Anwendung der MetaCom-Symbole ohne elektronisches Kommunikationsmittel

  • Guten Morgen!


    Da die expressive und vor allem kommunikative Sprache des kleinen Prinzen noch einiges an Unterstützung brauchen kann, habe ich nun den Kindergarten "soweit", dass auch dort in einem kleinen Rahmen mit UK begonnen wird. Die Idee ist ein Plauderbuch für tägliches Erzählen, das mir von zwei UK-Fachleuten aus Wien für unsere Situation empfohlen wurde.


    Es handelt sich um zwei A5-Ringordner (einen für daheim, einen für den Kindergarten), in dem sich 8 Seiten befinden. Auf jeder Seite rechts oben kann der UK-Nutzer das ausgewählte Kärtchen platzieren, die Kärtchen zur Auswahl (entweder 3 oder 6) befinden sich darunter.


    Ich habe nun alles soweit vorbereitet, zahlreiche Symbole ausgedruckt, laminiert, mit Klettstreifen versehen. Es handelt sich jeweils um Situationen aus dem Alltag des kleinen Prinzen zu Hause bzw. im Kindergarten, und auch von Erwachsenen (damit gemodelt werden kann).


    Hier zu Hause "erzähle" ich nun jeden Tag beim Abendessen etwas mit dem Plauderbuch. Die kleine Fee ist da total aktiv dabei, der kleine Prinz sieht sehr oft zu, manchmal aber auch nicht. Der Kindergarten möchte, dass ich ihnen vorzeige, wie wir das machen, damit ein roter Faden da ist. Das finde ich auch sehr gut. Morgen ist dafür vereinbart. Meine Frage: momentan erzähle ja nur ich und hoffe, dass der kleine Prinz mal aus eigener Motivation beginnt, ebenfalls etwas zu erzählen. Wäre es eine Möglichkeit, wenn ich vorerst einen Aspekt aus dem vorhergehenden Tag hernehme und mit ihm vorbereite und ihm quasi "seine Hand führend" vorzeige, wie ER das machen kann? In der Regel wissen die Betreuerinnen und ich ja, was ihm am besten gefallen hat.


    Was haltet ihr von dieser Vorgehensweise?

  • Hallo Michie,


    ich würde das nicht mit dem kleinen Prinzen vorführen, sondern mit einem der anderen Kindergartenkinder „spielen“.
    es soll ja möglichst nicht künstlich sein, weil das den kleinen Prinzen womöglich blockiert, auf jeden Fall aber eine Dimension einbringt, die mehr schadet als nützt. Außerdem kannst du so schon mal die anderen Kinder „anfixen“, und das ganze wird entspannt und locker.


    Du willst dem kleinen Prinzen und seinen Gesprächspartnern damit ja Kommunikation verbindlichen bzw. einen alternativen „Kanal“ zur Verbalsprache aufmachen. Dann wäre das Vorführen eines eingeübten Dialoges (was es wäre, wenn du es so machst wie von dir beschrieben), zumal mit Handführung, keine wirkliche Kommunikation durch ihn. Und Spaß macht ihm das so vermutlich nicht. Spaß ist aber SEHR wichtig dabei. Und Eigenmotivation.

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
    "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, und eine komische."

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  • Zitat

    In der Regel wissen die Betreuerinnen und ich ja, was ihm am besten gefallen hat.

    Das ist eine Falle! :P Gehe nicht davon aus, dass du eh weißt, was er sagen will, ergänze keine angefangenen Sätze/Wörter als Feststellung (höchstens als Vorschlag). Modeln heißt eher, in so einer Situation an seiner Stelle zu anzubieten, was er sagen könnte, zb „Ich weiß nicht weiter, bitte übernimm du“, „ich mag nicht“, oder „vergiss es“, oder „ich male es lieber“.Wenn er was erzählt, und die Antwort kommt zu früh und nimmt vorweg, was er sagen will, oder lässt durchblicken, dass man‘s eh weiß - wozu sollte er da sprechen??
    warum sollte er kommunizieren, wenn er denkt, ihr wisst eh was er sagen will?


    nehmt das Direktive raus, entspannt euch, Modeln soll ihm einfach Anregungen und Idee geben, was er sagen kann und wie. Das gilt jetzt erstmal für die Nutzung des Plauderplans im Kindergarten, und auf einer anderen allgemeineren Ebene dann auch für sein Verständnis von Kommunikation überhaupt.


    das hieße zb auch, dass er nicht genötigt wird im Morgenkreis zb, mit dem Plauderplan zu erzählen, sondern dass der parat liegt, und der kleine Prinz wird gefragt, was er erlebt hat, wenn er nicht mag, dann ist das auch okay. Hans übrigens hasst den Morgenkreis, wie ganz viele Autisten. Eben wegen dieses direktiven Charakters.



    ich möchte noch dazusagen, dass ich absolut keine Fachfrau fürs Modeln bin, vielleicht holst du dir da nochmal Stütze? Es gibt eine tolle Facembookgruppe, wo man fragen kann ;)

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • Hi Enscha, danke für deine Zeilen.


    Mein Denkfehler bzgl. Plauderplan hat da (zurecht) einen falschen Eindruck erweckt. Der Morgenkreis hat zB bei uns im Kiga nicht wirklich was Zwanghaftes, es wird viel gesungen und musiziert, das mag der kleine Prinz. Er bleibt von sich aus dort, muss aber zB nicht sitzen bleiben oder so. Er liegt da oft auf dem Teppich rum. Es gibt zwar Regeln, aber er muss nirgends mitmachen, wenn er nicht will. Vielleicht kommen meine Miss-Denker daher, dass ich zu viel nachdenke darüber, wie das Plauderbuch im Kiga funktionieren könnte. Hier daheim nehme ich es einfach und plaudere was vor. Der Gedanke mit dem Vorführen fühlte sich sowieso falsch an, irgendwie übergriffig.


    Ich hatte letzte Woche schon ein sehr nettes Telefonat mit einer (dir bekannten?) Dame von LifeTool in Linz. Unser Termin ist erst im Jänner, aber für Zuhause hab ich auch so schon tolle Tipps bekommen von ihr.


    Danke für den Austausch, ich stehe momentan etwas unter Strom :) und muss mich unbedingt gedanklich sortieren.


    Alles Liebe

  • Kurzes Update: im Gespräch im Kindergarten zur praktischen Umsetzung des Plauderplans bin ich glücklicherweise auf sehr verständnisvolle Ohren gestoßen. Sowohl die Heilpädagogin, die einmal wöchentlich im Haus ist, als auch die Kindergartenpädagogin sehen es als absolut machbar und für die Gruppe bereichernd, das Plauderbuch so nebenbei einzusetzen, ganz ohne Zwang und ohne künstliche Situation. Nun bleibt mir nur noch zu hoffen, dass der kleine Prinz es als Mittel zur Kommunikation auch nehmen will. Es gibt ja auch immer noch die Option, dass er einfach lieber zuhört als erzählt...

  • Das ist ja super!
    Zuhören ist auch okay, wenn ihm das erstmal näher ist. Und manchmal haben wir hier Reaktionen vom Hans auf Angebote erst Wochen, Monate oder gar Jahre später ...
    Er tut oft sogar so, als würde es ihn gar nicht interessieren, dabei passt er insgeheim total gut auf, dann wird das verarbeitet, und viiiiieoül später kommt dann der erste eigene Versuch.
    so wie zb MarkusB.s Beschreibung, wie er Schwimmen gelernt hat.
    https://www.rehakids.de/phpBB2/viewtopic.php?p=685574#685574
    Analog in dem Buch von Nuala Gardener ihr Sohn Dale, der nie Rad gefahren ist, aber viel beobachtet hat, und eines Tages steigt er aufs Rad und fährt los 8o
    Oder Hans, der kein einziges Wort gesprochen hat, und mit zweieinhalb macht er den Mund auf und sagt ganze Sätze 8o

    Enscha - mit Hans im Glück (frühkindlicher Autismus, und Pubertät)
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  • Hi Leute,


    ich muss euch was erzählen.


    Im Kindergarten wird seit ca. einer Woche das Plauderbuch verwendet. UND: der kleine Prinz hat ein riesen Interesse! Er setzt sich dazu, wenn jemand erzählt, und alle finden es voll amüsant. Sie stoßen zwar auch an Grenzen, weil er z. B. beim Fernsehen (noch) kein Kärtchen hat für die DVDs, die er sich immer ansieht (werde ich aber machen), und auch sonst ja nicht alles in Bildern da ist, aber es läuft, und - was fast noch genialer ist - er SPRICHT seither mehr. In ganzen Sätzen, und wirklich viel. Sachen wie "Das ist mein Platz" zu einem Kindergartenkollegen, oder "XY, gehen wir in den Turnsaal"! Wir merken das auch zu Hause. Er redet einfach viel mehr. Er beschreibt auch extrem viel von dem, was er sieht oder tut. "Wir sind in der Badewanne", wenn er mit der kleinen Fee badet, und so weiter!!!!!!! Das kann doch jetzt nicht nur wegen der UK binnen so kurzer Zeit so explodieren, oder doch? Ich kann euch überhaupt nicht sagen, wie ich mich gerade fühle. Ich fliege!!!!!!!!!!!!!!

  • Glückwunsch!!!!
    Freu dich einfach!!!!!
    wenn du Glück hast, war es genau das richtige Angebot mit einem begleitetenn Entwicklungsschritt!
    ERSTMAL einfach NUR freuen und weitermachen!!!!
    Danke, dass wir uns hier auch erstmal einfach mitfreuen dürfen.


    Grüße


    J
    onna
    ~~~~~~~~~~
    mit Jesper und Felix *2006 (Down Syndrom PLUS, gehörlos und weitere Baustellchen...)




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