist als ich, wie viele andere, auf den Bus wartete. Der kleine sagte zur Mutter du die ist behindert, die muss im Bus sitzen können. Die Mutter hätte sich am liebsten im Boden verkrochen. Ich sah das locker und erklärte dem Knirps das ich nicht behindert bin, sondern mit den Ohren ein Problem habe. Er war so süss und mutig, denn er fragte ob ich denn die Dinger da rausnehmen kann und ober mal eines anfassen darf. So haben wir uns die Wartezeit verkürzt und der kleine Mann hat gelernt das Hörgeräte nichts schlimmes sind. Die Mutter entschuldigte sich immer wieder, was ich verstehen kann. Kinder können einen in sehr Peinliche Situationen bringen. Als sie kurze Zeit später ausstiegen winkte mir der kleine und schickte ein Küsschen durch den halben Bus. <3


    Es gibt sicher auch andere Reaktionen aber so etwas beachte ich dann einfach nicht. Mir ist bewusst das dies nicht alle so locker nehmen können, das viele Probleme mit den Geräten haben, sie schwer annehmen können.
    Hatte ich wie gesagt auch, am Anfang. Doch heute gehören sie zu mir, wie die Brille auf die Nase gehört.

    Genau in dem Moment, als die Raupe dachte,
    die Welt geht unter, wurde sie zum Schmetterling.


    Autor Unbekannt