Hallo Michie!
In Wien läuft es in den Kindergärten scheinbar total unterschiedlich, kommt drauf an ob es ein städtischer ist, oder ein privater. Unsere Tochter war in einen römisch-katholischen, da hat einiges nicht so gut geklappt wie es sein sollte. Also auch mit den Sonderpädagogen nicht. Es gab auch keine eigenen Integrationsgruppen bei uns im Kindergarten, was es in anderen sehr wohl gibt.
In der Schule war es so, man hat sie in eine Mehrstufenklasse gesteckt, was für sie auf alle Fälle von Vorteil war. Sie war den anderen Kindern doch weit voraus und hätte sie den normalen Schulstoff mitmachen müssen, wäre ihr nur langweilig gewesen. So hat sie das erste Mathe-Buch übersprungen (Rechenaufgaben im 20er Bereich und sofort mit Rechnungen bis 100 begonnen), in Deutsch hat sie zwar schreiben mitmachen müssen, damit sie es korrekt lernt (so wie es die Lehrer halt wollten), aber während die andern langsam Silbe für Silbe mit dem Lesen angefangen haben, hat sie bereits in der 3. Schulwoche ihr erstes Buch mitgenommen und im ersten Schuljahr auch wirklich viele Bücher verschlungen (oft bis zu 2 pro Woche - heute ist sie eher der Lesemuffel). Einiges hat sie bereits vom Schulstoff der zweiten Klasse mitmachen können, aber man hat sie auch immer wieder gestoppt, was schließlich dazu geführt hat, dass sie dann ab dem zweiten Schuljahr sich keine Mühe mehr gegeben hat. Ab dem zweiten Schuljahr hat sie dann auch Freunde gefunden. Allerdings sind ihre Freundinnen bis heute selbst alle Verhaltensauffällig. Mit einem Mädchen ist sie inzwischen seit 4 Jahren sehr gut befreundet. Sie ist aber auch immer schon sehr beliebt gewesen. Was mir auffällt, es klappt wesentlich besser, wenn sie sozusagen das Sagen hat, als wenn andere ihr etwas vorschreiben.
Sie hat übrigens seit sie die Diagnose bekommen hat viel mehr Selbstbewusstsein entwickelt. Sie hat selbst auch bemerkt, dass sie anders ist als die anderen Kinder. Dieses Warum und die Antwort darauf hat ihr dann scheinbar sehr geholfen.
Was die HB angeht so ist die mir selbst zuerst aufgefallen. Naja für mich war sie halt einfach erstmal ein intelligentes Kind. Je nachdem in welchen Bereichen die HB da ist, fällt sie halt mehr oder weniger auf. Bei uns war es so, dass meine Tochter, gerade 3 geworden plötzlich die Ziffern und Buchstaben lesen konnte, mit knapp 4 die ersten Worte geschrieben hat und erste Rechnungen lösen konnte. Als sie dann 6 war (Juni-Kind) konnte sie Rechnungen im Plus und Minus-Bereich bis 100 problemlos lösen, zählte bis weit über 1.000, und konnte fließend lesen. Ich kam auf alles immer nur zufällig drauf. Ich kann mich noch erinnern als sie sich das lesen beigebracht hat:- wir waren damals in Tunesien auf Urlaub (Urlaub fahren war auch nie ein Problem) - und es war der Sommer vor Schulbeginn und sie hat von meiner Mama Erstlesebücher bekommen, die wir dann gemeinsam gelesen haben, besser gesagt sie hat "vorgelesen" und ich hab zugehört. Damals wußte ich nicht, dass sie lesen kann, aber dass sie oft seitenlang alles auswendig konnte, also ging ich davon aus, dass sie die Bücher einfach mit meiner Mama noch vor der Abreise ein paar Mal gelesen hat und auswendig gelernt hat. Erst nach unserem Urlaub kam in einem Gespräch mit meiner Mama raus, dass die beiden die Bücher nie gelesen haben und meine Tochter selbst lesen konnte. Das war aber auch kein stotterndes oder typisches Anfänger-Lesen, nein das war so flüssig und lebhaft, nie nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass sie wirklich liest. Als ich sie dann darauf angesprochen hab, war sie total ahnunsglos, meinte sie kann ja schon lange lesen und sie weiß nicht wieso. Ist mir bis heute ein Rätsel wann sie das gelernt hat.
Sprachlich hatte sie sehr früh eine sehr weit entwickelte Sprache, nie wirklich eine typische Kindersprache, was mir aber auch nicht so aufgefallen ist, ich dachte immer nur - sie ist ja mein erstes Kind - wie schlecht und kindisch andere Kinder sprechen, bis mir dann mitgeteilt wurde, dass meine Tochter diejenige war, die einen anderen Sprachstil hatte - typisch für Asperger-Autisten hat man gesagt - als die anderen Kinder. Zu Hause hat sie immer ganz normal bzw. auch viel gesprochen. Was dann aber aufgefallen ist, sie hat hauptsächlich über das gesprochen was sie interessiert hat, normale Dialoge waren oft nur mühsam notwendig. Auf Fragen kamen keine Antworten. Sie hat einfach mehr oder weniger ihren Text hinuntergesprochen. Hat zwar zugehört, wenn man mal unterbrochen hat um etwas zu hinterfragen, aber dann einfach in ihrem Text weitergesprochen, und ist nie auf das eingegangen, was man gefragt oder gesagt hat. Das ist bis heute noch so, dass man sie dann darauf hinweisen muss, dass man eine Antwort haben möchte, bzw. wirkt es dann oft auch so als sei sie abwesend und hört gar nicht zu.
Woanders hat sie nur fallweise gesprochen, sie hat sich sozusagen die Leute ausgesucht mit denen sie gesprochen hat, sie hatte deswegen in ihrer Diagnose anfangs auch selektiven Mutismus stehen. Heute ist das kein Problem mehr.
Früher gab es halt auch viele Mißverständnisse, weil sie oft davon ausging, dass andere wissen, was sie möchte ohne etwas zu sagen, traf das dann nicht ein, endete es oftmals in Wutanfällen. Heute haben wir das gut in Griff.
Meiner Meinung nach hat sie sich in den letzten Jahren super entwickelt, natürlich sind Auffälligkeiten da, die mehr oder weniger offensichtlich sind. Jetztsoll sie mal die nächsten 4 Schuljahre abschließen und dann sehen wir weiter. Sie selbst möchte eine weiterführende Schule besuchen, vielleicht sogar studieren, Berufswünsche ändern sich immer wieder mal. Laut Lehrern sollte sie wenn sie so weitermacht keine Probleme haben auf eine weiterführende Schule zu gehen, welche müssen wir erst entscheiden. Ich sag mal zu 90% kommt sie gut zurecht, die restlichen 10% braucht sie etwas Unterstützung. Sie ist sehr selbständig, kann auch schon gut alleine zu Hause bleiben, erfüllt die Aufgaben, die man ihr gibt, macht ihre Hausübungen von der Schule selbständig. In der näheren Umgebung kann ich sie auch alleine nach draußen lassen damit sie sich mit ihren Freundinnen trifft. Kleine Strecken fährt sie schon alleine mit den Bus (U-Bahn und Straßenbahn möchte sie noch nicht). Sie geht alleine einkaufen usw. - bedenkt man wie unsicher sie im Kindergarten war und noch die Diagnose ein wirklich braves selbständiges Mädchen (wobei ich sie immer sehr unterstützt habe in allen Bereichen, da es mir wichtig war, weil sie ja irgendwann auch alleine zurecht kommen muss).
LG Mina