...diese Unruhe macht mich fertig!

  • Hallo zusammen,


    wer ein ADHS Kind hat, weiß sicher, wovon ich rede!


    Wie geht ihr mit dieser Unruhe um? Wie haltet ihr das aus?


    Ich muss sagen, es gibt noch viel unruhigere Kinder, meiner reagiert nur hyperaktiv bei Überforderung oder auch bei/nach freudigen Erlebnissen oder in Zeiten mit weniger/anderer Struktur als gewohnt/bei Veränderung.


    Ich verstehe schon, dass er nix für kann, das nicht macht um mich zu ärgern, trotzdem halte ich dieses ständige Gehampel und Gezappel und Geräusche machen schier nicht aus.


    Ehrlich gesagt würde ich ihm SOFORT Medikamente geben, wäre er nicht so sehr klein für seine acht Jahre (1,16m)
    Unsere Kinderärztin sagt, Ritalin & Co. würden das Wachstum hemmen, deshalb verschreibt sie es uns nicht.


    Ich bemühe mich wirklich um Struktur auch in den Ferien, so gut ich eben kann. Es geht ja diesmal sogar, im Vergleich zu anderen Ferien, trotzdem ist es gerade zu viel für mich.


    Sorry fürs Jammern!


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    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
    Mama *1972 operierte Skoliose
    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

    2 Mal editiert, zuletzt von Phila ()

  • Hallo Phila, nix sorry... das darf man doch hier!
    ich hab mich in unterschieddlichen Konstellationen (privat/beruflich/kollegial) in verschiedenen Kontexten mal mit diesen Fragestellungen "auseinandergesetzt". In der SUMME blieben für mich immer ganz klare Blickrichtungen und Fragen übrig, was eine Medikation betrifft: Welchen Leidensdruck hat das KIND? und (bei einem Versuch) wie wird diese medikamentöse Veränderung vom KIND empfunden?
    Es gibt ja durchaus vergleichbare, aber durch andere Gründe verursachte (und ebenfalls belastende- für alle-) Verhaltensweisen, bei denen keine Medikamente als potentiell rettende Lösung in Aussicht stehen... und dann??? für mich war dann dieses " und dann" mit den Tipps und Erfahrungen anderer oder eigene Ideen immer- zwar der durchaus schwierigere aber empfelenswerte "Erstweg". Ich fand es in den Überlegungen durchaus hilfreich so zu tun, als gäbe es keinen "chemischen" Ausweg. Dies ist sicher eine totale Einstellunssache... aber ICH hatte eben diese bei den Betrachtungen.
    In jedem Fall wünsch ich dir ertsteinmal eine große Portion Kraft und kleine Erholungsinseln!!! Und am Rande... nicht nur bei dieser Diagnose können 6 Wochen Ferien zu einer echten Tortur werden!!!!
    Bei uns geht es grad, trotzdem wir nur kurzzeitige Entlastung zu Beginn und am Ende haben, aber, wenn es quer läuft, kann es im Einzelfall SICHER auch mit "normalo Kids" mal den "Ferienoverload" geben... da bin ich sicher! :D... ich selbst bin nach spätestens 4 Wochen Ferien regelmäßig unausstehlich gewesen!!! war allerdings auch KEIN "Schulhasser"... zumindest nach 3-4 Wochen nicht mehr 8)


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




  • Jonna,


    Danke für deine Antwort!


    Wirklich überzeugt bin ich von Medis ja auch nicht zu 100%, ich halt's nur bald nicht mehr aus.
    Der Junior war ja die letzten vier Wochen quasi nur zum Schlafen daheim, weil ich arbeiten musste und mir reicht's schon nach vier Tagen ;( ...peinlich...
    Ich glaub Leidensdruck hat Junior keinen - ihn stört's ja nicht...


    Ich bin einfach genervt X/


    Mir graut irgendwie vor der Kur, so sehr ich mich auch freue, aber wer weiß, wie er dort tickt....


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    Liebe Grüße von Phila


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  • Du kannst dein Kind nicht ändern. Du kannst aber für dich Ruheecken suchen. Ich denke das ist enorm wichtig für dich!


    Schau doch mal was es für andere Möglichkeiten für deinen Sohn gibt seine Unruhe ausleben zu können / dürfen, ohne dass es dich zu sehr stresst.


    Hast du es schon mal mit Entspannungsübungen für Kinder versucht?

  • Hallo Trixi,


    ich weiß, ich kann ihn nicht ändern.
    Wir hatten mal an einem Kurs zur Entspannung für Kinder teilgenommen, aber er hat nicht wirklich mitgemacht... seine Unruhe hat gestört :(
    Allerdings war er da noch jünger, vielleicht würde es jetzt besser klappen.


    Ich habe zwar Bammel vor der Kur, hoffe aber auch, dass die dort evtl. noch einen Ansatz haben.


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    Liebe Grüße von Phila


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  • Phila, habt ihr eine Hängematte zu Hause?
    Bei unruhigen Kindern bewirkt eine Hängematte manchmal Wunder.
    Ich habe es nun schon mehrmals erlebt, dass die Kinder über eine Stunde in der Hängematte still verweilen. Mein autistischer Sohn gehörte dazu.


    Oder eine Bohnenkiste......lieben viele Kinder.
    Ich habe damals immer gesagt, dass ich meine Kinder statt vor die Kiste IN die Kiste setze. :)
    Meine Bohnenkiste war mir damals heilig.
    Wenn die Kinder in der Kiste waren, hatte ich immer mindestens eine Stunde Ruhepause. Das war toll.
    Ich weiß, dass viele Kinder die Bohnen gerne rieseln lassen.....Stunde um Stunde :)


    Und bitte jammer, wenn dir danach zumute ist!!! Du musst dich dafür nicht entschuldigen.
    Foren sind manchmal das einzige Ventil, was wir haben. Im echten Leben müssen wir schon genug funktionieren.
    Was raus muss, muss raus ;)

  • Bohnenkiste und Hängematte hören sich super an.
    Es gibt übrigens auch so tolle Hängesitze (die nehmen in einer Wohnung nicht ganz so viel Platz weg). Ansonsten wäre vielleicht auch MagicSand / Kinetic Sand etwas. Man kann damit besser Burgen bauen als mit normalen Sand, kann ihn in der Wohnung verwenden und man kann ihn so wunderschön durch die Hand fließen lassen. Macht zwar kein Geräusch aber sieht toll aus und ist ein tolles Gefühl in den Händen.

  • Hi,
    wir hatten heute mittag im Garten die Diskussion um Ritalin und co...
    Meine (FAS und GB) bekommt Medikinet, Bekanntentochter (ADS und LB) hat abgesetzt, sie selbst sagt, sie will wieder, Eltern sind dagegen (Lehrer auch), sie muss lernen auch ohne Medis auszukommen... Zum Fall der Bekanntentochter kann ich nichts sagen oder mir eine Meinung bilden, zum einen steht es mir nicht zu mich einzumischen, zum anderen sehe ich das Kind viel zu wenig.


    Meine PT ist auch mit Medikinet unheimlich "go" und zappelig, aber wesentlich konzentrierter und focussierter, für uns steht die Medikation jenseits jeglicher Diskussion, weil ohne (man merkt genau das Wirkzeitende) gar nicht geht...


    Ab und an merke ich, wie sich die generelle Unruhe auf mich überträgt, dann geh ich (mindestens in ein anderes Zimmer), oder ich versuche zu analysieren, was genau mich denn gerade nervt (oft sind es gar nicht die Kinder, sondern so simple Sachen wie eigener Hunger, Zeitdruck etc).


    Bewegung hilft bei uns nur bedingt, ist aber ein gutes Ventil, was mir oft Ruhe verschafft, ist sie zu ihren Lieblingsbeschäftigungen anregen (momentan ist es ein TipToi-Liederbuch)...
    UND: ich schaffe es immer besser nach mir selbst zu schauen, Psychohygiene zu betreiben...


    Aber drei h Vollkontakt alleine mit ihr sind ziemlich anstrengend ;) danach braucht man oder frau dringend eine Erholung in Form von Ruhe und vor allem Stille...

  • Hey,
    Danke euch!


    Hängesack haben wir, wird auch genutzt, leider nicht, wenn Sohnemann im Rennmauszappelmodus ist.
    Bohnenkiste könnte ich mal versuchen. Die findet er bei der Ergo auch immer wieder gut, wobei er alles auch immer kurz gut annimmt, aber nach kurzer Zeit ist die Wirkung verpufft.
    Beim Lesen fährt er schön runter, aber wenn er so drauf ist, will er nie lesen.


    Mit Bewegung muss man auch aufpassen, was hatten wir hier schon schlaue Leute, die alle meinten "der muss sich auspowern" Leider geht der Schuss nach hinten los-Sohnemann dreht hoch und ist nicht mehr runterzukriegen.


    Unsere Schulbegleitungen sind auch alle nach nem halben Tag "durch" und sind froh, wenn die Ablösung kommt.
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    Nimmt man für so ne Kiste eigentlich bestimmte Bohnen, oder ist das egal?
    Wie groß muss so eine Kiste mind. sein?


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    Liebe Grüße von Phila


    Sohn *2008 HFA / ADHS
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  • Phila, ich habe immer Kisten genommen, in denen mein Sohn sitzen konnte. Die bekommt man z.B. bei IKEA (Bettkasten).
    Gefüllt habe ich die Kisten immer mit den großen weißen Bohnen. Die sind leider recht teuer.


    Aus hygienischen Gründen ist es wichtig, die Bohnen regelmäßig auszutauschen.
    Abraten würde ich von Bohnenkisten, wenn die Kinder die Bohnen in den Mund nehmen.


    Die Therapeutin meines Sohnes empfahl immer körperlich schwere Arbeit zum Auspowern.
    Mein Sohn liebte es früher immer mit Baumstämmen, Baumplatten, Äste, Holz und anderen schweren Materialien zu spielen.
    Die transportierte er immer mit seiner Kinderschubkarre oder mit den Händen von A nach B, baute damit irgendwelche Kunstwerke, matschte dabei mit Wasser und Sand und war ein Bauarbeiter. Manchmal lief er Stunden mit Bauarbeiterhelm und Bauarbeiterhandschuhen herum und beschäftigte sich mit diesen Naturmaterialien.
    Durch die körperliche Arbeit war er oft wirklich erledigt und für seinen schwachen Muskeltonus war dieses Spiel zudem hervorragend.
    Habt ihr einen Garten?


    Für viele aktive Kinder bieten sich auch Kletterkurse an. Sie müssen sich dort körperlich betätigen, ohne dass sie aufgeputscht werden. Für die Konzentration ist das Klettern auch gut.
    http://www.mz-web.de/leben/ges…en-kindern-helfen-8505854

  • Rennmausmodus... Klingt definitiv anstrengend. Allerdings hab ich keine Ahnung wie genau das aussieht und kann es mir gerade nicht so richtig vorstellen.
    Habt ihr vielleicht eine Tobeecke bei euch in der Wohnung?


    Hast du die Möglichkeit eine Ruheecke einzurichten? Jetzt nicht für deinen Sohn, weil er sich ja auch mit seiner Unruhe wohl fühlt, sondern für dich selber. Einfach eine Ecke wo klar ist, hier ist Ruhe und hier darf nicht gezappelt werden etc.

  • Leider haben wir keinen Garten oder Hof :(
    "Rennmauszappelmodus" sieht ungefähr so aus, dass er ständig von einem Zimmer ins andere rennt, dazu gern hohe schrille töne von sich gibt (immer die gleichen, egal welches Spielzeug dabei zum Einsatz kommt) und mit den Armen (ob mit oder ohne Spielzeug) irgendwelche Bewegungen macht.
    Wobei das Gerenne und die Töne das Schlimmste sind für mich.


    Meist wird er sauer, wenn ich für mich Ruhe einfordere. Wobei es morgens am Wochenende mittlerweile besser geworden ist, da darf ich meist in Ruhe fertiglesen. :)


    Klettern hatten wir mal versucht, ging leider gar nicht, in der Halle war sofort der Rennmausmodus an, sobald er von der Wand kam.
    Im Moment geht er Bogenschießen, das ist prima, nur leider 30km von uns entfernt.
    Dort meinte sogar der Trainer diese Woche "heut is dein Sohn aber unruhig" Ich wäre seeehr froh, wenn er daheim mal nur SO unruhig wär!


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    Liebe Grüße von Phila


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  • Hallo,


    Zitat von Finnja

    sie selbst sagt, sie will wieder, Eltern sind dagegen (Lehrer auch), sie muss lernen auch ohne Medis auszukommen...

    sagen die Eltern/Lehrer.
    Bei Medikamenten wegen etwas anderem würde das kein Mensch sagen.


    Die Formulierung "X muss das jetzt aber lernen" offenbart ja meistens nix anderes als Hilflosigkeit. Wenn ein Kind nicht laufen lernt, hilft es auch nichts zu sagen: Du musst das jetzt aber lernen.


    Man muss/müsste erst die Voraussetzungen schaffen, in der Umwelt. Bzw die sind halt in Mitteleuropa in einem normalen Leben nicht zu schaffen. Als Jäger bei den Yanomami am Amazonas hätten ADHSler keine Probleme mit Hibbeligkeit ...
    Zu einem AD(H)Sler zu sagen, er/sie müsse lernen, sich zu beherrschen/motivieren/wasauchimmer, vergrößert das Problem, denn es baut Druck auf, ohne Hilfe anzubieten. Da sind wir wieder bei dem Thema, dass nicht sichtbare Störungen immer noch nicht genug ernst genommen werden.


    Soweit ich das von erwachsenen AD(H)Slern mitbekomme, sind die Medikamente eben oft eine große Hilfe.
    Wenn man heftige Probleme hat, einen Fokus zu halten, dann ist das sehr unangenehm und schwer auszuhalten. Dann sucht sich das Hirn eben Strategien, um diesen Zustand abzustellen: Und auf die Schnelle hilft dann eben subjektiv gesehen der Rennmausmodus, das Hibbeln, oder was der Einzelne halt so entwickelt.


    Phila, ich würde an Deiner Stelle vielleicht doch mal einen Medikamentierungsversuch wagen, Zweitmeinung einholen, vielleicht gibt es ja eine Lösung mit etwas, das nicht aufs Wachstum geht.


    Auch wenn kein direkter Leidensdruck sichtbar ist, es ist auch fürs Kind balastend und schwierig, denke ich. Er kennt es ja jetzt nicht anders.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    4 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Stimmt Enscha, er kennt es nicht anders.
    Die KJP bei der wir letztes Jahr waren, die meinte auch nein, nicht geben...


    Auf unsere Kinderärztin gebe ich viel, die KJP, naja, da muss ich nochmal woanders schauen...


    Ella, auch Dir Danke für den Tipp! ...ich trau es mich gar nicht zu sagen.... wir haben eine Sandweste und eine Sanddecke....hilft alles aber irgendwie nur kurz.... ||


    Man mag mich auch für verrückt halten, aber bei zunehmendem Mond/Vollmond ist es immer besonders schlimm.


    Kennt das wer?


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  • Phila, es kann doch nicht sein, dass man euch mit diesem Problem im Regen stehen lässt.
    Wenn die Ärzte gegen eine Medikamenteneinnahme sind, dann müssen sie doch Alternativen vorschlagen.
    Ist das nicht passiert?


    Die Aussage, dass dein Sohn lernen müsse sich zu beherrschen, ist ja schön und gut.....nur die Frage ist: WIE kann er das lernen?
    Dabei braucht ihr Unterstützung und die würde ich penetrant einfordern. Beherrschung fällt ja nicht so einfach vom Himmel.

  • Ganz zufrieden bin ich auch nicht mit der Situation!


    Ich bin leider auch noch immer auf der Suche nach einer/einem wirklich guten KJP.


    Echt doof... ich habe manchmal das Gefühl, dass die Ärzte auch nicht schlauer sind als ich.
    Es gibt ja auch bessere Phasen, deshalb meint unsere KiÄ es ist Überforderung, durch was auch immer.
    Ich glaube sogar, dass sie damit nicht mal unrecht hat, aber ich finde nicht immer den Grund dessen heraus, sodass ich dort ansetzen könnte.


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    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!

  • Im Moment geht es - es ist phasenweise, somit besser für mich auszuhalten. Wenn das allerdings über Stunden anhält, was leider immer wieder vorkommt, dann komme ich an meine Grenzen.


    Wirklich helfen tut da auch nix bis jetzt.


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    Sternchen im Herz 2008


    Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um so zu sein, wie andere mich haben wollen!