Gesellschaftliche Teilhabe - Gibt es Grenzen?

  • Jeder Mensch - egal ob behindert oder nicht behindert - hat in der Inklusion das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe.
    Gibt es für euch Grenzen? Wie sieht es mit der Teilhabe und vor allem mit der Toleranz z.B. im Restaurant, im Kino, im Theater, im Urlaub aus?


    Das scheinen sehr sensible Bereiche zu sein und die Toleranz der Mitmenschen ist oft ziemlich niedrig. Wie können wir Menschen mit ins Boot holen, die behinderten Menschen die Teilhabe in bestimmten Bereichen absprechen?
    Wie schaffen wir es in der Inklusion, dass unterschiedliche Bedürfnisse sich nicht in die Quere kommen und Inklusion somit verhindern?

  • Hallo Ella,
    für mich persönlich gibt es keine Grenzen....


    Aber ich denke, selbst wenn wir einen gesellschaftlichen Konsens (und leider sind wir davon ja noch weit entfernt, sh Wahlergebnisse AfD) für Inklusion haben, werden sicherlich weiterhin exclusive Angebote bestehen.


    Was m.E. wichtig ist, ist dass von der institutionellen und judikativen Seite her vorangegeangen wird. (Bauvorschriften, Rechtssprechung, Mittelgenehmigung).


    ZB darf es keine Genehmigung für bauliche Vorhaben mit Publikums-, Kunden- und Gästeverkehr ab einer bestimmten Größe geben, wenn es baulich nicht barrierefrei ist.
    Oder neue Mietshäuser, Vermieter müssten ab einer bestimmten Größe eine Mindestanzahl barrierefreier Wohnungen anbieten...


    So ähnlich wie bei den Firmen, die GsD zunehmend mehr SBA-Inhaber einstellen (zwar immer noch nicht genug, aber ich beobachte, dass es immer mehr werden).


    Man muss den Menschen die Exklusivität erschweren und die Inklusion einfacher gestalten.
    Es muss zB für Schulen sehr, sehr schwierig werden Schüler loszuwerden und aufzugeben, noch ist das meist der einfachere Weg.


    Ich glaube, was noch viel, viel transparenter werden muss, ist das Behinderung etwas ist, das uns ALLE angeht und betrifft bzw sehr schnell betreffen kann und weit mehr ist, als ein Leben im Rollstuhl oder mit Trisomie 21.


    Momentan sehe ich das gesamtgesellschaftliche Klima leider eher in eine völlig konträhre Richtung driften, ich sehe sehr viel Angst (Clowns, Flüchtlingen, Muslimen, Armut), Missgunst (boah, was die alle für Geld kriegen) und Abgrenzung...


    Ich wünschte mir von den Medien eine sachlichere und positivere Berichterstattung, die ein besseres Klima schafft. Im Internet wünsche ich mir aktivere Forenbetreiber, die besser kontrollieren (ja, ICH, die aus dem alten Haus wegen der Zensur geflüchtete ist) und jegliche Form von Hetze unterbinden, gerade scheint es nämlich so, dass menschenverachtende Hetze egal welcher Form en vogue sei....


    Meine Kollegin zB trägt ein Pfefferspray in der Handtasche wegen den Clowns, wohlgemerkt in einem Minidorf..... Sie hat da tatsächlich Panik...Für mich völlig unverständlich und viel zu gefährlich (ich glaube ja nicht, dass sie vor Benutzung überlegt, in welche Richtung der Wind weht).
    Für mich wieder ein Bsp wie groß die Macht der Medien ist, ohne die Berichterstattung wäre es doch gar nicht so weit gekommen, nun gibt es massenweise Trittbretfahrer, vor denen dann viele, viele Menschen Angst haben.


    Angst ist immer ein schlechter Gefährte, egal bei was....


    Und diese zumeist völlig unbegründete Angst macht uns gerade die Inklusion ziemlich schwer, bei den Menschen, die dazu bereit wären....
    Die Menschen, die sich von behinderten Menschen angeeckelt und wirklich gestört fühlen, denen ist glaube ich nicht zu helfen, die müssen sich selbst exklusive Angebote schaffen...


    LG, Finnja

  • Ich glaube es wäre völlig in Ordnung auch Angebot für Menschen zu schaffen die eben nicht mit allem klar kommen.
    In manchen Saunen gibt es z.B. extra Frauentage an denen Männer keinen Zutritt haben. Für mich wäre das echt super.
    Ich denke Teilhabe kommt teilweise auch an ihre Grenzen. Es gibt eben Situationen wo sich manche Menschen gegenseitig behindern.
    Also wenn jetzt z.B. ein Autist der keine lauten Geräusche mag auf einen Menschen trifft der nur lautieren kann und das gerne oft und laut tut, dann wird es eben problematisch.


    Wichtig wäre mir das nicht mehr nach behindert und nichtbehindert geschaut wird, sondern das eben Angebote für verschiedene Bedürfnisse geschaffen werden.


    Alle Menschen wird man nie problemlos zusammen bekommen.

  • für mich persönlich gibt es keine Grenzen....


    Für mich auch nicht.


    Die Menschen, die sich von behinderten Menschen angeeckelt und wirklich gestört fühlen, denen ist glaube ich nicht zu helfen, die müssen sich selbst exklusive Angebote schaffen...


    Finnja, sehr gut. :thumbup:
    Ich glaube aber, dass sich dann ziemlich viele Leute ein exklusives Angebot schaffen müssten. :/ Mir wird immer ganz schlecht, wenn ich die vielen Lesekommentare im Netz oder in den Foren lese. <X Es wird noch lange.....sehr lange dauern, bis die Inklusion in den Köpfen angekommen ist.


    ZB darf es keine Genehmigung für bauliche Vorhaben mit Publikums-, Kunden- und Gästeverkehr ab einer bestimmten Größe geben, wenn es baulich nicht barrierefrei ist.
    Oder neue Mietshäuser, Vermieter müssten ab einer bestimmten Größe eine Mindestanzahl barrierefreier Wohnungen anbieten...


    Wird das eigentlich schon irgendwo so praktiziert?


    Man muss den Menschen die Exklusivität erschweren und die Inklusion einfacher gestalten.
    Es muss zB für Schulen sehr, sehr schwierig werden Schüler loszuwerden und aufzugeben, noch ist das meist der einfachere Weg.


    Bei uns in Deutschland gibt es im schulischen Bereich immer noch den Ressourcenvorbehalt.
    Ich zitiere mich mal selber aus diesem Thread:
    Schulische Inklusion in anderen Ländern/ Ressourcenvorbehalt in Deutschland

    während es bei uns in Deutschland ein Ressourcenvorbehalt gibt, der aussagt, dass Eltern zwar das Recht haben ihre Kinder auf einer Regelschule anzumelden, aber die Schule die Kinder nur aufnehmen muss, wenn ihr die räumlichen, personellen und technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
    faz.net/aktuell/rhein-main/fra…er-inklusion-1649799.html


    So kann man Inklusion ganz wunderbar verhindern.


    Aber ich denke, selbst wenn wir einen gesellschaftlichen Konsens (und leider sind wir davon ja noch weit entfernt, sh Wahlergebnisse AfD) für Inklusion haben, werden sicherlich weiterhin exclusive Angebote bestehen.


    Ich erwarte mit der AfD Verschlimmerungen. Das Wahlprogramm bereitet mir große Sorgen.
    Sagt "STOPP" zur AfD!


    Momentan sehe ich das gesamtgesellschaftliche Klima leider eher in eine völlig konträhre Richtung driften, ich sehe sehr viel Angst (Clowns, Flüchtlingen, Muslimen, Armut), Missgunst (boah, was die alle für Geld kriegen) und Abgrenzung...


    Das Klima wird rauer. Woran liegt das? Nur an den Medien?
    Ich denke, die Medien verstärken diesen Trend, sind aber nicht allein verantwortlich.
    Politiker leben uns eine gewisse Gleichgültigkeit und Egoismus vor und verlieren die Menschen mit ihren Bedürfnissen aus den Augen. Der Mensch muss sich immer mehr der Wirtschaft unterordnen und immer mehr leisten, bekommt dafür aber weniger Geld und Anerkennung. Daraus entsteht dann das Gefühl, man bleibt auf der Strecke, es wird einem Lebensqualität genommen, man hat Angst vor Verarmung, vor Arbeitplatz- und Existenzverlust.
    Es entstehen Unzufriedenheit, Neid und Missgunst und Randgruppen werden zu Sündenböcken ernannt.
    So entsteht ein Klima, welches Inklusion und Menschlichkeit erschwert.

  • Alle Menschen wird man nie problemlos zusammen bekommen.


    Das denke ich auch, aber man muss auch nicht alle Menschen immer zusammenbekommen. Man muss halt nur genügend barrierefreie Möglichkeiten und Angebote bereithalten, damit die Menschen selbst entscheiden können, an welchen Angeboten sie teilhaben möchten.