Was ist Inklusion für DICH

  • Hallo!


    Hier geht es nicht darum, was die offizielle Bedeutung von Inklusion ist. Je nachdem wen man fragt bekommt man sowieso unterschiedliche Antworten.
    Es geht auch nicht darum was möglich oder nicht möglich ist (auf Grund der finanziellen Geschichte).
    Hier ist einfach ein Ort, an dem jeder schreiben kann, was Inklusion für ihn bedeutet und was in seinen Augen Inklusion ist.
    Vielleicht bekommen wir dann hier ein gutes "Bild" davon, wie Inklusion sein sollte.


    LG Trixi


    Inklusion ist für mich, das jeder nach seinen Möglichkeiten das für die Gemeinschaft / Gesellschaft tut, was er tun kann und auch wann er es tun. Schließlich ist nicht jeder Tag gleich.
    Inklusion bedeutet für mich auch, dass es den Begriff Inklusion gar nicht mehr gibt, weil es völlig normal und selbstverständlich ist, das alle miteinander leben.

  • Gute Idee, der Thread!


    Inklusion ist für mich: NULL Teilhabebeeinträchtigung wegen Geschlecht, Behinderung, Alter, Herkunft, Religion, "Lage" im neurodiversen Spektrum. Das ist natürlich eine Utopie. Aber das ist völlige Freiheit zB, auch ein großes humanistisches Ziel, ja auch.


    zufrieden mit dem Stand der Inklusion werde ich sein, wenn auch Menschen mit geistiger Behinderung, mit deutlichen Verhaltensauffälligkeiten, und Schwermehrfachbehinderte so normal sind im öffentlichen Leben, dass keiner mehr glotzen muss, und dass die Leute nicht zuerst die Behinderung sehen, sondern zuerst den Menschen. Und wenn die Leute Verständnis haben für Anderssein und ungewöhnliches Verhalten, auch wenn sie den Grund NICHT zuvor erklärt bekommen haben.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Hallo,


    für mich fängt Inklusion im Kleinen an. Gestern habe ich ein Ladekabel gekauft und ich konnte kaum die Verpackung öffnen.
    Für alte Menschen, geistig behinderte Menschen, motorisch eingeschränkte Menschen stellen solche Verpackungen Barrieren dar.


    Im Restaurant kann ich meist die Speisekarte nicht mehr lesen, weil meine Sehkraft leider nachlässt. Auch alte Menschen und Menschen mit einer seh - oder geistigen Behinderung haben Schwierigkeiten kleine Schrift zu lesen.
    Mal ganz zu schweigen von den Inhaltsangaben auf Lebensmittelverpackungen. Die sind so klein geschrieben, dass ich selbst mit Lesebrille nichts mehr erkennen kann. Lupen an jedem Einkaufswagen wären toll.


    In vielen Fällen könnte man leicht Abhilfe schaffen.


    Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten haben es in unserer Gesellschaft besonders schwer. SIe erhalten meist auch die wenigstens Hilfen.
    Für diese Menschen ist der Weg in die Inklusion noch besonders lang. Vielen Menschen wird die Teilhabe verweigert und sie sind unerwünscht, weil sie keine oder wenig Anpassungsleistung erbringen können.
    WIe können wir das ändern?

  • Hi,


    Inklusion für mich ist wenn die Mädels aus der Klasse meiner Tochter nach unserem Urlaub mit offenen Armen auf L zugerannt kommen und sich freuen das sie diese Woche auch in die Fereinspiele kommt. (Regelklasse die kleinen Damen kommen in die 5. Klasse)


    Da geht mir so das Herz auf
    LG Sigrid

  • Dann stimme ich hiermit Trixi zu und dem, was sie unter Inklusion versteht. Es gibt ein großes WIR und kein "die" und "wir" mehr. Ob grün, kariert, gepunktet, kleinkariert, mittelgestreift, winzig oder riesig, braun, gelb oder einfach irgendwas: das sind WIR und nur zusammen sind wir komplett und verschwenden nicht wunderbare Ideen, wunderbares Können, wunderbare Zukunftspläne.


    Ach, vergessen: Inklusion wäre auch für mich, wenn ich selbst nicht mehr irritiert wäre, einen behinderten Menschen zu sehen, der offensichtlich anders ist, als ich das kenne. Einfach, weil ich von klein auf mit Vielfalt großgeworden bin und mir Berührungsängste endlich fremd sind.

    ........................................
    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

  • Inklusion ist für mich auch, das Homosexuelle, Transsexuelle, Andersdenkende, sozial Schwache etc. mit dazu gehören. Und es bedeutet, das es keine komische 2-Klassen-Gesellschaft mehr gibt. Oder wie viele Klassen es eben noch gibt.
    Ist ja schön, wenn es das offiziell nicht mehr gibt. Inoffiziell ist es eben trotzdem so!

  • Und wenn die Leute Verständnis haben für Anderssein und ungewöhnliches Verhalten, auch wenn sie den Grund NICHT zuvor erklärt bekommen haben.


    Mein Neffe, 8, weiß nichts von einer Diagnose oder so, aber er betont immer: "Es ist halt jeder, wie er ist", wenn mein kleiner Großer wieder einmal seine niedrige Frusttoleranz zum Besten gibt, oder er sagt "Ja, das kann man aber eh verstehen, dass ihm das zu viel wird. Ich mag das auch nicht wirklich.", wenn mein Sohn auf Menschenansammlungen so reagiert, dass er sich im Abseits hält ...


    Ich habe ihm schon mehrmals gesagt, dass ich mir wünschte, mehr Leute wären wie er.

  • Ich denke gerade Kinder sind den Erwachsenen in dieser Hinsicht einen Schritt voraus. Die können leichter einen anderen Menschen annehmen wie er ist, ohne das es immer eine Erklärung braucht. Und wenn nicht gerade total ablehnende Eltern dahinter stehen, ist für sie Behinderung gar kein Problem. Sie nehmen das Gegenüber wie es ist und komme irgendwie noch gar nicht richtig auf die Idee, das der andere sich doch ändern muss.
    Ist zumindest meine Beobachtung. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

  • Hallo,


    Zitat von michie

    Ich habe ihm schon mehrmals gesagt, dass ich mir wünschte, mehr Leute wären wie er.


    ich habe ja durch Tochter viel Kontakt zu Kindern, und habe im vergangenen Jahrzehnt auch ein paar wenige so wunderbare schubladenfrei denkende Kinder kennenlernen dürfen. Die das locker aus sich selber heraus so sehen, obwohl die Umwelt ihnen das nicht vorlebt, denn Inklusion haben wir hier in meinem Umfeld noch nirgends. (Eins von diesen wunderbaren Kindern hat übrigens inzwischen eine Asperger-Diagnose ;) )
    Ich hoffe, wenn es erstmal mehr Inklusion gibt, dann wird auch die große Menge der Kinder, denen das nicht als Charaktereigenheit von Geburt mitgegeben ist, das einfach LERNEN.

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  • Ja, es gibt Kinder, die ohne Vorurteile auf andere Kinder zugehen und von Natur aus soziale Gemüter haben. Je jünger, desto unbefangener, aber das kann man leider nicht verallgemeinern.


    Es ist leider nicht selten, dass Kinder andere Kinder hänseln, mobben und ausgrenzen, weil sie es nie gelernt haben, mit Andersartigkeit umzugehen.


    Wie sollen die Kinder es auch lernen, wenn es ihnen nicht vorgelebt wird?

  • Nein, verallgemeinern möchte ich nicht. Auch wenn es manchmal so rüber kommt.


    Ich hatte gestern allerdings ein sehr spannendes Gespräch zum Thema Kinder. Letztendlich denke ich, das Kinder tatsächlich erstmal jeden annehmen. Das Problem ist eher, das sie sich von Erwachsenen abschauen es eben nicht zu tun. Ich weiß gerade nicht, wie ich das richtig erklären kann...
    Aber nur mal ein Beispiel aus meiner Nachbarschaft, das dafür ein sehr gutes Vorbild im negativen Sinne ist... Meine Nachbarin sind total gegen Flüchtlinge und das wird auch immer wieder so thematisiert. Obwohl die Kinder selber noch gar keinen direkten Kontakt zu Flüchtlingskindern hatten, sind sie total negativ eingestellt. Die waren schon so drauf, bevor wir überhaupt die ersten Flüchtlinge bekommen haben. Anstatt z.B. neugierig auf die Flüchtlinge zu zu gehen wie viele Kinder das eher instinktiv machen würden, haben sie vorher schon verinnerlicht das Flüchtling böse, schlecht und was weiß ich alles sind, weil es ihnen so immer wieder gesagt wurde.


    Ich glaube für Kinder spielt es keine große Rolle ob das Gegenüber nun behindert oder sonst irgendwie anders ist. Kinder gehen sehr nach ihrem Bauchgefühl und wenn das nicht passt, dann funktioniert es nicht.

  • Hallo,
    Inklusion bedeutet(e) im Augenblick/in den vergangenen Jahren für mich:


    überall mitmachen dürfen
    überall mitmachen sollen
    keine Assistenz in Anspruch nehmen dürfen
    keine "Vorteilsnahme" einfordern
    verstärkt darauf achten, dass die Nichtbehinderten nicht benachteiligt werden
    auf eine (Privat)Schule gehen dürfen und 12 Jahre im Unterricht nichts sagen dürfen, ohne sitzen zu bleiben
    keine "Ausreden" für etwas, das ich nicht schaffe, erfinden dürfen
    nur an "inklusionsgeeigneten" Arbeitsplätzen arbeiten dürfen (Wäscherei, Büro, Archiv, Reinigungsunternehmen....)
    keinen Unterschied mehr zu machen zwischen "Lernbehinderten Menschen" und "Hochbegabten" (alle dürfen jetzt in der WfbM arbeiten oder in Unterstützer Beschäftigung)
    Akademiker haben jetzt auch ein Anrecht auf einen Platz in der WfbM
    Behinderte bekommen jetzt auch Hartz IV und müssen nicht länger spezielle Förderangebote bekommen
    Behinderungen aus "politischen Gründen" nicht mehr verbalisieren, denn "eigentlich gibt es gar keine Behinderungen", wir sind doch "alle irgendwie Behindert", "wenn Sie so sein wollen wie die anderen Schüler/Auszubildenden/Studenten, dann...", "Es wäre ungerecht den anderen Schülern/Azubis/Studenten gegenüber, wenn man Ihnen jetzt eine Vorteilsnahme einräumt", "da könnte ja jeder kommen, bald haben wir hier lauter Spezialfälle, das entspricht dann nicht der Inklusion blablabla"


    Was könnte Inklusion für mich sein? In meinem Kopf ist eine Schranke, wenn ich darüber nachdenke, denn es scheinen doch immer alles unerhörte, freche Forderungen zu sein, die ich mir denke.


    Lynkas grüßt.

  • In meinem Kopf ist eine Schranke, wenn ich darüber nachdenke, denn es scheinen doch immer alles unerhörte, freche Forderungen zu sein, die ich mir denke.


    Lynkas, das hört sich alles sehr anstrengend an.
    Leider musste ich im Bezug auf meinen autistischen Sohn ähnliche Erfahrungen machen.
    Viele Nichtbehinderte Menschen befürchten benachteiligt zu werden und sprechen im Rahmen der Inklusion von Extrawürsten, die eingefordert werden.
    Es ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig.
    Inklusion bedeutet nicht Gleichmacherei und viele Menschen benötigen Nachteilsausgleiche, Hilfen, Unterstützung, um teilhaben zu können. Das sind KEINE unerhörten, frechen Forderungen, sondern
    Selbstverständlichkeiten.
    Lass dich bloß nicht beirren! Kämpfe weiterhin für deine Rechte!

  • Lynkas, das klingt alles sehr zynisch was du schreibst. Ich gehe davon aus, dass das deine Erfahrungen sind die du gemacht hast. Hier im Thread sollte es aber eigentlich darum gehen, wie eine Inklusion für dich sein sollte. Nicht darum, wie sie aktuell ist.

  • Lynkas, das klingt alles sehr zynisch was du schreibst. Ich gehe davon aus, dass das deine Erfahrungen sind die du gemacht hast. Hier im Thread sollte es aber eigentlich darum gehen, wie eine Inklusion für dich sein sollte. Nicht darum, wie sie aktuell…


    Entschuldige bitte Trixi. Die Wahrheit ist manchmal unschön. Das ist der IST-Zustand meiner persönlichen Inklusion. Ich kann (das ist doch klar?) nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Wie soll ich von den Erfahrungen anderer Menschen berichten? Ich stecke doch nur in meinem eigenen Körper.
    Ich versuchte, mir die (für mich) wünschenswerte Inklusion vorzustellen. Mir fiel nur noch wenig ein.
    Ich schaffe es nicht, mich zu inkludieren und ich kann ja auch nicht viel machen, wie soll ich denn die Regeln und Gegebenheiten ändern? Und ich kann doch die Menschen nicht zwingen, zu machen, was ich mir so vorstelle. Da müsste ich der Gesellschaft einfach mehr geben können um auch wieder was zurück zu bekommen. Und was bin ich denn schon? Wer bin ich denn schon?
    Lynkas grüßt.

  • Hallo Lynkas,


    was Dir passiert, ist ein Beispiel dafür, wie Inklusion nicht funktionieren kann, wie sie in diesem Land aber leider oftmals ignorant durchgezogen wird. :(


    dass nämlich von solchen Einrichtungen, wie Du sie schilderst, alle Verantwortung auf den mit der Behinderung abgewälzt wird, der "sich inkludieren soll". Und wenn derjenige dann scheitert, weil er/sie keine Chance hatte, sagen sie "haben wir gleich gesagt, dass das nicht geht" :evil:


    dabei müssen nicht "die Behinderten sich inkludieren", als wäre das deren Job,und ginge die Gesellschaft nichts an. Sondern die Gesellschaft muss die Voraussetzungen für die Teilhabe ALLER einzelnen schaffen, und genau dieses Schaffen ist die Inklusion.


    "lauter Spezialfälle" haben und damit nicht bloß klarkommen, sondern den Beñefit davon zu sehen, das wäre die echte, ernstgemeinte Inklusion.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • Lynkas das war von mir gar nicht böse gemeint und du musst dich auch nicht entschuldigen.
    Ich wollte nur nochmal erklären worum es geht.


    Inklusion wie du sie erlebst ist keine Inklusion, sondern nur eine sehr schlechte Integration oder wie auch immer man das nennen will. Vielleicht magst du mal einen eigenen Thread auf machen, um darüber zu berichten?

  • Ich war vor kurzem mit dem Rolli beim Wandern. Ich musste den Rolli kaum schieben. :) Das ging im Wechsel. ;) . Wir haben den Tag sehr genossen. Das ist Inklusion für mich.