Warum Inklusion und uneingeschränkte Wertschätzung von Menschen mit Einschränkungen so existentiell wichtig ist... bitte ergänzen!

  • Ich starte diesen Beitrag mal mit einem unangenehmen Pflichtprogramm (zumindest finde ich, dass dies jeder kennen sollte, der mit diesem Thema, vorallem bruflich in Berührung kommt!)...
    und hoffe im Anschluss auf eine freie Diskussion und weitere Beiträge oder/und geeignete mediale oder wissenschaftliche Berichterstattungen...


    https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Klee





    ich hätte durchaus noch Ergänzungen, nur jedes mal, wenn ich mir auch nur die ersten Bilder zum verlinken ansehe,... brauche ich eine Pause! schaut mal auf die Jahreszahl...


    J
    onna
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    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




    Einmal editiert, zuletzt von Jonna ()

  • :eek:eek
    Diese Zustände waren laut Personal auch dem Sozialminister von Mecklenburg-Vorpommern bekannt. Warum werden Menschen, die solche Zustände zulassen, nicht bestraft?
    Zitat vom Kommentator: "Die wahren Monster sind die, die sie zu diesem Dasein verurteilen und bis heute nichts dagegen tun". Zitatende
    Dem stimme ich absolut zu.
    Die Filme wurden 1993 gedreht.


    Was ist aus diesen Menschen geworden? Was ist aus dieser Anstalt geworden? Gibt es darüber Informationen?


    Wie wir wissen, gibt es heute immer noch etliche Missstände in Behinderteneinrichtungen.
    Stichwort: Kinderheime in Bayern
    http://www.br.de/nachrichten/k…sene-einrichtung-100.html
    Fixierungen und das Einsperren in Timeout-Räumen werden auch heutzutage in etlichen Einrichtungen durchgeführt und scheinbar halten das Fachpersonal, Behörden und Menschen quer durch die Bevölkerung auch heute noch für angebracht, anstatt nach Lösungen zu suchen, die menschenwürdig sind.


    Ich muss mit dem Schreiben aufhören, ich steigere mich gerade emotional zu sehr hinein. :(


    Inklusion ist MENSCHENRECHT und darf NICHT abhängig gemacht werden von der Art und Schwere der Behinderung!

  • Gerade frisch entdeckt:
    Befürchtung: Mehr behinderte Menschen in Sondereinrichtungen
    http://www.kobinet-nachrichten…n-Sondereinrichtungen.htm


    Inklusion ist das beste Mittel gegen menschenunwürdigen Zustände, denn hinter verschlossenen Behindertenreinrichtungen können Misstände und Menschenrechtsverletzungen eher unentdeckt bleiben.


    Welcher Mensch möchte freiwillig in einem Wohnheim leben, in dem er seine Selbstbestimmung, seine Privatsphäre und Würde an der Tür abgeben muss?


    Das Bundesteilhabegestz in seinem jetzigen Entwurf darf NIEMALS so umgesetzt werden!!!!!!

  • es gibt ja leider noch viel mehr davon... und das sind nur die Fälle, die ins "Hellfeld" gerückt wurden...


    http://www.zeit.de/2008/47/PS-Psychiatrie-Bremen


    leider finde ich grad einen recht umfassenden Bericht aus SH nicht wieder (ähnlich spätes "umhandeln")... tja...warum muss man bei solchen Sachen so lang suchen... das komplette Liebesleben von klugen "Stars und Sternchen" ist sicher einfacher auffindbar... :|


    J
    onna
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  • Jonna, man findet kaum Berichte, weil diese Menschen kein Sprachrohr und keine Fürsprecher haben und kaum jemand die Zustände in den Einrichtungen kontrolliert.
    Die Menschen mit Behinderungen können Misstände nicht melden, nur das Personal, aber das hat Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, wenn das Schweigen gebrochen wird und so bleiben die Qualen unentdeckt.


    Außerdem will sich die Gesellschaft nicht mit solchen Themen beschäftigen. Da wird verdrängt, was das Zeug hält....

  • Hier gibt es noch ein paar Hintergrundinformationen zur Doku "Die Hölle von Ueckermünde" http://www.helpster.de/die-hoe…eckermuende-inhalt_207544
    Die Ausstrahlung wurde wohl auch erst verboten.


    Was ist mit den Menschen los, die bei solch einem menschenverachtendem System mitmachen? Wo bleibt das Gewissen?
    Wird man blind? Es muss doch JEDEM Menschen klar sein, dass dies die Hölle auf Erden war.
    Warum gibt es immer wieder geschlossene Gruppen, die diese Zustände gemeinsam mittragen?
    Was geht in solchen Köpfen vor?


    Wurde damals jemand zur Verantwortung gezogen? Gab es Konsequenzen?
    Wurden die Menschen, die dort Qualen erleiden mussten, entschädigt?

  • Ella, ich glaube das kann man ein wenig mit dem Nationalsozialismus und dem Deutschen Reich vergleichen. Die die wirklich Bescheid wussten haben mitgemacht oder weggesehen. Wem das nicht gelang, der landete schnell selbst in der untersten aller Gesellschaftsschichten.
    Noch dazu kommt, das die Nazizeit noch nicht sooo lange her war und die DDR war in sehr vielem sehr rückständig.
    Versteht mich bitte nicht falsch. Ich möchte NICHTS davon entschuldigen. Es ist nur die Erklärung die ich zu dem allem gefunden habe.


    Es ist heute zum Glück schon in vielen Dingen besser geworden. Gerade was die Psychiatrie angeht. Wobei ich nicht von Stationen reden kann in denen Langzeitpatienten untergebracht bin. Meines Wissens nach gibt es auch heute noch solche Stationen.
    Aber es ist sehr schlimm zu wissen, das sich im Bereich Heime leider noch nicht so viel geändert hat. Ich denke das betrifft nicht nur die Heime für Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Auch "normale" Kinder können in schrecklichen Einrichtungen landen, weil das Jugendamt nicht gut genug hinschaut...


    Meiner Meinung nach ist die Wurzel des ganzen Übels tatsächlich zu wenig Personal. Egal ob es nun um Psychiatrie oder Heime geht.
    Ich erinnere mich an "lächerliche" 2 Wochen in einer Psychiatrie. Geschlossene Akutstationen gab es dort nicht. Stattdessen wurde (ähnlich wie bei der KJP) bei Bedarf einfach die Station abgesperrt und wer raus wollte, musste sich die Tür aufschließen lassen. Mir selber hat dieser "Aufenthalt" zum Glück nicht geschadet. Aber genutzt hat es auch rein gar nichts. Ich hab den Arzt insgesamt 3 mal gesehen, Aufnahme, Gespräch weil ich entlassen werden wollte, Entlassungsgespräch. Therapien oder etwas in dieser Art hatte ich nicht. Ich habe dort praktisch irgendwie meine Zeit tot geschlagen und fand es oft furchtbar.
    Ich erinnere mich allerdings an 2 Mitpatienten denen es dort sicher nicht gut ging. Es waren zwei recht alte Frauen die wohl an Demenz oder ähnlichem gelitten haben. Genau weiß ich es natürlich nicht. Im Vergleich zu 90% der Patienten waren diese natürlich sehr pflegeaufwendig, aber es gab nie genug Personal dafür. Das Ergebnis war, das man die beide eigentlich immer im Gruppenraum geparkt hatte. Eine Frau konnte noch selbständig laufen, die durfte sich auch frei bewegen. Die andere Frau konnte nicht selbständig laufen, wollte es aber permanent. Sie wurde dadurch auf dem Stuhl fixiert, das man ihr einen Tisch dran gemacht hat. Das Ergebnis: Sie hat alle 2 Minuten nach der Schwester geschrien weil sie auf Toilette müsste. Den Satz hab ich heute noch in den Ohren. Irgendwann waren die Schwestern so genervt, mit ihr immer auf Toilette zu gehen (sie musste nicht, es kamen höchsten 2 Tropfen, was ich so gehört habe), dass sie ihr einfach eine Uhrzeit auf den Tisch geschrieben haben, wann sie wieder zur Toilette darf.
    Es gibt also auch heute noch Psychiatrien wo es mehr als schlecht läuft. Wäre mehr Personal da, hätte sicher auch jemand Zeit gehabt sich um diese Frauen zu kümmern.
    Wie viele Pflegekräfte immer zusammen Dienst hatten kann ich allerdings auch nicht mehr sagen. Ich persönlich hatte nicht wirklich etwas mit denen zu tun. Ich hab selten mit jemand von der Pflege geredet (kein Bedarf) und hab sie so nur gesehen wenn ich Medikamente nehmen musste oder sie gerade mit sonst wem beschäftigt waren.



    Sorry, weicht gerade ein bisschen vom Thema ab. Aber ich wollte einfach nur deutlich machen, dass sich viele Probleme alleine dadurch lösen liesen, wenn es mehr Personal geben würde.

  • Ja, das ist unfassbar. Aber irgendwie auch Normalität.


    Ich war vor kurzem selbst wieder in der Psychiatrie. Wie die Versorgung von den Patienten war die offensichtlich mehr Unterstützung brauchen, weiß ich ehrlich gesagt... Ich weiß nur das ich nicht sonderlich viel betreut / unterstützt wurde, trotz anerkanntem Pflegegrad....



    Wie gesagt... Es geht heute ganz anders in der Psychiatrie zu, als früher wie in dem Film... Aber eine gute Versorgung sieht für mich trotzdem ganz anders aus!

  • Gerade frisch auf ROLLINGPLANET entdeckt:
    Jetzt Antrag stellen: Entschädigungen für Unrecht in Behindertenhilfe und Psychiatrie
    "Voraussetzung ist, dass die Betroffenen bis heute unter den Folgen leiden. Einmalige Geldpauschale bis zu 9000 Euro pro Person.Voraussetzung ist, dass die Betroffenen bis heute unter den Folgen leiden. Einmalige Geldpauschale bis zu 9000 Euro pro Person."
    http://rollingplanet.net/jetzt…tenhilfe-und-psychiatrie/
    http://www.stiftung-anerkennun…/DE/Startseite/start.html


    Heißt das, dass die Betroffenen in der Nachweispflicht sind?
    Warum müssen die Menschen nachweisen, dass sie bis heute unter den Folgen leiden? Es sollte ausreichen, dass sie gequält und unter solchen Zuständen leben mussten.

  • Ella, grundsätzlich stimme ich dir da zu, dass das eigentlich ausreichen sollte.
    Allerdings wird das in der Umsetzung wahrscheinlich schwieriger.
    Theoretisch würde vielleicht sogar das OEG für diese Menschen in Betracht kommen. Da sind die Hürden allerdings noch größer.
    Ein Nachweis darüber, dass man noch heute unter den Folgen leidet, ist denke ich recht einfach zu bekommen. Zumindest was das Thema Heimkinder angeht. Bei behinderten Menschen kenne ich mich da nicht so gut aus...

  • Theoretisch würde vielleicht sogar das OEG für diese Menschen in Betracht kommen.


    Trixi, was ist das OEG?
    Ich verstehe nicht, warum die Menschen nachweisen müssen, dass sie heute noch unter den Folgen leiden. Sie haben damals gelitten. Das muss doch für eine Entschädigung reichen. Wenn ich die Videos von Ueckermünde sehe, dann hat JEDER Mensch, der in dieser Hölle war, ein Recht auf Entschädigung, ohne dass er irgendetwas nachweisen muss.

  • OEG = Opferentschädigungs Gesetz. Wobei das hauptsächlich für Kriegsopfer gedacht war / ist.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Opferentsch%C3%A4digungsgesetz



    Ich denke das Problem besteht einfach darin, dass die Straftaten als solches verjährt sind. Zumindest ist das jetzt meine Vermutung. Nicht das jetzt jemand denkt ich würde mich im Strafrecht auskennen oder so.
    Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie das mit irgendwelchen Akten ist. Also ob da noch welche existieren oder inzwischen alle vernichtet wurden. Mit den Akten selber wäre es sicher sehr einfach alles festzustellen. Nur ohne Akte ist es eben schwierig.



    Ansonsten... Ich denke grundsätzlich genauso wie du, Ella. Nur Recht haben und auch Recht bekommen sind in Deutschland ja zwei völlig unterschiedliche Dinge.

  • ..."wies die Lebenshilfe NRW auf ein wichtiges Thema hin. Seit gut acht Monaten werden Menschen mit Behinderung, die zwischen 1949 und 1975 (in der DDR: 1949 bis 1989) in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrien misshandelt wurden, durch die "Stiftung Anerkennung und Hilfe" entschädigt. "Das Interesse daran ist bisher verhalten. Das liegt auch daran, dass Menschen mit geistiger Behinderung von der Entschädigung noch nicht erfahren haben. Deswegen appellieren wir an die Öffentlichkeit, informieren Sie Mitarbeiter von Behinderteneinrichtungen, Betreuer und Menschen, die mit behinderten Menschen zu tun haben, über die Stiftung. Die Menschen haben ein Recht auf diese Entschädigung. Sie sollten davon erfahren", sagte Philipp Peters, Pressesprecher der Lebenshilfe NRW. Bundesweit geht man von rund 220.000 Berechtigten auf Entschädigung aus. In Nordrhein-Westfalen wurden bisher rund 300 Entschädigungszusagen über insgesamt circa 2,6 Millionen Euro bewilligt."...


    http://www.kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/36468/Bildung-und-Entschädigung-für-behinderte-Menschen.htm



    Termine und Fristen
    Die Stiftung hat eine Laufzeit von fünf Jahren und endet am 31. Dezember 2021.
    Die Anmeldefrist endet nach drei Jahren am 31. Dezember 2019.


    http://www.stiftung-anerkennun…s-ueber-die-stiftung.html


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

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  • Wenn Ihr gerade ältere Menschen mit #Behinderung kennt,
    informiert Sie. Eventuell steht es Ihnen ebenfalls zu....

    https://twitter.com/PhilippPet…status/919932992797270018



    Für bereits zwei NutzerInnen, die in unseren eigenen Häusern leben,
    wurde #AnerkennnungUndHilfe bewilligt....
    https://twitter.com/Lebenshilf…status/919928708235919360


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

  • Mecklenburg-Vorpommern eröffnet Beratungsstelle für ehemalige Kinder aus Psychiatrie und Heimen


    5. Oktober 2017
    Schwerin – Wer als Kind und Jugendlicher in der DDR in einem Behindertenheim oder in der Psychiatrie
    untergebracht war, kann sich seit gestern über finanzielle Hilfen und Entschädigungen beraten lassen.
    Die Anlaufstelle der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ habe in Schwerin ihre Beratungsarbeit
    aufgenommen,
    teilte die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher, mit...
    https://www.aerzteblatt.de/nac…us-Psychiatrie-und-Heimen


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

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  • 16. Januar 2018
    Medizinische Tests bis in die 70er Jahre


    Wie überfällig die Schaffung der Stiftung Anerkennung und Hilfe,
    die letztes Jahr ihren Betrieb aufgenommen hat, letztendlich war,
    zeigt ein Bericht von Holger Bock und Marie-Caroline Chlebosch für den NDR,....
    http://www.kobinet-nachrichten…bis-in-die-70er-Jahre.htm



    NDR
    Medizintests: Heimkinder leiden noch heute
    von Holger Bock und Marie-Caroline Chlebosch
    https://www.ndr.de/nachrichten…ikamentenversuche150.html


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

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