So, ordentlich Tee getrunken und böse Kohlenhydrate verschlungen - der Frust ist nun etwas abgeflaut, doch noch lange nicht weg.
Eigentlich wollte ich dem jungen Herrn Justus einen guten Tag vor Gericht gönnen. In den letzten Jahren ist so viel schief gelaufen, wir mussten ihm so oft von unserem Unverständnis gegenüber Richtersprüchen und seltsamen unfähigen Anwälten erzählen, da, ja, da habe ich gehofft, dass heute, wo er selbst dabei war, er wieder Vertrauen fassen konnte.
Tja, hat nicht ganz geklappt. Auf dem Weg zum Auto meinte er zu mir nur: "Irgendwie war der Richter voreingenommen, findest du nicht auch?" Ja, finde ich.
Einen Pluspunkt konnte ich ihm aber heute bieten: eine wunderbare, fähige Anwältin, die mit dem Richter sachlich, aber forsch um die Einschätzung der Rechtslage gerungen hat. Ohne sie und allein im Sozialgericht wäre ich heute kurz vorm Heulen gewesen, denn der Richter hat die ganze Zeit darauf rumgeritten, dass ich in kurzer Zeit mehrere Anträge ans Jugendamt gestellt hätte. Ich könne doch nicht so lange Anträge stellen, bis mir der Bescheid dann passt. Und der Mitarbeiter des Jugendamt hätte aus reiner Fürsorge beim Jobcenter nachgefragt. Warum ich denn nicht den Rechtsweg der Klage beim Jugendamt gewählt hätte. Unmöglich, mien Verhalten.
Aha, das hat der Herr Richter also geglaubt? Nein, leider war es so nicht. Der Herr vom Jugendamt ist deren Justitiar - und er hatte mich in der Hand, vor dem Verwaltungsgericht hätten wir null Chance gehabt. Und die ganzen Anträge? Die waren auf sein Anraten hin. Und es waren genau genommen nur zwei. Denn zu Beginn bekam ich einfach keinen rechtsmittelfähigen Bescheid, doch ich brauchte sofort eine Klärung. Hatte ja super geklappt. Oder auch nicht. Der Herr Justitiar kriegt endlich Wind davon, warum Justus nicht zur Schule gegangen ist und dass es um einen übergriffigen Lehrer ging. Da, genau dann, sprach er davon, einen neuen Antrag zu stellen und er würde sich überlegen, wie man Justus helfen könnte. Sehr witzig. Ich lache heute noch. Wieder einmal bin ich auf den Typen reingefallen. Einfach zu blöd und zu blauäugig und zu blond - gefärbt.
Nund denn, ihr könnt euch denken, wie es ausgegangen ist. Wir sind nicht auf eine Klageabweisung eingegangen, haben den Antrag erneuert, Herr Richter überlegt, ob er Justus mit einer Strafe von € 150,- sanktionieren wird, da Justus unerlaubterweise das Gericht missbraucht hat (komisch, ein Dejavue, ist mir schon mal passiert) - und dann wird es seinen Weg gehen.
Mir tut es um das Jobcenter leid. Die sind ein Spielball in der Geschichte, haben da gar nichts zu suchen und genau genommen auch gar nichts dafür. Ich habe mich bei dem Herrn entschuldigt, dass er da reingezogen wurden. Ich hoffe, das wird mir jetzt nicht auch noch negativ ausgelegt. Aber es war mir ein Bedürfnis.
So viel zu unserem Eröterungstermin vor Gericht. Und hätte ich mehr Erfahrung, wüsste ich schon vorher, dass 20 Minuten Zeitvorgabe nur bedeuten kann, dass die Entscheidung schon feststeht. Nächstes Mal weiß ich es besser. Vielleicht.