Trainingsraum Methode

  • Hallo!


    Mich würde mal interessieren, ob hier jemand schon Erfahrung damit gemacht hat...
    http://www.trainingsraum-methode.de/index.shtml -> Hier mal ein Link wo die Methode etc. erklärt wird.


    Was haltet ihr denn generell von dieser Methode, auch wenn du noch keine Erfahrung damit hattest.
    Ich finde das auf der einen Seite sicher recht hilfreich, aber auf der anderen Seite habe ich doch erhebliche Zweifel, ob das wirklich in allen Fällen so sinnvoll ist....



    LG Trixi

  • Ich vermute meine Autisten würden diesen Raum gut finden wenn es dort für sie ruhiger 8nd nicht so anstrengend ist . Über ihre Gefühle nachdenken ? Das wohl eher nicht . Ich denke das sich einige Kinder mit Absicht in diesen Raum schicken lassen würden . Und was würde dort der Lehrer machen können , wenn die 12 Tische fast durchgehend besetzt währen ? Und Anti Inklusion ist es auch noch - Wieder wird nur abgeschoben frei nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn ! Wir entwickeln uns Wien zurück . Schlimm

  • Nach Jahren versuch ich wieder ne Ausbildung.
    Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich eine anstrengende Schülerin war. Hab eigentlich selten den Unterricht gestört. Ab und zu halt mal so kleinere Sachen die eigentlich jeder mal gemacht hat.


    Meine neue Schule hat auch so nen Trainingsraum. Mein erster Gedanke war: Okay, wie kann ich da bitte jetzt sofort rein kommen? Darf ich da auch freiwillig rein?
    Also würd mich manchmal glaub echt reizen so viel Mist zu bauen, das ich da rein muss (man soll / muss sich ja auch selber entscheiden und ich würd wahrscheinlich direkt ja brüllen).


    Würd das wohl gerne mal drauf an kommen lassen. So Verhalten analysieren kann ich ja. Ist ganz einfach. Nur, ob dann die Lehrer damit umgehen können, wenn ich sage das ich deswegen gestört habe, weil ich im Trainingsraum landen wollte, weil´s mir in der Klasse zu viel ist?


    Ich glaub das kann schon ganz hilfreich sein mit dem Trainingsraum. Aber nicht als Strafe oder so.
    Früher wurde man ja vor die Klasse geschickt oder musste sich im Klassenzimmer in die Ecke stellen, wenn man gestört hat. Da hat ja niemand gefragt warum. Da find ich es so irgendwie besser.
    Nur denk ich, dass es gerade bei den Inklusionsschülern wahrscheinlich nicht sinnvoll und hilfreich ist, wenn das so gemacht wird. Da muss vorher geschaut werden, wie man das alles so macht, das die Schüler eben zurecht kommen.

  • Zitat aus dem Eingangslink: "Der Trainingsraum ist ein Ort, an dem Unterricht in anderer Form stattfindet, nämlich ein vertieftes Nachdenken über das eigene Verhalten."
    Für Hans wäre das die Hölle, da würden die Gedankenschleifen nur immer enger und zwängiger gezogen ... Er käme da wohl gar nicht mehr raus, und/oder würde dann einfach völlig abdrehen.
    Viel zuviel Fokus auf dem Negativen wieder mal, anstatt Alternativen zu zeigen und zu üben.



    Ein Rückzugsraum ist was ganz anderes und ist natürlich was Gutes.


    Grüße

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Ich kannte diese Methode noch gar nicht und musste mich erst einmal schlau machen. Schließe mich Enscha und Dagmar an.


    Er käme da wohl gar nicht mehr raus, und/oder würde dann einfach völlig abdrehen.

    Das war auch gleich mein erster Gedanke: Methode und Raum werden als Trigger wahrgenommen. Kind flippt aus und muss mit weiteren Konsequenzen rechnen.


    Meine neue Schule hat auch so nen Trainingsraum. Mein erster Gedanke war: Okay, wie kann ich da bitte jetzt sofort rein kommen? Darf ich da auch freiwillig rein?

    Den Gedankengang finde ich ebenfalls völlig nachvollziehbar.

  • Hm. Aber was machen mit Schülern die permanent stören?
    Also hat ja nicht immer jeder ne Behinderung und ich kenn ne Klasse in der selbst die Klassenlehrerin fast verzweifelt ist, weil Unterricht so gut wie nie möglich war, vor lauter stören und so.
    Versteh also schon, dass es da auch Lösungen geben muss. Aber irgendwie trotzdem echt doof.

  • Lösungen muss es schon geben - aber halt andere. Bei meinem Sohn ist das so: Wenn man versteht WARUM er stört, kann man Wege finden, wie es ohne geht. Bewusstes Stören ist auch eine Art von Kommunikation. Bei unbewusstem Stören wäre der Trainingsraum ja eh unpassend.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Also ich bin da wirklich hin und her gerissen...
    Ich versteh auf der einen Seite die Schüler / Eltern die diese Methode nicht gut finden. Ich versteh aber auch die Lehrer die sagen, dass sie nicht unterrichten können wenn es ständig irgendwelche Störungen gibt.


    Wenn ich überlege, das wir damals in der Schule in der Ecke stehen mussten oder vor der Tür stehen mussten, finde ich diese Methode irgendwie besser. Denke es kommt auch darauf an, wie man diesen Trainingsraum umsetzt und wirklich nutzt.


    Ich finde es ist generell ein recht schwieriges Thema. In einer Klasse sind doch meistens recht viele Schüler... Irgendwie muss man da immer Kompromisse finden um allen wenigstens halbwegs gerecht zu werden.

  • Moin ,


    Trixi , Du bringst es auf den Punkt. Dieser Trainingsraum ist nichts anderes als die Fortführung altmodischer Methoden und Denkweisen, und ich glaube nicht , das es einen großen Unterschied macht , ob ein Kind in die Ecke geschickt wird oder in einen Raum zum Nachdenken .
    Beides sind ja Strafen. Strafen als dauerhaftes und grundlegendes Konzept für eine demokratische Erziehung halte ich für überholt.
    Es gibt im übrigen genügend langjährige Forschung , welche Unterrichtsformen und welches Verhalten von Lehrern zu mehr Kooperation der Schüler führt und welche Formen zu eskalierenden Konflikten führen.
    Eine gute Stimmung in der Klasse bekommt man z.b. mit Wertschätzung , Struktur , Einbeziehung der Schüler in die Planung und klaren Regeln.
    Die Forschung hat gezeigt , das wenig Wertschätzung , viel Lenkung ohne Einbeziehung der Schüler und mangelhafte Struktur grundsätzlich zu schlechteren Arbeitsergebnissen führen und die Stimmung in der Gruppe schlecht ist .

  • Also ich find das irgendwie doof, wenn das so als Strafe umgesetzt wird.
    Trainingsraum als Rückzugsmöglichkeit um unter Aufsicht mit mehr Ruhe Aufgaben zu erledigen find ich gut.


    Ich weiß aber nicht, ob das bei allen Schülern funktionieren würde. Manche haben ja auch einfach gar keine Lust auf Schule (also gerade dann in der Berufsschule) und stören einfach nur, weil sie gar nicht anders wollen. Also nicht weil sie nicht anders könnten... Denke das muss man dann irgendwie anders lösen. Aber in so nem Fall hilft wahrscheinlich auch kein Trainingsraum. *denk*

  • Hallo Francheska , ein Rückzugsraum , der dann eingesetzt wird , wenn jemand der Ansicht ist das er Ruhe braucht , ist ein ganz anderes pädagogisches Konzept.
    Bei dem Time Out Raum bzw. Trainingsraum soll nicht den Bedürfnissen des Schülers entsprochen werden , sondern die Schüler sollen dort trainieren , sich anzupassen !

  • Hm. Aber kann man nicht irgendwie beide Methoden verbinden oder kombinieren?
    Also ich versteh schon, das manchmal Schüler da sind die so massiv stören, das die wirklich auch raus müssen.
    Wenn ich in ner Klasse bin und da stört ständig jemand (egal warum), dann kann ich ja auch nix mehr lernen. Aber das muss ja nicht immer gleich an ner Behinderung liegen. Manche sind halt so und haben wohl auch keine Lust auf Schule.
    Wüsste aber auch nicht, was man da dann machen soll.

  • Hallo Francheska,


    ich finde es wichtig, Benennungen und Konzepte zu trennen, sodass sie erkennbar bleiben und man sie einordnen kann. Das ist für mich als Mutter schon wichtig, für Hans als frühkindlichen Autisten ist es existenziell.
    Ich würde auf keinen Fall wollen, dass das vermischt wird, und wie schon gesagt, bin ich gegenüber diesem euphemistisch "Trainingsraum" genannten Konzept sehr skeptisch, vorsichtig ausgedrückt.


    Weisst Du, dieses "da stört ständig einer" ist immer so eine Anti-Inklusions-Ansage. Tatsächlich ist die Frage, warum genau der stört und wie man das - ohne aversive Methoden - konstruktiv abstellen kann, viel wichtiger. Und fairer. Denn "Stören" hat immer einen Grund. Und es gibt immer mindestens zwei Perspektiven.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Okay, das man die Konzepte als solches Trennen muss ist schon verständlich. Ich befürchte nur das viele Schulen gar nicht genug Räume dafür haben.


    Mir gings auch nicht darum "da stört ständig einer". Weil wenn es immer die gleiche Person ist, dann muss schon genau geschaut werden, warum das so ist.
    Ich erinnere mich halt manchmal noch an meine Schulzeit. Es kam da schon öfter vor das an einem Tag jemand ständig gestört hat oder auch mal nur kurz massiv gestört hat und auch nicht aufgehört hat damit. Da war dann raus schicken das beste, weil dann eben alle anderen weiter machen konnten.
    Kam ja auch mal vor, das jemand heftig und lange Husten musste oder jemand nen heftigen Lachanfall hatte. Wir durften / mussten dann kurz vor die Tür und durften dann wieder rein.
    So nen Trainingsraum hätte da natürlich gar nichts geholfen und ich denk auch nicht, dass das wirklich hilfreich ist. Weil wenn man dann reflektieren soll und so. Das kann ja nicht jeder und muss auch erst gelernt werden.

  • Tatsächlich ist die Frage, warum genau der stört und wie man das - ohne aversive Methoden - konstruktiv abstellen kann, viel wichtiger. Und fairer. Denn "Stören" hat immer einen Grund.

    Das sehe ich auch so, aber ich sage es jetzt mal ganz platt: Oft ist man nicht gewillt, das Verhalten zu hinterfragen. Es kostet meist mehr Zeit und ist erst einmal anstrengender. Als Lehrkraft sein eigenes Verhalten zu reflektieren und sich dann damit auseinanderzusetzen, falsch gehandelt zu haben, ist manchmal recht unbequem. Aussperren in einfacher.