Online-Therapie

  • So sehr ich die Vorteile einer Online-Therapie sehe, bin ich mir trotzdem nicht sicher, ob sie für mich in Frage käme.


    Manche Probleme lassen sich im persönlichen Gespräch doch immer noch besser klären als per E-Mail. Es gibt auch Themen, da ist mir eine sofortige Reaktion/Einschätzung meines Gegenübers wichtig; da könnte ich es schwer ertragen, wenn ich tagelang "in der Luft" hänge oder "auf die Folter gespannt" werde, wann die Antwort kommt und wie sie ausfällt. Kennt ihr solche Situationen auch?


    Was in dem Artikel gar nicht angesprochen wurde, ist die Frage nach der technischen Sicherheit. Ich kenne mich in Sachen IT-Sicherheit nicht übermäßig aus, würde aber vermuten: Die Gefahr, dass bei einer Online-Therapie irgendwer unbefugt mitliest/mithört/mitprotokolliert (aus welchem Grund auch immer), ist sicherlich größer als bei einer klassischen Therapie.

  • Hallo Dario,


    die Online-Beratung läuft auf sehr gut abgesicherten Servern (ähnlich wie bei Online-Banking). So lange der eigene PC gut abgesichert ist, muss man sich da also wenig Gedanken machen.
    Hier ist einiges dazu geschrieben: Caritas-Online-Beratung

    Sie ist anders als die andern, und ihre Sprache geht weit an uns vorbei.
    Doch wenn sie lächelt, lächelt sie mit Leichtigkeit dir dein ganzes Herz entzwei.

    'Sommerkind' von Wortfront


    Viele Grüße
    Inge

    Einmal editiert, zuletzt von Inge ()

  • Was in dem Artikel gar nicht angesprochen wurde, ist die Frage nach der technischen Sicherheit. Ich kenne mich in Sachen IT-Sicherheit nicht übermäßig aus, würde aber vermuten: Die Gefahr, dass bei einer Online-Therapie irgendwer unbefugt mitliest/mithört/mitprotokolliert (aus welchem Grund auch immer), ist sicherlich größer als bei einer klassischen Therapie.

    Eventuell wird ja ein verschlüsselter E-Mail-Kontakt angeboten.


    Es gibt Therapeuten, die nehmen die Therapiestunde auf, um sie mit ihrem Supervisor zu besprechen. Dem musst du natürlich zustimmen. Hinterher weiß man nicht, ob die Datenschutzbestimmungen strikt eingehalten werden, auch wenn das garantiert wird. Man weiß auch nicht, wer die stündlichen Aufzeichnungen des niedergelassenen Therapeuten alles in die Hände bekommt. 100% Sicherheit wird es nirgendwo geben.


    Manche Probleme lassen sich im persönlichen Gespräch doch immer noch besser klären als per E-Mail. Es gibt auch Themen, da ist mir eine sofortige Reaktion/Einschätzung meines Gegenübers wichtig; da könnte ich es schwer ertragen, wenn ich tagelang "in der Luft" hänge oder "auf die Folter gespannt" werde, wann die Antwort kommt und wie sie ausfällt. Kennt ihr solche Situationen auch?

    Hast du solche Situationen nicht auch bei deinem Therapeuten durch Krankheit auf beiden Seiten, Urlaub usw.? Außerdem muss man meist eine Woche bis zum nächsten Termin warten. Vielleicht ist bei einer Online-Therapie der Therapeut auch kurzfristig per Mail erreichbar. Das muss man vorher alles abklären.


    Für einige Menschen ist solch eine Online-Therapie sicher besser durchführbar z.B. für manch einen Autisten oder für Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung das Haus noch nicht verlassen können (Angststörung, Depressionen). Auch bei Mutismus oder Gehörlosigkeit kann ich mir vorstellen, dass dieses Angebot hilfreich ist.

  • Hast du solche Situationen nicht auch bei deinem Therapeuten durch Krankheit auf beiden Seiten, Urlaub usw.? Außerdem muss man meist eine Woche bis zum nächsten Termin warten. Vielleicht ist bei einer Online-Therapie der Therapeut auch kurzfristig per Mail erreichbar. Das muss man vorher alles abklären.


    So etwas meine ich nicht. Ich meine Situationen, wo ich z.B. sage: "Ich hab früher mal das und das gemacht und heute schäme ich mich dafür. Wie denken Sie als Therapeut darüber?"


    In einem persönlichen Gespräch bekomme ich eine sofortige Reaktion und dann ist es überstanden. Wenn ich heikle Themen dagegen per E-Mail anspreche, weiß ich nie genau, wann wird die Antwort eintreffen? Und wie wird sie ausfallen? Verständnisvoll, vorwurfsvoll oder gleichgültig? Wie denkt der Andere jetzt über mich? :icon_rolleyes

  • In einem persönlichen Gespräch bekomme ich eine sofortige Reaktion und dann ist es überstanden. Wenn ich heikle Themen dagegen per E-Mail anspreche, weiß ich nie genau, wann wird die Antwort eintreffen? Und wie wird sie ausfallen? Verständnisvoll, vorwurfsvoll oder gleichgültig? Wie denkt der Andere jetzt über mich?

    Läuft denn der Kontakt immer über E-Mail? Vielleicht gibt es ja auch den Austausch über einen Chat oder so ähnlich.

  • ...auch, wenn ich noch keine echten Therapierefahrungen habe- ich finde das schwierig und eigentlich nur zu beurteilen, wenn man die genauen Details kennt.


    In der Form wie Dario es beschreibt stelle ich es mir eben aus den genannten Gründen ebenfalls nicht optimal vor.
    Manche direkte Offenbarung oder Frage verlangt auch nach einer direkten Reaktion/ nach einem Zusammenspiel, was möglicherweise auch den weiteren Verlauf der Gedanken bestimmt. Da darf eine Antwort nicht Tage später erfolgen -auch nicht Stunden.
    Womöglich überdenkt man dann doch selbst eine wichtige Offenbarung, relativiert sie oder nimmt sie zurück!?


    Ebenso schwierig wird das Gesamtbild -und damit die Einschätzung von Aussagen.
    Kommunikation ist Komplex. Es sind nicht nur in Buchstaben gefasste Gedanken... es ist Körpersprache, Stimmlage, Sprechgeschwindigkeit, Zögern, anderes Formulieren- weil das Gegenüber schaut, als hätte es etwas anderes Verstanden, als man sagen möchte.... etc.


    Vielleicht kann es eine ART sein, aber sie ist aufgrund von Fehlverstehen sicher nicht gefahrlos- vorallem, wenn es an die Substanz geht- denke ich.


    Für Menschen mit Barrieren, die in der eigenen Person begründet sind, finde ich es denkbar... , wenn es feste Zeiten und ähnlich eines normalen Termins eine direkte Chatfunktion gibt, um einiges der Bedenken zu verringern.


    Was es nicht sein darf!!! Befürchtung!!! Ein Ausgleich zu Terminengpässen oder eine zusätzliche Einnahmequelle, die den Terapeuten "leichtes Geld verschafft", weil er am Strand mal ein paar Anworten an Klienten verschickt. Insgesamt finde ich es eher schwierig.


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




    4 Mal editiert, zuletzt von Jonna ()

  • Ich meine den Kontakt zum Online-Therapeuten.


    Ich glaube, da haben wir uns falsch verstanden. Ich habe nie eine Online-Therapie gemacht, sie käme aus den genannten Gründen (die von @Jonna noch einmal gut ergänzt wurden) nur schwer für mich in Frage , zumindest hätte ich Bedenken.


    Wenn ich von Erfahrungen mit E-Mail-Kontakten schreibe, dann meine ich den E-Mail-Austausch mit Menschen ganz generell, nicht mit Therapeuten. Mit meinem Therapeuten tausche ich mich per E-Mail nur über unverfängliche Dinge aus, z.B. über Terminabsprachen.


  • In der Form wie Dario es beschreibt stelle ich es mir eben aus den genannten Gründen ebenfalls nicht optimal vor.
    Manche direkte Offenbarung oder Frage verlangt auch nach einer direkten Reaktion/ nach einem Zusammenspiel, was möglicherweise auch den weiteren Verlauf der Gedanken bestimmt. Da darf eine Antwort nicht Tage später erfolgen -auch nicht Stunden.
    Womöglich überdenkt man dann doch selbst eine wichtige Offenbarung, relativiert sie oder nimmt sie zurück!?


    Das sehe ich genauso: Eine Therapie lebt zu großen Teilen vom spontanen, unverfälschten Dialog, und nicht von schön ausgefeilten "Schriftsätzen", die vieles an spontanen Gefühlen auch überdecken können. ;)


    Damit will ich nicht behaupten, dass Online-Therapien sinnlos sind oder keine Berechtigung haben, aber sie sind (aus meiner Sicht) nicht immer und für jeden geeignet.

  • Dario, ich glaube, wir reden aneinander vorbei. ;) Ich meinte, dass der Kontakt bei einem Online-Therapeuten ja vielleicht nicht immer über E-Mail laufen muss, sondern, dass ja eventuell auch ein geschützter Chat zum Austausch möglich wäre. Dann kämen die Reaktionen des Therapeuten sofort. Ich kenne die Kommunikationsformen bei einer Online-Therapie nicht.


    Klar ist, dass die Online-Therapie nicht für alle geeignet ist. Das ist wie mit anderen Therapien auch. Es muss individuell geschaut werden. Ich denke aber, dass für einige Menschen diese Therapieform eine wirkliche Hilfe ist und sie weniger Barrieren überwinden müssen. Manche können nämlich gar keine Therapien machen, da sie nicht das Haus verlassen können.

  • Ich denke aber, dass für einige Menschen diese Therapieform eine wirkliche Hilfe ist und sie weniger Barrieren überwinden müssen. Manche können nämlich gar keine Therapien machen, da sie nicht das Haus verlassen können.


    Das wollte ich ja auch nie in Abrede stellen. Ich bin auch dafür, dass unser Gesundheitssystem in dem Bereich offener wird für neue Ideen und dass jeder möglichst genau die Therapieform bekommt, die er braucht.

  • Ich denke ehrlich gesagt, eine Online-Therapie kann eine gute Ergänzung sein. Bzw. je nach Problematik reicht es vielleicht auch aus.
    Ich kenne bisher nur Onlineberatung und hab das auch gerne neben der Therapie zusätzlich benutzt.

  • Ich fände es auch nicht gut, wenn die Online Therapie deshalb eingesetzt wird, weil die Wartezeiten zu lang sind, das ist nicht die richtige Herangehensweise, um Wartezeiten abzubauen.


    Ich sehe allerdings eine echte Chance in der Online Therapie.
    Ich glaube, für viele ist es eine große Hemmschwelle einen Therapeuten überhaupt einmal aufzusuchen, mitsamt der Hürden, wie vielfach telefonisch in Praxen anfragen, ob Kapazitäten vorhanden sind, lange Wartezeit, sitzen im Wartezimmer mit anderen Menschen, direkte Konfrontation mit Therapeut.
    Daher denke ich, dass die Hürde bei einer Online Therapie vielleicht geringer ist.


    Zudem gibt es auch viele Menschen, die sich auf diesem Wege viel besser öffnen können.


    Ich finde es als Zusatzangebot sehr gut! Die Erfahrungen werden sich mit der Zeit zeigen...

  • Ich fände es auch nicht gut, wenn die Online Therapie deshalb eingesetzt wird, weil die Wartezeiten zu lang sind, das ist nicht die richtige Herangehensweise, um Wartezeiten abzubauen.

    Das stimmt. Da müssen andere Lösungen gefunden werden.


    Ich glaube, für viele ist es eine große Hemmschwelle einen Therapeuten überhaupt einmal aufzusuchen, mitsamt der Hürden, wie vielfach telefonisch in Praxen anfragen, ob Kapazitäten vorhanden sind, lange Wartezeit, sitzen im Wartezimmer mit anderen Menschen, direkte Konfrontation mit Therapeut.
    Daher denke ich, dass die Hürde bei einer Online Therapie vielleicht geringer ist.

    Das sehe ich auch so. Für bestimmte Gruppen ist das Online-Angebot sicher die 1. Wahl. Die Online-Therapie ist für etliche Menschen barriereärmer oder barrierefreier.


    Man muss auch nicht tagelang auf eine Antwort warten, sondern die Behandlungen laufen per Videochat.

  • Noch ein Vorteil der Online-Therapie, der mir gerade einfällt:
    Oft sind ja Therapeuten auf Spezialgebieten relativ rar gesät, sofern in der näheren Umgebung überhaupt vorhanden. Durch die Online Therapie ist die Entfernung kein Kriterium mehr bei der Therapeutenwahl.


    Auch für Menschen, die mobil eingeschränkt sind, sei es, durch Behinderung, das Lebensalter oder weil kein Auto zur Verfügung steht, bzw. die Öffi-Anbindung schlecht ist, kann dies eine Möglichkeit sein, ohne Hilfe und Unterstützung zu benötigen, eine Therapie zu "besuchen"