Konsequenzen/ Strafen bei Fehlverhalten in der Schule

  • Hallo Leute... habe gerade so ein Bauchproblem mit Reaktionen aus dem Schulbereich und Frage mich, ob ich das zu Recht habe...


    Beschreibe mal kurz den aktuellen Anlass und wüßte das gern mal im Gesamtkontext von Sinn oder Unsinn gestellt...


    wo fang ich an?


    Feli kam heute aus der Schule. In der Infomappe sprang mir ein laminiertes Foto von ihm, allein auf einer Bank in der Schwimmhalle, entgegen.
    Schriftlicher Titel oberhalb: KEIN SCHWIMMEN :(


    Ich nahm dann den Talker zur Hand und hörte die Nachrichten des Tages ab.


    1. Er hat sich super schnell zum Sport umgezogen, prima und mit Freude den Parcours bewältigt und begeistert beim Aufräumen geholfen.
    2. ...dabei hat er leider vergessen auf Toilette zu gehen und mußte sich nochmal umziehen
    3. Im nachfolgenden Unterricht war er leider sehr laut, während ein Mitschüler eine Geschichte erzählen wollte unde musste deshalb vor die Tür... deshalb darf er nun leider morgen nicht mitschwimmen...


    Hintergrundinfo:
    Felix LIEBT schwimmern über alles.
    Er hatte heute morgen schon nach Schwimmern gefragt und ich habe ihn - ahnungslos- auf MORGEN vertröstet.
    Schon heute hat er sich also ganz doll auf "MORGEN" gefreut.


    Es gab bereits einmal eine Situation, in der man ihn auf der Bank hat sitzen lassen, weil er sich (im Nichtkontext) nicht adäquat verhalten hatte.


    Meine Gedanken... er war laut, er muss raus- klar, logisch,sofort,absehbar... alles richtig und gut.
    Er wirft seine Sportsachen im Raum umher, statt sich umzuziehen für den Sportunterricht... er verbringt die Sportstunde auf der Bank... klar,logisch,sofort,absehbar, alles richtig und gut.


    Sofortige Konsequenz, Maßnahme erfolgt im direkten Kontext zum Fehlverhalten.




    .... er ist heute laut (und war es in der vergangenen Woche auch schon mal), er nimmt morgen nicht am Schwimmunterricht teil... obwohl er deshalb ja heute schon vor die Tür mußte.


    Nicht klar, ohne Bezug zum Fehlverhalten, nicht zeitnah und eine echte "Höchststrafe"...
    Nicht ok... meine Bewertung!


    Hab dann mal die Lehrerin kontaktet (dort nebenher leider erfahren, dass da mit Männe wohl schon mal so kommuniziert wurde, was ich nicht wußte. Mein Mann sagte allerdings gerade, dass es eher ein zeitlich begrenzter Versuch bleiben sollte, mit dem auch er nicht dauerhaft einverstanden ist). OK da lag ein kleines Kommunikationsproblem auf unserer Minusseite.


    Telefonat ergab dann das folgende Grundproblem:


    Ist Feli laut und man schickt ihn mit der aktuellen FSJlerin vor die Tür, freut er sich, weil er sie total gern hat und gern auch Zeit mit ihr auf der Bank verbringt.
    Schickt man ihn mit irgendweinem Aushilfsunterstützer raus, freut er sich ihn zu beobachten oder irgendwie anders Kontakt aufzunehmen.
    Läßt man ihn ein Bild anmalen, malt er eben notgedrungen das Bild an.
    Soll/ muß er bei irgendnwetwas EXTRA helfen, tut er das gern.
    Soll er eine Seite Buchstaben nachspuren, verlangt er begeistert nach der nächsten Seite.


    Sprich: man findet offenbar nichts anderes als das Schwimmen, bzw. nicht Schwimmen, was ihn irgendwie vermeintlich trifft und angeblich stellt er auch selbst die Gebärden von laut und leisemittlerweile im Unterricht auch schon in den Zusammenhang zum Schwimmen...


    Ich finde das insgesamt unsinnig und empfinde es als doppelte Härte und WILL das auch nicht. Mir blutet da echt das Herz. Zudem bin ich froh, dass er jetzt wenigstens einige Zeit in der Schule mal etwas machen kann, was er liebt und wofür wir aufgrund eines mangelnden Angebotes im Umfeld auch keinen Ersatz finden.


    Ich habe auch noch ganz nebenher schlechte Karten, wenn ich dann beim "MORGEN" (hinterher) mühsam alles zurückbegründen muss.
    Zudem erfuhr ich bei dem Telefonat mit der Lehrerin, dass sie selbst heute garnicht (eigentlich krank) in der Schule war und somit auch nicht speziell von heute berichten konnte, außer, dass es heute Vetretungsunterricht gab, was bei Feli automatisch zu "neuem " austesten führt... da hatte er in Bezug auf die Dauerkonsequenz (wenn man das so praktiziert ja auch richtig, da Grundregeln ja Grundregeln sind und unabhängig von Personen gelten sollen)... Last Minute Fail, also.


    Sie arbeiten mit Wäscheklammern und einem Kreis, der dann, wenn er voll ist, zur negativen Konsequenz führt..


    Es geht mir hier echt nicht grundsätzlich um Konsequenz, klare Regeln und Grenzen "behelfs"Strafen... alles gut, wenn Zusammenhang und Zeit stimmen... aber so stimmt für mich da außer der Erkenntnis, dass Feli das Mittwochs unfroh macht eigentlich garnix...


    Habe ich da eine falsche Sicht?


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




    2 Mal editiert, zuletzt von Jonna ()

  • Hallo Jonna,


    Zitat

    .... er ist heute laut (und war es in der vergangenen Woche auch schon mal), er nimmt morgen nicht am Schwimmunterricht teil... obwohl er deshalb ja heute schon vor die Tür mußte.


    Nicht klar, ohne Bezug zum Fehlverhalten, nicht zeitnah und eine echte "Höchststrafe"...Nicht ok... meine Bewertung!

    Bin voll Deiner Meinung. Doppelt gemoppelt (wurde ja schon rausgeschickt), und zudem viel zuweit auseinander (heute Fehlverhalten, morgen Schwimmen gestrichen).


    Wobei es natürlich pädagogisch schwierig ist, eine "gute" (=wirksame) Konsequenz zu finden, wenn er da so flexibel und arbeitseifrig aufgestellt ist. Letzteres ist aber doch was positives!!!


    Warum darf er denn zb Buchstaben nachspuren eigentlich nicht, BEVOR er entgleist?
    Die Frage wäre ja: Warum stört er? Damit der mit der FSJlerin raus darf? Nachvollziehbar. Dann wäre doch naheliegend, wenn er die positive Aufmerksamkeit schon vorher kriegt, ohne Fehlverhalten. Und als Konsequenz was anderes nimmt (zb dass die FSJlerin dann eben dies oder jenes NICHT mit ihm macht)

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    2 Mal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • Hallo!


    Also ich fände diese Konsequenz schon bei einem gesunden Kind irgendwie völlig schräg.
    Zu mal er ja schon vor die Tür geschickt wurde. Doppelbestrafung geht schon mal gar nicht.


    Ehrlich Jonna, dein Bauchgefühl ist da vollkommen richtig. Und ich würde auch schauen, dass diese Konsequenz gestrichen wird. Dein Sohn kann doch nichts dafür, das die "Strafen" für ihn keine Strafen sind. Enscha hat da ja auch schon gute Beispiele geschrieben.


    Was mir auch noch etwas aufstößt... Wenn an einem Tag Vertretungsunterricht ist, wieso wird dann so massiv darauf gedrängt, das alles völlig normal läuft? Ich erinnere mich da auch gerne mal an meine Vertretungsstunden in der Schule. Bei uns lief da nichts normal. Warum wird das dann ausgerechnet von Kindern mit Behinderung verlangt die ja teilweise schon allein auf Grund dieser Situation völlig durcheinander kommen?



    LG Trixi

  • @Jonna ,Ich hab da grade ein grundlegendes Problem mit den" Konsequenzen "
    Wie Enscha würde ich auch eher die Lösung in der Prophylaxe suchen, denn es ist nicht außergewöhnlich, das es , wenn überwiegend Konsequenzen auf Fehlverhalten als pädagogisches Mittel eingesetzt werden , es zwangsläufig zu den von Dir beschriebenen Schwierigkeiten kommen wird.
    Das die Strafe dann netter sein könnte , als das was gemacht werden soll, und daraus resultierend dann ein Teufelskreis mit unangemessenen , bzw, härteren Strafen. Ungut.


    Wo soll das hin führen ?

  • Hi ,


    das haben Dagmar und Enscha gut geschrieben.
    Bei L haben wir auch das Problem, dass alle betreuenden Personen einschliesslich mir den Auslöser für das unerwünschte Verhalten nicht erkennen.
    Unser Verhaltenstherapeut kommt auch durch meine und die Beschreibung der Situation durch die Lehrerin und Schulhelferin nicht auf die Ursache.


    Er will jetzt nochmal zwei Tage hospitieren, hoffentlich kann er helfen. Die Lehrerin und ich sind gerade nicht in der Lage es zu erkennen.


    L geht (mit hauen und verbal sehr aggresiv) auf einen Jungen ihrer Klasse los. Er macht erkennbar für Beobachter nichts. Fragt man L nach so einem "Anfall" sagt sie er hat geschaut.


    Derzeit werden beide separiert, mal der eine mal der andere geht in den Nebenraum oder raus ... L bekommt einen Token aus ihrem Belohnungssystem abgenommen und sie muss zu Hause eine Entschuldigung malen und diese Zeit geht von ihren Medienzeit ab.


    Aber an die Ursache sind wir noch nicht rangekommen. Ist also alles andere als ein einfaches Thema.
    Fühl dich gedrückt Jonna.


    lg Sigrid