Kindergarten-Alter

  • Liebe Forumsmitglieder,


    der kleine Prinz geht seit Montag mit Stützkraft in den Regel-Kindergarten. Er ist ja leider ziemlich auf mich fixiert, und wir müssen mit einer langen Eingewöhnungszeit rechnen. Trotzdem hat er mich schon sehr überrascht, weil wir anstatt der geplanten Stunde 2h täglich schaffen, teilweise sogar mehr, und er schon gewisse Regeln verinnerlicht hat. Natürlich habe ich ihn wirklich intensiv darauf vorbereitet, mit Fotos und vielen Gesprächen und und und.
    In der Gruppe fällt halt schon auf, dass er ein bisschen anders tickt. Er spricht nicht mit den Kindern bzw. nur, wenn ich es ihm abverlange, er schafft es nur mit meiner Anwesenheit, an Aktivitäten teilzunehmen (Hände halten und "Eisenbahn"-fahren mit allen Kindern, Morgenkreis, sitzen bleiben auf der Bank, obwohl er lieber im Bewegungsraum herumlaufen möchte etc.), und er geht oft ganz nah an die anderen heran und sieht sie an.
    Die anderen Eltern merken das natürlich, dass ich die ganze Zeit da rumsitze, und auch dass drei Erzieherinnen da sind statt nur zwei. Bevor da irgendein Gerede anfängt, habe ich mit der Gruppenleiterin beschlossen, dass ich morgen am Elternabend ein paar Worte sagen werde. ABER: Ich bin so unsicher, WAS ich sagen soll ...? Ich kann ja nicht die gesamte Zeit des Elternabends die Leute über ASS aufklären ... :shock:
    Hat jemand einen Tipp für mich, bzw. eigene Erfahrungswerte?


    Auch eine weitere Frage hätte ich zum Thema Kindergarten. Gestern hatten wir das Treffen unserer SHG, und eine andere Mutter hat mir erzählt, dass die Stützkraft ihres Sohnes so kleine TEACCH-Übungen für ihn zusammengestellt und mit ihm alleine geübt hat. Ist/war das auch bei euren Kindern üblich? Mein Ansatz war eigentlich vielmehr, dass im KiGa auf das Soziale und die Interaktion mit anderen der Fokus gelegt werden sollte. Ich wollte nun mit der Stützkraft besprechen, ob wir ein großes Ziel festlegen könnten, z. B. eine Runde HABA-Angelspiel mit einem anderen Kind und Anleitung durch die Stützkraft bis Weihnachten oder so, und wir darauf hinarbeiten. Oder wie habt ihr das bei euren Kinder gehandhabt? Hier auf dem Land hat leider keiner so wirklich Ahnung von Autismus...


    Danke für euren Input.

  • michie, gab oder gibt es bei euch kein Entwicklungs- bzw. Hilfeplangespräch, bei der die Förderziele besprochen wurden/ werden? Gibt es einen Förder- bzw. Entwicklungsplan?
    Arbeitet die Einrichtung mit dem ATZ und den Therapeuten zusammen?
    Die Erzieher meines Sohnes - und später in der Schule die Lehrer - führten regelmäßige Gespräche mit uns Eltern und mit den Therapeuten und es wurden Förderziele vereinbart. Die Ziele orientieren sich individuell am Kind.
    Ihr müsst unbedingt miteinander reden!
    Was wurde mit euch denn bisher besprochen? Hat euer Kindergarten schon Erfahrungen mit der Inklusion.
    Du hast so viele Fragen und machst dir viele Gedanken. Es hört sich so an, als wenn euer Kindergarten euch noch gar nicht gut informiert hat und euch in der Anfangszeit alleine lässt.


    Schau mal, das sind die Empfehlungen für Bayern:
    Auf Seite 36 - Interdisziplinäre Unterstützungsplanung:
    http://www.ifp.bayern.de/imper…ion-kita_barrierefrei.pdf

  • Hallo Michie,


    bin grade vom Urlaub heimgekommen und noch etwas wirr, deshalb jetzt nur ganz knapp:
    der TEACCH-Ansatz hilft den Kindern über Visualisierung und Strkturierung. Und zwar bei allem möglichen, auch beim Sozialen.


    es geht ja weniger darum, konzentriert "das Soziale" zu üben, denn das würde ihn ja überfordern. Es geht darum, mit ihm Hilfen und Strategien zu entwickeln, de ihm helfen, die anderen besser zu verstehen, weniger Überlastung zu erleben, seine eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen und nach außen zu bringen, ...
    dabe kann TEACCH (und andere "Werkzeuge") helfen, wenn's entsprechend eingesetzt wird.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Liebe Ella & Enscha!


    Vielen Dank für eure Antwort und entschuldigt die späte Reaktion darauf. Der Kindergarten macht mir sehr viel Arbeit, aber ich freue mich, weil es fast jeden Tag tolle (kleine) Fortschritte gibt.


    Zitat

    gab oder gibt es bei euch kein Entwicklungs- bzw. Hilfeplangespräch, bei der die Förderziele besprochen wurden/ werden? Gibt es einen Förder- bzw. Entwicklungsplan? Arbeitet die Einrichtung mit dem ATZ und den Therapeuten zusammen?


    Wir hatten im Sommer ein I-Gespräch (so heißt das bei uns), wo über die Rahmenbedingungen gesprochen wurde. Angeschafft wurde ein TimeTimer sowie ein Hängesessel, andere Dinge wie Linsen- bzw. Bällebad, Rückzugsmöglichkeiten, gibt es, inklusive großem Garten. Der Kindergarten hat nur Erfahrung mit entwicklungsverzögerten Kindern, aber die Pädagogin in unserer Gruppe beweist ein unglaubliches Feingefühl und liest sehr viel über Autismus, teilt Unterlagen an ihre Kolleginnen aus, etc. Das erste vereinbarte Ziel ist eben, dass mein Sohn sich im Kindergarten einlebt und wohlfühlt, und wenn das geschafft ist, wird genauer geschaut, wo man ihn gut unterstützen kann bzw. mit welchen Mitteln. Mein Sohn lässt sich mittlerweile schon sehr auf die 3 Erzieherinnen ein, nimmt sie von sich aus an der Hand. Eines der Kinder bekam auch schon ein "Bussi". Die Pädagogin, die die Gruppe leitet, konnte ihn heute schon dazu motivieren, ohne mich im Morgenkreis zu bleiben. Ich war richtig platt, und extrem stolz! Er hat zwar anfangs ein wenig geweint, aber nur wenige Minuten später ist er auf dem neuen Trampolin, das heute vorgestellt wurde, gehüpft.
    Die Verknüpfung Therapeuten/Kindergarten habe ich von mir aus angestrebt. Ich habe sowohl die Autismustherapeutin als auch die Ergotherapeutin vorab für ein Gespräch in den Kindergarten gebeten, und jetzt, wo die I-Hilfe fix ausgewählt wurde, möchte ich das nochmals, damit die beiden auch ihr Tipps geben. ATZ gibt es leider nur in den großen Städten, aber unsere Autismustherapeutin, die wir leider privat bezahlen müssen, arbeitet auch in der Bundeshauptstadt in so einem ATZ.
    Die Erzieherinnen und ich reden zum Glück sehr viel miteinander, und ich bin ja noch die ganze Zeit mit im Kindergarten. Also es finden wirklich viele Gespräche und Abstimmungen statt. Mich hat nur verwirrt, was mir die andere Mutter in der SHG berichtet hatte. Die arbeiten auf nichts Soziales hin oder dergleichen, sondern rein kognitive Sachen (Farben zuordnen, Zahlen etc.), und nur abseits, die I-Hilfe und das Kind.


    Zitat

    Es geht darum, mit ihm Hilfen und Strategien zu entwickeln, de ihm helfen, die anderen besser zu verstehen, weniger Überlastung zu erleben, seine eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen und nach außen zu bringen, ...


    Genau, das meine ich eben auch. Das wäre auch mein Ansatz gewesen, und die Erzählungen aus der SHG haben mich da teilweise sehr verwirrt. Die I-Hilfe eines dritten Kindes ist zum Beispiel meist damit beschäftigt, mit den anderen Kindern zu spielen, und der kleine Autist spielt alleine für sich in seiner Ecke (!). Noch dazu ist das die Köchin, die dann irgendwann verschwindet und das Mittagessen für die Kinder kocht!


    Hier in Österreich läuft das bei Weitem nicht so professionell ab wie bei euch in Deutschland. Deshalb bin ich euch über eure Erfahrungen sehr dankbar!


    LG

  • Hallo Michie,


    also, das klingt ja insgesamt sehr positiv, was Du über den Kiga schreibst. :)
    die Sache mit der Einzelförderung mittels Teacch ist ein bisschen kompliziert, da kann ich konkret wenig sagen von fern. Aber ganz allgemein ist immer ein guter Tipp, als Mama zu sagen, dass man sich aktiv beteiligen möchte, damit man auch Zuhause erfolgreiche Förderung umsetzen und am gleichen Strang ziehen kann. Auf die Art bekommst Du dann schon mit, inwieweit diese Förderung passt.
    TEACCH ist eigentlich nur das Prinzip, dem Kind Abläufe und Alltagsdinge, aber genausogut schulmäßige Lerninhalte auf eine bestimmte Art, nämlich durch Strukturierung, mit viel Visualisierung, zu vermitteln. Was man da vermittelt, ist dem Ansatz quasi egal. Beispiel: Vielen autistischen (übrigens auch den anderen) Kindern hilft ein bebilderter Tagesplan an übersichtlicher Stelle, denn so haben sie tagsüber Sicherheit, was vom Ablauf her als nächstes kommt. Ebenso ein Wochenplan. Man kann auch einzelne Tätigkeiten, die schwer fallen (zb Tisch decken) durch Teacch erleichtern, zb mit einem Ablaufplan, zb mit schemenhaften "Platzhaltern" für Teller und Besteck auf dem Tisch. Man kann Räume so strukturieren, dass autistische Kinder sich leichter zurechtfinden, und so sicherer und selbständiger sind. Man kann Arbeiten so strukturieren, dass das Kind eine klare Hilfe hat, was als nächstes zu tun ist. Inwieweit braucht Dein Sohn solche Hilfen?


    wie das hier in D abläuft, hängt auch sehr von der Einrichtung ab, es gibt auch solche, die denken sie arbeiten nach Teacch, wenn sie einen jahrealten Tagesplan in der Ecke hängen haben ...


    Dass die Köchin die I-Kraft ist, irritiert mich jetzt schon. :kopfkratz
    Ist die I-Kraft Deinem Sohn persönlich zugeteilt, oder läuft das in Ö allgemein über erhöhten Personalschlüssel (Version zwei gibt es in manchen deutschn Bundesländern auch, in dem Fall ist es normal, dass nicht eine spezielle Person beim Kind bleibt).

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  • Hallo Enscha,


    danke für die Antwort! Ja, heute war er ganz alleine, ohne Weinen, im Morgenkreis und ist dort geblieben! Ich musste auch nicht vor der Tür sitzen bleiben, damit er mich sieht. Er ist insgesamt nur 2 x nachschauen gekommen, ob ich noch da bin. Es wird wohl ein langer Eingewöhnungsweg, aber wir gehen ihn, in seinem Tempo. Ich habe großes Glück mit dem Kindergarten!


    Zitat

    Inwieweit braucht Dein Sohn solche Hilfen?


    Wir haben hier zu Hause einen Tagesplan, für den Wochenplan ist er mir denke ich noch zu klein, das würde ihn glaube ich noch überfordern. Die Tafel hat zwar die ganze Woche drauf, aber ich hänge die Magnetkarten mit den Bildern nur für den aktuellen Tag auf. Das bereite ich am Vorabend vor und bespreche es mit beiden Kindern beim Frühstück, welcher Wochentag ist, und was ansteht. Aber auch vor dem Plan konnte er mir schon beantworten, was als nächstes kommt. Der Kindergarten wird jedenfalls auch einen Tagesplan ausarbeiten.


    Bezüglich TEACCH, ich arbeite ja selbst auch sehr viel mit TEACCH, mich hat nur verwirrt, dass dieses eine Kind aus der SHG im KiGa alleine mit der Stützkraft Zahlen und Buchstaben übt, anstatt in reale soziale Interaktion eingeführt zu werden. Wie wurde das denn bei euch gemacht? Mein Sohn sucht z. B. den Kontakt zu anderen Kindern und möchte sie auch immer in "sein" Spiel holen, aber auf diesen Zug springen nur ganz selten Kinder auf, weil er ihnen nicht antwortet. Er liebt es, Quatschwörter mit anderen zu sagen und herumzulaufen ... Das finden eben alle anderen komisch. Ich erkläre ihm das auch immer, dass er doch sagen könnte, he, XY, fällt dir auch ein Quatschwort ein? Aber da kommen wir (noch?) nicht weiter. Hätte ich schon ein iPad - Bewilligung/Ablehnung der Krankenkasse läuft schon - könnte ich vielleicht eine Social Story machen dazu.


    Es ist zum Glück nicht die I-Kraft meines Sohnes, sondern eines anderen Kindes, die zusätzlich noch die Köchin ist, oder umgekehrt? Aber ja, prinzipiell ist eine Stützkraft dem I-Kind alleine zugeordnet. Bei meinem Sohn z. B. ist sie ganz nah an ihm, erkundet mit ihm zusammen den KiGa, fragt ihn, ob er ins Bällebad oder Sand spielen will etc, baut quasi gerade eine Beziehung zu ihm auf. Wenn ein anderes Kind herkommt, dann holt sie es auch dazu, damit vielleicht eine Interaktion entsteht. Und sicher kümmert sie sich auch um andere Kinder, aber eben hauptsächlich um meinen Sohn. Vielleicht müsste ICH mit meinem Sohn zu Hause üben, wie er Kontakt aufnehmen kann? Er ist einfach so planlos im Kontakt mit anderen, und ich bin planlos, wie ich ihm da helfen kann! In der Interaktionsgruppe unserer Ergotherapeutin ist er sehr beliebt, aber redet auch nicht mit den Kindern ...

  • Hallo Michie,


    hört sich ja ganz gut an, wie die I-Kraft mit Deinem Sohn umgeht. (Und die andere, kochende I-Kraft ist zwar unorthodox, aber das muss ja nicht von vorneherein schlecht sein ...)


    Sozialverhalten einüben, Kommunikatives einüben - das ist am erfolgreichsten, wenn man es weniger "direktiv" macht, sondern eher durchs Vorbild, und durchs Tun. Und da heißt es viel Geduld haben, denn das braucht oft viele viele Wiederholungen, und auch viele verschiedenen Anlässe und Personen zum Abgucken, damit das "landet".
    Das geht auch ohne iPad, Social Stories gehen auch ohne iPad - die würde man jetzt da vielleicht weniger nehmen, sondern eher dafür, konkrete Fehlannahmen aufzuklären, oder eine Regel zu erklären.


    Warum jetzt das andere Kind zum Arbeiten am Tisch aus der Gruppe genommen wird, können wir nicht beurteilen, vielleicht braucht er ja einen Fokus zwischendrin, als eine Art Rückzug, damit keine Reizüberlastung auftritt.


    ich glaube, Du musst ein bisschen Geduld haben ;)
    Schieben würde hier wahrscheinlich eher bremsen ...


    Grüße,

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Hallo Enscha,


    danke wie immer für deine tolle Antwort!


    Zitat

    Sozialverhalten einüben, Kommunikatives einüben - das ist am erfolgreichsten, wenn man es weniger "direktiv" macht, sondern eher durchs Vorbild, und durchs Tun. Und da heißt es viel Geduld haben, denn das braucht oft viele viele Wiederholungen, und auch viele verschiedenen Anlässe und Personen zum Abgucken, damit das "landet".


    Oh mein Gott, ich hatte es befürchtet. :wein Ich und Geduld, wir stehen halt auf einem Kriegsfuß, seit wir einander kennen. :whistling:
    Scherz beiseite, das erste Positive, das mir der Autismus für mich persönlich gebracht hat, ist die Entschleunigung. Ich versuche einfach, das Warten zu genießen und mich über die kleinen Fortschritte zu freuen. Heute war ich wieder mit beiden Zwergen im Wald spazieren, glücklicher könnten wir überhaupt nicht sein. Und der kleine Prinz ist praktisch 2,5h "alleine" im KiGa gewesen. Hat mich nicht gesehen, hat mich nicht gesucht! Sogar beim heute etwas längeren Morgenkreis mit einer neuen Situation - es gab ein Geburtstagskind - ist er ganz ohne mich dort sitzen geblieben und ließ sich sogar von seiner I-Kraft aufs Klo begleiten. Das darf hier nicht einmal der Papa.

  • Hach, ich muss mal in die Runde heulen. Jetzt hat es schon so richtig toll geklappt im Kindergarten, und was nun? WINDPOCKEN! Bitte drückt mir die Daumen, dass es auch danach wieder so super funktioniert. Ich bin ja irgendwie ganz positiv gestimmt, weil er wirklich jeden Tag sagt, dass er wieder hin will...

  • Der kleine Prinz geht nach wie vor gerne in den Kindergarten, er hat dort auch schon ab und zu ein bisschen gekritzelt, was ich echt toll finde. Zeichnen mag er zu Hause nicht oft, von selbst sowieso nie. Die Stützkraft hat mir erzählt, dass er sich sehr viel von den anderen Kindern abschaut, allerdings schiebt er andere Kinder auch manchmal weg, wenn diese mit der Stützkraft sprechen oder spielen möchten ... Findet ihr das okay? Die Stützkraft meinte, das ist in Ordnung so. Ich bin mir unsicher, was ich davon halten soll.


    Die Pädagogin der Gruppe hat mir heute gesagt, dass sie es vorerst bei 3h lassen würde, weil er so gegen 11 hin wirklich schon sehr müde wird und nicht mehr aufnahmefähig ist. Für mich ist das natürlich in Ordnung. Denkt ihr, dass er das erst lernen muss, es länger auszuhalten? Kann man das überhaupt trainieren? Oder muss ich schauen, dass er am Nachmittag wieder schläft, damit er besser damit klar kommt? Häufig haben wir am Nachmittag noch einen Therapietermin. Zu Hause habe ich momentan alles was irgendwie therapeutisch ist abgestellt, damit er seine Ruhe hat und einfach nur er selbst sein kann. Er zieht sich dann oft in mein Büro zurück, wo auch das Trampolin steht, schaltet sich Musik an und führt seine Monologe ...


    Danke für eure Meinungen!

  • Hi,


    Zitat

    Denkt ihr, dass er das erst lernen muss, es länger auszuhalten? Kann man das überhaupt trainieren?

    Nein, das kann man nicht direkt trainieren. Aber der Punkt, an dem das Fass überläuft bei Reizüberlastung, ist kein absoluter, sondern hängt von verschiedenen Faktoren ab.
    Und ganz besonders eben davon, ob sich das KInd als hilflos ausgeliefert, als ohnmächtig erlebt. Oder ob es ein Akteur ist, ob es Strategien kennt sich zu schützen, und wie gut es die Situation kognitiv einschätzen kann, einordnen kann.
    Und da kann er eine ganze Menge lernen, und da kann man ihn auch sehr gut unterstützen im Lernen. :)
    als Zeitrahmen solltest Du da Jahre ansetzen, nicht Monate ;)


    Hans hat auch Schwieigkeiten,"seine" Praktikantin (im Kiga) bzw Schulbegleitung zu teilen. Ich glaube, daran kann man erst arbeiten, wenn das Kind ansonsten weit genug ist (abnabeln). Jetzt leistet er ja schon ne Menge, soviel Neues, von Mama abgenabelt, ... Ich finde, da hat Eure Stützkraft recht, das kann man tolerieren.


    Schlafen braucht er vielleicht nicht am Nachmittag, aber eine fest etablierte Ruhezeit wäre bestimmt gut. Wenn Hans aus der Einrichtung nach Hause kommt, dann will er erstmal seine Ruhe und was Monotones essen (Puffreis war lange angesagt), dazu guckt er Löcher in die Luft oder hört Musik (Kopfhörer) oder nimmt sich den iPad. Da kommt er wieder runter. Bewegung hilft auch gut, aber da muss es dann 1:1 sein bei uns, und ohne Besorgungen.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • Danke für deine Antwort, Enscha!


    Wenn wir heimkommen, dann bekommt er immer sein Glas Apfelsaft und darf dann Ruhe haben. Meistens versuche ich auch, ihm die kleine Fee noch ein bisschen vom Hals zu halten. Die vermisst ihn immer so sehr, wenn er im KiGa ist, dass sie ihn am Liebsten abknutschen würde eine Stunde lang, wenn er wieder da ist. Da heißt es nie "Hallo Mama", sondern nur der Bruder zählt. Momentan hört er zum Runterkommen gerne Musik und hüpft oder läuft dabei herum. Da lasse ich ihm auch so viel Zeit, wie er braucht und kündige Übergänge wie "Essen kommen" ca. 15 Minuten vorher an, mit dreimaliger Erinnerung.Was noch so ansteht, das sieht er ohnehin am Wochenplan, und das wiederhole ich auch immer wieder Mal zwischendurch. Wahrscheinlich braucht er jetzt mal einfach eine Weile, bis er alles Neue verinnerlicht hat, und dann kann man ja die 1h noch sachte steigern irgendwann. Durch die neu gewonnene Exklusivzeit für die kleine Fee bzw. Arbeit bin ich wahrscheinlich glatt übermütig geworden. Typisch.


    Er darf im KiGa auch immer in den Bewegungsraum, wenn ihm danach ist. Außer, der Raum ist von einer anderen Gruppe besetzt, aber so oft kommt das wohl nicht vor. Die Kinder mögen ihn, das freut mich wirklich sehr. Es stört sie offenbar gar nicht so sehr, dass er ihnen nicht antwortet. Wenn ich ihn bringe und abhole, dann übe ich immer mit ihm, dass er die anderen Kinder, die gerade neben ihm stehen, begrüßt oder sich verabschiedet. Da merke ich, dass die sich voll freuen, wenn er was sagt zu ihnen. Da kommt es schon mal vor, dass ein Kind ganz aufgeregt zur Erzieherin läuft und freudig berichtet: "Der XY hat Hallo zu mir gesagt!". Heute war beim Abholen seine Gruppe gerade im Bewegungsraum, der genau auf den Parkplatz zeigt. Als wir ins Auto gestiegen sind, haben alle vom Fenster rausgeschaut und uns gewinkt. Als der kleine Prinz dann nach der zehnten Aufforderung meinerseits zurückgewinkt hat, haben sich die Kinder wirklich total gefreut. Und er hat heute schon das zweite KiGa-Freundebuch bekommen zum Einschreiben. Dieses Mal habe ich mitbekommen, dass die Mutter den Jungen gefragt hat, wem er es denn geben wollte, und er hat es auf den Platz des kleinen Prinzen gelegt.


    Er beschäftigt sich halt im KiGa in der Regel alleine oder mit der Stützkraft. Ganz selten geht er auf ein Kind zu und sagt dessen Namen oder versucht, Kontakt aufzunehmen, weiß dann aber nicht, wie. Mir tut das so weh, wenn ich ihm da zusehe. Wie gerne würde ich wissen, ob er es von sich aus einfach so will, das viele Alleinesein, oder ob er sich einfach abkapselt, weil er sich unverstanden fühlt oder spürt, dass er irgendwie anders ist. Äußert sich dein Hans zu diesen Sachen, bzw. hätte er das mit fast 4 getan?


    Ich z.B. bin immer herzlichst willkommen bei all seinen Aktivitäten. Ich darf bei allem mitmachen, darf auch eigene Ideen in Spiele einbringen und darf ihn auch mal ab und zu ein bisschen "sekkieren". Der Papa auch, aber schon deutlich weniger. Die kleine Fee darf mitmachen, aber bevorzugt nach seinen Regeln. Wenn sie auch eine Idee hat, dann passt ihm das oft nicht so...

  • Hallo!


    Also ich find das ehrlich gesagt total normal, dass er seine I-Kraft nicht teilen mag. Sie ist ja für ihn zuständig.
    Mag vielleicht erstmal nicht so gut aussehen... Aber man kann das ganze auch von einer positiven Seite betrachten. Er hat die I-Kraft angenommen und akzeptiert und "verteidigt" sie jetzt gegenüber anderen.
    Hätte ja auch sein können, das er seine I-Kraft gar nicht mag und sie "wegschubst".

  • Stimmt, Trixi. Ich freue mich auch sehr, dass er so gut mit ihr zurecht kommt. Sowieso sind alle total glücklich darüber, wie gut es läuft. Die Sonderpädagogin kommt bei uns in Ö einmal die Woche in jeden Kindergarten, und die ist auch sehr begeistert und meint, das kenne sie auch ganz anders. Die kleinen Mädchen kümmern sich sehr rührend um meinen kleinen Prinzen, und auch die Jungs sind extrem freundlich zu ihm. Er hatte schon zwei Kindergartenfreundebücher von Jungs zum Einschreiben ;)

  • Hallo Michie!


    Freut mich, dass es bei euch im KiGa gut läuft. Ihr kommt ja aus NÖ, woher denn genau? Ich bin ja selbst aus Wien.


    Du schreibst, dass man sich bei euch am Land ja nicht so gut mit Autismus auskennt, dafür finde ich, dass ihr da aber doch sehr viel Unterstützung bekommt.


    Meine Tochter hat ihre Diagnose ja erst zum Ende des letzten Kindergartenjahres erhalten, Auffälligkeiten waren seit dem Krippenalter da, wurden uns aber verschwiegen. Das etwas nicht stimmt hat man uns gesagt als sie 4,5 war, da gabs dann auch eine sagen wir mal schwammige Diagnostik und es sollte dann auch einmal pro Woche eine Sonderpädagogin zur Unterstützung kommen (mehr als 1 oder 2x pro Monat war die aber nicht da). Von Unterstützung konnte ich da nicht wirklich reden.


    In der Volksschule ging das dann so weiter, wobei meine Tochter da viel besser zurecht gekommen ist. Sie ist zwar als I-Kind eingeschult worden, ihre Lehrer hatten dann aber nicht wirklich Ahnung von Autismus. Man hat auch viel mehr Augenmerk auf ihre HB gelegt als darauf, dass sie Asperger hat. Man hätte meinen können sie ist ein I-Kind wegen der HB, lächerlich nicht?


    Erst jetzt in der Mittelschule hat sich das geändert, jetzt hat sie eine Klassenlehrerin die früher als Sonderpädagogin gearbeitet hat und schon einiges an Erfahrungen mit Autisten sammeln konnte und die nach nur 3 Wochen schon sagen kann, dass meine Tochter nicht stark aber doch in einigen Bereichen Auffälligkeiten zeigt.


    Ich finde es super, dass ihr im KiGa schon die entsprechende Unterstützung bekommt. Dann fällt später auch der Übergang in die Schule nicht so schwer. Und da ihr da ja auch noch lange genug Zeit habt, würde ich mich da wirklich gut umhören, welche Schule geeignet ist.


    Bei uns hat man im KiGa meine Tochter dann mehr oder weniger machen lassen was sie wollte. Damals konnte sie ja noch gar nicht mit Kindern, erst ab der 2. Klasse. Man hat sie dann halt einfach machen lassen. Sie ist auch meist alleine gewesen als ich sie abgeholt habe. Das fand ich immer traurig, aber ihr hat es scheinbar nichts ausgemacht. An den anderen Kindern lag es definitiv nicht, viele haben sogar die Nähe zu ihr gesucht, vor allem die jüngeren Kinder. Als wir die Diagnose bekommen haben, hatten wir auch noch einen selektiven Mutismus (ich glaub so hieß das) dabei, weil sie nur mit bestimmen Leuten gesprochen hat. Heute ist das gsd ganz anders.

  • @mina1980!


    Irgendwie habe ich deine Antwort wohl übersehen. Tut mir leid! Dein Beitrag ist absolut interessant für mich! Wie geht es denn deiner Tochter jetzt in der Schule? Hat sie auch Freunde?


    Wir kommen aus dem Bezirk Amstetten, sind allerdings auch immer wieder mal in Wien. Mein Mann ist ja eher der Großstadttyp und braucht das ab und zu, und für unsere Kinder ist es nicht unwichtig, auch mit neuen Umgebungen umgehen zu lernen. Der kleine Prinz war auch schon 2x in Ecuador. Ich glaube ja, er reist gerne. Zumindest ist sowas immer total unproblematisch mit ihm.


    Naja, wir bekommen die Unterstützung, die ich anstoße oder anfordere. Ich bin selbstständigu und hatte früher zusätzlich Lehraufträge an den Unis in Graz und Wien, die hab ich jetzt erst einmal auf Eis gelegt. Es steckt sehr viel meiner Zeit dahinter, was aber völlig okay ist für mich. Ich bin gern bei meinen Kindern ;-).


    Hier in NÖ kommt sowieso in jeden KiGa 1x wöchentlich für 1-2 Stunden eine SoKi-Pädagogin. Ist das in Wien anders? Das ist ja für alle Kinder ein Plus. Wir haben in unserer Gruppe auch andere Kinder, die davon sehr profitieren. Es kommt halt so sehr auf die involvierten Personen an. Die Pädagogin, die unsere Gruppe (und auch den gesamten dreigruppigen KiGa) leitet, findet das Thema Autismus total spannend. Sie ist schon älter, aber total offen von der Einstellung her, eine geborgene Kindergärtnerin. Meine Ergo hat mir bei der Auswahl des passenden KiGa geholfen. Der erste Anlauf war ja nicht so toll bei uns, da wäre mein Sohn niemals geblieben. Null Einfühlunsvermögen seitens der Pädagogin, obwohl die in ihrer Anfangszeit sogar selbst schon einmal einen Asperger-Autisten in ihrer Gruppe hatte, habe ich zufällig in unserer SHG erfahren ... Die Welt ist eben ein Dorf. Die SoKi, die in unseren KiGa kommt, spricht beim kleinen Prinzen auch immer von HB. Vielleicht ist das etwas, das denen früher eingeprägt wurde? Dass ein Kind, das aus der Reihe tanzt, häufig eine HB hat? Ich gehe da nicht weiter darauf ein, das hat für mich momentan überhaupt keine Prio. Blöd natürlich, wenn es dann in der Grundschule die Lehrerin ist, die so denkt! Ich freu mich für euch, dass ihr da jetzt einen Glücksgriff hattet!


    Ja, ich bin jetzt schon sehr hellhörig in puncto Schule. Für mich ist auch eine Förderschule nicht ausgeschlossen, sollte sich Sohnemann in diesen großen Gruppen nicht konzentrieren können. Es gibt eine entsprechende Schule in Amstetten, in der zufällig unsere Reitpädagogin unterrichtet. Eine Montessori-Schule haben wir auch. Ich warte mal, wie sich alles entwickelt, aber ins Auge fasse ich natürlich sämtliche Möglichkeiten.


    Hat deine Tochter denn zu Hause "ganz normal" gesprochen? Unser kleiner Prinz kann zwar alles sprechen, aber er tut es oft einfach nicht. Und mit Kindern spricht er auch nicht. Bei seiner Schwester versuche ich nun, das ein wenig mit ihm zu üben. Wenn er was von ihr will (meistens soll sie ihm zurückgeben, was sie ihm aus der Hand gerissen hat, oder aufhören seinen Radio abzudrehen, wenn er gerade Musik hört) kommt er immer zu mir ...

  • Hallo Michie!


    In Wien läuft es in den Kindergärten scheinbar total unterschiedlich, kommt drauf an ob es ein städtischer ist, oder ein privater. Unsere Tochter war in einen römisch-katholischen, da hat einiges nicht so gut geklappt wie es sein sollte. Also auch mit den Sonderpädagogen nicht. Es gab auch keine eigenen Integrationsgruppen bei uns im Kindergarten, was es in anderen sehr wohl gibt.


    In der Schule war es so, man hat sie in eine Mehrstufenklasse gesteckt, was für sie auf alle Fälle von Vorteil war. Sie war den anderen Kindern doch weit voraus und hätte sie den normalen Schulstoff mitmachen müssen, wäre ihr nur langweilig gewesen. So hat sie das erste Mathe-Buch übersprungen (Rechenaufgaben im 20er Bereich und sofort mit Rechnungen bis 100 begonnen), in Deutsch hat sie zwar schreiben mitmachen müssen, damit sie es korrekt lernt (so wie es die Lehrer halt wollten), aber während die andern langsam Silbe für Silbe mit dem Lesen angefangen haben, hat sie bereits in der 3. Schulwoche ihr erstes Buch mitgenommen und im ersten Schuljahr auch wirklich viele Bücher verschlungen (oft bis zu 2 pro Woche - heute ist sie eher der Lesemuffel). Einiges hat sie bereits vom Schulstoff der zweiten Klasse mitmachen können, aber man hat sie auch immer wieder gestoppt, was schließlich dazu geführt hat, dass sie dann ab dem zweiten Schuljahr sich keine Mühe mehr gegeben hat. Ab dem zweiten Schuljahr hat sie dann auch Freunde gefunden. Allerdings sind ihre Freundinnen bis heute selbst alle Verhaltensauffällig. Mit einem Mädchen ist sie inzwischen seit 4 Jahren sehr gut befreundet. Sie ist aber auch immer schon sehr beliebt gewesen. Was mir auffällt, es klappt wesentlich besser, wenn sie sozusagen das Sagen hat, als wenn andere ihr etwas vorschreiben.


    Sie hat übrigens seit sie die Diagnose bekommen hat viel mehr Selbstbewusstsein entwickelt. Sie hat selbst auch bemerkt, dass sie anders ist als die anderen Kinder. Dieses Warum und die Antwort darauf hat ihr dann scheinbar sehr geholfen.


    Was die HB angeht so ist die mir selbst zuerst aufgefallen. Naja für mich war sie halt einfach erstmal ein intelligentes Kind. Je nachdem in welchen Bereichen die HB da ist, fällt sie halt mehr oder weniger auf. Bei uns war es so, dass meine Tochter, gerade 3 geworden plötzlich die Ziffern und Buchstaben lesen konnte, mit knapp 4 die ersten Worte geschrieben hat und erste Rechnungen lösen konnte. Als sie dann 6 war (Juni-Kind) konnte sie Rechnungen im Plus und Minus-Bereich bis 100 problemlos lösen, zählte bis weit über 1.000, und konnte fließend lesen. Ich kam auf alles immer nur zufällig drauf. Ich kann mich noch erinnern als sie sich das lesen beigebracht hat:- wir waren damals in Tunesien auf Urlaub (Urlaub fahren war auch nie ein Problem) - und es war der Sommer vor Schulbeginn und sie hat von meiner Mama Erstlesebücher bekommen, die wir dann gemeinsam gelesen haben, besser gesagt sie hat "vorgelesen" und ich hab zugehört. Damals wußte ich nicht, dass sie lesen kann, aber dass sie oft seitenlang alles auswendig konnte, also ging ich davon aus, dass sie die Bücher einfach mit meiner Mama noch vor der Abreise ein paar Mal gelesen hat und auswendig gelernt hat. Erst nach unserem Urlaub kam in einem Gespräch mit meiner Mama raus, dass die beiden die Bücher nie gelesen haben und meine Tochter selbst lesen konnte. Das war aber auch kein stotterndes oder typisches Anfänger-Lesen, nein das war so flüssig und lebhaft, nie nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass sie wirklich liest. Als ich sie dann darauf angesprochen hab, war sie total ahnunsglos, meinte sie kann ja schon lange lesen und sie weiß nicht wieso. Ist mir bis heute ein Rätsel wann sie das gelernt hat.


    Sprachlich hatte sie sehr früh eine sehr weit entwickelte Sprache, nie wirklich eine typische Kindersprache, was mir aber auch nicht so aufgefallen ist, ich dachte immer nur - sie ist ja mein erstes Kind - wie schlecht und kindisch andere Kinder sprechen, bis mir dann mitgeteilt wurde, dass meine Tochter diejenige war, die einen anderen Sprachstil hatte - typisch für Asperger-Autisten hat man gesagt - als die anderen Kinder. Zu Hause hat sie immer ganz normal bzw. auch viel gesprochen. Was dann aber aufgefallen ist, sie hat hauptsächlich über das gesprochen was sie interessiert hat, normale Dialoge waren oft nur mühsam notwendig. Auf Fragen kamen keine Antworten. Sie hat einfach mehr oder weniger ihren Text hinuntergesprochen. Hat zwar zugehört, wenn man mal unterbrochen hat um etwas zu hinterfragen, aber dann einfach in ihrem Text weitergesprochen, und ist nie auf das eingegangen, was man gefragt oder gesagt hat. Das ist bis heute noch so, dass man sie dann darauf hinweisen muss, dass man eine Antwort haben möchte, bzw. wirkt es dann oft auch so als sei sie abwesend und hört gar nicht zu.


    Woanders hat sie nur fallweise gesprochen, sie hat sich sozusagen die Leute ausgesucht mit denen sie gesprochen hat, sie hatte deswegen in ihrer Diagnose anfangs auch selektiven Mutismus stehen. Heute ist das kein Problem mehr.


    Früher gab es halt auch viele Mißverständnisse, weil sie oft davon ausging, dass andere wissen, was sie möchte ohne etwas zu sagen, traf das dann nicht ein, endete es oftmals in Wutanfällen. Heute haben wir das gut in Griff.


    Meiner Meinung nach hat sie sich in den letzten Jahren super entwickelt, natürlich sind Auffälligkeiten da, die mehr oder weniger offensichtlich sind. Jetztsoll sie mal die nächsten 4 Schuljahre abschließen und dann sehen wir weiter. Sie selbst möchte eine weiterführende Schule besuchen, vielleicht sogar studieren, Berufswünsche ändern sich immer wieder mal. Laut Lehrern sollte sie wenn sie so weitermacht keine Probleme haben auf eine weiterführende Schule zu gehen, welche müssen wir erst entscheiden. Ich sag mal zu 90% kommt sie gut zurecht, die restlichen 10% braucht sie etwas Unterstützung. Sie ist sehr selbständig, kann auch schon gut alleine zu Hause bleiben, erfüllt die Aufgaben, die man ihr gibt, macht ihre Hausübungen von der Schule selbständig. In der näheren Umgebung kann ich sie auch alleine nach draußen lassen damit sie sich mit ihren Freundinnen trifft. Kleine Strecken fährt sie schon alleine mit den Bus (U-Bahn und Straßenbahn möchte sie noch nicht). Sie geht alleine einkaufen usw. - bedenkt man wie unsicher sie im Kindergarten war und noch die Diagnose ein wirklich braves selbständiges Mädchen (wobei ich sie immer sehr unterstützt habe in allen Bereichen, da es mir wichtig war, weil sie ja irgendwann auch alleine zurecht kommen muss).


    LG Mina

  • Die I-Kraft hat eine lustige Story erzählt, die mich in puncto Handlungsplanung gefreut und mich an Trixis Kommentar erinnert hat:

    Hätte ja auch sein können, das er seine I-Kraft gar nicht mag und sie "wegschubst".


    Sie hat ihm wohl am Freitag verboten, dass er auf die Bank klettert und von dort hinunterspringt (Problem: zu Hause darf er das nämlich, das musste ich ihm am Wochenende erklären, dass das im KiGa nicht geht). Was tut er? Schnappt sie bei der Hand und sagt zu ihr "Gehen wir turnen". Sie geht mit. Er schiebt sie in den Turnsaal, macht die Tür zu, von außen, und geht zurück in den Gruppenraum, um zu klettern. :rolleyes: Sie hat es aber eh nicht persönlich genommen und ihm einfach erklärt, dass man im KiGa halt nicht auf die Bank klettern darf. (Er klettert momentan leidenschaftlich gerne! So gerne, dass ich den beiden jetzt eine Sprossenwand mit Ringen, Strickleiter und Tau im Zimmer montiert habe.)


    Mina, ich bekomm ganz große Augen, was du da von deiner Tochter erzählst! Wow! Ein richtiger kleiner Wunderwuzzi!

    hat sie bereits in der 3. Schulwoche ihr erstes Buch mitgenommen und im ersten Schuljahr auch wirklich viele Bücher verschlungen


    Was mir auffällt, es klappt wesentlich besser, wenn sie sozusagen das Sagen hat, als wenn andere ihr etwas vorschreiben.


    Das ist beim kleinen Prinzen auch so. Seine Ordnung, seine Regeln, sonst motzt er oder ignoriert die anderen einfach.


    Zu Hause hat sie immer ganz normal bzw. auch viel gesprochen. Was dann aber aufgefallen ist, sie hat hauptsächlich über das gesprochen was sie interessiert hat, normale Dialoge waren oft nur mühsam notwendig. Auf Fragen kamen keine Antworten. Sie hat einfach mehr oder weniger ihren Text hinuntergesprochen.


    Der kleine Prinz verbalisiert zwar all seine Wünsche bzw. quatscht den ganzen lieben langen Tag Dinge nach, aber es ist keine kommunikative Sprache. Vielleicht meinen wir da eh dasselbe ... Antworten bekomme ich nur, wenn ich nicht locker lasse (meistens, oft funktioniert's auch ganz spontan).


    Früher gab es halt auch viele Mißverständnisse, weil sie oft davon ausging, dass andere wissen, was sie möchte ohne etwas zu sagen, traf das dann nicht ein, endete es oftmals in Wutanfällen.


    Das kenne ich auch, wobei der kleine Prinz eher weniger Wutanfälle bekommt, er wird dann weinerlich, beleidigt, verzweifelt ... eher in die Richtung.


    Es ist spannend, dass sich so viele Dinge bei den Kindern decken oder ähneln. Hoffentlich gelingt es mir auch so gut wie dir, meinen kleinen Prinzen zu unterstützen und Selbstbewusstsein mitzugeben. Er ist so ein toller Kerl!

  • michie: Die HB hat halt ihre Vor- und Nachteile. So ist sie zB dadurch eine kleine Perfektionistin und ärgert sich wenn die Noten auf Arbeiten nicht perfekt sind (also eine 2 ist ja nicht so toll, kommt bei ihr immer so rüber - wobei, sie wirklich kaum was für die Schule tut, sozusagen nur das notwendigste und derzeit auch in den meisten Fächern Klassenbeste ist). Von Außen sind die Reaktionen auch sehr unterschiedlich, einige bewundern ihr Wissen und dann gibt's auch diejenigen die immer meinten ich hätte sie dazu gedrängt. Was das Lesen angeht, stimmt es schon, dass wir oft gemeinsam Bücher angesehen haben und ich ihr vorgelesen habe, aber vorlesen tun andere Mütter ihren Kindern auch und die lernen sich dann deswegen auch nicht das Lesen selbst. Bei einem Mädchen ging das dann sogar soweit, dass ihre Mama sie dazu gedrängt hat, das was meine Tochter konnte auch zu lernen, nur damit sie sagen konnte sie kann das auch schon. In der letzten Schule fand ich es halt schlimm, dass man bei ihr immer nur auf die HB geachtet hat und den Autismus nicht beachtet bzw. kaum erkannt hat, weil keine Erfahrung da war.


    Was die Kommunikation angeht, ist es so, dass sie auch heute noch liebend gerne über ihre Spezialinteressen redet. Das kann schon morgens anfangen und abends enden. Natürlich ist normale Kommunikation auch schon möglich bzw. wesentlich besser als früher, aber alles endet heute bei ihr irgendwann bei ihrem Spezialinteresse (die bei ihr immer wieder mal wechseln). Anfangs noch ganz ok, aber wenn es wochen- oder monatelang geht wirklich mühsam, da bin ich dann auch mal so, dass ich sie bewusst unterbreche und ihr sozusagen verbiete über dieses Thema mit mir zu reden.


    Wutanfälle haben wir heute übrigens keine mehr, heute ist sie dann auch beleidigt und weinerlich, aber früher waren die Wutanfälle doch heftig, mit auf mich treten, hauen usw.


    Du wirst das sicher auch gut hinbekommen. Man braucht halt oft sehr viel Geduld.