Langzeitarbeitslose in die Werkstatt für behinderte Menschen?

  • Werkstätten für behinderte Menschen bieten Langzeitarbeitslosen Chancen
    Frankfurt/Main (pts009/20.04.2012/11:00) - Für den harten Kern der Langzeitarbeitslosen - 400.000, so die aktuellen Zahlen - braucht es neue Unterstützungsansätze. Das Know-how und die Infrastruktur von Werkstätten für behinderte Menschen könnten genutzt werden, so der Vorstandsvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (BAG:WfbM) Günter Mosen.
    https://www.pressetext.com/news/20120420009


    Was sagt ihr dazu? Ist das wirklich eine Chance?

  • Zitat

    Bislang haben Werkstätten für behinderte Menschen den Auftrag, ihre Leistungen ausschließlich Menschen mit Behinderung zu bieten. Wenn progressive Werkstätten auf eine progressive Agentur für Arbeit treffen, könnten beispielhafte Projekte realisiert werden, die Modellcharakter für die Weiterentwicklung der Arbeitsorganisation in unserer Gesellschaft haben.


    ... oder auch nur eine weitere Gruppe von Menschen dauerhaft isolieren?... und in den Werkstätten sozialen Schutzraum verkleinern? :icon_rolleyes:gruebel


    J
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    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




  • Was sagt ihr dazu? Ist das wirklich eine Chance?


    Für mich war es keine. Es kommt darauf an, was dort angeboten wird, und das war meiner Erfahrung nach einfach nicht sehr viel bzw. es war eher als Aufbewahrung und "irgendwas machen" zu empfinden.
    Die Argumente, man habe in WfbM" die ausgebildeten Fachkräfte, um Unterstützungsleistungen und Arbeitsprozesse an Menschen anzupassen" und Langzeitarbeitslose in Werkstätten zu schicken "käme billiger, als ihnen dauerhaft Hartz IV zu zahlen" sind lächerlich und falsch bzw. frech und menschenverachtend. Wie kommt Herr Mosen auf sowas? Rätselhaft ?( .


    Lynkas grüßt.

  • ... oder auch nur eine weitere Gruppe von Menschen dauerhaft isolieren?... und in den Werkstätten sozialen Schutzraum verkleinern?


    Das vermute ich auch. Es ist ja schon jetzt so, dass psychisch kranke Menschen sehr begehrt sind, weil sie oftmals mehr Leistung erbringen. Ich habe das Gefühl, dass daher immer mehr geistig behinderte Menschen im Förderbereich landen, weil sie mit dem Niveau nicht mithalten können. Kommt nun noch eine weitere Gruppe recht fitterer Menschen hinzu, fürchte ich eine weitere Verdrängung in die Förderbereiche.


    Ich lehne eine weitere Institutionalisierung für Menschen, die mit der Leistungsgesellschaft nicht mithalten können, ab.
    Besser wäre es, man schafft Arbeitsplätze/ Ausbildungsberufe, die auch von Menschen, die nicht so belastbar sind, ausgeübt werden können.


    Im folgenden Link wurde ein Ausbildungsberuf für behinderte Menschen geschaffen: Der Gartenbauwerker.
    Mit diesem Beruf hat man sogar noch Aufstiegschancen. Ähnliche Angebote könnten doch auch für Menschen, die aufgrund geringerer Belastbarkeit keine Chance auf dem 1. Arbeitsmarkt haben, geschaffen werden.
    Grünes Leben gestalten
    Für körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen
    sind Wege ins Berufsleben oft nicht einfach. Der Beruf Gartenbauwerker
    ist auf Menschen mit Handicap zugeschnitten.

    http://www.zeit.de/karriere/be…-geschick-foerderprogramm

  • Klasse Idee... Man verlagert das Problem, schließt die Augen und schreit dann aber ganz laut, dass das Problem gelöst sei.
    *kopfschüttel*


    Es mag vielleicht erstmal sinnig sein Langzeitarbeitslose in einer Tagesstruktur unterzubringen, eine Werkstatt in dieser Art und Weise halte ich aber für völlig ungeeignet.
    Ebenso wie viele Kurse die das Arbeitsamt so anbietet und die den meisten Menschen gar nichts bringen.



    Ne, langsam wird mir echt schlecht, bei all den ganzen Versuchen die Probleme irgendwie zu verlagern, anstatt richtige Lösungen zu finden.
    Abgesehen davon das ich mir nicht vorstellen kann, das Langzeitsarbeitslose in einer Werkstatt zurecht kommen und das dann auch durchhalten usw.... Das ist einfach nicht die richtige Einrichtung für diese Menschen.

  • ich gebe zu, daß ich mich bislang nicht mit der inhaltlichen Komponente auseinandergesetzt habe....
    selbst die Frage der "Zählungsmodalitäten" bezüglich der "Langzeitarbeitslosen" sind ja zum Teil skuril und durchaus umstritten....


    Rein erfahrungsgemäß macht häufig aber eher die Frage Sinn, aus welchem Umfeld/ mit welchem Interesse "neue" Ideen entstehen....
    Dazu bedürfte es einen Blick in die "hinterlegten" finaziellen Ideen (Töpfe), die eine Variante aus interessengeneigter Sicht möglicherweise öffnen könnte....


    ... da die "Behinderten-Töpfe" ja potentiell (in diversen Bereichen) eher einem Gnadenbrot, trotz vermeintlich wohlwollender und auch innovativer GEDANKEN!
    sind/bleiben (zum Teil natürlich auch nur repräsentativer Natur) und keinen tatsächlichen Erfordernissen genügen.... dafür gibt es ja auch aktuell noch ausreichend haarsträubende Beispiele (NICHT: Einzelschicksale)... bin ich (unproffesionell und eventuell auch oberflächlich) durchaus geneigt, in solchen Ideen den INHALTLICHEN Aspekt vorerst zu vernachlässigen....


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  • ... daß ich glaube, daß hinter vielen "neuen" Ideen häufig weniger guter Wille als eine Kostenfrage zu vermuten ist und daß man OBERFLÄCHLICH inhaltlich argumentieren muss, um die potentiellen Nachteile von Kostenüberlegungen abzuwenden.


    oder anders, dass im politischen Bereich immer wieder versucht wird Menschen in die Irre zu führen, um Gelder zu kürzen, ihnen dabei aber vorzumachen, dass genau dies gut (gemeint) so ist.


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  • oder anders, dass im politischen Bereich immer wieder versucht wird Menschen in die Irre zu führen, um Gelder zu kürzen, ihnen dabei aber vorzumachen, dass genau dies gut (gemeint) so ist.


    Jonna, man könnte dann wohl auch sagen:
    Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint.
    Kurt Tucholsky

  • ich denke.... nach mehreren Jahren... dürfte man das wohl nicht getwollt haben (und als ähnlich absurd empfunden haben, wie der zweite Eindruck ergab?).... oder gibt es da noch Infos, wie das weiterging oder ob der Autor der Idee das nach wie vor so meint und "anbietet"/ forcieren möchte????...


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  • Zitat

    Qualifizierung arbeitsloser Menschen für den Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt. Es arbeiten zurzeit zehn Langzeitarbeitslose in allen Bereichen des Hofes.


    und Infos, wie das läuft, oder wer dort wie und nach welchen Kriterien ausgewählt wurde?


    .... so find ich das interessant, aber wenig aussagenkräftig und interessant fänd ich auch eine mögliche Kostenverschiebung zwischen relenaten Töpfen, um zu wissen: WEM nutzt das, WER wird entlasten, WER wird ggf. belastet... und was ist das tatsächliche Ziel? Separieren, Angebote für schwächere mitnutzen (was evtl für diese ins Minus läuft) , gezielt auf WAS hinarbeiten? verbleiben? Rückkehr/ Einstieg in den 1. Arbeitsmarkt?


    Ich habe das nicht gewußt/ verfolgt....


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