Inklusionsfakten - Was kann man sagen, wenn.....

  • Hallo Ella,


    die gute Absicht hinter dieser Website erkenne ich an, aber ich teile ehrlich gesagt nicht alle (vermeintlichen) Fakten, die dort vertreten werden. In diesem Punkt bin ich z.B. eindeutig anderer Meinung:


    http://inklusionsfakten.de/kin…inen-schonraumschutzraum/


    Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass eine Sonderschule in Einzelfällen durchaus ein wichtiger Schonraum sein kann. Ich habe mit Sonderschulen auch nicht nur positive Erfahrungen gemacht, denn natürlich gibt es gute und weniger gute. In der 5. Klasse war ich allerdings für ein Jahr auf einer Sprachheilschule und weiß, dass ich diesen Schonraum im Rückblick auch gebraucht habe, weil die Situation vorher in der Grundschule derart festgefahren war, dass es dort beim besten Willen nicht mehr ging.


    Ich habe selbst erlebt, dass eine Regelschule mitunter auch eine einzige Quälerei für Kinder sein kann, wo ich frage: Muss man den Kinder so etwas wirklich um jeden Preis antun??? Nur weil irgendein gesellschaftliches Idealbild von Inklusion damit erfüllt werden muss???


    Im Mittelpunkt muss für mich immer der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen stehen. Niemals eine bestimmte Weltanschauung, egal ob man sie Inklusion nennt oder immer. Ich sage das nicht, weil ich provozieren will oder ein Ewiggestriger bin, sondern weil ich ich mein ganz persönlichen Erfahrungen sowohl Regel- wie auch mit Sonderschulen hinter mir habe.


    Das ist es, was mich an der verlinkten Website so stört: Sie kommt mit dem "erhobenen Zeigefinger" daher und will Menschen mit anderer Meinung regelrecht an die Wand argumentieren mit (tatsächlichen oder vermeintlichen ) Fakten, die zur absoluten Wahrheit erhoben werden und bei denen kein Widerspruch, keine andere Meinung mehr zugelassen wird. So ein Diskussionsstil macht mir Angst, denn er hat etwas von Fundamentalismus.


    Ich war und bin immer bereit, über alles zu diskutieren und mich auch mit anderen Meinungen auseinander zu setzen, aber diese eklig-arrogante "Zeigefinger-Ton" mit dem viele Inklusionsbefürworter daherkommen (leider auch die verlinkte Website), den kann ich nicht ab und da fühle ich mich nicht ernst genommen.


    Ella, das ist jetzt auf keine Fall gegen dich und irgendwen hier aus dem Forum gemeint. Das Problem ist nur, ich habe mit Inklusionsbefürwortern auch schon sehr frustrierende Gespräche geführt, wo ich mich als Mensch mit meine persönlichen Bedenken gar nicht ernst genommen fühlte, sondern sofort in die Ecke "bornierter Ewiggestriger" gestellt wurde. Unter solchen Umständen vergeht einem ganz schnell die Lust auf wetere Diskussionen. Ich sage keiensfalls, dass alle Inklusionsbefürworter so sind, aber leider gibt es welche, die eine unglaubliche Selbstgerechtigkeit ausstrahlen.


    Ich stehe jedenfalls dazu: Behinderte Kinder brauchen in Einzelfällen sehr wohl Schonraum. Da verlasse ich mich im Zweifel lieber auf meine ureigene Lebenserfahrung, als auf irgendwelche noch so gut recherchierten "Inklusionsfakten", die scheinbar über jede Kritik erhaben sind, in Wahrheit genauso subjektiv sind wie alle anderen Meinung auch.

  • Ich hoffe, ihr nehmt mir meinen Beitrag von heute Mittag nicht übel. Es geht mir wirklich nicht darum, gegen die Zielsetzung des Forums zu schießen, sondern es hat wirklich mit meiner eigenen Geschichte zu tun.


    Für mich gab es früher zwei vergleichweise schöne Jahre in der Realschule (7./8.Klasse), aber ansonsten habe ich die Regelschule duchgängig als Belastung erlebt, wo ich immer wieder gescheitert bin, was zum Schluss auch mit einem psychischen Zusammenbruch endete. Da frage ich mich wirklich: Muss man behinderten Kindern diese Belastungen der Regelschule wirklich im jeden Preis antun? Und das über viele Jahre hinweg?


    Ich weiß, dass die wirklich inklusiven Schulen heutezutage anders ausehen (bzw. anders ausehen sollten) als das, was ich vor 30 Jahren erlebt habe. Trotzdem habe ich aufgrund meienr eigenen Erlebnisse Zweifel, ob das in der Praxis immer so schön und rosarot funktioniert, wie die Theorie sich das vorstellt.


    Ich arbeite ja heute selbst auf dem ersten Arbeitsmarkt, bin also auch "inkludiert", wenn man so viel. Schon deshalb kann ich gar kein Inklusionsgegener sein, wie mir das in der Vergangenheit so manches Mal unterstellt wurde. Dann würde ich ja - bildlich gesprochen - an dem Ast sägen, auf dem ich selber sitze.


    Trotzdem: Man darf eine Idee, so gut und ehrenwert sie auch sein mag, niemas über den Menschen und seine konkreten Bedürfnisse stellen. Das wäre Dogmatismus - und Dogmatismus in jeder Form lehne ich zutiefst ab. Dogmatismus fängt für mich auch dort an, wo man behauptet, jedes Kind müsse (unabhängig von Art und Schwere der Behinderung) um jeden Preis auf die Regelschule gehen, egal ob es dort psychisch zugrunde geht oder nicht.


    Ich finde, dass beide Schulformen (Regelschule und Sonderschulen) ihre Berechtigung haben und dass man nur im Einzelfall entscheiden kann, was für das jeweilige Kind die richtige Lösung ist. Da würde ich mir manchmal ein bsischen weniger Dogmatismus in der Debatte wünschen. Für mich stehen Sonderschulen nicht im Widerspruch zur Idee der Inklusion, das ist aber nur meine ganz persönliche Auffassung,

  • Ich glaube, nicht nur behinderte Kinder brauchen einen Schonraum, sondern alle anderen Kinder brauchen ebenfalls einen Schonraum.
    Bei einer guten Inklusion spielt es für mich dann gar keine Rolle mehr, welches Kind wie, warum und wieso einen Schonraum braucht. Es heißt, das jedes Kind den Schonraum bekommt, den es braucht.



    Und Dario, bei einer Sache stimme ich dir voll und ganz zu: Radikalismus egal in welcher Form ist der falsche Weg. Das zählt für die Inklusion genauso wie für andere Dinge.

  • Ich glaube, nicht nur behinderte Kinder brauchen einen Schonraum, sondern alle anderen Kinder brauchen ebenfalls einen Schonraum.
    Bei einer guten Inklusion spielt es für mich dann gar keine Rolle mehr, welches Kind wie, warum und wieso einen Schonraum braucht. Es heißt, das jedes Kind den Schonraum bekommt, den es braucht.


    Und Dario, bei einer Sache stimme ich dir voll und ganz zu: Radikalismus egal in welcher Form ist der falsche Weg. Das zählt für die Inklusion genauso wie für andere Dinge.


    Dem möchte ich mich anschließen.


    Dario, in einer gelungenen Inklusion bekommt jedes Kind die Förderung, die es braucht.
    Inklusion in der Schule bedeutet nicht, dass die Kinder auf Biegen und Brechen gemeinsam den Satz des Pythagoras oder Französischvokabeln lernen.
    Dieses Argument wird ja immer wieder gerne hervorgekramt, wenn man sich gegen Inklusion positioniert.
    Dass wir von echter Inklusion noch meilenweit entfernt sind und Inklusion oft ein Sparmodell ist, bestreitet sicher kaum jemand.
    Ich würde für meinen Sohn, wäre er jetzt noch ein Schulkind, vermutlich auch noch eher die Förderschule bevorzugen, denn die momentanen Bedingungen wären für ihn nicht gut, von daher plädiere ich noch für die Wahlfreiheit. Trotzdem bin ich dafür, die Inklusion voranzutreiben.


    Wir sollten nicht länger darüber reden, was nicht geht, sondern darüber, wie Inklusion funktionieren kann.


    Lasst uns doch mal etwas herumspinnen und jeder schreibt, was er sich unter einer Inklusion vorstellt und was wir uns alle für eine gelungene Inklusion wünschen würden.
    Träumen darf man ja noch.....


    Dario, wie stellst du dir Inklusion vor? Was hast du für ein Bild im Kopf. Vielleicht kann man da ansetzen und anhand deiner Schilderung eine optimale Inklusion "basteln".
    Das, was du damals in deiner Schulzeit als Integration oder Inklusion erlebt hast, war und ist KEINE Inklusion gewesen, auch wenn sie euch vielleicht als solche verkauft wurde.


    In einer abgeschlossen und gelungenen Inklusion wäre ein Förderschulsystem überflüssig, weil die Schule sich den Bedürfnissen der Kinder anpassen muss und nicht das Kind der Schule.
    Ob wir diesen Zustand jemals erreichen werden? Keine Ahnung, aber ich hoffe es......

  • Dario, wie stellst du dir Inklusion vor? Was hast du für ein Bild im Kopf. Vielleicht kann man da ansetzen und anhand deiner Schilderung eine optimale Inklusion "basteln".
    Das, was du damals in deiner Schulzeit als Integration oder Inklusion erlebt hast, war und ist KEINE Inklusion gewesen, auch wenn sie euch vielleicht als solche verkauft wurde.


    Hallo Ella,


    zu meiner Schulzeit gab es noch keine Inklusion und sie wurde auch nicht als solche verkauft, denn ich habe die Schule bereits 1990 verlassen bzw. abbrechen müssen.


    Was ich erlebt habe, war ein Schulsystem, in dem ich damals als unerkannter Asperger-Autist volkommen unterging und weitestgehend mir selbst überlassen wurde, womit ich volllkommen überfordert war. Ob ich im heutigen Schulsystem gegenüber früher so grundlegend etwas geändert hat, daran habe ich meien Zweifel, deshalb fällt es mir auch schwer zu glauben, dass die Regelschule tatsächlich für alle Kinder unter allen Umständen geeignet ist.


    In einer abgeschlossen und gelungenen Inklusion wäre ein Förderschulsystem überflüssig, weil die Schule sich den Bedürfnissen der Kinder anpassen muss und nicht das Kind der Schule.
    Ob wir diesen Zustand jemals erreichen werden? Keine Ahnung, aber ich hoffe es......


    Das ist ein wunderschöner Traum, natürlich. Ich glaube aber, dass es noch sehr, sehr lange dauern wird, bis wir diesen Traum, von Inklusion auch nur ansatzweise erreicht haben. Da bin ich Realist geworden im Laufe der Jahre. Genauso wie eine Weltlohne Waffen, ohne Kriege und Umweltzerstörung auch ein wunderschönes und absolut ehrenwertes Ziel ist, für das man auch kämpfen sollte. Man darf sich nur nicht der Illusion hingeben, dass man diesen Idealzustand jemals vollständig erreichen wird.


    Die Frage ist für mich auch: Warum muss man denn die Förderschulöen um jeden Preis abschaffen, wenn es immer wieder einzlene Kinder gibt, die diesen Schonraum brauchen? Ich sehe die Notwendigkeit ehrlich gesagt nicht, weil ich es für mich nicht (jedenfalls nicht zwangsläufig) als Diskriminerung empfunden habe, eine Förderschule zu besuchen, solange es eine gute und kompetent geführte Förderschule war. Ob ein Kind auf eine Regelschule oder Förderschule geht, finde ich nicht so entscheidend. Viel entscheidender finde ich, dass sich ein Kind in einer Schule gut aufgehoben fühlt und sich nach besten Möglichkeiten entfalten kann.

  • Noch einmal dazu:


    Dario, wie stellst du dir Inklusion vor? Was hast du für ein Bild im Kopf. Vielleicht kann man da ansetzen und anhand deiner Schilderung eine optimale Inklusion "basteln".


    Man könnte es als Inklusion bezeichnen, dass ich heute auf dem ersten Arbeitsmerkt tätig bin und dort Bedingungen vorfinde, unter denn ich mich einigermaßen gut entfalten und meine Leistung bringen kann. Dass ich eine gewisse Rücksichtnahme gegenüber meine autismusbedingten Einschränkungen erfahre und die Vorteile des Schwerbehindertenrechts nutzend darf, aber trotzdem versuche, alle Abeiten zu erledigen, die andere Technische Zeichner auch erledigen, ohne groß auf diesen Sonderrechten "herumzureiten".


    Für mich selbst habe ich das nie als Inklusion bezeichnet, denn mit politischen Schlagworten habe ich es nicht so. Ich würde eher sagen, ich hatte einerseits großes Glück, habe andererseits zur richtigen Zeit eine faire Chance bekommen und diese Chance genutzt. Also ein wechselseitiges Geben und Nehmen, wenn man so will. Ich habe meinen Teil dazu beitragen müssen, dass es funktioniert, aber die Firma bzw. die Kollegen genauso.

  • Dario, wir sind glaube ich gar nicht so weit voneinander entfernt. Wir träumen beide von denselben Dingen. Es wäre doch schön, wenn man gemeinsam um deren Verwirklichung kämpfen würde, auch wenn es nur in Minischritten vorwärts geht.


    Ich würde eher sagen, ich hatte einerseits großes Glück, habe andererseits zur richtigen Zeit eine faire Chance bekommen und diese Chance genutzt. Also ein wechselseitiges Geben und Nehmen, wenn man so will. Ich habe meinen Teil dazu beitragen müssen, dass es funktioniert, aber die Firma bzw. die Kollegen genauso.


    Du hattest großes Glück und eine Chance. Ich wünsche mir, dass alle Menschen mit Behinderung nicht auf Glück und Chancen angewiesen sind, sondern dass es es selbstverständlich wird, dass Inklusion nicht von Glück und Chancen abhängig ist.


    Darüber hinaus wünsche ich mir, dass nicht nur den Menschen die Inklusion offen steht, die etwas Geben oder eine Anpassungsleistung erbringen können, denn dann macht Inklusion keinen Sinn und das widerspräche dem Inklusionsgedanken. Das was du von dir und deiner Arbeitssituation beschreibst, ist Integration, in der behinderte Menschen sich anpassen und etwas Geben müssen, um integriert zu werden.
    Dieser Gedanke ist in einer Inklusion hinfällig.


    Mein Sohn könnte unter den derzeitigen Bedingungen nicht auf dem 1. Arbeitsmarkt arbeiten, aber mit einer Assistenz könnte ich mir das durchaus vorstellen.
    Würde man ihm das gestatten, könnte er ganz sicher etwas zurückgeben: ZUFRIEDENHEIT und Freude an der Arbeit.
    Leider wird ihm diese Chance und dieses Glück verwehrt, denn eine Assistenz wird ihm nicht genehmigt. Zu teuer! Man will Inklusion am liebsten zum Nulltarif. Ist das gerecht?

  • Darüber hinaus wünsche ich mir, dass nicht nur den Menschen die Inklusion offen steht, die etwas Geben oder eine Anpassungsleistung erbringen können, denn dann macht Inklusion keinen Sinn und das widerspräche dem Inklusionsgedanken. Das was du von dir und deiner Arbeitssituation beschreibst, ist Integration, in der behinderte Menschen sich anpassen und etwas Geben müssen, um integriert zu werden.
    Dieser Gedanke ist in einer Inklusion hinfällig.


    Das ist sicher richtig, dass es sich bei meinem Weg eher um die die klassische Integration handelt als um Inklusion, so wie man sie heute versteht. Aber wie soll es auf dem ersten Arbeitsmarkt auch anders funktionieren? Kein Arbeitnehmer wird einen Menschen einstellen (egal ob behindert oder nicht), der nicht auch in irgendeiner Weise produktiv und gewinnbringend für ihn arbeiten kann. Unternehmer müssen immer auch wirtschaftlich denken, das kann man ihnen im Prinzip nicht verübeln.


    Das heißt natürlich nicht, dass Menschen wie dein Sohn keine Chance bekommen sollen. Ich wünsche mir auch, dass jeder Mensch seine faire Chance in dieser Gesellschaft bekommt; völlig egal ob er behindert ist oder nicht. Ob man den 1. Arbeitsmarkt (vor allem in der Privatwirtschaft) aber völlig vom Leistungsgedanken entkoppeln kann, das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, das stößt unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem an seine prinzipiellen Grenzen, würde ich sagen.

  • Ich denke was den Arbeitsmarkt angeht. Es müsste gar nicht so viel umgedacht werden. Natürlich gibt es Jobs wo man total leistungsfähig sein muss. Aber es gibt gleichzeitig auch Jobs wo das eben gar nicht so der Fall ist. Es gibt Arbeitsbereiche wo eine zusätzliche Arbeitskraft gerne gesehen wird. Das Problem liegt dann eher daran, dass eben in vielen Bereichen nicht ordentlich bezahlt wird. Also ein Job wo man min. 100% geben muss, weil man sonst unmöglich davon leben kann.


    Es wäre soooo toll, wenn es einfach normal und selbstverständlich wäre, das es Lücken im System gibt und mn für alle Menschen den passenden Ort finden kann.


    Achja.. Ich kann das Problem mit den Förderschulen verstehen. Es sind zu wenig Schüler...
    Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum man nicht umgekehrte Inklusion macht. Also das man normale, gesunde Kinder mit in die Förderschule lässt, um die Klassen / Förderschulen zu halten.

  • Dario, ich denke, wir müssen gewohnte Pfade verlassen und neue Ideen entwickeln.
    Natürlich kann kein Mensch mit einer geistigen Behinderung Arzt oder Pilot werden, aber vielleicht kann er beim Putzen des Flugzeuges helfen, im Café auf dem Flughafen arbeiten oder in der Küche des Krankenhauses bei der Essenszubereitung helfen.
    Einige Menschen mit einer geistigen Behinderung arbeiten in der Altenpflege und in Kindergärten. Sie schenken Zeit und Aufmerksamkeit und helfen auch bei den anfallenden Arbeiten.
    In den Supermärkten fallen mir von der Reingung bis zum Auffüllen der Regale Tätigkeiten ein.
    Man müsste außerdem Konzepte und Ideen entwickeln, wie man sehr schwer geistig behinderte Menschen inkludieren und teilhaben lassen kann.
    Ich bin sicher, die wird man finden, wenn man sich dem Thema öffnet und Inklusion nicht als Sparmodell versteht.


    Meinem Sohn würde die Arbeit z.B. in einem Café sicher Spaß machen. Er bräuchte aber Unterstützung, Anleitung und Zeit. Das alles wird ihm nicht gewährt. Natürlich könnte er nicht so flink bedienen, den Kunden "beschleimen" und funktionieren wie ein nichtbehinderter Mensch, aber wenn er eine Anleitung hätte, dann könnte er seine Arbeit im Rahmen seiner Möglichkeiten sicher gut machen.
    Und wer ein Inklusionscafé besucht muss mit Fehlern im Ablauf und mit Verhalten, was von der Norm abweicht, rechnen. Ich würde mir mehr Toleranz und Geduld wünschen. Das täte der Gesellschaft im Allgemeinen gut.


    Inklusion dient nicht nur den Menschen mit Behinderung. Inklusion wird das Leben für alle Menschen lebenswerter machen. Und nun muss ich dich wieder zitieren:

    Im Mittelpunkt muss für mich immer der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen stehen.


    Das gilt in der Inklusion für alle Menschen!
    Ich weiß, dass dies für viele Menschen utopisch klingt, aber eigentlich könnte es viel einfacher sein, denn auch kleine Schritte können eine große Wirkung erzielen.


    Vor einiger Zeit war es auch für körperbehinderte Menschen schwierig, auf dem 1. Arbeitsmarkt integriert zu werden.
    Mittlerweile öffenen sich immer mehr Arbeitgeber. Man ermöglich den Menschen durch Umbauten und Hilfen eine Teilhabe.
    Es wird Zeit, dass dies auch Menschen mit einer geistigen Behinderung ermöglicht wird.


    Wenn viele Menschen mitdenken, ihr Herz öffnen und bereit sind, neue Wege zu beschreiten, muss Inklusion keine Utopie bleiben.
    Aus diesem Grund finde ich Diskussionen wie diese mit unterschiedlichen Meinungen sehr wichtig, denn so findet ein Austausch statt, es entstehen Bewegung und neue Gedankengänge.

  • Das ist doch ein schönes Beispiel für "Schonraum", wie ich ihn mir vorstelle, inklusiven Schonraum. Wenn Ellas Sohn die Unterstützung bekäme, die er bräuchte, um in einem Café zu kellnern, dann wäre ICH da gerne Kundschaft, weil mir das pressante, lackierte, ökonomiediktierte oft auf den Geist geht, und ich meinen Kaffee lieber in einer anderen Athmosphäre tränke. Dafür würde ich durchaus in Kauf nehmen, auf meine Bestellung mal ein wenig länger zu warten, oder mal einen nach Tagesform "eckigeren" Kellner zu haben.
    Es ist ja nicht so, dass Leute mit Behinderung nichts leisten würden, auch arbeitsmäßig, es ist halt nur so, dass es da eine sehr normierte, konservative, behindertenfeindliche Definition von "Leistung" gibt.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    Einmal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Hallo Ella,


    ich gebe zu, dass mir das Konzpt der Inklusion noch so neu und ungewohnt ist, dass ich mich schwer tue, eine Zugang dazu zu finden. Wenn ich das Stichwoet Inklusion höre, denke ich immer noch zuerst an behinderte Kinder, die um jeden Preis durch die Regelschule "gepeitscht" werden sollen, auch wenn sie dort hilflos überfordert zugrunde gehen. Das ist eine Inklusion, die zum Selbstzweck wird und an den Bedürfnissen derjenigen, für die sie eigentlich da sein soll, vorbei geht.


    Natürlich kann kein Mensch mit einer geistigen Behinderung Arzt oder Pilot werden, aber vielleicht kann er beim Putzen des Flugzeuges helfen, im Café auf dem Flughafen arbeiten oder in der Küche des Krankenhauses bei der Essenszubereitung helfen.


    Wenn Inklusion so aussieht, das finde ich das wunderbar - dann bin ich auch Letzte, der etwas dagegen sagt :)


    In den Supermärkten fallen mir von der Reingung bis zum Auffüllen der Regale Tätigkeiten ein.


    Auch die Idee ist gut, allerdings würde ich schon aufpassen, dass behinderte Menschen (unter dem Vorwand der Inklusion) nicht als bequeme und billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, die sich nicht wehren können. Das muss nicht passieren und ich will auch nicht zu pessimistisch sein, aber ausschließen kann man das nicht.


    Inklusion dient nicht nur den Menschen mit Behinderung. Inklusion wird das Leben für alle Menschen lebenswerter machen.


    Natürlich kann sie das, das will ich nicht bestreiten. Momentan habe ich trotzdem das Gefühl, Insklusion ist weniger eine große humanistische Idee (die sie vielelicht sein könnte), sondern eher eine seelenlose bürokratische Phrase, die dazu nur dient, Fördergelder hin- und herschieben und an allen Ecken um Kosten zu feilschen. Solange sich Inklusion so ausdrückt, bleibe ich skeptisch und kann diese Skepspis auch nicht ablegen.


    Wenn viele Menschen mitdenken, ihr Herz öffnen und bereit sind, neue Wege zu beschreiten, muss Inklusion keine Utopie bleiben.


    Für Utopien bin ich immer offen, aber wo ist denn die große Utopie, wenn sich z.B. alle möglichen staatlichen Stellen um die Kostenübernahme für Therapien und Fördermaßnahmen streiten, und die Kosten ständig von einer Stelle zur nächsten abwälzen? Von großen Utopien sehe ich da nicht viel, sondern viel bürokratischen Hickhack, unter dem gerade die Menschen am meisten leiden, um die es eigentlich gehen soll.

  • Natürlich kann sie das, das will ich nicht bestreiten. Momentan habe ich trotzdem das Gefühl, Insklusion ist weniger eine große humanistische Idee (die sie vielelicht sein könnte), sondern eher eine seelenlose bürokratische Phrase, die dazu nur dient, Fördergelder hin- und herschieben und an allen Ecken um Kosten zu feilschen. Solange sich Inklusion so ausdrückt, bleibe ich skeptisch und kann diese Skepspis auch nicht ablegen.


    Für Utopien bin ich immer offen, aber wo ist denn die große Utopie, wenn sich z.B. alle möglichen staatlichen Stellen um die Kostenübernahme für Therapien und Fördermaßnahmen streiten, und die Kosten ständig von einer Stelle zur nächsten abwälzen? Von großen Utopien sehe ich da nicht viel, sondern viel bürokratischen Hickhack, unter dem gerade die Menschen am meisten leiden, um die es eigentlich gehen soll.


    Dario, das empfinde ich genau so und so sieht im Moment die Realität tatsächlich aus, aber gerade deshalb müssen wir uns ganz massiv für eine Inklusion einsetzen und gegen diese Behördenwillkür kämpfen.


    ich gebe zu, dass mir das Konzpt der Inklusion noch so neu und ungewohnt ist, dass ich mich schwer tue, eine Zugang dazu zu finden. Wenn ich das Stichwoet Inklusion höre, denke ich immer noch zuerst an behinderte Kinder, die um jeden Preis durch die Regelschule "gepeitscht" werden sollen, auch wenn sie dort hilflos überfordert zugrunde gehen. Das ist eine Inklusion, die zum Selbstzweck wird und an den Bedürfnissen derjenigen, für die sie eigentlich da sein soll, vorbei geht.


    Das ist keine Inklusion, weil sie die Bedürfnisse des Kindes völlig ignoriert. Das darf nicht sein. Da sind wir uns einig.
    Dein Bild, was du im Kopf hast, ist ein Sparmodell, was leider noch viel zu häufig praktiziert wird.
    Treiben wir endlich die Inklusion an, damit alle Kinder individuell gefördert werden und der Mensch im Mittelpunkt steht und NICHT Die Kosten.

  • Also kann man sagen, die Inklusion, so wie sie derzeit in Deutschland praktiziert wird, ist ein Paradebeispiel für eine gute und wichtige Idee, die schlecht umgesetzt wird? :/