Autismus erklären - einfach, schnell und einprägsam

  • Ich habe es mittlerweile sooooo satt, den Menschen Autismus zu erklären. Die Leute wollen es nicht verstehen. Leider sind darunter auch Fachleute z.B.Therapeuten und sogar sogenannte Autismusexperten. Erkläre ich zehn Menschen Autismus, sind vielleicht zwei bereit, verstehen zu wollen. Die anderen: Ja, aber.......blablabla......
    Meist geht es um Forderung nach Anpassung und "auf Spur bringen".


    Autismus zu erklären und zu verstehen ist nicht immer einfach. Ich verstehe, dass es vielen Leuten zu komplex ist, aber ich verstehe nicht, warum vielen Menschen ein Perspektivwechsel so schwer fällt und ihn auch nicht zulassen wollen. Mir geht echt die Puste aus.


    Ich brauche kurze, einfache und einprägsame Erklärungen, damit die Menschen sich nicht von den Erklärungen überfordert fühlen. Was könnt ihr mir empfehlen?

  • Trixi, das Buch hört sich gut an, aber ich denke, dass die meisten Leute nicht Bücher lesen wollen. Die Leute, die ein intensiveres Interesse am Thema haben und offen für Erklärungen sind, die erreiche ich mit einem Buch, aber die restlichen Leute brauchen kurze, einfache, nachvollziehbare Erklärungen, die den Autismus auf den Punkt bringen und im Kopf bleiben.


    Die Frage ist auch, wie ich sogannte Experten/ Fachmenschen erreiche, die davon ausgehen, sie hätten den Kern des Autismus verstanden, aber trotzdem Autisten auf Spur bringen wollen und Anpassung verlangen.

  • Aber, Ella, wenn Du Fachleute auf die Spur bringen willst, die auf der falsche Fährte sind, lässt sich nicht viel machen, wenn sie nicht bereit dazu sind.
    Normalerweise erreicht man Leute auch mit Literaturempfehlungen, wenn sie eigentlich meinen, Autismus verstanden zu haben.
    Ich habe immer dieses Buch empfohlen bzw. verliehen, weil es einen so schönen Perspektivwechsel hat:
    https://www.amazon.de/Why-John…why+johnny+doesn%27t+flap

  • In der UK-Kiste gibt es auch eine tolle Übersicht: "Unaufgeregter Umgang mit Konflikten". Sollte auch mal vielleicht in jeder Einrichtung hängen...
    https://die-uk-kiste.jimdo.com…rausforderndes-verhalten/


    Erklärt einfach, wie man mit Menschen aus dem autistischen Spektrum umgehen kann, ohne dass man Erklärungen "warum" braucht...

  • Die Materialen, die in der UK-Kiste angeboten werden, finde ich gut! (Danke für den Link, Annemarie)


    Ich würde Autismus aber nicht ausschließlich auf herausforderndes Verhalten reduzieren wollen, das wäre mir (so wichtig das Thema auch ist) ein zu einseites Bild.

  • Das war ja auch nicht beabsichtigt!
    Es geht um den Perspektivwechsel - Nicht: "Wie muss sich der autistische Mensch verhalten?". Sondern: "Wie muss sich das Gegenüber (der Lehrer) im Umgang mit diesem verhalten?"
    Das finde ich total genial gemacht. An den Lehrer werden Verhaltensanforderungen gestellt, nicht an den Schüler.

  • Hallo,


    Autismus kurz und knapp erklären - geht nicht. :P
    Wenn ich auf ahnungslose Fachleute treffe, die aber denken, sie hätten Ahnung, bin ich eher geneigt, es woanders zu versuchen, als zu erklären. Deshalb treibe ich lieber größeren Aufwand, zu guten Fachleuten zu kommen, fahre weiter, suche länger, ...


    Ansonsten hab ich für Privatleute schon auch mal Flyer verfasst, überwiegend erkläre ich aber nicht mehr Autismus, sondern einzelne Besonderheiten vom Junior, die halt grade relevant sind. Sonst wird es den Leiten schnell zuviel und die verlieren den Überblick ;)
    Solche Einzelaspekte kann man oft gut mit Blogbeiträgen illustrieren.


    grüsse

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Annemarie, kannst du noch mehr Literatur zum Thema "Perspektivwechsel" empfehlen?


    Leider jetzt nicht - ich bin da etwas "raus" - muss schon lange nichts mehr erklären.
    Kommt ja auch drauf an, wem man was erklären will.
    Bei Therapeuten mache ich es wie Enscha - wenn sie keine Ahnung haben, schaue ich mich lieber woanders um.
    Lehrern könnte man die Bücher von Tony Attwood empfehlen - hab aber noch nicht erlebt, dass jemand Bedarf angemeldet hätte. Was aber nicht schlecht ist, denn so wird das Kind gesehen, nicht der Autist.
    In ein paar Sätzen, dass es jeder verstehen kann, wird man es wohl nicht erklären können.


    Um welche Zielgruppe geht es Dir denn genau?

  • Hallo,


    wenn man man an manchen Stellen doch allgemeine Info braucht (zb wenn mich hier im Umfeld Pädagogen aus dem Kindergarten fragen), dann verweise ich zb auf diese Webseite:
    https://autismus-kultur.de/aut…rum-was-ist-autismus.html


    Was ich auch gut finde, ist der Artikel über Autismus auf der Kinderseite http://www.helles-koepfchen.de
    Das passt auch für Erwachsene ganz gut, die sich nicht durch einen Fachartikel lesen wollen (den Artikel hat Silke Bauerfeind geschrieben von Ellas Blog).
    ansonsten je nach Einzelaspekt halt einschlägige Blogs, zb der Blog von Sabine Kiefner, Innerwelt von Maedel, Ellas Blog samt tollen Gastbeiträgen, Butterblumenland, Steinzeitplanet, .... irgendwo haben wir doch mal die Blogs gesammelt?


    Zur Notwendigkeit von alternativer Kommunikation (UK) und Modelling hat Claudio Castaneda auf YouTube Erklärvideos eingestellt. Kommunikation ist ja eigentlich immer der Schlüssel beim Lernen über Autismus



    Wenn jemand so gar nix checkt, dann laufen Texte und mündliche Erklärungen ins Leere. Da kann man vielleicht mit Übungen arbeiten, wie sie in Fortbildungen gemacht werden. Zb alle stehen im Kreis. Wechselnd wird einer ausgesucht, der eine Nachricht empfangen und verstehen soll,. Der Kursleiter spricht diese, gleichzeitig sprechen aber alle anderen auch, scheinbar ungefragt,ganz verschiedene Texte. Da verstehst du Wörter und Satzfetzen, aber keinen Zusammenhang , und du kiregst in kurzer Zeit die Krise wegen Überforderung und Reizüberlastung.
    Das funktioniert auch mit drei Radios oder CD-Playern nebeneinander, die verschiedenes gleichzeitig abspielen.
    Man kann den sozialen Druck dabei erhöhen (schließlich spüren Autisten den ja auch), wenn man vorher drauf hinweist, dass dass eine kurze Zusammenfassung des Gehörten im Anschluss blabla und zb was von Zeitknappheit sagt, ...
    So schafft man den Perspektivwechsel dann leichter, weil man dann eben tatsächlich in der Haut des Gestressten steckt .

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Enscha, vielen Dank! :)


    Wenn jemand so gar nix checkt, dann laufen Texte und mündliche Erklärungen ins Leere. Da kann man vielleicht mit Übungen arbeiten, wie sie in Fortbildungen gemacht werden. Zb alle stehen im Kreis. Wechselnd wird einer ausgesucht, der eine Nachricht empfangen und verstehen soll,. Der Kursleiter spricht diese, gleichzeitig sprechen aber alle anderen auch, scheinbar ungefragt,ganz verschiedene Texte. Da verstehst du Wörter und Satzfetzen, aber keinen Zusammenhang , und du kiregst in kurzer Zeit die Krise wegen Überforderung und Reizüberlastung.
    Das funktioniert auch mit drei Radios oder CD-Playern nebeneinander, die verschiedenes gleichzeitig abspielen.
    Man kann den sozialen Druck dabei erhöhen (schließlich spüren Autisten den ja auch), wenn man vorher drauf hinweist, dass dass eine kurze Zusammenfassung des Gehörten im Anschluss blabla und zb was von Zeitknappheit sagt, ...
    So schafft man den Perspektivwechsel dann leichter, weil man dann eben tatsächlich in der Haut des Gestressten steckt .

    Das finde ich richtig gut. Oft fällt Leuten ein Perspektivwechsel ja schwer, aber wenn er als Spiel verpackt wird, ist es viel leichter, weil es nicht so abstrakt, sondern wirklich erfühlbar ist.


    Durch die Links werde ich mich durchlesen. Blogempfehlungen habe ich übrigens auch schon öfter gegeben. Ob sie gelesen wurden, weiß ich nicht.