Filme über Autismus

  • Es gibt ja einige Filme über Autismus z.B. Ben X und Rain Man....
    Der Film Rain Man konfrontierte mich damals, als er in die Kinos kam, zum ersten Mal mit Autismus. Das war noch vor der Geburt meines Sohnes.
    Ben X hat mich sehr berührt.


    Welche Filme könnt ihr empfehlen? Welche Filme gingen unter die Haut und welche Filme waren informativ?
    Gibt es Filme, die ihr nicht empfehlen könnt?

  • Hallo, Ella,


    also ich habe "Der kalte Himmel" sehr gemocht, BenX war sehr speziell, Rain Man fand ich wichtig und notwendig (auch wenn heute viele darüber meckern, er wäre sehr einseitig, doch die Geschichte ist ja sehr speziell und sehr wahr). Dann mochte ich die Dokus von Axel Brauns und viele andere Dokus im TV wie die über Hendrik (ich habe hier massig DVDs aufgenommen, von Filmen, die mir wichtig waren=.


    So, muss erst in meiner Schrankwand gucken, was ich da noch habe: Also, als Doku, mit einem Jungen, dessen Mutter ich in der SHG kennengelernt habe "Ich bin mir Gruppe genug". Dann die Spielfilme "Adam", "mozart and the whale", "My name is Khan" und zuletzt "Mary und Max", so eine Animation, die ich immer noch nicht geschaut habe, die aber absolut genial sein soll.


    Das war es fürs Erste. In meine DVD-Sammlung mit den aufgenommen Filmen gucke ich jetzt nicht, keine Lust in die Ecke zu krabbeln ;)

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    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff

  • Mary und Max hab ich mir mal angeguckt, der ist wirklich gut, aber schon sehr schwarzhumorig und "depri", das kann ich zu dem Thema nicht mit jeder Tagesform vertragen ...


    Snowcake mochte ich, das ist allerdings schon sehr lange her, dass ich den angeschaut habe - weiß nicht, wie ich das mit der jetzigen "Brille" sehen würde. (Ein Mann nimmt an der Raststätte eine junge Anhalterin mit, hat unverschuldet einen Autounfall, das Mädchen stirbt. Er bringt der Mutter die Todesnachricht. Die Mutter ist Autistin, reagiert für ihn völlig unverständlich. Der Mann bleibt einige Zeit, lernt die Frau besser kennen, und auch die Oma, die Nachbarn, und so wird der Film ein Porträt der Mutter, und beleuchtet ihre Art von Trauer, ihre Sicht auf das Leben.)


    "Der kalte Himmel", den fand ich auch gut. Und den haben ja echt viele Leute, jedenfalls in Bayern, gesehen. Weil er in der Tradition moderner bayerischer Heimatfilme steht, mit Regisseur und Darstellern. Meine Mutter wurde hier im Dorf mehrfach drauf angesprochen, so ein Film trägt also schon echt zur Aufklärung über Autismus bei.


    "Birnenkuchen mit Lavendel" werde ich mir demnächst mal mit einer Freundin anschauen, kann dann ja berichten ...


    Grüße

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

    Einmal editiert, zuletzt von Enscha ()

  • "Der kalte Himmel", den fand ich auch gut.


    Ich auch. An manchen Stellen ging mir der Film sehr unter die Haut und ich konnte echt schwer atmen, weil ich die Gefühle der Mutter sehr nachempfinden konnte.


    Ich habe mir letztens "Rain Man" nocheinmal angeschaut. Obwohl er einige Klischees bedient, finde ich ihn recht gut gemacht. Man muss bedenken, dass der Film Ende der 80er Jahre in die Kinos kam und die Öffentlichkeit erstmalig auf Autismus aufmerksam gemacht wurde.


    Snowcake werde ich mir am Wochenende anschauen. Ich bin schon gespannt auf diesen Film.


    Mary und Max hab ich mir mal angeguckt, der ist wirklich gut, aber schon sehr schwarzhumorig und "depri", das kann ich zu dem Thema nicht mit jeder Tagesform vertragen ...


    Oh, ich glaube, das kann ich dann nicht gut ab. Filme mit "Deprianteilen" ziehen mich oft runter.
    Hat der Film ein gutes Ende? Deprifilme müssen wenigstens ein gutes Ende haben. Ist das nicht der Fall, beschäftigt mich der Film noch über Tage und das will ich mir nicht antun.


    "Adam" kannte ich noch nicht. Werde gleich mal schauen, ob es Infos gibt.


    Danke für eure Filmvorschläge.

  • Ich hab irgendwie keinen dieser Filme gesehen. Hab nur mal "Mozart and the whale" angefangen, war mir dann aber doch zu konzentrationsverlangend. Das ging da grad nicht.


    An einen Film kann ich mich gut erinnern und ich find ihn toll. "Das Mercury Puzzle".
    Ist ein Actionfilm der nicht wirklich genau auf das Thema Autismus eingeht, aber eben doch einige Fakten miteinbringt, weil der eine Hauptdarsteller ein 9-jähriger Autist ist.

  • Hallo,
    ich habe, was Filme über Autismus betrifft, so meine Vorbehalte. Autismus ist keine Hollywood Love Story (Adam/Mozart and the Whale) oder witzig (Big Bang Theory) und Autisten sind auch keine "drolligen" Knetfiguren (Mary and Max).


    Realistisch sind:
    "Ben X"
    und
    "Die Brücke, Transit in den Tod" (Schwedisches Original, nicht das amerikanische Plagiat)


    Historisch interessant bezüglich USA:
    "Temple Grandin"


    Historisch interessant bezüglich BRD:
    "Der kalte Himmel"


    Gesellschaftliche Strömungen der letzten Jahre (USA) schildert
    "My Name is Khan"


    Spagat zwischen "schrullig" und "realistisch" versucht
    "Im Weltraum gibt es keine Gefühle"


    Dokumentarfilm/französische Sicht sowie Kritik an "Psychiatrisierung" behinderter Menschen:
    "Ihr Name ist Sabine"


    Lynkas grüßt.

  • Lynkas ich denke ich verstehe, was du meinst.
    Aber denkst du nicht, dass es besser ist Autismus auf diese Art und Weise etwas bekannter zu machen, als gar nichts?
    Von keinem Film kann man behaupten, dass er wissenschaftlich korrekt ist. Das ist ja auch nicht Aufgabe von Filmen. Dafür sind Dokumentationen zuständig.

  • Hmm.... Lynkas, ich glaube das es besser ist, als gar nie etwas über Autismus mit zu bekommen.
    Du hast auch recht mit deiner Sichtweise. Aber ich glaube kaum das sich "normale" Menschen die keinerlei Berührung zum Thema Autismus haben eine Dokumentation darüber anschauen.

  • Hm. Also ich finde es gut, wenn es zu einem Thema ganz verschiedene Zugänge gibt. Und Max und Mary hat absolut nix verniedlichendes, Trickfilm und Comic sind anerkannte Kunstformen, und das Drehbuch von Max und Mary ist ziemlich anspruchsvoll. Schattenspringer zb ist ja auch ein Comic.


    Es geht doch darum, ein Thema (das Thema Neurodiversität) in möglichst vielen verschiedenen Facetten zu beleuchten.


    Vielleicht bilde ich es mit nur ein in meiner Seifenblase, aber ich hab die letzten Jahre schon das Gefühl, durch die vielfältige mediale Präsenz des Themas Autismus ist der Blick vieler Leute schon ein wenig differenzierter geworden.


    Grüße

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Ich finde es auch gut, dass das Thema auf verschiedenste Weise aufgegriffen wird. Natürlich muss ein Spielfilm z.B. auch Unterhaltungswert haben, damit er angesehen wird, eine Comedy muss entsprechend überzogene Charaktere "schnitzen", damit die Leute sie lustig finden etc. Gerade bei TBBT finde ich, dass in der Essenz ja vermittelt wird, dass Sheldons Freunde ihn wirklich mögen und schätzen, so kompliziert es auch sein mag mit ihm.


    Die

    Zitat

    vielfältige mediale Präsenz des Themas Autismus

    ist mir in den letzten Wochen auf einem ganz anderen Kanal als TV negativ aufgefallen, da es wirklich sehr viele Impfgegner auf Facebook gibt, die ständig posten, Autismus sei eine Folge von Impfungen.


    LG

  • Gerade bei TBBT finde ich, dass in der Essenz ja vermittelt wird, dass Sheldons Freunde ihn wirklich mögen und schätzen, so kompliziert es auch sein mag mit ihm.


    Genau: "Freunde" und "mögen und schätzen". Was hat das mit meinem Leben zu tun? Bei mir gab es auch oft "Lacher aus dem Off“ wie in Sitcoms a la Big Bang Theorie, das ist dann realitätsgetreu? Wer lacht denn da überhaupt? Ist das ein Theaterstück (nee, klar, "Sitcom", bevor jetzt irgendwer mir was "erklären" will).
    Auch dieses "Autist sucht die Liebe" Thema: was soll sowas? Ich verstehe das nicht.
    Ich kann wohl einfach nur nicht ertragen, dass mein Leben kein Film ist.
    In den von mir kritisierten Filmen gibt es lauter tolle Menschen, die dann doch noch auftauchen und dem liebenswerten "Aspie" helfen. Mehrfachbehinderungen gibt es schon mal gar nicht. Die Filmhelden haben „nur“ Autismus und sind sozial in einer Art und Weise eingebunden: da mache ich nur große Augen. Das hat absolut nichts zu tun mit meiner Realität.


    Lynkas grüßt.

  • Lynkas ich kann dich da wirklich gut verstehen.
    Irgendwie haben alle Filme ja doch so ein bisschen happy end, obwohl das in der Realität nicht immer so der Fall ist.
    Es ist nun mal aber auch so, das ein Film gewisse Ansprüche erfüllen muss. Ich glaube die wenigsten Menschen würden sich freiwillig einen Film anschauen in dem es kein happy end gibt.


    Was hältst du denn von Filmen über andere Krankheiten? Es gibt schließlich nicht nur Filme über Autismus.

  • Kein Film, nur ein kurzer Filmclip über das Aspergersyndrom:
    https://www.planet-schule.de/w…der-auf-dem-schulhof.html


    Diese Clip gefällt mir sehr gut, da er das Gefühl der Hilflosigkeit und Verlorenheit (und damit den Leidensdruck) gut wiedergibt. Anders als viele andere Filme, wo Autismus als eine Art "cooles Anderssein" dargestellt wird, ohne dass die zahlreichen Belastungen genannt werden, die mit Autismus verbunden sein können - die nämlich alles andere als "cool" oder "hip" sind.


    Da kann ich Lynkas in ihren Vorbehalten verstehen: Viele Filme versuchen zwar, Verständnis für Autismus und Autisten zu wecken, beschreiben die Grundprobleme auch richtig, bleiben aber oft zu vordergründig in ihrer Darstellung.


    Ich glaube, dieser Spagat zwischen Unterhaltsamkeit und Authentizitätsanspruch (den man für ein breites Publikum immer irgendwie hinbekommen muss), der kann nicht wirklich gelingen, da bleibt entweder das eine oder das andere auf der Strecke.

  • Hallo Trixi,


    Ich glaube die wenigsten Menschen würden sich freiwillig einen Film anschauen in dem es kein happy end gibt.


    Ja, da hast Du recht. Spielfilm ist und bleibt Spielfilm. Ich sollte es mir nicht zu Herzen nehmen. Es liegt definitv an mir. Ich will immer mich im Film finden und das geht nicht. Ich nehme Filme wahrscheinlich zu ernst. Oder ich nehme mich zu ernst.


    Was hältst du denn von Filmen über andere Krankheiten? Es gibt schließlich nicht nur Filme über Autismus.


    Da wird es noch viel schwieriger.
    Wenn meine These richtig ist, dass ich immer mich selbst im Film wiederfinden will, dann bleibt es schwierig. Meine Behinderungen und Krankheiten sind absolut nichts, was irgendwer anderes im Film sehen will. Alles absolut nicht „Hollywood-tauglich“. In Filmen bin „ich“ genauso uninteressant und unsichtbar wie im Leben. Und im Leben soll ich genauso ein Happy End liefern, wie in den von mir kritisierten Filmen.


    Ich sehe sehr viel medizinische Dokumentationen, aber mir fällt kein Spielfilm ein, der mir bezüglich Krankheitsschilderung zugesagt hat.


    Lynkas grüßt.

  • Ich glaube, genau darin liegt das Problem.
    Ich kann mich auch nicht in Spielfilmen wiederfinden und ich glaube das kann kein Mensch. Außer es ist ein autobiografischer Film. Aber darum geht´s ja eigentlich gar nicht. Also bei Filmen. *denk*


    Es ist sehr schwierig. Vielleicht solltest du lernen gar nicht mehr nach dir selber in solchen Filmen zu suchen? Sie haben eben selten etwas mit der Realität zu tun.

  • Genau, Mina,


    Adam hatte ich auch erwähnt. Ich fand ihn toll.


    Und Trixi, da stimme ich dir zu: ich persönlich möchte nicht mich in Filmen wiederfinden, ich möchte erfahren - manchmal auch in fiktiven Situationen - wie andere mit einem Problem umgehen, das auch ich habe. Welche Lösungen findet der Protagonist, wo kann ich selbst meine Sichtweisen verändern. Das ist es, was ich an Filmen ganz allgemein und über Autismus im besonderen, anziehend und lehrreich finde.

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    Liebe Grüße von Klara


    "Das, was mich behindert,
    damit lerne ich zu leben.
    Der, der mich behindert,
    der lässt mich im Leben leiden."


    © Klara Westhoff