Wie gründet man eine WG? Bitte um Tipps und Erfahrungsaustausch

  • Bei uns ist das Thema "Auszug" brandaktuell.
    Es ist sehr schwer, geeignete WGs zu finden, daher wollen wir Eltern mit anderen Eltern, die erst noch gefunden werden müssen, eine WG gründen.
    Ich sehe mich schon vor einer fast unüberwindbaren bürokratischen Hürde, was mich leider etwas demotiviert. Aufgeben und resignieren möchte ich aber auf keinen Fall.


    Wer kennt sich in diesem Bereich aus? Ist die Gründung einer WG realistisch? Was kommt da auf uns zu?

  • :lach


    ich hoffe jedenfalls, dass ich in ein paar Jahren berichten kann. Wenn uns das olle neue Teilhabegesetz bzw das ANTITeilhabegesetz nicht einen Strich durch die Rechnung macht :S

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

  • Hallo Ella,


    dieses Thema ist sicher für viele interessant....aber die Umsetzung ist wohl schwierig. :icon_confused




    Hier hat sich ein Elternverein gegründet:


    ..."Wer sind wir?
    Die IG Inklusives Wohnen entstand im Juli 2012 als Zusammenschluss von
    Eltern im Raum Aschaffenburg und Miltenberg. Diese Familien haben sich
    zum Ziel gesetzt, für ihre behinderten Töchter und Söhne familiäre, ambulant
    betreute Wohngemeinschaften aufzubauen."....
    http://ig-inklusives-wohnen.de/ig/




    Die sehr engagierte Sprecherin der
    Interessengemeinschaft Inklusives Wohnen
    (viele kennen sie sicher ;) )
    schreibt hier:


    ..."Von Inge Rosenberger Montag, 3. Oktober 2016 12:26


    Zitat
    Gisela Maubach:
    "Mein eigenes Leben empfinde ich nicht mehr als lebenswert,
    da es nur aus Kampf und Bürokratie besteht.
    Eine Bundesrepublik, die mich dafür ehrt, dass ich ständig gegen
    sie selbst kämpfen muss, damit wenigstens mein Sohn ein
    lebenswertes Leben führen kann, kann ich nur als scheinheilig empfinden."


    Diesem Zitat kann und muss ich mich (abgesehen davon, dass ich eine Tochter habe) vollumfänglich anschließen.


    Bei unserer Tochter ist zwar die über die Tagesförderstätte angebotene Tagesstruktur der Lebenshilfe absolut
    zufriedenstellend - wir möchten nicht darauf verzichten. Allerdings kämpfe ich seit März 2014 darum,
    dass meine Tochter in eine (noch nicht existente) ambulant betreute WG ausziehen kann. Es gibt bürokratische
    Hürden, nicht zu bewältigende Anforderungen an uns Eltern und schwammige Zusagen - die logischerweise nicht
    eingehalten wurden - statt einer hilfreichen Unterstützung von Seiten der Verantwortlichen. Briefe mit der Bitte
    um Unterstützung, die an die zuständigen Behinderten- und Inklusionsbeauftragten im Bereich des Kostenträgers
    geschrieben wurden, blieben unbeantwortet - es gab nicht mal eine Art von Empfangsbestätigung!

    So viel zur Wertschätzung von uns Eltern...


    http://www.kobinet-nachrichten…achrichten/34615?rss=true



    Das macht einem nicht gerade Mut.... ?(






    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

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  • Monika, ich verfolge seit langer Zeit Inges, Giselas und deinen Kampf.


    Wir sind leider auch noch nicht viel weiter gekommen. Telefonate mit verschiedenen Trägern waren nicht zufriedenstellend und ich habe das Gefühl, kein Mensch unterstützt uns in unseren Vorstellungen und Wünschen. "Friss oder stirb" scheint das Motto in diesem Bereich zu sein.


    Persönliche Erfahrungsberichte sind nicht gerade ermutigend und ich werde immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und mache wiederholt die niederschmetternde Erfahrung, dass die Bürokratie unüberwindbar ist und eine Übermacht in unserem Land darstellt, die man kaum bezwingen kann.


    Das macht einem nicht gerade Mut....


    Wem sagst du das....


    So viel zur Wertschätzung von uns Eltern...


    Wertschätzung? NULL! NULL! NULL!

  • Blöde Frage... Aber ist Wohnsinn nicht auf "zuständig" bei einer WG-Gründung zu helfen?
    Also zuständig ist jetzt irgendwie ein blödes / falsches Wort, aber mir fällt gerade kein besseres ein.



    Hab eben auch mal auf der Seite nach geschaut. Leider gibt es in meiner Nähe nichts passendes... Alles was es gäbe wäre dann wieder so weit weg, das ich mein Umfeld komplett verlassen müsste... *seufz*

  • Blöde Frage... Aber ist Wohnsinn nicht auf "zuständig" bei einer WG-Gründung zu helfen?


    Trixi, Wohnsinn kann dir Ansprechpartner nennen und Tipps geben. Du kannst auch den Newsletter abonieren und dich so auf dem Laufenden halten.


    Hier gibt es ein Interview mit Tobias Polsfuß, dem Gründer der Online-Plattform Wohnsinn:
    http://www.vdk.de/deutschland/…nklusive_wohngemeinschaft


    Ich habe diesen Thread übrigens vom Unterforum "Erwachsene Kinder" hierher verschoben, da er vom Thema her hier besser reinpasst.

  • Leute, ich bin so frustriert und abgenervt, weil wir auf der Stelle treten.
    Wir kommen einfach nicht weiter.
    Es gibt keine Konzepte, die passen. Entweder sind die Mitbewohner zu alt, oder es ist keine Nachtbereitschaft vor Ort, oder die räumlichen Bedingungen passen nicht, oder, oder, oder....


    Letztens durfte mein Sohn bei seinem Betreuer in der WG übernachten. In der WG leben junge Studenten. Das fand mein Sohn toll und alles hat gut geklappt. Er wollte am liebsten dort bleiben. :)
    Das bestätigt uns in unserem Wunsch eine inklusive WG zu gründen, aber ich glaube, sechs Richtige im Lotto zu gewinnen ist wesentlich einfacher, als solch ein Projekt auf die Beine zu stellen.
    Man erhält ja keine Unterstützung. Woher sollen wir die Kraft nehmen das durchzuhalten?


    Es ist doch verrückt, dass man unseren Kindern vorschreibt, dass sie ihr ganzes Leben in Behinderteneinrichtungen verbringen müssen. Rund um die Uhr: 7-8 Stunden in der Werkstatt und dann den Rest des Tages in einem Wohnheim oder in einer WG für behinderte Menschen.
    Manchmal muss ich diese Gedanken verdrängen, sonst zieht mich das alles noch mehr runter.

  • Es ist doch verrückt, dass man unseren Kindern vorschreibt, dass sie ihr ganzes Leben in Behinderteneinrichtungen verbringen müssen. Rund um die Uhr: 7-8 Stunden in der Werkstatt und dann den Rest des Tages in einem Wohnheim oder in einer WG für behinderte Menschen.
    Manchmal muss ich diese Gedanken verdrängen, sonst zieht mich das alles noch mehr runter.



    Ich verstehe Dich so gut....


    Und dann bekommt man vom Kostenträger noch erklärt das stationäre Plätze kaum noch finanziert werden und schon gar nicht für behinderte Menschen wie meine Tochter :!::?:
    Nein, behinderte Menschen wie meine Tochter werden einfach ohne ausreichende Unterstützung in Wohnungen gesetzt... :thumbdown:
    Mehr Fachleistungsstunden zum Erlernen von mehr Selbstständigkeit bekommt man nur wenn der Auszug aus dem Elternhaus in Sicht ist.
    Auf die Frage welche Möglichkeiten zum Thema Wohnen wir denn dann hätten (natürlich bitte mit abgedeckten Hilfebedarf ^^ ) ....schaut der Sachbearbeiter dann so.... ?(?(?(


    Das nennt sich Inklusion. :thumbdown:




    Solidarische Grüße....


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

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  • Solidarische Grüße....


    Danke Monika! :) Es tut gut, nicht alleine zu sein und verstanden zu werden. Die Leute um uns herum interessieren sich nicht für den Kram. Es kann eh keiner nachvollziehen, mit welchem Krempel man sich rumschlagen muss und deswegen vor lauter Ärger, Wut, Traurigkeit und Ohnmacht nächtelang nicht schlafen kann.

  • Die Leute um uns herum interessieren sich nicht für den Kram.


    Ich komme mir oft selbst unter anderen Eltern von erwachsenen behinderten Kindern als Aussenseiter vor.... :icon_sad
    Ich kann einfach nicht verstehen :icon_redface das sich viele Eltern mit diesen schlechten Bedingungen zufrieden geben
    oder es still und brav hinnehmen.
    Wobei zufrieden sind sie ja meist nicht.


    So wie sie sagen:
    "Ist eine solche Wohnsituation keine Endlösung für ihr behindertes Kind" :icon_confused


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

  • Ich komme mir oft selbst unter anderen Eltern von erwachsenen behinderten Kindern als Aussenseiter vor....

    :jaja Ich auch und dann kommt immer wieder das Gefühl auf, ich bin undankbar und ausverschämt.


    Ich kann einfach nicht verstehen das sich viele Eltern mit diesen schlechten Bedingungen zufrieden geben
    oder es still und brav hinnehmen.


    Ich vermute, dass Eltern nach Jahren der Aufopferung und der Kämpferei einfach kraftlos sind und keine Reserven mehr haben. Es scheint alles so alternativlos.....

  • ....nein ihr seid nicht allein.....


    Bei uns selbst ist es noch etwas länger hin, aber ich muss schon aufpassen, dass ich nicht schon im Vorfeld frustriert werde!


    Defacto sind die Rahmenbedingungen halt so besch....., dass man fast schon wieder verstehen kann, warum so viele Angehörige kampflos aufgeben.... :icon_sad

    Schöne Grüße von Birgit, Mama vom

    • "Zwerg", geboren 2000 mit Tris21 und 'ner Reihe von Zusatzdiagnosen, gsd trotzdem topfit und zuckersüß
    • "Großen" ,gsd genauso topfit und zuckersüß (lässt sich aber leider seit längerem nur noch von wesentlich jüngeren Frauen knuddeln)
  • Defacto sind die Rahmenbedingungen halt so besch....., dass man fast schon wieder verstehen kann, warum so viele Angehörige kampflos aufgeben....


    Welche Möglichkeiten hat man denn? Das Kind zu Hause wohnen lassen, bis die Eltern sterben, oder das Kind in eine Einrichtung geben, die vorne und hinten nicht passt? Tolle Zukunftsaussichten :thumbdown::icon_rolleyes


  • Welche Möglichkeiten hat man denn? Das Kind zu Hause wohnen lassen, bis die Eltern sterben, oder das Kind in eine Einrichtung geben, die vorne und hinten nicht passt? Tolle Zukunftsaussichten :thumbdown::icon_rolleyes



    Was ich nicht verstehe, das es auch immer weniger Heimplätze gibt..... finanziert werden.
    Wohin also mit all den behinderten Menschen :?::!:
    Das ergibt doch alles keinen Sinn... :icon_rolleyes


    Hier ein Beitrag zu dem Thema der aufzeigt wie Eltern allein gelassen werden :thumbdown: :
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    WENN ELTERN IHRE KINDER PFLEGEN MÜSSEN


    Putzbrunn -
    Brigitte und Klaus Lange pflegen ihre geistig behinderte Tochter seit
    mehr als 50 Jahren. Doch mit dem Alter kommt die Ungewissheit:
    Wer sorgt für unser Kind, wenn wir sterben?

    …...


    Kompletter Artikel:

    http://www.merkur.de/lokales/m…n-leben-susi-5682422.html


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    ..."„Andere Eltern auf der Welt können in Ruhe sterben. Wir können nicht einmal das."....


    Ein Satz der uns auch schon durch den Kopf ging..... :icon_sad


    Viele Grüße
    Monika                                                                                                  

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  • Man rennt gegegen Mauern und prallt, ohne gehört worden zu sein, wieder ab.


    Ja, es ist zum verrückt werden.
    Es interessiert einfach keinen Kostenträger, keinen Leistungserbringer was wir zu sagen haben.
    Ganz besonders schlimm finde ich, das noch nicht einmal im Ansatz "versucht" wird
    mit uns gemeinsam Lösungen zu finden. :thumbdown: In einer solchen aussichtslosen Lage haben wir uns eigentlich
    noch nie befunden. Hätte man mir das vor 20 Jahren erzählt ich hätte es nicht geglaubt.
    Eigentlich wird das Leben immer schwieriger um so älter die Kinder werden....
    ...und dabei leben wir mit der Behinderung unserer Tochter sehr gut....
    aber die Rahmenbedingungen, die Ämter usw machen einen fertig. :eek


    Viele Grüße
    Monika